Blonde Schokolade Vol.1. Glen Cassiel

Blonde Schokolade Vol.1 - Glen Cassiel


Скачать книгу

      Schlafen, essen, aufs Klo gehen, Sex haben, dazwischen ein wenig Konsum – und dann beginnt die Spirale wieder von vorn. Egal, auf welcher Insel oder in welchem Land man sich gerade befindet, es sind immer die gleichen Beweggründe, die den Menschen leiten. Das ist zwar nur auf das Notwendigste heruntergebrochen, aber es trifft auf alle zu. Denn alles, was wir sind, entsteht aus den Gedanken, den Worten und den daraus resultierenden Taten.

      Es ist schon komisch, wenn man sich den Lebensverlauf eines Menschen anschaut.

      Also, was tun? So viel machen, schaffen, lernen, speichern, weitergeben und hoffen, dass die nächste Generation dieses Wissen weitergibt und das Aufgebaute weiter ausbaut und noch größer macht. Aber man muss anfangen, etwas aufzubauen und die Träume und Wünsche in die Tat umzusetzen, Verpflichtungen eingehen, sich selbst und dem engsten Familienkreis das Versprechen geben, das Bestmögliche aus seinem Leben zu machen.

      In erster Linie ist für mich das Wichtigste, dass man sich nicht für den anderen verstellen und sich nicht rechtfertigt muss.

      Vertrauen, Akzeptanz, Ehrlichkeit, Respekt und Verständnis – wichtige, ja sehr wichtige Aspekte, an denen ich festhalte und an die ich glaube, bei denen ich manchmal aber auch versage, sie nicht beherzige, weil es vorkommt, dass mein EGO sich in meinem Kopf breitmacht und mir den Weg versperrt. Ich habe festgestellt, wenn man nicht Ego-bezogen lebt, dann lebt es sich deutlich leichter und besser. Dadurch erkennt man , wie viele Menschen eigentlich von ihrem Ego geleitet werden. Das ist schon krass: Sobald man sein eigenes Ego ablegt, nimmt man die anderen komplett anders wahr. Diese Erkenntnis habe ich Dr. Wayne Dyer zu verdanken, der leider bereits verstorben ist. Doch dank der digitalen Medien sind viele seine Vorträge (auf Englisch) im Internet zu finden, zudem gibt es einige seiner Bücher auf Deutsch. Er eröffnete mir eine neue Welt; wie gern hätte ich ihn persönlich getroffen. Dennoch bin ich dankbar, seine Werke kennengelernt zu haben, sie haben mir wirklich sehr geholfen und ich kann sie dir nur empfehlen – vielleicht ist auch etwas für dich dabei?

      Trotz der motivierenden Erinnerung an Dyers Werke stecke ich gerade in diesem Moment, da ich diese Zeilen schreibe, in einem emotionalen Loch. Ich bin innerlich zerbrochen.

      Ich lese Dyers Texte und merke, dass sie mir doch Kraft spenden, und dadurch lädt sich die Glaubensbatterie wieder auf. Nichts passiert gegen mich, alles passiert für mich – wie auch für dich! Doch nun genug vom Vorgeplänkel, kommen wir zu dem Kapitel, wo die Geschichte ihren Lauf nimmt .

      Der Samstag vor 19 Jahren

      Sobald ich eine Frau gefunden hatte, die mir auf Anhieb gefiel, schaltete sich mein Kopf aus, das Herz ging an, die Gefühle zerstoben in tausend Teile und alles andere war mir egal. Vielleicht liegt es daran, dass ich vom Sternzeichen Krebs bin? Ich hatte in meiner Vergangenheit einige Freundinnen, die mich alle auf irgendeine Art geprägt haben.. Viele dieser Frauen haben mein Vertrauen missbraucht, mich verletzt oder mir Kummer bereitet und sind von mir fortgegangen. Doch als ich am Boden zerstört war, nicht mehr weiterwusste, hatte ich tief in mir so eine kleine Hoffnung, irgendwann doch noch eine Person zu treffen, die zu mir steht, mich akzeptiert, respektiert und bei mir bleibt. Denn das Beste kommt immer zum Schluss, so lautet doch das Sprichwort?

      In einem Buch für Horoskope steht über den Krebs-Mann:

      „Wenn der Krebs in der Liebe enttäuscht wird, so kann er ein launenhafter Schürzenjäger und ein unglücklicher Herzensbrecher werden.“

      Es gab eine Zeit in meinem Leben, da steckte ich in der Haut eines Menschen, dem ich eigentlich gar nicht ähnelte. Frauen waren nur Trophäen für mich, ich wollte ihnen das Gleiche antun, was sie mir angetan hatten. Doch dadurch fühlte ich mich auch nicht besser; ich konnte mich schnell davon befreien und habe wieder zu mir selbst gefunden.

      Es gibt nicht viele Frauen, die mir gefallen, sie müssen dieses gewisse Etwas haben. Worauf ich persönlich achte, sind diese banalen Kleinigkeiten, die normalerweise als selbstverständlich in einer Beziehung gelten. Ob sie mir zuhört, mich in den Arm nimmt oder einfach nur küsst oder mir einen liebevollen Blick zuwirft. Sobald sie mich spüren lässt, dass ich ihr wichtig bin, sie mich respektiert und mir das Gefühl gibt, dass ich der Auserwählte für sie bin, dann ist nichts mehr unmöglich für mich. Egal, welchen Wunsch sie hat oder was auch immer sie glücklich macht – ich tue es als Zeichen meiner Dankbarkeit. Nun zu der Frau, bei der alles anders gelaufen ist, wie ich es bis dahin kannte.

      Ich war 17 Jahre alt, als Malena in mein Leben trat.

      Leider bin ich jemand, der mit einer beachtlichen Leidensfähigkeit ausgestattet ist, und ich danke meinem besten Freund Emilio, der mich in dieser Zeit immer wieder aufmunterte. Ein weiteres Danke dafür, dass er mich damals in jene Disco mitgenommen hat, in der die Geschichte begann.

      Unser Heiliger Gral, der Samstagabend! Bereits am frühen Morgen ist die Vorfreude so groß, dass man gar nicht lange schlafen kann. Alles, was ansteht, wird möglichst schnell erledigt, und zur Abenddämmerung wächst die Freude weiter an, denn das ist die Zeit, auf die man die ganze Woche gewartet hat. Es ist schon fast ein Ritual, das sich nach und nach eingeschlichen hat. Schnell duschen, das Parfüm darf nicht fehlen, sich anschließend ein cooles Outfit zurechtlegen, in der Regel eine Jeans, ein Hemd und je nach Witterung ein Jackett oder eine andere Jacke. Per Handy wird mit den Freunden eine Uhrzeit und ein Treffpunkt ausgemacht. Vorher aber noch ein Abstecher an die Tanke, ein paar Dosen Smirnoff Ice und vor allem Kaugummis dürfen nicht fehlen. Kaum ist man im Jugendzimmer des Kumpels angekommen, werden schon zur Begrüßung die ersten Dosen geöffnet und die alkoholischen Getränke in sich hineingeschüttet. Die Lautstärke der Musik wird zum Warmmachen noch etwas aufgedreht und die Stimmung steigt mit jedem Schluck weiter. Nach einer Weile gehts los. Die Zeit ist gekommen, es ist kurz nach 23:00 Uhr und man will nur eins: feiern und die restliche Woche hinter sich lassen, Mädels kennenlernen und einfach den Abend genießen. Die Fahrt dauert keine zwanzig Minuten, über die Autobahn und noch ein wenig durch die Stadt. Der Hauptstraße folgend wird nach Parkplätzen Ausschau gehalten, man wird schnell fündig. Den Wagen geparkt, bis auf Geld und den Wagenschlüssel haben wir nichts mehr dabei. An der Tür ist bereits der dumpfe Klang der Musik zu hören. Zwei weiße Gorillas stehen vor der Tür, nicht ganz helle in der Birne, bewegen sie ihre Arme wie Roboter entlang unserer Körper und tasten sich durch. Passend zum Alkoholpegel erlaube ich mir die Frage, ob er nach einem Date sucht, da er mich so zärtlich anfasst?! Diese Frage kommt nicht so gut an, sein Blick wird düster und man merkt, wie sein kleines Hirn die Frage verarbeitet. Bevor er diese ausgewertet hat, erlöse ich ihn und gebe ihm zu erkennen, dass das nur ein kleiner Spaß war. Daraufhin schiebt er uns mit einem Arm durch und wendet den Blick bereits den Nächsten zu. So, geschafft. Wir sind drin.

      Sofort suchen meine Augen nach weiblichen Geschöpfen, innerhalb von zwei Minuten hat man fast alles gesehen, was sich im Eingangsbereich tummelt, scheint es. Doch dann, in einer halben Millisekunde, sieht man etwas, was so faszinierend ist, dass man es am liebsten nicht mehr aus den Augen lassen möchte. Diese zuckersüße, leicht gebräunte Haut, die leicht im Licht schimmert, diese goldenen, schulterlangen, glänzenden Haare, die durchs Gesicht streifen, und dazu dieser kleine, zierliche, wohlgeformte Körper. Ich frage mich, wie kann Gott immer wieder solche herrlichen Geschöpfe erschaffen?! Plötzlich ist es im Raum ganz leise, das Drumherum völlig uninteressant, das Herz fängt an, schneller zu schlagen, rasend schnell bildet sich ein Kloß im Hals, ich erkenne mich selbst nicht mehr. Was ist bloß los? Und schon fangen die kleinen Rädchen im Kopf an zu rattern, Vorstellungen, die zu schön sind, um wahr zu werden. Die Analyse startet und verschiedene Fragen kommen auf. Was-wäre-wenn-Szenarien durchlaufen den Kopf wie eine Kinofilmrolle. Hat sie einen Freund? Ich suche nach dem Kerl der jeden Moment zu ihr kommen könnte und sie küsst oder zum Tanzen auffordert. Doch nichts passiert. Sie bleibt auf ihrem Platz sitzen, lacht mit den Freundinnen. Es ist ein wahrer Genuss, ihr beim Lachen zuzuschauen. Ein Bein über das andere geschlagen, die rot glänzende Hose schmiegt sich an die straffen, sportlichen Beine. In der rechten Hand hält sie eine Zigarette und zieht nach einer Weile daran. Die Bewegungen sind fließend, einfach alles passt in diesem Moment zusammen, obwohl mich Frauen, die rauchen, eher abstoßen. Doch ich verdränge dieses dämliche Laster. Durch das Farbenspiel der wechselnden Discobeleuchtung gibt es Licht- und Schattenspiele auf ihrer Haut. Ich erkenne rote


Скачать книгу