Ein Date mit der Seele. Ilka Plassmeier

Ein Date mit der Seele - Ilka Plassmeier


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schwindelig. Und wieder andere äußern ihren Unmut über die Standposition oder haben sogar Fluchttendenzen. Dieses Feedback gibt mir als Aufstellungsleiterin einen ersten Hinweis über die seelische Gefühlslage des Klienten. Es kann sogar sein, dass der Stellvertreter zu diesem Zeitpunkt bereits körperlich Symptome des Aufstellers wahrnimmt (das Bein zwickt, der Kopf schmerzt, o.ä.), auch wenn der Aufsteller im Vorgespräch von seinen Beschwerden nichts erwähnt hatte.

      Kurz nachdem ich meine Arbeit als Aufstellungsleiterin aufgenommen hatte, plante einer meiner ersten Klienten, diese für ihn merkwürdige und unerklärliche Arbeit einem ordentlichen Test zu unterziehen. Er berichtete zwar aus dem Privat- und Berufsleben, aber gesundheitlich führte er lediglich Leberprobleme an und machte sonst keinerlei weitere Anmerkungen. Auch mir war nicht mehr als dies bekannt. Während der Aufstellung sagte dann sein Stellvertreter: „Ich habe so ein Ziehen im linken Bein. Es zieht bis hinauf in den Rücken." Für mich war dies in erster Linie ein Hinweis auf die aktuelle Aufstellungssituation, aber im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Klient tatsächlich unter diesen Schmerzen litt, sie aber nicht erwähnt hatte, um zu prüfen, wie „echt" Aufstellungen sind. Offensichtlich war er nach dieser Erfahrung sehr überzeugt. Er wiederholte auch später noch mehrmals: „Das hab ich doch gar nicht erzählt, noch nicht einmal dir. Du wusstest es nicht und so konnten es die Teilnehmer auch nicht wissen." Sein Erstaunen wurde jedes Mal von einem lächelnden Kopfschütteln begleitet.

      Nachdem sich der Stellvertreter am Astro-Teppich eingefühlt hat, wähle ich intuitiv aus der Gruppe drei Personen als Stellvertreter für Planeten. Ich sage dabei niemandem, wer für welchen Planeten steht, damit sich niemand vorher ein Bild machen kann und somit ganz unbelastet ist.

      Ich bitte nun jeweils einen Stellvertreter für den Uranus, einen für den Neptun und einen für den Pluto auf den Teppich. Das sind die Planeten der geistig-seelischen Ebene, die Langläufer, die sich nicht kurzfristig verändern und die am meisten über die seelischen Blockaden und die Lösungswege des Horoskopinhabers aufzeigen. Diese werden auf dem Teppich dem Hauptstellvertreter gegenüber gestellt. Immer wenn ein weiterer dazu kommt, frage ich beim Hauptstellvertreter und beim Planetenvertreter nach, wie es der Person geht, ob sich etwas verändert hat und wie ist die Beziehung zueinander ist. Kristallisiert sich heraus, dass er sich mit dem einen Planetenstellvertreter richtig gut fühlt, mit den anderen nicht, so wird der Planeten-Stellvertreter ausgewählt, zu dem der Hauptstellvertreter keinen oder gar schlechten Bezug bekommt. Die anderen zwei Planetenstellvertreter dürfen sich setzen. Nur der eine Planet, mit dem es unangenehm ist, bleibt in der Mitte des Teppichs als blockierter Seelenanteil stehen. Da die Planeten unsere unterschiedlichen Seelenanteile symbolisieren, wandelt sich der Planet nun zur Seele bzw. zu einem Seelenanteil. Da ich selbst weiß, welcher Planet stehen geblieben ist, erkläre ich den Teilnehmern nun um welches Thema es geht. In sehr gekürzter Form steht der Uranus für Veränderung, Neptun fürGefühle und Pluto für Macht. Dann frage ich die beiden Stellvertreter am Teppich, ob sich jetzt, seit sie alleine stehen, etwas verändert habe. Manchmal wird es zu diesem Zeitpunkt bereits etwas angenehmer mit dem Seelenanteil, da wir wissen, es geht um Lösung und Wandel. Über den Planeten finde ich im Geburtshoroskop die Ursachen und Lösungswege. Ein Blick hinein verrät mir die nächsten Schritte. Der Planet kann mir beispielsweise zeigen, dass es bei dem Thema um den Selbstwert geht, um Durchsetzungsschwäche, Enttäuschungen, karmische Ursachen oder familiäre Verstrickungen. Nun kann ich punktgenau die Blockade stellen, die zu den aktuellen Problemen des Klienten im Außen führen. Ich wähle also wieder „verdeckt" Stellvertreter aus. Das heißt, ich kläre die Stellvertreter zunächst nicht darüber auf, für wen oder was sie stehen. Denn ehrlich gesagt, würdest Du Dich wohl fühlen in dem Bewusstsein, stellvertretend für das Schuldgefühl zu stehen oder in die Rolle der Enttäuschung hineingeschlüpft zu sein? Nein! In diesen Momenten schaltet sich sofort der Kopf ein und steuert uns in ganz andere Richtungen. Und doch kann es bei der verdeckten Arbeit vorkommen, dass sich der Hauptstellvertreter in die Enttäuschung regelrecht verliebt und den Seelenanteil, um den es eigentlich gehen sollte, völlig vergisst. Ebenso kann es sein, dass der (verdeckte) Selbstwert zum Feindbild wird und wir es vorzugsweise verbannen würden. So werden etwa drei Symbole zum Hauptvertreter und Seelenanteil hinzugestellt, bis letztendlich der Ist-Zustand erreicht ist. Der Ist-Zustand ist die Situation, die im Außen zu den Problemen des Aufstellers führt. Jetzt ist der Seelenanteil völlig vergessen oder blockiert. Der Hauptstellvertreter hat sich mit seinen Blockaden arrangiert. Nichts geht mehr, weder vor noch zurück.

      Ist der Ist-Stand erreicht, beginnt die eigentliche Lösungsarbeit. Der erste Schritt zur Lösung ist das Bewusstmachen. Nun decke ich auf, was gerade passiert ist, wer für was bzw. wen steht und mit welchem Symbol wir uns dort angefreundet haben. Die Stellvertreter werden benannt. Dem Aufsteller, der immer noch von außen beobachtet, erläutere ich, wie es zur unbewussten Blockade gekommen ist. Die Stellvertreter erfahren nun auch, für wen oder was sie stehen. Diese Aufklärung ist persönlich wichtig, da die Rolle, in der sie stehen, auch immer etwas mit ihnen selbst zu tun hat. Während meiner Erklärungen und dem Bewusstwerden des Aufstellers verändert sich in der Regel bereits die Energie des Aufstellungsbildes. Es wird leichter. Die Stellvertreter können durchatmen und manchmal rückt sogar schon ein typisches Muster vom Hauptstellvertreter ab. Meine Fragen an den Aufsteller, ober etwas mit dem Bild anfangen kann, er sich wiederfindet und ihm das Geschehen etwas sagt, bewirkt ein weiteres Erkennen. Oft hat der Aufsteller etwas zu seinem Erleben der Aufstellung oder der in ihm geweckten Erinnerungen zu berichten. Auch das führt zu weiteren Veränderungen des Aufstellungsbildes. Meistens versucht jetzt der Hauptstellvertreter, wieder Kontakt zum Seelenanteil aufzunehmen.

      Aber die Arbeit ist noch nicht ganz getan. Denn noch stehen die Symbole als Blockaden da. Diesen Blockaden wurde viel Aufmerksamkeit und somit Energie gewidmet. Wegen ihnen sind wir vom eigentlichen Weg abgewichen. Jede Blockade dient als Schutz- vor sich selbst, seiner eigenen Kraft und seinem eigenen Potenzial. Hört sich paradox an, oder? Nun mache ich dem Hauptstellvertreter die Schutzfunktion der Blockaden bewusst. In diesem Schutz liegt aber auch ein Schatz vergraben, denn jedes (Negativ-)Symbol beinhaltet auch gleichzeitig eine Lösung, eine Kraft, die nun genutzt werden darf.

      Als nächstes beginnt die Wandlungs- und Lösungszeit. So wird zum Beispiel aus dem Symbol Enttäuschung „das Ende der Täuschung" (siehe hierzu Kapitel 3 - jeder Schutz beinhaltet einen Schatz). Der Stellvertreter der Enttäuschung kann sehr kraftvoll und selbstsicher in der Rolle gestanden haben. Das ist der Anteil, den der Hauptstellvertreter sich bewusst machen soll. Diese Qualität hat er in das Symbol/die Blockade ausgelagert und nun kann er diese Energie zu sich zurücknehmen. Der Hauptstellvertreter reicht der Enttäuschung die Hände, die Energie kann fließen. Wir können so unseren Frieden mit uns selbst schließen und uns selbst gegenüber gnädig sein. Während dieses Händereichens können wir spüren, wie sich das Symbol langsam wandelt und die Kraft zurückfließt. Der Hauptstellvertreter wird standhafter, stärker und selbstsicherer. „Brauchst du die Enttäuschung denn noch? Oder kannst du sie jetzt gehen lassen?" Sind alle Fragen ausgeräumt, kann der Hauptstellvertreter den Symbolstellvertreter gut aus der Rolle entlassen und aus dem Raum führen. Wichtig ist, dass dies auch für den Symbolstellvertreter stimmig ist und er kein Interesse mehr daran hat, direkt am Geschehen mitzuwirken. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist etwas noch nicht ausgesprochen oder losgelassen. Das Symbol kann erst dann gehen, wenn es allen Beteiligten richtig erscheint und sich alle damit wohlfühlen. So wird nun Symbol für Symbol gewandelt, gelöst und verabschiedet.

      Es kann vorkommen, dass die Symbole nicht allein stehen möchten und eine Art Anker brauchen. Je nach Ursprung der Blockaden, kann es auch vorkommen, dass ich einen „Anker"-Stellvertreter, beispielsweise für die früheren Leben (wenn eine Blockade als Reisegepäck aus früheren Leben mitgebracht wurde) oder die Familienverstrickung (wenn um übernommene Muster aus der Familie geht) einsetze. Je nachdem, was in der Aufstellung vorher gesagt wurde oder ob es einen Hinweis im Horoskop gibt, kann dieser Anker sehr nützlich sein. Auch hier ist wieder wichtig, dass die Situation für den „Anker" stimmig ist, dass er mit dem transformierten Symbol stehen kann. In der einen oder anderen Aufstellung ziert sich der Hauptstellvertreter ein wenig, auf alle liebgewonnenen Muster zu verzichten. Dann erkläre ich, dass diese Arbeit vergleichbar mit einer erfrischenden Dusche


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