Georg Schweinfurth: Afrikanisches Skizzenbuch. Georg Schweinfurth
erblickt wurden, rasteten. Dieses Tal ist außerordentlich üppig mit Reseda lurida M., der „Chosame“ der Ababde, bewachsen, ein Leckerbissen für die Kamele.
25. Januar. Da von hier aus das große Uadi, das Meer anstrebend, eine mehr östliche Richtung einschlägt, musste ich in ein Seitental einbiegen, in dem anfangs NNW und dann NO 25 Minuten lang aufwärts gestiegen wurde. Alsdann abwärts durch ein System unregelmäßiger Talgesenke marschierend, wurde der Marsch in NNO und NO weitere 25 Minuten fortgesetzt, bis wir eine weite Ebene vor uns hatten, die NNO in 48 Minuten durchschritten wurde. 50 Minuten in einem durch große Diorithügel unregelmäßig begrenzten Talgesenke wandernd, verfolgten wir anfangs eine nördliche, später eine NNO-Richtung. Viele Marchgebüsche und zum ersten Male Astragalus prolixus Sieb, sowie der weiterhin südwärts so häufige und Kamelweiden bildende Schuhsch, ein aromatisches Büschelgras von 4–5 Fuß Höhe (Panicum turgidum D.) traten mir hier entgegen. Auch stießen mir mehrere Flüge des Pterocles auf. Nach 25 Minuten ebenen Marsches in NO eröffnet sich unseren Blicken eine dürre, vegetationslose, breite Kiesfläche, die in NO durch einen Höhenzug von rotem Granit begrenzt erscheint, während rechts in weiter Ferne das Meer sich zeigt.
In NNW überschritten wir alsdann 50 Minuten lang diese Fläche, bis wir drüben in die Granithügel eintraten, wo etwas gerastet wurde. Das daselbst angetroffene Gestein besitzt eine von der Hauptmasse des Gebirgsstockes der ägyptischen Kordilleren abweichende Beschaffenheit. Ich habe diese Art Granit, deren es in diesen Bergsystemen mehrere von verschiedenem Alter und abweichender Beschaffenheit und Färbung gibt, auch an anderen Punkten der Küste angetroffen, in deren Nähe sie Vorhügelzüge bildet. Namentlich die pittoresken fleischroten Felsen von Scherm Suliah (Scherm Schech) bei Uadi Gemal, die Grabhügel bei Berenike, auch die Berge von Abu Amameh unter dem 21° n. Br. sind den in Rede stehenden äußerst analog.
Nach weiterem 20 Minuten nordwärts gerichtetem Marsch überstiegen wir einen niederen gegen NNW sich weithin ziehenden Kalkfelsen, während rechts 150 Fuß hohe Hügel des beschriebenen Granits und links verflachte Dioritfelsen eine Art Talsenkung erzeugen. In nördlicher Richtung wurden nun 50 Minuten zurückgelegt, bis wir uns ziemlich (etwa 30 Minuten) dem Meere genähert hatten. Hier kreuzten wir die Mündung des Uadi Manich, woselbst die Sille- und Zygophyllum-Vegetation wieder zunimmt. Ein Sandsteinfelsen, dessen stark abfallende Schichten in der Richtung des Hauptgebirgsstockes streichen, tritt an dieser Stelle hinter den die erste Küstenerhebung ausmachenden rezenten Korallenkalkfelsen zutage. Nach 25 Minuten überschritten wir die Austrittsstelle des Uadi Sireb und nach abermaligen 25 Minuten starken Marsches, während das Meer immer näher herantrat, erblickten wir endlich die Masten der Schiffe in dem Hafen von Kosser. Durch die breite Küstenfläche hindurchziehend bedurfte es noch weiterer 90 Minuten verstärkten Marsches, um die Stadt zu erreichen. Die Wanderung an diesem Tage war von der Geschwindigkeit starkschreitender Karawanenkamele, zu 5 km die Stunde gerechnet.
Die Anwesenheit eines großen Dampfers auf der Reede überraschte mich, da dies hier ein sehr seltener Fall ist. Auf der Rückfahrt von Suakin nach Suez war das Schiff widriger Winde halber hier eingelaufen, da der Kapitän über allzu großen Konsum von Kohlen klagte. Die Fracht des Dampfers bestand fast ausschließlich aus Vieh, das seit einiger Zeit massenhaft für Rechnung der ägyptischen Regierung von jenem Hafen bezogen wird. 130 Ochsen und eine Masse Schafe erfüllten alle Räume des großen Schiffes. Die im Roten Meere fast das ganze Jahr hindurch wehenden Nordwinde veranlassen für die Rückreise einen so außerordentlichen Mehrverbrauch an Kohlen, dass die Transportpreise für letztere um 1/3 höher sind als für die Hinfahrt. Auf diese Tatsache gestützt wollen auch viele die Unmöglichkeit eines großen Verkehrs von Segelschiffen im Roten Meere ableiten, wodurch für die Zukunft die Rentabilität des Suezkanals in Frage gestellt werden könnte.
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Ich treffe nun die Vorbereitungen zu meiner abermaligen Seereise nach Suakin, die durch den konstanten starken Nordwind sehr begünstigt erscheint. Ich habe hier meine früher engagierten Leute wiedergefunden, mit denen ich sehr zufrieden war, es fehlt mir daher für die Zukunft nicht an ordentlicher Bedienung. Ich werde nun am Elba anlegen, um dieses Gebirge in der äußerst günstigen Jahreszeit nochmals botanisch ausbeuten zu können. Dort an der Grenze zweier Zonen harren meiner noch manche interessante Funde. Wenigstens werden Hitze und Wassermangel mir in dieser Zeit keine Hindernisse in den Weg legen; mit den Bischarin will ich schon fertig werden.
Der Handel liegt wegen des Ausfuhrverbotes des Getreides gänzlich darnieder. Nur für 8.000 Ardeb Korn hat die Regierung neuerdings dieses Gesetz aufgehoben, damit wenigstens ein Teil der vorhandenen Vorräte nicht verderbe.
Wie soll man sich die eigentümliche Erscheinung erklären, die das Rote Meer alljährlich während des Winters durch auffallend hohen Stand des Wassers auch zur Zeit der Ebbe zeigt? Korallenbänke, die im Sommer alltäglich von der Ebbe freigelegt zu werden pflegen, sind gegenwärtig gar nicht zugänglich. Ein Zoologe wäre jetzt schlimm daran mit dem Einsammeln von Seetieren. Sogar der Fischfang wird durch dieses Phänomen so sehr beeinträchtigt, dass der im Sommer überaus reiche Fischmarkt von Kosser wie verwaist erscheint.
Straße in Kosser
(aus Klunzinger, Erinnerungen aus meinem Leben, Würzburg,
Verlag Kabitzsch)
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