Homunkulus Rex. S. G. Felix
Dienststelle der Polizei Bescheid geben, dass wir ihn aufsuchen, sonst machen sich die Datenschützer gleich wieder in die Hose. Den Fall habe ich nämlich durch meine Kontakte aufgegriffen. Von sich aus hätte die Polizei uns nichts mitgeteilt«, sagte der erste Kollege.
»Mach das. Thomas und ich gehen diesen Mester morgen besuchen.«
»Gut. Wir gehen jetzt in der Kantine essen. Kommst du mit? Oder sollen wir dir etwas mitbringen?«
»Mir ist jetzt nicht nach Essen zumute. Was ich brauche, ist eine schöne Portion frisches Retortenfleisch auf einem Silbertablett, das ich diesen unverbesserlichen Gutmenschen im Parlament, die unsere Abteilung schließen wollen, vor die Füße werfen kann.«
Stobeck grinste. »Na dann, Marc. Gute Jagd.«
Kapitel 11: Die Beute
Robert hatte mit Hendrik die halbe Nacht lang diskutiert. Seine größte Sorge war sein Klon. Robert2 hatte ihn umbringen wollen - daran bestand für Robert kein Zweifel.
»Er ist völlig ausgeflippt. Sie hätten seine Augen sehen sollen. Wie die eines Verrückten.«
»Noch einmal: Er wusste wahrscheinlich gar nicht, was er tat. Seine Biochemie hat ihn dazu getrieben. Das ist eine seltene Fehlfunktion, die bei unseren Klonen vorkommen kann.«
»Davon haben Sie mir aber in unserem Verkaufsgespräch nichts gesagt. Sie haben mich betrogen!«
»Nein! Das habe ich nicht. Wie gesagt. Es kommt äußerst selten vor. Aber es kommt eben vor. Bedauerlicherweise war es in Ihrem Fall so gravierend, dass jemand Sie angezeigt hat.«
»Sie meinen den Klon.« Robert vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich möchte gar nicht daran denken, was er auf der Arbeit gemacht hat. Wenn er da so eine Nummer abgezogen hat wie hier, bin ich geliefert.«
»Wir haben nichts über arbeitsrechtliche Konsequenzen gehört. Was immer er getan hat, es kann gar nicht so schlimm gewesen sein.«
»Und jetzt benimmt er sich wieder normal?«
»Ja. Wir werden an seinem Steuerungsimplantat noch einige Justierungen vornehmen, das ist nicht aufwendig. Und mehr wird auch nicht nötig sein.«
»Und wann soll das geschehen?«
»Gleich morgen. Vielleicht sogar noch heute Nacht. Meine Leute arbeiten bereits an der Programmierung.«
»Also nichts anderes als eine Art Patch? Ein Software-Update? Und das soll ich glauben?«
»Ja, das müssen Sie mir glauben.«
Robert pfiff verächtlich. »Ich bin so ein Idiot! Ich habe einen schweren Fehler gemacht. Ich hätte das Geld meiner Tante nehmen sollen und alles auf den Kopf hauen, statt mich auf diesen Wahnsinn einzulassen.«
»Wir stehen das gemeinsam durch. Geben Sie jetzt nicht auf. Sie wussten, dass es Probleme geben könnte. Verlieren Sie sich jetzt nicht in Ihrem Selbstmitleid.«
»Pah! Sie haben gut reden! Was mache ich denn, wenn diese Typen von der AKE hier aufkreuzen? Sagen Sie schon! Was?«
»Das wird ganz bestimmt nicht passieren. Und wenn doch...« Hendrik holte ein winziges Kügelchen aus einem kleinen Kästchen.
»Was ist das? Noch eines Ihrer lustigen Gadgets?«
»Könnte man so sagen. Das stecken Sie sich bitte ins Ohr. So kann ich oder einer meiner Kollegen auf einer geheimen und verschlüsselten Frequenz mit Ihnen Kontakt aufnehmen und Sie im Fall der Fälle warnen, falls Sie ungebetenen Besuch bekommen. Und natürlich werden wir Ihnen auch sagen, was Sie tun sollen.«
Robert drehte das winzige Gerät zwischen Zeigefinger und Daumen. Er schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Ich gehe jetzt. Ich muss meinen Leuten helfen, da wir jetzt alles viel schneller vorbereiten müssen.«
»Sie lassen mich mit diesem... diesem Freak alleine? Was ist, wenn er wieder auf mich losgeht?«
»Er wird sich dank der Spritze normal benehmen. Die wirkt mindestens 24 Stunden. Vielleicht komme ich noch heute Nacht mit der neuen Software. Haben Sie keine Angst. Wir kümmern uns um alles. Schon vergessen? Bisher haben wir jeden Auftrag erfolgreich beendet.«
Robert verzog abfällig das Gesicht und sagte nichts.
»Und stecken Sie sich den Sender ins Ohr, damit ich Sie jederzeit kontaktieren kann. Verstanden?«
»Ich weiß schon, was ich zu tun habe. Gehen Sie und machen Sie Ihren Job.«
Hendrik war sichtlich verlegen. Es schien ihm wirklich leidzutun, dass der Klon ungebetene Aufmerksamkeit erregt hatte. »Ich komme so schnell wieder, wie ich kann.«
Robert würdigte ihn keines Blickes mehr und ging in sein Schlafzimmer. Die Tür verriegelte er, falls der verrückte Klon reinkommen wollte. Schlaf würde er in dieser Nacht nicht mehr finden.
In derselben Nacht gegen zwei Uhr morgens meldete sich Hendrik über den Empfänger in Roberts Ohr, dass innerhalb von zehn Minuten jemand von seinen Leuten mit der neuen Software vor seiner Tür stehen würde. Es war eine Frau, die kein Interesse daran hatte, mit Robert zu reden, sondern sofort mit dem Überspielen der neuen Software beginnen wollte. Robert verstand nicht ganz, wie sie das anstellen wollte. Anscheinend baute sie eine Art Funkverbindung zum Computerchip im Gehirn des Klons auf und spielte das Software-Update auf.
»Und das war es jetzt?«
»Ja, alles wieder normal. Er wird Sie nicht mehr körperlich angehen oder sich auffällig verhalten. Wenn doch etwas ist, sagen Sie uns sofort Bescheid. Ich gebe Ihnen eine neue Telefonnummer.«
»Ich bin begeistert«, maulte Robert.
Der Klon sagte nichts.
»Legen Sie sich schlafen«, riet ihm die Frau und verschwand auch schon wieder. Robert2 legte sich auf die Couch. Er atmete ruhig, als wäre nichts gewesen.
Wer ein reines Gewissen hat, kann auch gut schlafen, dachte Robert verärgert. Er ging in sein Schlafzimmer und legte sich auch aufs Ohr. Überraschend fand er doch ein wenig Schlaf. Der nächste Tag würde ihm mehr abverlangen, als er ahnte.
Kapitel 12: Ungebetener Besuch
Das erste Klingeln hatte Robert nur im Halbschlaf wahrgenommen. Das zweite dann ganz bewusst. Er öffnete die Augen. Und als eine innere Stimme ihn daran erinnerte, dass es die Polizei sein könnte, schoss ihm das Adrenalin durch den Körper. Er sprang aus seinem Bett und schloss die Schlafzimmertür auf. Draußen im Flur stand schon Robert2 und sah auf dem elektronischen Spion, dass vor der Tür niemand stand, den er oder sein Original kannten. Er legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete Robert, kein Geräusch zu machen.
Es klingelte ein drittes Mal. Sollte Robert einfach so tun, als wäre er nicht zuhause? Das wäre sinnlos, denn der Ortungschip, den die Beamten mit Sicherheit anpeilen konnten, befand sich ja in der Wohnung.
Robert2 eilte lautlos zu Robert. »Was machen wir jetzt?«
Robert musste handeln. Jetzt! »Du gehst ins Bad und versteckst dich in der Nische hinter dem Trockner und der Waschmaschine. Ich versuche, sie abzuwimmeln«, flüsterte er.
»Nein. Ich habe deinen Ortungschip. Wenn sie einen Scan bei mir machen wollen, kann nur ich bestätigen, dass ich du bin. Hoffen wir nur, dass sie nicht deinen Chip registrieren. Ich mach das schon, keine Sorge.«
Robert wollte widersprechen.
»Keine Zeit für Diskussionen. Geh schon!«
Robert ging ins Bad und schloss die Tür, ohne sie zu verriegeln, denn das hätte mit Sicherheit für Fragen gesorgt. Er lauschte an der Tür.
Robert2 zog sich die Hose aus und warf sie auf einen Stuhl im Wohnzimmer. Die Schlafzimmertür