Oliver Hell - Feuervogel. Michael Wagner J.

Oliver Hell - Feuervogel - Michael Wagner J.


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      »Ich denke, wir haben genug Kultur für heute getankt und Meer haben wir heute noch genug, wenn wir mit den beiden an den Strand gehen. Also, lassen wir Esbjerg links liegen. Noch weiter westlich liegt noch der Leuchtturm Blavand Fyr, der wird auch als tolles Ausflugsziel beschrieben.«

      »Wir haben ja noch eine Rückfahrt vor uns. Wenn wir noch ein paar Dinge haben, die wir uns dort anschauen können, ist es nicht so langweilig, als wenn wir in einem Rutsch zurückfahren«, sagte Hell.

      Die Landschaft veränderte sich, je näher sie dem Ringkøbing Fjord kamen. Das platte Land blieb platt, doch wurde die Vegetation immer spärlicher. Aus den lichten Birken– und Nadelholzwäldern, die sie noch nördlich von Esbjerg begleiteten, wurden sandige, mit Gras und Bodendeckern bewachsene Kuppen, auf denen schon die ersten typischen Ferienhäuser zu sehen waren. Als sie das südliche Ende des Fjordes, in der Gegend um Nymindegab erreichten, war von großwüchsiger Vegetation nichts mehr zu sehen. Natürlich gewachsene Wälder gab es so gut wie keine, höchstens ein paar als Windschutz angepflanzte Bäume in den Ferienhaussiedlungen. Aber auch hier war es meistens flach. Der namensgebende Fjord hielt sich hinter Heide und Graslandschaft verborgen.

      Als die Straße hinter Nymindegab wieder schnurstracks in Richtung Norden ging, fiel Hell auf der linken Seite der Straße eine große weiße Dünenkuppe auf. Kurzentschlossen lenkte Hell das Wohnmobil auf einen langgestreckten Parkplatz, auf dem als einziges Fahrzeug ein Wohnmobil stand, das ihrem eigenen sehr ähnlich war.

      »Hier werden wir unseren ersten Blick auf die Nordsee werfen«, sagte er, während Franziska die abrupte Richtungsänderung nicht mitmachen konnte, weil sie gedanklich noch immer auf der Suche nach dem Wasser des Fjordes war.

      »Hey, kündige das doch bitte an«, meckerte sie.

      Der Weg zum Strand war mit zwei weiß-rot-gestreiften Schranken abgesperrt. Hell parkte das Wohnmobil.

      »Ich möchte jetzt sofort Sand unter die Füße haben«, sagte er.

      »Sollten wir nicht Stephanie eine Nachricht schicken und ihr sagen, dass wir vor der Tür stehen?«

      »Ja, mach ich. Sobald ich den Sand unter meinen Füßen spüre.« Hell drehte den Fahrersitz nach rechts und überlegte, wohin er seine Sandalen gepackt hatte. Er fand sie dort, wo sie alle ihre Schuhe aufbewahrten.

      Hell trat vor das Wohnmobil und versuchte, hinter den sanften Hügeln irgendwo einen Blick auf das Meer werfen zu können. Vergebens.

      Franziska trat neben ihn. Sie trug einen Strohhut, den Hell bisher noch nie auf ihrem Kopf erblickt hatte.

      »Schick, sehr kleidsam.«

      Mit einer beinahe königlichen Geste setzte sie sich ihre Sonnenbrille auf.

      »Kamera? Handy? Alles dabei?«, fragte sie.

      »Nein«, sagte Hell und verschwand wieder im Wohnmobil. Mit seinem Baseball-Cap auf dem Kopf und geschulterter Kameratasche schloss er die Türen des Wohnmobils ab.

      »Komm«, sagte er und hielt Franziska die Hand hin.

      Als sie fünf Minuten später auf dem Dünenkamm standen, hatten sie nicht nur die Straße hinter sich gelassen, Oliver Hell und Franziska Leck hatten soeben ihren Urlaub begonnen. Sie blieben eine Weile auf dem Dünenkamm stehen. Vor ihnen breitete sich der weitläufige Strand aus, den viele als den schönsten Dänemarks bezeichneten.

      Sand, Meer, Himmel, Wolken, Weite.

      Links und rechts rauschte das Dünengras im sanften Windhauch. Franziska drehte sich um. »Sieh mal, dahinten ist der Fjord und hier kannst du ja kilometerweit laufen. Ist das traumhaft, Oliver!«, jauchzte sie.

      Hell fühlte, wie sein Herz einen Sprung machte. Sand lief ihm in die Sandalen, doch es störte ihn nicht.

      Vor ihnen fiel der sandige Weg steil ab. Der feine Sand war strahlend weiß. Hell zog sich mit einer kurzen Geste die Sonnenbrille von der Nase. Sofort wurde er geblendet, was ihn dazu brachte, sich eilig wieder die Brille auf die Nase zu schieben. Am Strand lagen noch ein paar kleine Bunker, die seit dem Zweiten Weltkrieg hier immer weiter im Sand versanken. Sie näherten sich langsam dem Meer, Hand in Hand.

      Franziska bemerkte, dass sich am Strand außer ihnen nur ein weiteres Paar befand. Eine Person badete und die andere saß am Strand, nahe der Wasserlinie.

      »Wollen wir auch schwimmen gehen?«

      »Ich hab keinen Badeanzug an«, sagte Franziska zweifelnd.

      »Brauchst du einen?«, fragte Hell schmunzelnd.

      *

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