Sklavin für einen Sommer. Isabel de Agony
hab gemerkt, wie Du versucht hast, mich zu manipulieren. Schon in der Disco. Dann diese Nummer mit dem Umziehen. Du hast Dich absichtlich so gestellt, dass ich gar nicht anders konnte, als Dich nackt zu bewundern. Stimmt´s?“
Ich lächle ihn an.
„Hmmmmm………. Vielleicht……“
„Und dann hast Du Dich gewundert, dass ich beim Sex die Regie übernommen habe. Normalerweise bist Du diejenige, die den Männern beim Sex sagt wo es lang geht. Nur diesmal nicht. Was hast Du dabei empfunden? Bitte sei ehrlich.“
Das ist eine seltsame Unterhaltung. Normalerweise rede ich nach dem Sex nicht viel. Ich prüfe höchstens, ob mein Hengst bereit wäre für eine zweite Runde. Aber Eric möchte reden. Über das, was ich empfunden habe. Und es ist komisch. Er hat recht. Es war anders. Wirklich anders.
„Ich kann´s Dir nicht erklären. Ich habe irgendwie gefühlt, dass ich nicht das Kommando habe. Gleich nach ein paar Minuten. Und da hab ich mich befreit gefühlt. Befreit vom Druck, Erwartungen erfüllen zu müssen. Ich hab mich fallen lassen. In Deine starken Arme. Und Du hast mich geführt. Ich war bereit, zu allem ja zu sagen. Alles mitzumachen, was Du von mir wolltest.“
„Und? Warst Du enttäuscht?“
„Nein.“
„Möchtest Du, dass ich Dich weiter führe? Sexuell? Menschlich?“
„Du machst mich neugierig. Sag es mir, was Du vorhast.“
Doch er schüttelt nur den Kopf und grinst mich an. Nein meine rassige Stute. Du musst Geduld haben. Denn auch das gehört zum Spiel. Ich werde Dich jetzt verlassen. Du hörst die nächsten Tage von mir.“
Und schon schwingt er die Beine aus dem Bett und steht auf. Lässt mich einfach liegen. Ich bin völlig perplex. Will er wirklich gehen? Jetzt schon? Keine zweite Runde? Ich protestiere. Doch er meint es ernst. Er beugt sich noch einmal zu mir herunter, küsst mich. Dann fällt die Tür hinter ihm ins Schloss und ich bin alleine.
Das restliche Wochenende bin ich nur noch verzweifelt. Wo ist Eric? Kein Anruf. Nichts. Ich treibe mich herum, völlig ziellos. Es wird spät, als ich nach Hause komme und ich schenke mir ein Glas Sekt ein. Ich muss die Nerven beruhigen. Ich werde umso wütender auf mich, als ich merke, dass ich keine Möglichkeit habe, an Eric heranzukommen. Keine Adresse, keine Telefonnummer, nichts. Wenn er nicht mit mir Kontakt aufnimmt, dann war es das. Ich habe es mir gerade gemütlich gemacht, da läutet es an der Tür. Schon neun Uhr durch… Wer läutet denn jetzt noch? Ein Gedanke schießt in mir hoch…. Eric? Ich linse durch den Türspion. Es ist nur Louise, meine Nachbarin. Eine typische graue Maus. Mittelalter. Single. Hatte vermutlich schon seit ewigen Zeiten keinen gescheiten Fick mehr gehabt. Und immer ein wenig neidisch auf das unmoralische Fräulein Anja und ihre vielen Männergeschichten. Was die wohl will?
„Hallo Anja…. Das Paket wurde heute für Sie abgegeben.“
Sie streckt mir ein Kuvert entgegen. Es sind keine Poststempel drauf…. Nichts…. Auch kein Absender.
„Ein junger hübscher Bursche war das…“
Neugierig ist sie ja überhaupt nicht. Ich bedanke mich und dränge sie zur Tür hinaus, bevor sie mir noch ein längeres Gespräch aufdrängt. Dazu bin ich nicht in der Stimmung. Mit der Sendung unterm Arm geht es zurück ins Wohnzimmer. Ich reiße den Umschlag auf. Da flattert mir ein Brief entgegen. Wieder kein Absender. Nur mein Vorname steht in einer schwungvollen Schrift darauf. Ich reiße ihn auf. Es sind zwei Seiten. Auf der ersten ist in großen Lettern vermerkt: „Instruktionen – bitte genau durchlesen!“
Ich lege das Deckblatt zur Seite. Es handelt sich um keinen privaten Brief, keine persönlichen Zeilen. Nichts. Und doch. Es ist von Eric. Ich beginne zu lesen:
Wenn Du mit meinem Vorschlag einverstanden bist, so musst Du folgendes tun.
1. Du wirst morgen Abend um genau zehn Uhr abends eine brennende Kerze in Dein Schlafzimmerfenster stellen.
2. Du wirst die Vorhänge zurück ziehen und Dein Telefon bereit legen.
3. Du wirst das Fenster öffnen
4 Du wirst Dich langsam ausziehen. Du bleibst neben der Kerze stehen. Die Hände wirst Du dabei hinter Deinem Kopf verschränken.
5. Du wirst in dieser Stellung regungslos verharren, egal was passiert.
6. Wenn ich mit Dir zufrieden bin, dann werde ich Dich anrufen
Ich lasse den Brief sinken.... Der spinnt doch. Ich lebe zwar in einer Wohngegend, aber so wenig ist nun doch nicht los. Der geile alte Sack von der Wohnung gegenüber beobachtet mich auch so schon genau. Auch ohne solche Stunts. So ein Scheiß. Wenn er dann nicht anruft? Dann bin ich erledigt. Aber dann dämmert es mir. Es kann mir ja sowieso egal sein. Denn ohne diese Chance werde ich ohnehin in ein paar Tagen vor die Tür gesetzt. Also egal. Scheißegal. Ich werd es machen. Eine Kerze. Verdammt. Ich brauche noch eine Kerze. Ich werde mir von meinen letzten Ersparnissen noch eine Kerze besorgen müssen. Aber ich muss das als eine Investition in meine Zukunft betrachten. Ich muss lachen. Über die Vorstellung, dass mein Leben von einer verdammten Kerze abhängig ist. Ich stehe auf. Gehe ins Wohnzimmer. Das Fensterbrett ist schon seit Tagen leer geräumt. Ich ziehe den Vorhang zur Seite. Morgen also. Hier an dieser Stelle. Er prüft mich. Das ist klar. Ich habe kein Licht eingeschaltet. Ob ich es mal probiere? Ich streife mir das T-Shirt vom Leib. Rasch die Jeans noch runter. Das Höschen. So, jetzt bin ich so, wie er mich morgen sehen will. Ich gehe zum Fenster, fasse an den Vorhang. Ziehe ihn zur Seite. Unten huschen die Leute vorbei. Die Nachtschwärmer. Sieht man mich von der Straße? Ich bin ja nur im ersten Stock. Jetzt im finsteren Zimmer falle ich nicht auf. Morgen mit der Kerze? Bestimmt. Da braucht nur einer stehen bleiben und mich angaffen. Dann hab ich den Salat. Dann verursache ich garantiert einen Menschenauflauf. Und das Fenster soll ich auch noch aufmachen. Na klasse.... Ein leises Prickeln durchläuft mich. Ich stehe jetzt nackt am Fenster. Durch die Dunkelheit vor neugierigen Blicken verborgen. Morgen wird das anders sein. Doch was hab ich mich denn so. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ich mich nackt präsentiere. Ich denke da zurück an meine Zeit im Table Dance Club. Doch da war es anders. Irgendwie anders.
In der Nacht mache ich kein Auge zu. Ich wälze mich unruhig hin und her. Was soll ich nur machen? Soll ich mich auf dieses Spiel einlassen? Habe ich eine Wahl? Bin ich zu schamhaft für so einen Scheiß? Ich stehe auf. Mitten in der Nacht. Es ist knapp vor zwei Uhr. Ich brauche jetzt etwas Hartes zum trinken. Ich hab noch einen Scotch. Vielleicht hilft mir der, mich zu beruhigen. Denn es ist nicht die morgige Aufgabe, vor der ich Angst habe. Es ist das, was sich daran anschließen könnte. Dieses Überschreiten einer roten Linie. Dieser Point of no Return. bei dem es kein Zurück gibt. Bei dem ich weiter gehen muss. Heiß und brennend rinnt das scharfe Gebräu meine Kehle hinunter. Tut gut..... Ich gieße mir ein zweites Glas ein. Auf meinen nüchternen Magen steigt mir der Alkohol schnell in den Kopf und ich bekomme ein Gefühl, als ob ich schweben würde. Ein weiteres Glas. Dann ist die Flasche leer und ich voll. Als ich am nächsten Morgen erwache liege ich schräg auf der Couch und habe einen schönen Brummschädel. Kein guter Start in den Tag, der vielleicht meinen weiteren Lebensweg entscheidend beeinflussen wird.
Die Stunden tröpfeln zäh dahin. Am Abend bin ich wieder fit und Adrenalin beginnt durch meinen Körper zu jagen. Jetzt vergeht die Zeit plötzlich schnell. Irgendwie möchte ich den Zeiger der Uhr aufhalten. Wie eine Drohung dreht er seine Runde. Es ist neun. Viertel nach neun.... Es geht auf halb zehn. Ich mache das Licht aus und stelle mir einen Wecker. Auf fünf vor zehn. Die geforderten Utensilien habe ich bereits vorbereitet. Jetzt kann ich nur noch warten. Von draußen scheint das Licht der Straßenlaterne herein. Sie steht vor dem Nachbarhaus. Das hat noch nie eine Rolle gespielt. Jetzt plötzlich ist es wichtig. Warum steht das blöde Ding nicht am Ende der Straße. Er wird mich beobachten. Da bin ich mir sicher. Er hockt in einem Auto. Oder versteckt sich in einem Hauseingang. Er wird mich keine Sekunde aus den Augen lassen. So viel ist sicher. Das Schrillen des Weckers lässt mich hochfahren. Ich habe mir bewusst nur fünf Minuten Spielraum eingeräumt. Wenn ich so viel Zeit habe, dass ich über alles nochmal nachdenken kann, dann werde ich es bleiben lassen. So gut kenne ich