7/4. Jack Timber

7/4 - Jack Timber


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Bastarde. Achtet mir besonders auf Sprengstoffgürtel. Sobald ihr einen seht, durchfunken und im selben Moment den Mann erledigen, der ihn trägt. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Jungs einen Totmannschalter haben, da sie den ja sonst die ganze Zeit gedrückt halten müssten. Die Totmannschalter werden gerne von Selbstmördern genutzt, da sie diesen drücken und erst beim loslassen die Ladung zünden. Wir brechen in 30 Minuten auf. Noch Fragen?“

      Mark durchbrach das Schweigen.

      „Nein, ich kann es gar nicht erwarten, den Jungs in den Arsch zu treten.“

      „Alles klar, dann kampfbereit machen und aufbrechen. Wir sehen uns vor dem Haus wieder“.

      Die Gruppenführer salutierten und gingen zu ihrer kleinen Einheit zurück. Dort brieften sie ihre eigenen Männer, bewaffneten sich und zogen sich die Tarnanzüge an.

      Mike sah zu Tom herüber. Der hatte während des Briefings keine Miene verzogen. Tom hatte die Lage sehr gut vorbereitet. Die vier Geiseln waren Mitarbeiter der Abteilung, die sechs Terroristen wurden von ausländischen Agenten gespielt. Das Haus war eines der vielen Übungsobjekte über die die Geheimdienste und das Militär verfügen konnten.

      „Ich habe den Anführer an der Leitung. Er möchte wissen, wie weit ihre Forderungen umgesetzt sind“, sprach ein Mann im olivgrünen Anzug Mike an und hielt ihm ein Handy hin.

      „Hier ist Chief Inspector Stevens. Wie geht es den Geiseln?“ Mike hatte seine Dienstbezeichnung erfunden, um wie ein Großstadtpolizist zu erscheinen. Mit der ersten Frage nach dem Wohlauf der Geiseln wollte er diesem Image Nachdruck verleihen.“

      „Halt die Fresse, du Tschakesch. Ich stelle die Fragen“, zischte die Stimme aus dem Telefon in schlechtem Englisch.

      Das ist aber nicht nett, dachte Mike. Nennt der mich einen Zuhälter.

      Mike wollte auf keinen Fall zu erkennen geben, dass er etwas von der Sprache verstand. Er wechselte das Thema und ging auf die Forderungen ein.

      „Wir haben die Zustimmung des Präsidenten. Muhammed Jafreezy wird in etwa einer halben Stunde freigelassen. Als Beweis wird ein Kollege von mir einen Computer mit einer Satellitenfernsehkarte vor Ihrem Haus deponieren. Der ist für Sie. Ich gehe davon aus, dass Sie in dieser verlassenen Gegend weder Internet noch ein anderes Medium haben um sich zu informieren.“

      Es dauerte wenige Sekunden bis Mike wieder das Zischen im Handy hörte.

      „Sehr brav. Und unser Hubschrauber?“

      Den Teil hatte Mike fast vergessen, aber auch hier hatte er einen Plan, zu dem es allerdings nie kommen würde.

      „Ist ebenfalls unterwegs. Er wird in einer Stunde hier eintreffen. Wie ausgemacht, lassen Sie zwei Geiseln im Haus, die anderen begleiten Sie bis zur mexikanischen Grenze. Dort lassen Sie auch diese frei. Hinter der Grenze können Sie dann untertauchen.“

      „Gut. Und keine Tricks, sonst fliegen alle Geiseln in die Luft.“

      „Nein, natürlich nicht. Wir wollen die Geiseln ja lebend.“

      „Das will ich euch auch geraten haben, Tulehzag.“

      Das letzte Wort war noch nicht ganz ausgesprochen, da beendete der Terrorist das Gespräch.

      Sohn eines Hundes, das werde ich mir merken. dich kauf ich mir noch, durchfuhr es Mike. Was für ein Arschkopf.

      Er zog sich den Camouflage-Anzug über und checkte die drei Pistolen und deren Magazine. Dann verstaute er sie sicher in den Brusttaschen und am Gürtel. In Gedanken ging er den bevorstehenden Einsatz mehrmals durch. Er glaubte nichts vergessen zu haben.

      Eine halbe Stunde später pirschten sich die drei Teams an das Haus an. Im Kriechgang ging es Meter für Meter voran. Als alle ihre Position eingenommen hatten, fuhr Carlos mit dem Laptop los.

      Wie besprochen stieg er dreihundert Meter vor dem Haus aus dem Wagen und stellte den Laptop etwa hundert Meter davor ab. Carlos drehte sich langsam um und ging zurück zum Wagen. Nachdem er sich einige Meter entfernte hatte, verließ einer der Terroristen das Haus.

      „Los, weiter zum Haus, aber langsam. Die beiden Wachen sind draußen. Eine bei Team Alpha, die andere in unserer Nähe. Habe positive Sichtkontakte.“

      Nahezu unsichtbar robbten sich die sieben Gestalten immer näher an das Haus. Als der Terrorist mit dem Notebook die Tür von innen schloss, fielen die zwei Körper der Wachen in sich zusammen. Der Schall der beiden Schüsse aus den Scharfschützengewehren erreichte erst zweieinhalb Sekunden später das Haus. Durch die Nutzung der Schalldämpfer war aber für das menschliche Ohr nichts mehr zu hören.

      „T minus 4“, funkten die Scharfschützen. Eigentlich ein Countdown aus der Raumfahrt, aber Mike benutzte ihn um alle Teams wissen zu lassen wie viele Schurken noch am Leben waren. Die Toten waren in diesem Fall natürlich nur virtuell tot. Alle Schauspieler, Geiseln und Agenten trugen ein Gerät am Mann, das über einen Treffer Auskunft gab. Sollte ein Gerät ausschlagen, vibrierte es ziemlich stark und ließ den Körper tatsächlich für wenige Sekunden handlungsunfähig werden. Danach mussten die Getroffenen brav liegen bleiben bis ihnen die Geräte das Aufstehen durch ein Piepen wieder erlaubten.

      „Sucht Deckung am Haus, die beiden Ballerina sind ausgeschaltet“, funkte Mike. Die Gestalten bewegten sich nun sehr viel schneller, trotzdem war es noch schwer die Bewegungen auszumachen. Die Camouflage Anzüge passten sich perfekt der Umgebung an.

      „Alpha hat Position erreicht“, hörte Mike.

      „Prima, dann warten wir nun auf Carlos. Bereithalten.“ Mike robbte vor zum Fenster mit der gefesselten Geisel. Zuvor gab er Team Bravo ein Zeichen in Deckung zu bleiben.

      Obwohl es brütend heiß unter dem Anzug war, schlug Mikes Puls ruhig und normal. Jahrelanges Training. Ein fastfood-verwöhnter Landsmann hätte spätestens jetzt ein Sauerstoffzelt zum Überleben gebraucht.

      „Wir sind auf Sendung, die News laufen ab. Die Bilder kommen in zwanzig Sekunden. Viel Spaß“, hörte Mike aus dem kleinen Knopf in seinem Ohr.

      Ruhig und konzentriert zählte er jede Sekunde runter.

      Zwanzig, neunzehn, achtzehn.

      Mike schloss die Augen und sammelte seine ganze Konzentration.

      Dreizehn, zwölf, elf.

      Seine rechte Hand umklammerte die Walther PPQ. Er checkte mit seinen Fingern, dass die Waffe entsichert war.

      Acht, sieben, sechs.

      Mike richtete sich neben dem Fenster auf und machte sich für den Sprung bereit.

      Drei, zwei, eins.

      „Burn burn“, schrie Mike ins Mikrophon.

      Zeitgleich stürmten die Männer das Haus.

      Mike schoss in das Fenster und hechtete rückwärts durch die zerborstene Schreibe. Sofort drehte er sich um und blickte auf die Geisel.

      Scheiße, Tom du Mistkerl, durchfuhr es Mike. „Code Epsilon, Code Epsilon.“

      Code Epsilon war das verabredete Signalwort für das Einstellen auf eine komplett andere Situation. Die anderen Trupps würden nun nach eigenem Ermessen entsprechend der vereinbarten Prioritäten handeln.

      Mike blickte auf eine gefesselte Schaufensterpuppe. An ihrem Körper war eine Heizdecke angebracht, so dass man auf den Wärmebildern kein Unterschied erkennen konnte. Die Scheißkerle hatten also die Geiseln woanders untergebracht. Blitzschnell checkte Mike den Raum, im dem er sich befand. Rechts war eine geschlossene Tür. Links auch. Ein Blick nach unten verriet Stolperdrähte. Sicher waren sie an einer Sprengfalle angebracht. Zum Glück hatte er noch keinen berührt. Mike vermutete, dass die Sprengfalle in der Puppe selber versteckt war. Also blieb er auf Distanz.

      „T minus drei. Hier lief einer rum“, vernahm Mike durch sein Ohrstöpsel.

      Mike durfte keine Zeit mehr verlieren. Er musste die Geiseln so schnell wie möglich finden, wenn er sie noch lebend aus dem Haus bringen wollte.


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