Broken Bones. Andrea Appelfelder
Vampir musste oft an die Zeit vor seiner Wandlung zurückdenken. In einer kleinen französisch Stadt, hatte er sein Zuhause gefunden, er war der Fürst gewesen und hatte die Einwohner gerecht durch ihr Leben geführt.
Auch in diesem Moment träumte er wieder davon. Damals hatte er kurz vor der Hochzeit mit der dritten Tochter des damaligen Regenten gestanden, bis ein junger Mann auf ihn aufmerksam geworden war. Der Mann war gefesselt von seinem Charakter und seinem damals sadistischen Wesen gewesen, welches er nie offen ausgelebt hatte. Gemeinsam hatten sie schließlich perfide Spiele begonnen, in denen sie sich gegenseitig gequält und gefoltert hatten. Jedoch hatte er nach den Spielen nur tiefe Narben an Körper und Seele erhalten, während sein Meister unversehrt geblieben war. Letztendlich war er von seinem Freund auch verwandelt worden, aber nach nur zwei Jahren hatte er das Interesse an ihm verloren und war von einem Tag auf den anderen verschwunden. Danach war er allein und für die Welt der Menschen verloren gewesen.
Der Vampir war seitdem immer auf der Suche nach etwas gewesen, von dem er erst gewusst hatte, was es gewesen war, nachdem er Marik kennengelernt hatte.
Obwohl er und sein Meister sich so unendlich viele Schmerzen zugefügt hatten, sehnte er sich manchmal nach der Zeit zurück. Allerdings wollte er zurückblickend seine neue Familie auch nicht missen. Er liebte jeden einzelnen von ihnen und er kam schließlich zu dem Entschluss, dass er seinen Meister für das hasste, zu dem er ihn verleitet hatte.
Marik, der ebenso lange Haare hatte wie er, sah aus, als wäre er um die vierzig Jahre. Der russische Vampir besaß reine, stahlblaue Augen und war 1.95 Meter groß, während sein Freund nur um die 1.78 Meter groß war.
Trotz seiner erstaunlichen Größe hatte er ein anmutiges, freundliches, aber auch kantiges Gesicht mit einer langen, spitzen Nase. Auch er war muskulös gebaut und wie sein Freund von Narben gezeichnet. Allerdings waren seine nicht aus einem einmaligen Lustgefühl heraus entstanden, sondern waren Resultate aus den vielen Kriegen, die er bestritten hatte. Ihre Narben unterschieden sich noch weiter. Während die von Salomone sich auf dem Rücken und fein auf Teilen der Brust befanden, waren seine über den ganzen Körper tiefer verteilt. Allerdings hatte er nicht ganz so viele wie sein Freund, doch bei ihm schlossen sich noch Brandwunden den Narben an. Ein weiterer Unterschied war, dass er sich nicht für seinen Makel schämte. Das Gegenteil war der Fall, er war stolz auf jede einzige von ihnen.
Diese beiden Vampire hatten von allen noch die meisten Sachen an, da sie nicht in ihrem Rausch alles von sich geworfen hatten.
Außerdem behielt insbesondere Marik immer einen klaren Kopf, da er sich um die jüngeren Vampire sorgte und kümmerte. Der reinblütige Russe war auch derjenige gewesen, der Mike vor ungefähr zweihundert Jahren in einen Vampir verwandelt hatte. Die älteren Vampire konnte man am ehesten als die Eltern der anderen beschreiben.
Auf einem weiteren, roten Samtsofa waren zwei Vampire im Sitzen eingeschlafen. Der „fünfundzwanzig-jährige“ Grieche Iris hatte braune, kurze Haare und genauso braune Augen. Er war der Vampir, der schon am längsten beim Vatikan beschäftigt war.
Seine Haare waren hochgestylt und seine tiefbraunen Augen machten den Eindruck, als ob man durch sie bis tief in seine Seele blicken konnte. Lange hatte er nichts mit sich anzufangen gewusst, bis sein Meister gestorben war und er zu Gott gefunden hatte. Seit seiner Gottesfürchtigkeit hatte er nur noch ein Ziel: Er wollte alle Monster auslöschen. Als er den Anführer ihrer Gruppe kennengelernt hatte, hatte er es natürlich geändert.
Iris war mit seinen 1.80 Meter ungefähr genauso groß wie sein Freund, der neben ihm lag, nur dass Iris etwas muskulöser an seinen Armen und Beinen war.
Neben ihm saß ein Japaner mit langen weißem Haaren, die wie ein feinseidiger Stoff über seine Brust auf das Sofa fielen. Sein Name war Tomoyuki, aber er wurde von allen nur Tom genannt. Er war noch relativ neu dabei, aber schon seit ungefähr achtzig Jahren Mitglied der Einheit, sah jedoch nicht älter aus als Anfang zwanzig. Auch er war wie sein Kumpel darauf bedacht, alle Monster zu töten, nur dass er immer, wenn er dieses Wort verwendete, die menschlichen meinte. Er hasste die Menschen und war nur wegen der Vampire, die er als seine Familie liebte, hier. Sie hielten ihn in Zaun und ließen ihn seinen Hass vergessen.
Der Japaner besaß golden-schimmernde große, ausdrucksstarke Augen und außergewöhnlich lange silbernen Wimpern. Sein Gesicht war mit einer kleinen Nase und der weißlich schimmerten Haut fast perfekt. Der einzige Makel war ein verschlungenes, schwarzes Symbol in Form eines sich in den Schwanz beißenden, asiatischen Drachen, das auf seiner Wange tätowiert war. Dieses Zeichen, welches für die Unsterblichkeit aller Dinge stand, wurde Ouroborus genannt.
Er saß völlig geschafft mit nacktem, durchtrainierten Oberkörper da. Aus dieser Perspektive konnte man auch seine schlanken, aber muskulösen Arme und seinen, langen, schwanengleichen Hals erkennen. Allerdings hatte auch seine Brust einen Schönheitsfleck, die selbe Vampirfledermaus-Tätowierung, wie auch bei der Prinzessin und Mike.
Aber nicht nur er, die Vampirschönheit und ihr Freund hatten dieses Vampirmal, sondern jeder einzelne der Anwesenden.
Dieses Zeichen prangte desweiteren auf jedem Vampir der Welt, immer in der Herzgegend, bei Männern auf der linken Brust und bei Frauen auf dem linken Schulterblatt. Woher es kam, konnte niemand so genau sagen.
Man wusste nur, dass dieses Symbol, was einem Tattoo ähnelte, aber eigentlich keines war, sie markierte. Alles, was man mit Sicherheit sagen konnte, war der Aspekt, dass dieses Mal, was sie als Vampire auszeichnete, auftauchte, sobald die Verwandlung von einen Menschen in einen Vampir vollendet war. Vielleicht sollte dieses Zeichen sie markieren, verfluchen oder nichts dergleichen besagen.
Abseits von seinen Freunden saß einer für sich allein, an eine Wand gelehnt schlafend. Der Mann, der aussah wie um die dreißig, hatte trotz seines vorangeschrittenen Alters von über tausend Jahren immer noch seine roten, knalligen Haare und seine feuerroten ovalen Augen behalten. Der Aspekt mit den Haaren war für einen Vampir seines Alters ungewöhnlich.
Der Vampir war stets zu sarkastischen Kommentaren aufgelegt und sah im Gegensatz zu seinen Freunden eher durchschnittlich aus. Seine Arme und Beine waren waren kräftig gebaut. Sein Gesicht war mit Sommersprossen überzogen und seine Nase war spitz. Aber alles in allem passten seine Haare und sein Gesicht gut zusammen.
Wie alt er allerdings genau war, konnte nicht mal er sagen, aber seit unzähligen Jahren verfolgten ihn schon Visionen, aus einer frühen mittelalterlichen Welt.
Wieso Akira, wie er sich selbst nannte, keine weißen Haare hatte, wie die anderen in seinem Alter, wusste er nicht, wie er sonst eigentlich auch nichts wusste. Doch kannte er seine Vorlieben ganz genau, es waren Jungs und Mädchen im Teenageralter.
Der vampirische Mann, der wenigstens seine Wurzel durch seine Träume nach Schottland zurückverfolgen konnte, trug ebenfalls nur eine Hose. Er war der Älteste im Raum und hatte alles vergessen, was ihn ausmachte.
Sein Gedächtnis war wie ein riesiges schwarzes Loch und das schon seit er damals Marik und Salomone in Tokio kennengelernt hatte. Zu der Zeit hatte er keine Alternativen oder Perspektiven gehabt, also hatte er beschlossen, sich ihnen eine Weile anzuschließen, war dann aber nie wieder von dort weggegangen.
Was er aber auf jeden Fall noch genau wusste, war, dass er der einzige Vampir war, der jemals sein Gedächtnis verloren hatte, zumindest war in dieser Welt, die er bewohnte, kein weiterer Fall bekannt geworden.
Zuletzt waren da noch auf einem weißen Ledersofa der schwarzhaarige Sakuya, der im Sitzen eingeschlafen war. Der Vampir hatte ein ebenmäßiges Gesicht mit einer kleinen Nase. Der Mann war 1.80 Meter groß und hatte blaue bis lavendelfarbene, mandelförmige Augen. Sein augenscheinliches Alter konnte man auf Anfang zwanzig schätzen, obwohl er in Wirklichkeit so um die hundertdreißig war.
Durch seine Augenform konnte man zwar seine asiatische Herkunft ablesen, aber das war auch der einzige Aspekt, der ihn als das verriet, was er war.
Selbst seine ungewöhnliche Augenfarbe war sehr selten, da es nur bei einem unter einer Milliarde vorkam. Woher er diese seltene Augenfarbe hatte, wusste