DIE BAUSTELLE. Parpaiola Franco
fingen morgens um sieben Uhr an, und zum Mittag aßen wir alle in der kleinen Bar und dem Restaurant gleich neben der Biodiesel-Produktionsanlage, das auch zu der Speiseölraffinerie, unserem Auftraggeber, gehörte.
Abends dann, so gegen siebzehn Uhr, tranken wir ein paar Biere an der Bar des Restaurants, um den Tag in Ruhe ausklingen zu lassen.
Und weil man sich bekanntermaßen nicht viel gönnt, manchmal sogar einige mehr noch dazu.
Ursprünglich war das Lokal als Raststätte für Lkw-Fahrer gedacht, die aus dem ganzen südeuropäischen Raum Olivenöl zu der Ölraffinerie brachten.
Während der Bauzeit der Kraftwerkanlage entwickelte es sich aber zu einer kleinen ergiebigen Einnahmequelle.
Von morgens um acht bis spät am Abend, so lange Gäste im Lokal waren, konnte man dort, so auf die Schelle, belegte Brote mit gutem Schinken, Salami und Mortadella bekommen.
Und ein gutes Glas lokalen Wein dazu trinken, aber auch Espresso der Cappuccinos, Bier natürlich auch!
Das Mittagsangebot bestand aus der exquisiten einheimischen Küche der Frau des Hauses, ihre Speisen waren auch von der Belegschaft des Werks sehr gefragt und hoch geschätzt.
Was besonders gut nach Feierabend bei uns Nördlingens ankam, war das Bier.
Das bessere deutsche oder wahlweise das etwas billigere italienische Bier, denn dieses Letztere, so wie ich schon seit Langem wusste, war auch nicht von schlechten Eltern und nicht so ganz ohne.
Die bestialische Bierkulturunwissenheit vieler Italiener aber bringt diese Barbaren von Gastwirten in fast ganz Italien dazu, das Bier immer bis kurz vorm Gefrierpunkt abkühlen zu lassen.
Nachdem aber der Signor Pasquale hinter der Theke von uns Experten vor der Theke belehrt worden war, das Bier nicht mehr fast einzufrieren, schoss sein Bierumsatz schlagartig in die Höhe.
Ab da kamen die Italiener aus dem Staunen nicht mehr heraus, die waren tatsächlich nur noch am Staunen, und das noch nicht Mal wenig, denn die konnten nie begreifen, wo zum Teufel wir das ganze Edelgebräu ließen.
An einem dieser Tage sprach ich mit dem zukünftigen Manager des Kraftwerks über das Beschaffen von Brennstoff für den Kessel.
So wie man mir sagte, war er Landwirtschaftsexperte mit Försterdiplom, aus der Verwandtschaft des Bauherrn und sollte, irgendwann die Führung der Anlage übernehmen.
Ganz nebenbei, mehr als „Small Talk“ als direkte Information gedacht, erklärte ich ihm, dass in Deutschland und nicht nur dort, Brennstoffmaterial wie Abfall oder Altholz langsam knapp wurde.
Seit Jahren schon, erklärte ich ihm, waren fast regelrechte handfeste Auseinandersetzungen um die Beschaffung von Brennmaterial für diese Art von Kesseln entbrannt.
»Diese Sorte von Problemen werden nicht die meinen sein, Franco, denn ich beabsichtige, unseren Brennstoff auch aus Südamerika per Schiff zu importieren. «
»You bloody what?» Fragte ich erschrocken, aber weiß der Kuckuck, warum auch auf Englisch.
»Ihr wollt also Holzabfall aus Südamerika ins Mare Nostrum importieren, habe ich dich da richtig verstanden?» Fragte ich dann, um sicher zu sein, dass ich ihn auch richtig verstanden hatte.
»Aber ja doch, die Sansa wird nicht für das ganze Jahr reichen. Die reicht nur für ein paar Wochen, während der Erntezeit. Das bisschen Holz, das wir hier in unserer Umgebung finden werden, ist nicht genug. Wir brauchen also Brennmaterial, in Südamerika gibt es jede Menge davon,« erklärte er mir, fast belehrend.
»Aber auch jede Menge kleine Lebewesen. Dort werden Giftspinnen und Skorpione eingenistet sein. Larven, Parasiten, Insektenlarven aller Art und Gattung, die irgendwann schlüpfen und die sich in dieser Umgebung sehr wohl fühlen werden. An die Konsequenzen, an die negativen Entwicklungen für die Landwirtschaft des Landes und den verdammten Mittelmeerraum, daran habt ihr auch gedacht, nicht wahr?« Fragte ich fast flüsternd zum Schluss, indem ich ihm schnurgerade eiskalt in die Augen schaute.
Der Doktor der Landwirtschaft und angehende Kraftwerkanlagen-Manager ohne Ahnung schaute sich betroffen um.
Ich musste doch etwas laut gesprochen haben, denn im Lokal war es totenstill geworden, und jeder der Anwesenden schaute zu uns hinüber.
So eine Reaktion hatte er von mir nicht erwartet, denn jeder im Lokal hatte mitgehört und das, das schien ihm nicht ganz geheuer zu sein.
Betroffen und beleidigt vor einigen der Arbeiters als vollkommenen Trottel dargestellt worden sein, schaute er hastig auf seine Uhr und beschloss, das es höchste Zeit war abzuhauen, mit einem, »sehr interessant, was du da sagst, Franco«, und einen mörderische Blick zahlte er unsere Espresso und ging schleunigst mit festem Tritt aus dem Lokal, neuen Heldentaten, neuen Hügeln, neuen Horizonten entgegen,
Von dem Tag an sprach der Signor Dottore mich nie wieder an, nie, denn ich hatte ihn mit meiner gewöhnlich direkten Art, Probleme anzupacken, vor seinen „Untergebenen“, brüskiert.
Gleichzeitig hatte ich mir wieder mal einen netten Freund fürs Leben zugelegt, den ich in die lange Kette meiner besonderen Freunde einreihen konnte.
Fuck him; fuck them, to hell with them all!
Es sieht wirklich so aus, dass das Attribut „Doktor“ aus dem Lateinischen kommt, denn während meiner Grundschulzeit erzählte uns Kindern die Signora Rotaris, meine damalige Grundschullehrerin, etwas davon.
>Unsere damalige Lehrerin, die Signora Rotaris erzählte uns damals, dass die Dotten im römischen Reich, jene Sklaven waren, die des Lesens und des Schreibens mächtig waren.
Alle anderen waren entweder Krieger oder Kaufleute und Politiker, vor allem aber Krieger und Eroberer.
Heute zutage ist es natürlich anders, denn durch die Evolution der Technik, durch neue Erfindungen und Produktionsverfahren, hat sich das Blatt gewandt und der Mensch hat sich verändert.
Jedoch nicht geistig, nur technisch hat sich der Mensch weiterentwickelt.
Durch seinen technischen Fortschritt ist er heute zutage in der Lage, viel besser, viel präziser, viele Rationaler und mit weniger Aufwand alles zu zerstören.
Homo sapiens kann die gesamte Menschheit schlagartig auslöschen, die Erde auf Jahrtausende hinaus für sich und andere Lebewesen unbewohnbar machen, ja, das kann er, und das kann er gut.
Der Mensch heutzutage, im Gegensatz zu damaligen Zeiten, ist jedoch menschlicher geworden, nachsichtiger, besonnener und toleranter denn je.
Es ist aber auch traurig zu wissen, dass die Motorik der toleranten Besonnenheit nur aus der Angst vor der totalen endgültigen Zerstörung entspringt.
Das hindert aber nicht den Menschen daran, seine Umwelt aus Geldgier und auf diesem Umweg sich selbst, zu zerstören.
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