Das Magische Universum. Christian Sternenfeuer
Nur wenige Personen wurden jemals mit einem solchen
Siegel auf diesen Planeten geschickt. Nehmt es mir nicht
übel, doch ihr seid kein einfacher Kapitän und wenn ihr über eine
solche Beglaubigung verfügt, so müsst ihr für den Tempel von ungewöhnlicher
Wichtigkeit sein.«
Fragend blickte ihr der Agent in die Augen und hoffte auf eine
Antwort, die seine Neugier befriedigten mochte.
»Das mag sein, Agent Gnorx, doch weder bin ich befugt noch
wäre es ratsam, euch weitere Details meiner Mission zu nennen. Es
bestände die Gefahr, dass Verräter oder Spione diese Information
erlangen und welche Folgen das für den Betroffenen mit sich bringen
würde, brauche ich euch wohl nicht näher zu erläutern.«
Missmutig setzte sich Gnorx auf seinen Stuhl. Einen langen
Augenblick dachte er nach und legte dabei seine hohe Stirn in
zahlreiche Falten.
»Eure Legitimation ist einwandfrei, Kapitän Lethos. Ihr seid
die, für die ihr euch ausgebt, das steht zweifelsfrei fest und daher
will ich es kurz machen. Nehmt doch bitte Platz«, dabei wies er
auf den Stuhl, der vor seinem Tisch stand. Mit leicht angespannter
Wachsamkeit nahm Aurelia das Angebot an und setzte sich. »Eine
Anweisung des Tempelrats ist mir zugegangen, die mich beauftragt,
einem Kapitän Lethos mehrere Artefakte zu übergeben,
damit dieser danach gemäß seiner Anweisungen verfährt. Liegen
euch diesbezügliche Befehle vor, Kapitän Lethos?«
»Ja, die habe ich, allerdings bin ich nicht ermächtigt, euch diese
mitzuteilen, daher bitte ich um Verständnis für diese Maßnahme
des Rats. Sie hat sicherlich nichts mit mangelndem Vertrauen in
eure Tätigkeit auf Riva zu tun. Meine Befehle sind jedoch eindeutig
und schließen Informationen an Dritte auf alle Fälle aus. Ihr
wisst ja, wie streng die Vorschriften des Rats bezüglich Geheimhaltung
sind. Daran bin ich auf jeden Fall gebunden.«
»Das ist mir bekannt, Kapitän«, knurrte Gnorx unzufrieden.
»Ihr erfüllt eure Befehle gemäß dieser Vorschriften. Ich werde das
in meinem Bericht an den Rat festhalten. So wie ihr mein Verhalten
ebenfalls als einwandfrei im Sinne der Vorschriften beurteilen
werdet.«
»Selbstverständlich, Agent Gnorx. Ihr habt eure Pflicht genau
und korrekt erledigt, es gibt nichts zu beanstanden. Der Rat wird
sicherlich eine Belobigung oder sogar eine Belohnung für euch haben,
wenn Übergabe als auch Lieferung zu seiner Zufriedenheit
abgewickelt worden sind.«
Joliko Gnorx stutzte. Vernahm er in der Stimme des Kapitäns
eine leichte Belustigung? Oder war darin ein versteckter Hinweis
enthalten und sollte er zu einer unbedachten Bemerkung verleitet
werden, die ihm später den Weg in die oberen Ebenen der Tempelhierarchie
verwehren mochte? Es gab innerhalb der Priesterschaft
Gruppierungen, die untereinander um Macht und Einfluss stritten.
Auch gab es Gerüchte um eine geheime Bruderschaft innerhalb
der Organisation. Somit musste man vor allem und jedem
auf der Hut sein. Misstrauen war zu jeder Zeit angebracht und
jedes Wort musste sorgsam abgewogen werden.
Er traute diesem Kapitän Lethos nicht über den Weg, sie mochte
ein Mitglied dieser geheimen Bruderschaft sein, auch wenn sie
vom Tempelobersten selbst beauftragt war. Sie war mit Sicherheit
eine wichtige Person in den Plänen des Rats, vielleicht eine Geheimbeauftragte
des Fürsten selbst, denn sonst würde sie nicht mit
einer solch heiklen Mission betraut werden.
Fürst Ramoris, der Oberste des Rats, hatte ihre Order eigenhändig
unterzeichnet und gesiegelt. Dazu war sie mit einem der wenigen
ID-Siegel ausgestattet, die der Tempel vergab, damit schien
ein Betrug so gut wie ausgeschlossen. Joliko Gnorx beschloss auf
Nummer Sicher zu gehen und sich ganz genau an die Vorschriften
zu halten.
»Ich erfülle nur meine Pflicht und sollte der Rat damit zufrieden
sein, so ist es mir Lohn genug, Kapitän Lethos, so wie euch
auch. Wir stehen doch alle im Glauben des Tempels und tun alles,
was in unserer Macht liegt, um Ungläubige auf den rechten Weg
zu führen.«
Er sagte dies in einem Brustton der Überzeugung, dass Aurelia
fast geneigt war, ihm seine Worte abzunehmen, jedoch nur fast.
Das kalte Glitzern seiner Augen war ihr nicht entgangen, dieser
Mann war zu allem fähig und würde sie ohne Skrupel betrügen,
wenn er sich einen Vorteil versprach, solange kein Verdacht auf ihn
fallen würde.
»Kommen wir nun zum eigentlichen Zweck eures Besuchs, Kapitän
Lethos. Ich werde euch nun drei Artefakte aushändigen –
deren Sinn und Bedeutung mir allerdings nicht umfassend bekannt
sind. Mein Auftrag lautet nur, sie euch zu übergeben.« Mühsam
stand er auf, schlurfte dann leicht humpelnd zu einem massiven
Schrank, der in der hinteren Ecke des Raumes stand. Es handelte
sich eindeutig um das Werk heimischer Schmiedekunst, wie Aurelia
aus den kunstvollen Gravuren schloss, mit denen dieser gelbliche
Metallklotz aus Bronze verziert war. Er diente als Sicherheitsbehälter
für wertvolle Juwelen und Dokumente, um sie gegen Feuer
und Diebstahl zu schützen. Trutzig beherrschte er die Ecke, wo er
seine zwei bis drei Tonnen eindrucksvoll zur Geltung brachte. Die
Tür war mit mehreren Schlössern versehen. Daneben verfügte sie
noch über ein schweres Handrad, um den Verschluss zusätzlich zu
sichern.
Aurelia sah zu, wie der Agent einen Schlüsselbund aus der Tasche
zog und unter der Vielzahl der Schlüssel nach drei bestimmten
suchte. Sobald er sie gefunden hatte, führte er sie der Reihe nach
in die vorgesehenen