Der Sklave des Königs. R.S. Volant
ihn zum Eingang des Zeltes. „Bitte, Vater, lasst mich mit dem König allein“, sagte er sanft. Der Graf strich seinem Sohn über die Wange, schüttelte bitter den Kopf und Satory sah ihm fest in die Augen. „Bitte, Vater“, raunte er und der Graf stürzte hinaus. Satory drehte sich zum König um und sah ihn fragend an. „Ich will dich, Satory“, sagte der und blickte auf eines der beiden Betten.
Als Amanoue erwachte, war es kurz nach Mittag. Er rekelte sich ausgiebig, gähnte herzhaft, stand dann auf und ging zur Nachtschüssel. Er stellte sie auf den Boden, ging breitbeinig darüber in die Hocke und entleerte seine Blase. Danach suchte er seine Kleider, fand sie allerdings nicht und so nahm er Henrys Morgenmantel, zog ihn an und verließ das Zelt. Draußen standen Alecto und Ravio vor dem Eingang Wache und er grüßte sie beide, mit seinem zauberhaften Lächeln. „Meine Güte, Amanoue, bin ich froh, dich lebend zu sehen! Wir dachten alle, du wärst tot“, sagte Ravio ehrlich erleichtert und Alecto nickte. Amanoue lächelte erneut und hielt seinen Kopf dabei etwas schief, so wie er es oft tat. „Wisst ihr, wo der König ist?“, fragte er schüchtern. Ravio blickte kurz zu Alecto und beide schüttelten ihre Köpfe. Amanoue nickte ihnen noch einmal zu und schlenderte hinüber zu den Zelten, der königlichen Garde. Brac stand am Feuer und rührte in einem großen Topf, der darüber hing. „Hallo Brac“, grüßte Amanoue ihn leise. Brac fuhr hoch, stürmte sofort zu ihm und umarmte ihn herzlich. „Mensch, Kleiner“, rief er, drückte Amanoue, hob ihn hoch und wirbelte ihn herum. „He, seht mal, wer da ist!“, brüllte er lautstark und einige von Henrys Leibwachen, die gerade bei den Zelten waren, kamen herbei und alle freuten sich ehrlich, Amanoue zu sehen. Sie umringten die Beiden, Brac hielt
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Amanoue noch immer hoch und drehte sich mit ihm im Kreis. Etwas abseits von ihnen stand Falco und sah zu ihnen herüber. Er schloss kurz seine Augen, wandte sich dann ab und ging. „Ihr könnt mich jetzt wieder herunterlassen, Brac“, sagte Amanoue lächelnd und seine Stimme klang noch immer etwas heiser dabei. Brac lachte und setzte ihn wieder ab. Amanoue ging zum Topf, sah hinein, zog eine Augenbraue hoch und schnupperte neugierig. „Was kochst du denn da? Das riecht sehr gut!“, meinte er und leckte sich die Lippen. Brac kam grinsend zu ihm und rührte um. „Kaninchen und Steinpilze! Wird `n leckerer Eintopf! Kannst mitessen, wenn`s `de willst, braucht aber noch `n bisschen!“ Amanoue runzelte etwas die Stirn, weil er nicht wusste, was Steinpilze waren. „Gern“, antwortete er aber trotzdem und schlenderte dann hinter die Zelte, zu den Pferden. Finn war gerade damit beschäftigt, sie zu tränken und hielt sofort inne, als er ihn sah. „Oh Mann!“, rief er, setzte den Eimer ab, eilte zu ihm und auch er umarmte ihn herzlich. „Hast uns `nen schönen Schrecken eingejagt! Mann, Amanoue, der Hauptmann steht immer noch, völlig neben sich! Der war total fertig!“, sagte er und Amanoue nahm den Kopf zurück. „Satorius?“, fragte er. „Was? Blödsinn! Unserer natürlich! Falco!“, antwortete Finn verdutzt. Amanoue sah ihn überrascht an und blickte kurz zu Boden. Dann trat er zum Pferch und der braune Wallach des Hauptmannes stupste ihn an. Amanoue legte seine Hände auf die Nüstern des Tieres und hauchte es sanft an. Der Wallach schnaubte zurück, Amanoue berührte dessen Stirn mit seiner eigenen und lehnte sich dagegen, doch plötzlich hob das Pferd seinen Kopf und wieherte leise, wie zur Begrüßung. „Latiago“, sagte eine Stimme sanft hinter Amanoue und der drehte sich um. Es war der Hauptmann, der jetzt neben ihn trat und seinem Pferd auf den Hals klopfte. „Ich freue mich, dass es dir gut geht“, sagte er freundlich, doch Amanoue sah ihn kalt an. „Ich möchte nicht mit Euch reden!“, erwiderte er frostig, „Ihr habt die Angewohnheit, mir jeden Tag zu verderben und ich hasse Euch dafür!“ Er sah Falco dabei direkt in die Augen, wandte sich ab und marschierte zurück, zu Brac. „Ah, gut, dass du kommst“, meinte der, „Essen ist fertig!“, rief er in die Runde und reichte ihm gleich eine Schüssel voll, mit dem dampfenden Eintopf. Amanoue zögerte erst, nahm die Schale dann aber doch dankend entgegen und setzte sich auf den Boden. Finn kam zu ihm, ließ sich neben ihm nieder und sah ihn ernst an. „Hör mal, dass eben, mit dem Hauptmann, war ganz schön hart! Das hatte er echt nicht verdient!“, meinte er vorwurfsvoll. „Das musst du schon mir überlassen“, entgegnete Amanoue gereizt, „und wie er es verdient hat! Er hat mich geschlagen und behandelt mich, wie Dreck!“ „Amanoue! Er hat dir das Leben gerettet! Wir hatten dich alle aufgegeben, auch Gregorius!
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Wir dachten alle, du wärst tot, aber er hat nicht aufgegeben und nicht aufgehört, um dich zu kämpfen. Amanoue, er hat seinen Mund auf deinen gelegt und hat dir seinen Atem, in die Lungen geblasen! Sowas, habe ich noch nie gesehen!“, ereiferte sich Finn, doch Amanoue sah ihn nur trotzig an. „Sicher hat er es nur getan, weil es seine Pflicht, gegenüber dem König war und er auf mich aufpassen sollte! Und ganz gewiss, nicht meinetwegen! Ihr wisst alle, was er von mir hält, er behandelt mich ständig, wie ein Stück Dreck und ständig schlägt er mich! In seinen Augen, bin ich immer noch die asconische Hure, mehr nicht!“, fuhr er ihn an und durch seine raue Stimme, klang sein Akzent fast hart und kein bisschen lustig. „Amanoue, als sie dich weggebracht hatten, saß der Hauptmann noch stundenlang dort am Ufer und hat Rotz und Wasser geheult und uns alle weggeschickt! Glaub mir, aber so, haben wir ihn noch nie erlebt! Er hat sich wirklich, um dich gesorgt!“, antwortete Finn überzeugt. Amanoue zuckte mit den Schultern und erhob sich. „Das ist mir gleich!“, sagte er desinteressiert und reichte Brac die Schüssel zurück. „Danke, Brac, aber ich habe leider keinen Appetit mehr, aber es schmeckt sehr gut!“, meinte er, lächelte ihn an und ging zurück, zum Zelt des Königs, doch Henry war noch immer nicht wieder da. Amanoue nahm sich einen Becher Wein, leerte den auf einen Zug, dann legte er sich frustriert aufs Bett und schlief wenig später ein.
Henry lag neben Satory und küsste ihm die Schulter. „Du warst heute so zärtlich, das hat mir sehr gefallen. Ich glaube, du findest langsam Gefallen daran, habe ich recht?“, sagte er und küsste ihn erneut. Satory drehte sich auf den Rücken und sah ihn an. „Ich möchte meinem König gefallen“, antwortete er, strich Henry zärtlich durchs Haar und der lächelte ihn an. „Das tust du!“, erwiderte er, stand auf, zog sich an und kam noch einmal zum Bett. „Würde es dir gefallen, Herzog zu werden?“ Satorius setzte sich augenblicklich auf. „Majestät, ich weiß nicht, was ich sagen soll!“, antwortete er und holte tief Luft. „Sag einfach ja!“, meinte Henry und streichelte ihm über den Oberarm. „Ja, mein König“, hauchte er und küsste Henrys Hand. „Dein Vater wird der neue Herzog von Savoyen und du, wirst sein Erbe!“, beschloss der und verließ ohne jedes weitere Wort, das Zelt. Draußen stand der Graf, blickte ihn verächtlich an und der König blieb vor ihm stehen. „Ich ernenne Euch zum neuen Herzog von Savoyen, mit vollem Erbrecht! Sobald wir in Austra sind, wird Euch die Herzogswürde offiziell verliehen! Ihr seid meine Zeugen!“, sagte er und blickte auf die umstehenden Soldaten und auf Hauptmann Matheo, der ihn mit zwei Wachen begleitet hatte. Sie verbeugten sich salutierend, nur der Graf stand noch immer bewegungslos da und sah Henry kalt an.
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„Ein hoher Preis, für die Unschuld meines Sohnes!“, meinte er zynisch. „Nun, Herzog Satorius, er war es durchaus wert!“, erwiderte Henry im gleichen Tonfall. Beide sahen sich kalt in die Augen, bis Satorius schließlich verbittert zur Seite blickte und Henry ließ ihn einfach stehen. Satorius ging ins Zelt, trat zu seinem Sohn und schlug ihm heftig ins Gesicht.
Als Henry in sein Zelt kam, schlief Amanoue noch immer und er weckte ihn sanft. „Wach auf, du kleine Schlafmütze, sonst verpasst du noch das Abendessen“, flüsterte er zärtlich. Amanoue streckte sich und stand auf. „Wo ward Ihr?“, fragte er kühl. Henry ging zum Tisch, schenkte zwei Becher Wein ein und reichte einen davon Amanoue. Der war ihm gefolgt, nahm den Becher und trank sofort einen Schluck. „Warum antwortet Ihr mir nicht?“, wollte er wissen. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!“, antwortete der König und sah ihn ärgerlich an. „Ihr ward bei dem Anderen!“, schrie Amanoue ihn an und griff ihm hart zwischen die Beine. Henry wich erschrocken zurück, hob die Hand drohend zum Schlag, schlug aber nicht zu und beide sahen sich wütend an. „Hör auf damit, Amanoue! Ich warne dich! Mach das nicht noch einmal!“, raunte er. „Ihr habt gesagt, dass es nicht wieder vorkommen wird! Reiche ich Euch nicht, oder bin ich so schlecht, im Bett?!“, schrie Amanoue ihn wieder an und Henry senkte seine Hand. „Damit habe ich das Bett gemeint! Wem ich meine Gunst