Homunkulus Rex. S. G. Felix

Homunkulus Rex - S. G. Felix


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Morgen. Mein Name ist Marc Gardé. Das hier neben mir ist mein Kollege Thomas Stobeck. Wir sind von der Behörde für illegale Human-Reproduktion und hätten ein paar Fragen an Sie. Sie sind Robert Mester?«

      »Ja«, sagte Robert2 und spielte den verdutzen Bürger, der nichts zu verbergen hat, mit Bravour.

      »Dürfen wir hereinkommen?«

      »Sicher. Ich habe noch geschlafen und noch nicht aufgeräumt.«

      »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Es dauert nicht lange. «

      Mit Entsetzen hörte Robert hinter der Badezimmertür, wie die Beamten des AKE in seine Wohnung eintraten. Er versteckte sich in einer Nische, wissend, dass dies ziemlich sinnlos war, wenn die Männer seine Wohnung durchsuchen wollten.

      »Ich äh, ich bin gerade aufgestanden. Bin gestern Nacht auf der Couch eingeschlafen«, sprach Robert2 verlegen. »Entschuldigen Sie die Unordnung.«

      Marc winkte ab. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Wir sind es doch, die unangemeldet reingeplatzt sind.« Er sah sich im Wohnzimmer um. Lange Zeit verharrte sein Blick auf der Couch, auf der eine Decke zerwühlt lag. »Sie leben allein?«

      »Ja.«

      »Schon immer?«

      »Zumindest seit ich diese Wohnung gemietet habe. Ganz selten habe ich mal Besuch, der bei mir übernachtet.«

      Marc nickte. Er achtete darauf, einen freundlichen Gesichtsausdruck zu wahren. Mester sollte in Sicherheit gewiegt werden. »Sie stehen auch in keiner festen Beziehung?«

      »Nein, zurzeit nicht. Darf ich jetzt erfahren, was Sie von mir wollen? Illegale Human-Reproduktion? Was habe ich damit zu tun?«

      »Nur die Ruhe, Herr Mester. Wir müssen Ihnen nur ein paar Fragen stellen, da wir einen Hinweis bekommen haben. Dem sind wir verpflichtet nachzugehen. Fürs Protokoll.«

      »Wer hat Ihnen einen Hinweis gegeben?«

      »Das können wir Ihnen natürlich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen.« Die Wahrheit war, dass der Hinweis auf Robert (eigentlich Robert2) anonym eingegangen war. Anonyme Hinweise waren nicht gerne gesehen - einer der Gründe, warum die Polizei dem nicht weiter nachgegangen ist. Aber sie waren dennoch selbst in dieser hochtechnisierten und von Überwachung und Kontrolle geprägten Zeit möglich. Aber Marc wäre nicht Marc, wenn er nicht herausgefunden hätte, wer die Meldung gemacht hatte.

      »Einer meiner Kollegen hat was gemeldet, ist es nicht so?« Robert2 merkte, dass sein Nervenkostüm litt, je länger die Männer in seiner Wohnung waren. Er durfte sich nichts anmerken lassen.

      »Gäbe es denn dafür einen Grund? Haben Sie Probleme mit Ihren Kollegen?«

      »Nein, absolut nicht.«

      »Dann vielleicht Probleme mit Ihrer Freundin? Wie war noch ihr Name?« Marc sah auf seinem Tablet nach. »Nicole Terens.«

      »Wir sind nur platonisch befreundet. Wir unternehmen ab und an etwas zusammen, das ist alles. Woher wissen Sie von ihr?«

      »Wir haben da unsere Quellen.«

      »Und was ist mit Ihrer Arbeit? Alles in Ordnung?«

      »Alles wie immer.«

      »So? Ich habe hier einen Bericht von Ihrem Betriebspsychologen. Sie waren vor einiger Zeit zu ihm oder ihr einbestellt worden und hatten ein langes Gespräch. Stimmt das?«

      »Ich hatte ein Gespräch mit einem Roboter.«

      Marc lächelte. »Ja, ich weiß. Es gibt praktisch keine Psychologen und Ärzte mehr, die aus Fleisch und Blut sind. Diese KI-gesteuerten Dinger können einem manchmal den letzten Nerv rauben, nicht wahr?«

      »Sie haben ja keine Ahnung«, sagte Robert2. »Ich hatte einen kleinen Schwächeanfall, da ich an jenem Tag besonders starken Temperaturschwankungen ausgesetzt war. Mein Vorschlag über zu optimierende Pausen zwecks Akklimatisierung wurde abgetan, mit dem Versuch, meine Arbeitseinstellung zu diskreditieren. Darüber war ich ein wenig verärgert. Vielleicht können Sie das verstehen.«

      »Aber sicher doch. Das erklärt Vieles. Ich werde das in meinen Bericht schreiben.« Marc machte sich eine Notiz auf seinem Tablet.

      »Der Psychologen-Roboter hat eine Meldung an Sie geschickt, oder? Das muss es sein!«

      Marc sah lächelnd von seinem Tablet auf. Es sollte soviel sage wie: Darüber kann ich nicht reden, Sie wissen das.

      »Dürfen wir uns nochmal kurz umsehen? Dann sind wir auch schon wieder weg.«

      Robert2 erschrak innerlich. Er hoffte, dass er keine Zuckung gemacht hatte. »Wenn es denn sein muss«, sprach er mit gespielter Gereiztheit.

       Wenn er ins Bad geht, ist es aus.

      »Gut, dann...«

      »Wir müssen noch den Scan vom Chip machen«, unterbrach Stobeck seinen Kollegen.

      »Dann tu das. Wir wollen Herrn Mester nicht länger als nötig belästigen.«

      Robert2 war sich in diesem Moment nicht über seine Rechte im Klaren. Durften die Typen das? Wenn er jetzt Theater machen würde, dann würden die Männer misstrauisch. Sein Chip sollte tadellos funktionieren. Oder nicht? Nach dem, was gestern geschehen war, als er durchgedreht war? Er hatte keine Wahl. Er musste es zulassen.

      Stobeck hielt ein Gerät an seinen Nacken und machte einen langen Scan. Je länger es dauerte, desto unruhiger wurde Robert2. Mit Sorge sah er, wie dieser Gardé ins Schlafzimmer ging und hinter der nur halb geöffneten Tür verschwand.

      Das Bett! Robert2 erschrak. Robert hatte darin geschlafen. Und er selbst auf der Couch. »Das Bett habe ich gestern nicht gemacht. Ich war gestern Abend zu müde«, rief er in seiner Not zu Gardé.

      »Ja, ja. Das habe ich mir schon gedacht«, rief es aus dem Schlafzimmer.

      »Alles in Ordnung soweit«, sagte Stobeck und schaltete sein Gerät wieder aus. »Der Scan zeigt keine Auffälligkeiten.«

      Robert2 fiel ein Stein vom Herzen. »Was anderes hätte mich auch überrascht.«

      Stobeck machte sich auf seinem Tablet ein paar Notizen und kreuzte irgendwelche vorgegebenen Zeilen an, die Robert2 von der Seite nicht lesen konnte.

      »War es das jetzt?«

      Marc kam zurück aus dem Schlafzimmer. »Ich denke, ich habe genug gesehen. War nur falscher Alarm.«

      Gott sein Dank!, stießen Robert2 und Robert, der im Bad alles mitgehört hatte, zeitgleich in Gedanken aus.

      Marc Gardé drehte sich zur Wohnungstür, ging zwei Schritte darauf zu, blieb stehen, hielt inne und wandte sich dann plötzlich wieder Robert2 zu. Er hatte aus seiner Hosentasche einen kleinen Becher hervorgezaubert und hielt ihn Robert2 entgegen. »Das hätte ich fast vergessen. Wir brauchen ja noch eine Urinprobe von Ihnen. Reine Routine, Sie verstehen?«

      »Und die Blutprobe«, ergänzte Stobeck.

      Robert2 sackte das Herz in die Hose. Urin und Blut? Beides könnte ihn enttarnen! Er hatte die Tabletten genommen und die Spritze bekommen. Reste der jeweiligen Wirkstoffe würde man mit Sicherheit in beiden Proben nachweisen können. Er musste das irgendwie verhindern. »Moment mal. Dürfen Sie das überhaupt?«

      »Beide Proben sind selbstverständlich freiwillig, Herr Mester«, sagte Marc.

      »Sie müssen nur hier unterschreiben, dass Sie sie freiwillig abgegeben haben«, ergänzte Stobeck und hielt ihm sein Tablet hin.

      »Sie können sich auch weigern. Das ist Ihr gutes Recht. Aber dann müssten wir extra bei unserem Vorgesetzten einen Antrag stellen. Und dann müssten Sie während Ihrer Arbeitszeit zu uns kommen und die Proben abgeben. Die Mühe wollen wir Ihnen ersparen.

      Sie haben doch nichts zu verbergen. Also unterschreiben Sie einfach, und die Sache ist im Nu erledigt.«

      Im


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