Serva III. Arik Steen
nichts mit. Er wusste nicht, dass er die erste Wahl für die Prinzessin war, wenn es um die Reise des Götteropfers ging. Er war gerade dabei in der Kommandeursunterkunft die Leistungen der Veteranen zu würdigen und traf dabei auch eine Entscheidung was den Begleitschutz für das Götteropfer anging.
Er klopfte Thores auf die Schulter: «Du warst eine gute Unterstützung und hast kluge Entscheidungen getroffen!»
«Danke, Lord!», meinte der Veteran: «Eure Anerkennung ehrt mich!»
«Ich habe heute morgen eine Entscheidung getroffen. Gemeinsam mit den anderen Offizieren. Nun, diese Entscheidung ist vom König nicht abgesegnet, aber in Anbetracht der Vorfälle wird auch er sie unterstützen.»
«Das wäre?»
«Die Veteranen haben gut gekämpft. Die gehören nicht zum alten Eisen, wie wir immer geglaubt haben. Und deshalb möchte ich eine Einheit aufstellen. Die nur aus Veteranen besteht. Unter deinem Kommando!»
«Tatsächlich?», fragte Thores. Seine Augen leuchteten. Das war durchaus ein attraktives Angebot: «Es wäre mir eine Ehre!»
«Vor einiger Zeit wollte man dich noch hängen sehen!», sagte der Lord: «Vergiss das nicht! Du hattest eine Menge Glück.»
Nein, das würde Thores nicht vergessen. Aber an Glück glaubte er nicht. Er hatte sein Schicksal selbst in die Hand genommen. Im Grunde genauso wie sein Bruder vor gut zwei Wochen es ebenfalls getan hatte. Allerdings war dieser anschließend verbannt worden. Und er, Thores, würde nun eine Einheit führen.
Es klopfte an der Türe zu den Räumlichkeiten des Kommandeurs.
Lord Philipp rief: „Herein!»
Es erschien Lord Stephan: «Verzeiht die Störung. Wir haben einen Toten. In der Stadt! In einem Haus!»
«Einen Toten?»
«Ja. Ihr müsst Euch das ansehen. Es ist ein grausames Bild. Irgendein Wahnsinniger scheint in der Stadt umherzugehen!»
«Nun gut! Ich komme!», meinte Lord Philipp: «Ich erkläre unserem neuen Kompaniechef gerade sein Aufgabengebiet!»
Lord Stephan nickte: «Weiß er schon, um was es geht?»
«Noch nicht ganz!», sagte der Kommandeur.
«In jedem Fall Glückwunsch!», meinte Stephan und gab Thores die Hand: «Du bist kein Lord. Und damit der Erste, der jemals aus einem niederen Stand heraus eine Kompanie führt!»
«Und das auch nur bis der König wieder bei Bewusstsein ist!», fügte Lord Philipp hinzu: «Wir werden ihm von deinem Engagement berichten. Aber entscheiden wird er wohl selbst!»
«Nun, ich werde mein Bestes geben!», sagte Thores.
«Nun zum Auftrag deiner zukünftigen Veteranenkompanie!», sagte der Kommandeur. Er nickte kurz Lord Stephan zu, der sich verabschiedete. Dann schaute er wieder zu Thores: «Du weißt, dass Ende dieser Woche das Götteropfer bestimmt wird.»
«Ja, das ist mir bekannt!»
«Die Lage hier in Manis ist verzwickt. Wir brauchen alle verfügbaren Kräfte um einem weiteren möglichen Aufstand durch Herzog Olaf entgegen zu treten. Wir müssen die Armee neu strukturieren, Ämter neu besetzen. Und wir sind deshalb nicht in der Lage dem Götteropfer eine adäquate Einheit mitzugeben!»
«Ihr wollt, dass ich das Götteropfer Richtung Tempel von Deux begleite?»
«Ja, gemeinsam mit einer Stärke von fünfzig Mann!», sagte der Kommandeur: «Was hältst du davon?»
«Es wäre mir eine Ehre!», meinte Thores. Obwohl er sich seinen ersten Auftrag anders vorgestellt hatte.
«Nun gut. Die Reise wird erst in gut zwei Wochen beginnen. Aber du solltest dir bis dahin deine fünfzig Mann aussuchen, sie trainieren und fit machen. Wir stellen dir hierzu im Feldlager vor der Stadt Baracken zur Verfügung. Deine Männer werden natürlich bezahlt. Jeweils am Wochenende.»
«Was ist mit Waffen?»
«Alle Männer werden selbstverständlich komplett ausgerüstet.»
«Gut!», Thores schien zufrieden.
«Entschuldige mich nun!», meinte Lord Philipp und öffnete die Türe: «Ich muss nach dem Leichnam sehen. Was auch immer der Tote in der Stadt zu bedeuten hat, wir müssen Ruhe in die Bevölkerung bringen!»
«Verstehe ich!», sagte Thores und begleitete den Kommandeur dann hinaus auf den Hof des Palastes.
Lord Philipp wusste nicht, wer den Toten in diesem Haus gefunden hatte, noch wem das Haus gehörte. Er wusste nur, dass es ein grausamer Anblick war. Er starrte auf die Leiche. Er hatte etwas Vergleichbares noch nie gesehen. Der Tote war männlich. Man hatte ihn auf dem Rücken liegend auf einem Tisch festgebunden. Nackt wie die Götter ihn schufen. Dann hatte man auf seinen Bauch einen metallenen Käfig befestigt.
«Was ist das auf dem Käfig?», fragte Philipp. Was auch immer es war, es rauchte ein wenig. Allgemein roch es ein wenig verbrannt.
«Kohle!», meinte Lord Stephan.
«Verstehe ich nicht!», sagte der Kommandeur. Erst jetzt schaute er auf den Bauch des Toten. Der Bauchraum war geöffnet und man konnte die zerfetzten Gedärme sehen: «Bei den Göttern! Was ist hier passiert?»
«Ratten!», meinte einer der Wachsoldaten der königlichen Palastwache als Lord Stephan nicht antwortete.
«Was?»
«Man hat Ratten in den Käfig gesetzt und auf das Käfigdach glühende Kohlen gelegt. Die Ratten gerieten in Panik und versuchten zu entfliehen. Durch den Bauchraum des ... Toten!»
«Allmächtiger Regnator. Das ist ja grausam!»
«Einige Ratten waren noch hier im Raum. Sie haben es tatsächlich geschafft zu entkommen. Durch den Bauch und dann seitlich hinaus. Dieser Mann muss höllische Qualen gelitten haben!», sagte der Soldat.
«Wer ist dieser Mann?», fragte Philipp und richtete sich nun direkt an seinen Offizier Lord Stephan.
Der Lord aus Charleston starrte auf den Leichnam. Er hatte schon viel gesehen, aber das hier war mehr als grausam. Die Frage riss ihn aus den Gedanken und er schaute zu seinem Vorgesetzten: «Ein Priester!»
«Was?», Lord Philipp schüttelte ungläubig den Kopf.
«Und das hier ...», sagte Stephan und ging zur hinteren Wand des Hauses: « ... ist das Zeichen des Ordens der Hüter des alten Wissens!»
Lord Philipp schaute auf das Zeichen. Ein vollständig blauer Kreis. Schlicht und einfach. Der Kommandeur ging näher heran. Die blaue Farbe war noch nicht einmal ganz trocken.
«Der blaue Planet!», sagte Lord Stephan: «Das ist doch das Zeichen der Hüter des alten Wissens, oder?»
Der Kommandeur nickte: «Ja, das ist in der Tat deren Zeichen. Ich habe das mit dem blauen Planeten noch nie verstanden.»
«Wie dem auch sei!», murmelte Lord Stephan von Charleston: «Das ist ein anderes Thema. Wir sollten in jedem Fall dieser Sache hier nachgehen. Die Hüter des alten Wissens befragen!»
«Allzu viele gibt es hier doch nicht!», meinte Lord Philipp: «Nicht hier in der Hauptstadt. König Leopold hat den Orden zwar geduldet, aber sie dürfen weder predigen, noch dürfen sie sich öffentlich versammeln!»
«Ihr redet von unserem König, als wäre er bereits tot!», kritisierte Lord Stephan.
«Vergebung. Das war keine Absicht!»
«Wir sollten raus hier!», meinte der Kommandeur. Er konnte den Anblick des Toten nicht ertragen: «Und nehmt jeden fest, der irgendetwas mit dem Orden zu tun hat.»
«Wir sollten so wenig Unruhe wie möglich verursachen!», murmelte Lord Stephan: «Die Bürger sind ohnehin schon durch die letzten Ereignisse panisch und ängstlich!»
«Ihr habt recht. Aber die