Palmer :Exit 259. Stephan Lake

Palmer :Exit 259 - Stephan Lake


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sie würde auf Cops wie ihn stehen, groß und stark und in dieser tollen Uniform, und sie wäre an fast jedem Wochenende in der Tavern, ob er eigentlich jemanden irgendwo hätte? Und er hatte sich zu ihr gebeugt, ganz nahe an ihren Ausschnitt und an ihr Ohr, Spielt das eine Rolle, Baby? Und sie hatte gelacht und den Kopf geschüttelt und mit der Zunge über ihre weißen Zähne geleckt und unter dem Tisch, Mann, unter dem Tisch ihre Hand warm auf seinem Oberschenkel, die Fingernägel hart gegen den Stoff ... Ah, die ganze Woche hatte er daran gedacht.

      Aber dann, vorhin, Mikro schon in der Hand, da drücken sie ihm noch ein DIP aufs Auge, Mann. Zwei Betrunkene nur ein paar Blocks von ihm, und den einen kannte er sogar, wohnte in seiner Straße und fuhr einen Achtundsechziger Mustang, den mit dem V Acht und zweihundertdreißig PS. Großes Hallo und, yeah, ein paar Runden Canadian Club. Und bamm, Zeitpuffer dahin. Und damit auch der Highway und Benson Trail und Dana-Anas flinke Zunge.

      Fuck, für heute.

      Nächste Woche eben.

      Der Cop ließ die Scheibe herunter und spuckte in die Nacht, hart und fest und spürte trotzdem die Tropfen im Gesicht. Mit dem Handrücken wischte er sie weg.

      Den Kopf hätte er drehen müssen und hinter sich spucken, aber mach das mal bei – er guckte wieder auf den Tacho und grinste und drückte dreimal die Hupe – ta, ta, taah – einhunderteinunddreißig Meilen pro Stunde. Mann, da drehst du nicht den Kopf, wenn du nicht gerade lebensmüde bist.

      Blick nach vorne fingerte er eine Dose aus der Kühlbox und rollte sie über Stirn und Nacken und öffnete sie mit dem Zeigefinger und trank einen großen Schluck und noch einen und rülpste so laut und lange er konnte und zählte die Sekunden.

      Etwas mehr als zwei.

      Fuck, das konnte er besser.

      Er klemmte die Dose zwischen seine Beine, hoch in den Schritt, hängte seinen rechten Daumen wieder locker ins Lenkrad und gähnte und rieb das Wasser aus seinen Augen. Das Fenster ließ er offen, der Fahrtwind half ihm wachzubleiben. Die kalte Dose im Schritt half auch.

      Die Interstate Fünfundzwanzig läuft von Nord nach Süd, kommt von irgendwo aus Wyoming und Colorado nach New Mexico und runter bis Las Cruces und von da weiter bis zur mexikanischen Grenze nach El Paso.

      Er war froh, dass er nicht nach El Paso liefern musste. Nur verdammte Cholos da unten. In Santa Fe, da war das anders. In Santa Fe waren nicht so viele Mexikaner, und kaum einer von denen traute sich, mit einem Schießeisen im Hosenbund auf der Straße herumzulaufen. Handlanger waren die in irgendwelchen Shops, Hausmädchen in den Motels oder Bedienungen in den Restaurants, was ja okay war. Er hatte ja nichts gegen den Mexikaner an sich. Einen von denen hatte er sogar einmal an seinen Camaro gelassen, ging nicht anders, der Auspuff war durch, kein großes Ding, aber viel Krach und das mitten in der Stadt. Er war langsam weitergefahren, und da war die Werkstatt, ein verdammter Zufall. Aussteigen und die Marke an den Gürtel Albuquerque Police Department, und der Sanchez hatte Haltung angenommen, gelächelt, genickt, Evening Officer, die schmierigen Hände an seinem schmierigen Lappen gewischt, und Ein toller Wagen, Sir, was kann ich heute für Sie tun, Sir?

      Wie es auch sein soll. Hat sich dann sofort an die Reparatur gemacht und das ganz gut hinbekommen, nicht einfach das Endrohr ausgewechselt und ein neues rein, was teuer geworden wäre, sondern geschweißt. Autogenschweißen, hat der Sanchez gesagt, das wäre die korrekte Bezeichnung, das könnten nicht viele. Und dann hat er sogar noch einen Rabatt gegeben, freiwillig, zehn Prozent.

      Yeah, so soll es verdammt nochmal auch sein.

      Wieder ein kurzer Blick, dieses Mal auf die Uhr am Armaturenbrett. Kurz vor elf. Wenn alles glattging, konnte er danach wenigstens noch zu Rose, aber er würde vorher anrufen; er hasste es, wenn er zur Tür reinging und ein anderer kam gerade raus, da fühlte er sich wie eine Nummer. Und er würde wieder Tequila mitbringen, das Zeugs machte sie betrunken und gut gelaunt und der Spaß wäre nicht nur ein Geschäft, sondern ..., na, Spaß eben.

      Er könnte vor zwei wieder zurück sein, mit drei Scheinen in der Tasche. Vor der nächsten Schicht hätte er dann noch ein paar Stunden. Doris und die Bälger mussten nur leise machen beim Aufstehen, nur ein einziges Mal leise machen, verdammt, jeden Morgen dasselbe Theater. Doris hatte die einfach nicht im Griff.

      Er würde ihr nachher noch einmal seinen Standpunkt verdeutlichen.

      Er nahm die Dose und trank wieder und stellte sie zurück zwischen seine Beine und rülpste wieder und zählte wieder.

      Drei Sekunden genau. Na also.

      Und dann ging er vom Gas und ließ den Wagen rollen und trat schließlich auf die Bremse und der Camaro stand.

      Er starrte und konnte nicht glauben, was er sah. Vor ihm Autos und Trucks und viele bunte Lichter.

      Und Cops in Uniform.

      Highway Patrol.

      „Fuck me.“

      Einer von ihnen kam gelaufen, die eine Hand auf dem Hut, die andere hielt das Maglite, der Strahl hüpfte hin und her.

      „Was ist los, Kollege?“, sagte der Cop und hielt seine Marke aus dem Fenster.

      Der Patrolman leuchtete nacheinander auf den Wagen, auf die Uniform, auf die Marke. „APD?“ Salutierte dann flüchtig, wie Cops das untereinander tun, und sagte, „Unfall. Zwei Trucks ineinander verkeilt, quer über die Bahn. Einer mit Rindern, ein Dutzend tot auf dem Highway, die anderen strampeln auf der Ladefläche. Ein Höllenlärm, und die stinken, kann ich dir sagen. Zwischen den Trucks ein RV, davon ist nicht mehr viel übrig, Nummernschild von der Ostküste, Vermont. Wer auch immer da drin sitzt, hat es hinter sich.“ Er sagte, „Tut mir leid, Kollege, da ist in den nächsten paar Stunden kein Vorbeikommen.“

      Der Cop schloss die Augen.

      In den nächsten paar Stunden? Das konnte jetzt nicht sein. Er musste nach Santa Fe. Er musste. Sie warteten auf ihn. Ein paar Stunden Verspätung und sie würden glauben, er hätte sich mit der Ladung aus dem Staub gemacht. Dann würde dieser Indianer ihn suchen und finden und auf seine Erklärung würde der einen Scheiß geben und ... bamm.

      Er machte die Augen wieder auf. „Ich muss nach Santa Fe, Mann. Jetzt. Ich muss. Ich hab keine paar Stunden, Mann.“

      Der Patrolman sah auf die Dose zwischen den Beinen und die Kühlbox auf dem Beifahrersitz und sagte, „Zwei Möglichkeiten, Kollege. Zurück nach ABQ und bei Cedar Crest auf die Vierzehn.“

      „Dauert zu lange. Die zweite?“

      „Na ja, zwischen ABQ und Santa Fe gibts ja nur die Fünfundzwanzig und den Highway.“ Der Patrolman unter seinem Hut grinste. „Bist noch nicht so lange in der Gegend, oder?“

      Der Cop schüttelte den Kopf. Immer dasselbe, egal, wohin du kommst. Du bist der Neue, und alle machen ihre Witze.

      Der Patrolman sagte, „Von wo bist du?“

      „Denver, Colorado.“

      „Denver, huh? Meine Schwester lebt jetzt in Boulder. Hat vergangenes Jahr dahin geheiratet, einen Wetterfrosch vom Fernsehen, ist das zu fassen?“

      „KCNC?“

      „KWGN, glaub ich.“

      „So ein Dicker, klein, wenig Haare? Ständig am Lachen?“

      „Eher schmal, schwarze Locken. Kein Humor, und Wetter ist meist falsch, sagt meine Schwester.

      „Oh.“

      „Ja. Okay, hör zu, da gibts noch eine andere Möglichkeit. Machen nicht viele, geht aber. Eine Meile zurück bis Santo Domingo und Exit 259 und von da auf die Drei durch die Berge. Ortiz Mountains. Kurvige Strecke, paar steile Stellen mit Geröll, aber machbar, selbst mit deinem Geschoss hier.“ Der Patrolman guckte. „Was ist das für einer? Erste Generation?“

      „Zweite. Einundsiebzig.“

      „Neunzehneinundsiebzig, huh? Ist das-“, er machte einen Schritt zurück, der Lichtstrahl flog noch einmal


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