PatchWords. Britta Bendixen

PatchWords - Britta Bendixen


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ließ sich auf ihren Stuhl fallen. „Männer sind doch wirklich unglaublich!“

      „Ich weiß“, lächelte Erik geschmeichelt.

      „Im negativen Sinne, du Hornochse!“

      Er stand auf und legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter: „Ich hole dir einen Kaffee, und dann erzählst du, was dein kleiner Italiener dir angetan hat, okay?“

      Nina atmete tief durch und sah ihren Kollegen mit großen Augen an. „Danke.“

      „Nicht dafür.“ Er verließ den Raum und kam kurz darauf mit einem dampfenden Becher zurück. Nina nahm ihn entgegen und legte los.

      „Paolo will, dass ich möglichst bald viele kleine Bambini produziere und meinen Job gegen den Herd eintausche.“ Sie schnaubte. „Ich hasse es, wenn er sich aufführt wie ein südeuropäischer Macho.“

      „Schätzchen, er ist einer“, sagte Erik gelassen.

      Das Telefon klingelte.

      „Lass mich rangehen“, riet er. „Egal, wer es ist, es besteht die Gefahr, dass du ihn durch die Leitung ziehst.“

      „Allerdings“, grummelte sie in den Kaffee hinein.

      Erik meldete sich und lauschte mit ernster Miene.

      „Gut, wir kommen“, sagte er und legte auf.

      „Arbeit?“

      „Jep. Wir müssen in die Schlossstraße.“

      „Moin“, begrüßte Erik den Gerichtsmediziner, der neben der Leiche kniete . „Haben Sie schon was für uns?“

      „Sie meinen, abgesehen von einer Leiche zum Frühstück?“, scherzte Dr. Mey und stand auf.

      „Normalerweise mag ich Ihren Humor“, log Nina, „doch heute bin ich nicht in Stimmung.“

      Die Kälte des Novembermorgens machte ihrer aller Atem sichtbar. Nina fröstelte, legte plötzlich den Kopf schräg und schnupperte. Roch es hier nach Alkohol?

      „Sie wurde stranguliert, mit ‘ner Wäscheleine oder ähnlichem“, berichtete Dr. Mey sachlich. „Hier wurde sie vermutlich nur abgelegt. Todeszeitpunkt gestern Abend, etwa zwischen sieben und zehn, mehr kann ich erst nach der Obduktion sagen.“

      „Was liegt da neben ihr?“, fragte Nina und deutete auf eine Stelle links neben der Leiche. „Das ist doch eine Flasche, oder?“

      „Hansen-Rum.“ Dr. Mey zog die große Nase kraus. „Sie wurde damit übergossen und riecht entsprechend.“

      „Kein Wunder, dass es hier nach Schnaps riecht“, murmelte Nina.

      „Ach herrje“, ließ sich Erik leise vernehmen. „Kommt Ihnen das nicht bekannt vor, Dr. Mey?“

      „Doch, natürlich. Wie lange sind die anderen Fälle her?“

      Nina sah von einem zum anderen. „Welche anderen Fälle?“

      „Das kannst du nicht wissen, du bist ja erst seit Mai bei uns“, sagte Erik. „Dies ist der dritte Rum-Mord. Die erste Leiche wurde am Ostermontag des letzten Jahres am Nordertor entdeckt, also vor etwa anderthalb Jahren. Die andere lag am Neujahrsmorgen darauf in dem flachen Brunnen im Burghof.“

      „Und die Parallelen sind Rumflaschen und Würgemale?“, vergewisserte sich Nina.

      Dr. Mey nickte und wies auf die tote Frau neben ihm. „Und der Opfertyp. Alle drei waren in den Vierzigern, hatten lange, dunkle Haare und eine schlanke Figur.“

      „Die ersten beiden waren berufstätig und alleinstehend“, fügte Erik hinzu.

      „Der oder die Täter wurden bisher nicht gefunden?“

      Die beiden Männer schüttelten den Kopf.

      „Wir hatten keinerlei Anhaltspunkte“, sagte Erik verdrossen. „Der Typ ist schlau vorgegangen. Es gab keine Zeugen und auch keine Fingerabdrücke, Hautpartikel, Zigarettenkippen oder andere verwertbaren Spuren.“

      „Vielleicht findet die KTU ja diesmal etwas“, hoffte Nina.

      Zurück im Präsidium zog sie die beiden älteren Fälle hinzu und verglich sie mit dem neuen. Die Ergebnisse präsentierte sie Erik an einer Flipchart-Wand.

      Sie wies auf das Foto der ersten Frau. „Anna Thomsen, geschieden, kinderlose Kosmetikerin, lebte in Harrislee.“

      Ninas Zeigestab wanderte zum nächsten Bild.

      „Eva Leipold, ledig, Augenärztin, wohnte im Stadtteil Mürwik.“

      Schließlich zeigte Nina auf das letzte Bild.

      „Von ihr wissen wir noch nichts, sie hatte ja keine Papiere dabei. Und wenn sie ebenfalls allein gelebt hat, könnte es dauern, bis wir sie identifizieren können.“

      „Wir könnten die Presse informieren.“

      Nina schnalzte mit der Zunge. „Ich weiß nicht. Lass uns lieber abwarten, ob jemand sie vermisst. Wenn die Presse mitkriegt, dass es sich um eine Serie handelt …“

      „Du hast Recht.“ Erik nickte. „Dann breitet sich Panik aus.“

      „Mich würde interessieren, ob der Mörder die Fundorte beliebig oder ganz bewusst ausgewählt hat.“

      „Hast du schon mal in einem Serienmord ermittelt?“, fragte Erik.

      „Bisher noch nicht. Aber ich habe eine Menge darüber gelesen.“

      Er beugte sich vor. „Was weißt du darüber?“

      „Nun, Serienmörder handeln nicht spontan, sondern geplant. Sie suchen ihre Opfer gezielt aus. Meist gibt es keine Verbindung zwischen Täter und Opfer.“

      „Ja, davon habe ich auch schon gehört. Was noch?“

      Nina trat ans Fenster. Tiefe Wolken tauchten die Hafenspitze in tristes Grau.

      „Der durchschnittliche Serienmörder ist männlich, zwischen zwanzig und vierzig, ledig und kinderlos. Eher unterdurchschnittlich intelligent, oft arbeitslos und etwas verschroben. Die Kindheit war von Gewalt, Gefühlskälte oder Missbrauch geprägt.“

      „Der Opfertyp und der Rum könnten darauf hindeuten, dass unser Mörder mit einer Trinkerin zusammengelebt hat. Eine ehemalige Lebensgefährtin vielleicht, oder auch seine Mutter. Damit wäre eine unglückliche Kindheit auf jeden Fall gegeben.“

      „Das ist ein vager Anhaltspunkt, aber besser als nichts.“ Nina schnappte sich ihre Jacke. „Ich befrage mal die Anwohner der Fundorte.“

      „Inzwischen füttere ich den Computer mit dem was wir haben“, beschloss Erik.

      Am Nordertor fragte Nina nach einer dunkelhaarigen Frau mit einem Alkoholproblem, die mit ihrem Sohn in der Gegend gewohnt hat.

      „Es ist vermutlich schon lange her“, erklärte Nina einer Mieterin mit einem Baby auf dem Arm. „Zehn Jahre oder mehr. Kennen Sie jemanden, der so lange hier wohnt?“

      „Nein, tut mir leid. Ich hab die Wohnung erst seit kurzem. So gut kenne ich die Nachbarn noch nicht.“

      Auch in der Schlossstraße und im Burghof, den sie bereits zur Hälfte abgeklappert hatte, schien niemand etwas zu wissen. Nina war frustriert. Waren sie doch auf der falschen Fährte?

      Ohne viel Hoffnung erreichte sie die oberste Etage von Haus Nr. 3 und klingelte. Schritte näherten sich, dann stand ein junger Mann mit Kinnbart vor ihr.

      „Fragen Sie mal Frau Andersen in Nummer 5“, regte er an, nachdem sie ihm ihr Anliegen erklärt hatte. „Ich glaube, die wohnt schon ewig hier.“

      Ninas Gesicht hellte sich auf. „Wirklich? Danke für den Tipp.“ Mit neu erwachtem Optimismus lief sie die Treppen nach unten.

      Alma Andersen war klein und trug einen gewaltigen Busen vor sich her.

      Sie bat Nina in ihr muffig riechendes, mit dunklen Möbeln


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