Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller


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      Und jetzt zur frohen Ernte reifen soll.

      – Ihr wart noch zarte Knaben, aber schon

      Entzweite euch der jammervolle Zwist,

      Der ewig nie mehr wiederkehren möge,

      Und häufte Gram auf eurer Eltern Herz.

      Da wurde eurem Vater eines Tages

      Ein seltsam wunderbarer Traum. Ihm deuchte,

      Er säh aus seinem hochzeitlichen Bette

      Zwei Lorbeerbäume wachsen, ihr Gezweig

      Dicht ineinander flechtend – zwischen beiden

      Wuchs eine Lilie empor – Sie ward

      Zur Flamme, die der Bäume dicht Gezweig

      Und das Gebälk ergreifend prasselnd aufschlug,

      Und um sich wütend, schnell, das ganze Haus

      In ungeheurer Feuerflut verschlang.

      Erschreckt von diesem seltsamen Gesichte

      Befragt der Vater einen sternekundigen

      Arabier, der sein Orakel war,

      An dem sein Herz mehr hing, als mir gefiel,

      Um die Bedeutung. Der Arabier

      Erklärte: wenn mein Schoß von einer Tochter

      Entbunden würde, töten würde sie ihm

      Die beiden Söhne und sein ganzer Stamm

      Durch sie vergehn – Und ich ward Mutter einer Tochter,

      Der Vater aber gab den grausamen

      Befehl, die Neugeborene alsbald

      Ins Meer zu werfen. Ich vereitelte

      Den blutgen Vorsatz und erhielt die Tochter

      Durch eines treuen Knechts verschwiegnen Dienst.

      DON CESAR.

      Gesegnet sei er, der dir hülfreich war,

      O nicht an Rat gebrichts der Mutterliebe!

      ISABELLA.

      Der Mutterliebe mächtge Stimme nicht

      Allein trieb mich, das Kindlein zu verschonen.

      Auch mir ward eines Traumes seltsames

      Orakel, als mein Schoß mit dieser Tochter

      Gesegnet war: Ein Kind wie Liebesgötter schön

      Sah ich im Grase spielen, und ein Löwe

      Kam aus dem Wald, der in dem blutgen Rachen

      Die frisch gejagte Beute trug, und ließ

      Sie schmeichelnd in den Schoß des Kindes fallen.

      Und aus den Lüften schwang ein Adler sich

      Herab, ein zitternd Reh in seinen Fängen,

      Und legt es schmeichelnd in den Schoß des Kindes,

      Und beide, Löw und Adler, legen fromm

      Gepaart sich zu des Kindes Füßen nieder.

      – Des Traums Verständnis löste mir ein Mönch,

      Ein gottgeliebter Mann, bei dem das Herz

      Rat fand und Trost in jeder irdschen Not.

      Der sprach: »Genesen würd ich einer Tochter,

      Die mir der Söhne streitende Gemüter

      In heißer Liebesglut vereinen würde.«

      – Im Innersten bewahrt ich mir dies Wort,

      Dem Gott der Wahrheit mehr als dem der Lüge

      Vertrauend, rettet ich die Gottverheißne,

      Des Segens Tochter, meiner Hoffnung Pfand,

      Die mir des Friedens Werkzeug sollte sein,

      Als euer Haß sich wachsend stets vermehrte.

      DON MANUEL seinen Bruder umarmend.

      Nicht mehr der Schwester brauchts, der Liebe Band

      Zu flechten, aber fester soll sies knüpfen.

      ISABELLA.

      So ließ ich an verborgner Stätte sie,

      Von meinen Augen fern, geheimnisvoll,

      Durch fremde Hand erziehn – den Anblick selbst

      Des lieben Angesichts, den heißerflehten,

      Versagt ich mir, den strengen Vater scheuend,

      Der von des Argwohns ruheloser Pein

      Und finster grübelndem Verdacht genagt,

      Auf allen Schritten mir die Späher pflanzte.

      DON CESAR.

      Drei Monde aber deckt den Vater schon

      Das stille Grab – Was wehrte dir, o Mutter,

      Die lang Verborgne an das Licht hervor

      Zu ziehn und unsre Herzen zu erfreuen?

      ISABELLA.

      Was sonst als euer unglückselger Streit,

      Der, unauslöschlich wütend, auf dem Grab

      Des kaum entseelten Vaters sich entflammte,

      Nicht Raum noch Stätte der Versöhnung gab?

      Konnt ich die Schwester zwischen eure wild

      Entblößten Schwerter stellen? Konntet ihr

      In diesem Sturm die Mutterstimme hören?

      Und sollt ich sie, des Friedens teures Pfand,

      Den letzten heilgen Anker meiner Hoffnung,

      An eures Hasses Wut unzeitig wagen?

      – Erst mußtet ihrs ertragen, euch als Brüder

      Zu sehn, eh ich die Schwester zwischen euch

      Als einen Friedensengel stellen konnte.

      Jetzt kann ichs und ich führe sie euch zu.

      Den alten Diener hab ich ausgesendet,

      Und stündlich harr ich seiner Wiederkehr,

      Der ihrer stillen Zuflucht sie entreißend,

      Zurück an meine mütterliche Brust

      Sie führt und in die brüderlichen Arme.

      DON MANUEL.

      Und sie ist nicht die einzge, die du heut

      In deine Mutterarme schließen wirst.

      Es zieht die Freude ein durch alle Pforten,

      Es füllt sich der verödete Palast,

      Und wird der Sitz der blühnden Anmut werden.

      – Vernimm, o Mutter, jetzt auch mein Geheimnis.

      Eine Schwester gibst du mir – Ich will dafür

      Dir eine zweite liebe Tochter schenken.

      Ja, Mutter! Segne deinen Sohn! – Dies Herz,

      Es hat gewählt, gefunden hab ich sie,

      Die mir durchs Leben soll Gefährtin sein.

      Eh dieses Tages Sonne sinkt, führ ich

      Die Gattin dir Don Manuels zu Füßen.

      ISABELLA.

      An meine Brust will ich sie freudig schließen,

      Die meinen Erstgebornen mir beglückt,

      Auf ihren


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