7/4. Jack Timber
dafür.“
„Eins nach dem anderem. Erzähle mir zuerst was ihr herausbekommen habt. Dann sehen wir weiter. Ach ja, ist Peking Ente ok? Ich habe sie schon einmal für uns vorbestellt.“
Wie konnte Said bei so einem Thema an die Essenswahl denken? War ihm das Thema nicht so wichtig? Alis Gedanken mussten sich erst sortieren, aber dann legte er los.
„Wir haben alle Möglichkeiten durchgerechnet. Eine Zerstörung ist nach unserer Einschätzung nicht möglich.“
Bewusst vermied Ali den Namen des Zielobjektes.
„Beschädigung ja, aber vollkommen nein. Da ist so viel Beton eingegossen, dafür könnten wir den ganzen Grand Canyon zubetonieren.“ Ali übertrieb, wobei Said keine Miene verzog und weiter lauschte.
„Wir haben Möglichkeiten durchgerechnet, die einen Beschuss aus der Luft, vom Land oder unter Wasser vorsehen. Bill und Patrick waren sogar vor Ort und haben alles ausgekundschaftet. Ich sag‘s mal so, wir würden hundert Möglichkeiten finden, die zu ärgeren oder zu irritieren, aber komplett pulverisieren, das geht nicht.
Was ist dein eigentliches Ziel? Ist es die Demütigung durch die Eliminierung der touristischen Sehenswürdigkeit, die Beeinträchtigung des Stromnetzes oder die der Wasserversorgung? Für ein oder zwei solche Ziele könnten wir etwas zusammenstellen. Aber das ganze Ding in Schutt und Asche zu legen, ist extrem aufwändig.“
Ali machte eine kurze Pause und Said legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Ali Akbar, mein Bruder. Sei unbesorgt. Du wirst mich nie enttäuschen. Ich bin sehr zufrieden mit deiner Selbständigkeit. Ich sehe ihr habt Fortschritte gemacht. Ihr seid eine hervorragende Zelle, und du bist ein genialer Anführer.
Ali, ich werde deine Ergebnisse mit meinem Partner absprechen. Wenn du mich in der Zwischenzeit kontaktieren willst, antworte auf die SPAM mail. Und jetzt lass es dir erst mal schmecken.“
In diesem Moment kam die junge Bedienung in das Separee. Sie brachte eine sehr traditionelle Peking Ente. Nur die Haut, nicht das Fleisch.
Ali war überrascht von Saids Haltung. Er hatte gedacht es würde ein viel schwierigeres Gespräch geben. Schließlich hatte er keine verwertbaren Daten gesammelt und trotzdem lobte Said ihn in allen Tönen. War er, Ali Akbar, vielleicht wirklich ein so guter Führer? Aber wer war der Partner von Said? Ali war klar, dass Said eher sterben würde, als etwas über ihn zu erzählen, also fragte er erst gar nicht. Aber interessiert hätte es ihn schon. Vielleicht einer in der Hierarchie der Terrororganisation ganz oben? Vielleicht würde er, Ali Akbar, bald ebenfalls auf so einem Level mitreden.
Kaum hatten die beiden die Ente verspeist, wurde der Nachtisch, ein Obstsalat, serviert.
Eine halbe Stunde später verließ Ali Akbar das chinesische Restaurant, diesmal mit erhobenem Kopf.
Auf dem Fußweg zur nächsten Station der BART dachte er, wie nett Said zu ihm war. Said war ein guter Mensch, ein Grund mehr ihn zu unterstützen.
Im Zug setzte sich Ali direkt ans Fenster. Er sah die vorbeihuschenden Lichter des Tunnels nicht und starrte mit leerem Blick durchs Fenster. Obwohl es bereits dunkel war, konnte man am Geräusch erkennen, dass der Zug den Tunnel verlassen hatte und sich wieder an der Oberfläche befand.
Genau in diesem Moment durchzuckte Ali ein Geistesblitz.
Wieso hatte er daran vorher noch nicht gedacht? Das gab einen total neuen Ansatzpunkt. Sobald er nach Hause kam, würde er sich das Notebook schnappen und das nächstgelegene offene WLAN ansteuern. Diese neue Idee musste er unbedingt gleich googeln.
12
Zwei Tage später war sich Ali Akbar sicher, dass er nun eine Lösung für Saids Auftrag hatte.
Die Idee des vorletzten Abends hatte Ali einen Quantensprung weiter gebracht. Die Fakten, die er aus dem Netz hatte saugen können, waren beeindruckend. Wenn man die Daten richtig zuordnen konnte, stand im Netz schwarz auf weiß die Lösung für seine Aufgabe. Eigentlich nur um sich abzusichern, besprach er die Daten mit Bill, Bijan und Patrick.
Alle drei waren perplex und fragten sich, warum sie da nicht schon früher darauf gekommen waren.
Ali verfasste eine Mail an Said in dem er auf die SPAM Mail antwortete, die ihm vor ein paar Tagen auf eine Anzeige gebracht hatte. Den Text versuchte er so unauffällig, aber trotzdem so triumphal wie möglich zu formulieren:
Hallo Preisausschreiben Team,
gerne würde ich die Reise gewinnen. Ich bin mir nun sicher Ihre gestellte Aufgabe richtig lösen zu können. Ich habe die Lösung sogar im ganzen Familienkreis besprochen.
Sollten wir gewinnen, würde ich mich freuen, mit einer zweiten befreundeten Familie nach Kanada reisen zu können. Das wäre mir sehr wichtig.
Ali war klar, dass er für seine Lösung eine zweite Zelle brauchen würde.
Er konnte es nicht lassen, noch einen Gruß an das Ende der Email zu setzen:
Wir verbleiben mit vielen Grüßen und meinem neuen Lieblingswort:
Jackpot.
Damit sollte Said klar sein, dass sich alle sicher waren, dass ihre Lösung funktionierte.
Am selben Abend las Said die Email von Ali. Er verstand sofort um was es ging. Noch hatte er nicht mit ihm telefoniert, aber jetzt wäre es ein guter Zeitpunkt.
Said stieg in sein Auto. Er musste sich in jedem Fall etwas von seiner Wohnung entfernen. Es sollte zwar unmöglich sein das Handy zu orten, ein gesunder Abstand konnte sicherheitshalber nicht schaden.
Said nahm den Interstate 80, Richtung Sacramento. Nachdem er das Ballungszentrum von San Fransisco hinter sich gelassen hatte, reihte sich der unauffällige graue Ford in der rechten Spur ein. Said hielt sich immer an die Geschwindigkeiten und war ein besonnener Fahrer. Er wollte auch jede Provokation unter anderen Autofahrern vermeiden.
Nach ziemlich genau einer Stunde nahm er die Ausfahrt des Ortes Davis. Hier war eine Filiale der Fastfoodkette Dairy Queen. Said bestellte sich ein paar Pommes, einen lapprigen Burger und ein Kokosmilchshake um alles runterzuspülen.
Dann fuhr Said auf einer kleinen Bundesstraße weiter. Die Gegend war schon sehr ländlich und auf den Feldern neben ihm wurde Mais angebaut. Vereinzelt sah er kleinere Obstplantagen.
Als eine kleine unauffällige Straße nach rechts abbog, setzte Said den Blinker. Auf diesem kleinen Feldweg fuhr er noch ein paar Meter um im Schatten eines Baumes zu halten. Said stellte den Motor aus und zog das Handy aus dem Handschuhfach. Erst jetzt schaltete er es ein. Das tat er nur wenn er telefonieren wollte. Sein Gegenpart hatte es wohl immer an.
Said gab die vierstellige PIN ein und wartete bis sich das Handy in das urbane Netz einbuchte. Die vier Balken des Sendeausschlages stimmten ihn zuversichtlich. Er wählte nun die einzige Nummer aus dem Telefonbuch.
Es dauerte drei Sekunden bis ein Freizeichen zu hören war. Nach fünf endlos wirkenden Tuten, klackte es auf der anderen Seite.
„Ja?“
„Said hier. Ich habe Neuigkeiten.“
„Schieß los.“
„Meine erste Zelle hat einen Weg gefunden. Details sind noch unklar. Wir benötigen aber auf alle Fälle eine zweite Zelle. Ich hätte noch vier Männer, denen ich diesen Einsatz zutrauen würde. Darf ich sie aktivieren?“
Schweigen.
Said begann nervös zu werden. Er hatte von ihm die strikte Order bekommen, dass alle Personen die an der Operation teilnahmen, von ihm vorher genehmigt werden müssen. Anscheinend überprüfte er jeden einzelnen auf Loyalität.
Nach einigen Momenten kam die Antwort.
„Gib mir die Namen. Ich will, dass du ihre Kontakte in einer SMS schickst. Erledige dies gleich nach unserem Gespräch. Verstanden?“
„Jawohl. Sobald