Schatten und Licht. Gerhard Kunit
in Hesgard.“
„Erzähl“, ermutigte er sie. „Das hilft.“
„Es war am Abend vor der Krönung. Wir kamen im Haus eines Bethaners unter. Magister Reimer ging mit den Anderen zu den Feierlichkeiten, aber ich hatte ein interessantes Buch entdeckt und blieb im Haus. Am späten Abend hörte ich ein Geräusch aus dem Erdgeschoss und dachte, Reimer wäre zurück. Ich wollte ihn etwas zu einer Thesis fragen, ging hinunter und sah plötzlich eine unbekannte Frau. Als ich sie ansprechen wollte, lief sie weg.“ Sylva stockte.
„Weiter“, drängte Torin. Es half darüber zu reden. Außerdem war seine Neugier geweckt.
„Ich begriff, dass sie eine Einbrecherin war und sprach einen Kältezauber. Der verursacht oberflächliche Schmerzen und schränkt die Beweglichkeit des Gegners ein, ideal um jemand einzuschüchtern. Aber ich verwendete ihn zum ersten Mal im Ernstfall und Etwas ging daneben. Mein Zauber entriss mir fast die gesamte magische Energie und tötete die Frau auf der Stelle. Es war so sinnlos.“
Torin hörte ihr Schluchzen und griff nach ihrer Hand. „Da konntest du doch nichts dafür“, wollte er sie beruhigen. „Was ist weiter passiert?“
„Dann tauchte ein zweiter Einbrecher auf. Ich hatte nur mehr wenig Magie zur Verfügung und forderte ihn auf, sich zu ergeben, aber er hat mich nur angestarrt. Zu meinem Glück aktivierte ich die magische Rüstung. Dann spürte ich einen Schlag am Rücken, ein vergifteter Wurfdolch, wie sich später herausstellte. Ohne den Schutzzauber wäre ich jetzt tot.“
Wieder stockte Sylva, fuhr aber doch fort.
„Ich war in Panik. Ich wusste nicht, wie viele Gauner noch im Haus waren. Der Flammenschlag gegen den Schurken in meinem Rücken war nicht mehr als ein Reflex. Er hat meine letzten Reserven erschöpft, reichte aber aus, um ihn außer Gefecht zu setzen. Die Schurken flohen. Ich habe mich in den ersten Stock zurückgezogen und in der Bibliothek eingeschlossen. Die halbe Nacht hatte ich Angst, sie kämen zurück. Ich wäre ihnen schutzlos ausgeliefert gewesen. Erst als Reimer und die anderen kamen, war ich in Sicherheit.“
Der Druck ihrer Hand verstärkte sich und Torin suchte nach Worten, doch als er endlich eine passende Formulierung gefunden hatte, ging ihr Atem ruhig und gleichmäßig. Ein wenig Trost hätte sie wohl erwarten dürfen, wenn sie ihrem Freund das Herz ausschüttet, schalt er sich.
* * *
Die Wolkenfetzen verzogen sich und der Mond tauchte den Lagerplatz in sanftes Licht. Der Posten war im Schatten der Bäume kaum zu erkennen. Torin setzte sich auf und ließ seinen Blick über die schlafenden Männer schweifen. Sylva wirkte in ihrer Decke schmal und zerbrechlich. Alles war friedlich, aber der Tod konnte jederzeit zuschlagen.
„Torin?“
Sie war also doch noch wach. „Ja?“
„Danke. Vielleicht kann ich das Ganze jetzt loslassen.“
Endlich schlief sie ein. In knapp drei Stunden musste er sie schon wieder wecken. Die Sommernächte waren kurz und er durfte ihren knappen Vorsprung nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Torin erhob sich und ging zur Wache.
* * *
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