Vor dem Imperium. Martin Cordemann
„In der Reihenfolge?“
„Sie stellen eine Gefahr für den Frieden der Menschheit dar.“
„Ich persönlich? Oder auch meine Crew?“
„Falls Sie diesem Befehl nicht Folge leisten, betrachten Sie sich als gejagt.“
„Ähm...“
„Commodore Murray Ende.“
Der Captain seufzte. „Klingt nicht gerade nach einem freundlichen Empfang. Aber vielleicht gibt uns das die Möglichkeit zur Rehabilitation?“
„Sie meinen, Sie wollen das Schiff übergeben?“
„Nicht ohne zu wissen, was dann mit der Crew passiert. Verbindung zur Station aufnehmen.“
„Verbindung steht.“
„Commodore Murray, hier ist Captain MacAllister. Wenn wir das Schiff übergeben... was sind dann die weiteren Pläne?“
„Sie stehen alle unter Arrest.“
„Die ganze Besatzung?“
„Jeder an Bord Ihres Schiffes stellt eine potentielle Gefahr dar...“
„Das ist doch Blödsinn!“
„Captain Bricket von der USS Carter wird Ihnen einen angemessenen Empfang bereiten. Er wird den Jupiter in sieben Stunden erreichen. Stellen Sie sich freiwillig oder wir werden Sie kriegen!“
„Schalten Sie ab“, meinte MacAllister zu seinem Funker. Dann wandte er sich der Brückenbesatzung zu. „Also wir sollen alle hinter Gitter gehen für etwas, das wir nicht getan haben... oder für etwas, das so absurd ist...“ Er schüttelte den Kopf. „Gut, sagen Sie der Besatzung, wer sich freiwillig den Autoritäten stellen will, ich werde ihm keine Steine in den Weg legen. Eine Raumfähre wird die betreffenden Leute zur Raumstation 31 bringen.“
Nach einer halben Stunde hatten sich alle Besatzungsmitglieder der Petronia entschieden. Keiner wollte das Schiff verlassen. Captain MacAllister lächelte.
„Geben Sie mir noch mal Murray“, sagte er.
„Übergeben Sie Ihr Schiff?“
„Nein.“ MacAllister schüttelte den Kopf. „Das ist uns ehrlich gesagt zu dumm!“
„Dann werden wir Sie vernichten, um den Frieden zu sichern!“
„Was den Begriff 'zu dumm' um eine weitere Bedeutung bereichert. Ihnen ist schon klar, dass wir keine Bordwaffen haben? Aber Sie wissen ja...“ MacAllister schaltete ab, da er nicht wusste, was der andere wissen könnte. Viel war es wahrscheinlich nicht. „Okay, Miss Clausen, dann berechnen Sie unseren Anflug doch mal so, dass die uns nicht bemerken. Und versuchen Sie herauszufinden, wo sich die Carter zurzeit befindet. Ich traue diesem Knaben nämlich nicht.“
„Wann rechnet er mit uns?“
„In 10 Stunden. Wir sind aber schon in 5 im Orbit. Harris, Michaels, wie sieht’s aus?“
„Wir sind fertig, Sir“, sagte der Computerexperte. „Wir müssen nur dicht genug an die Station heran, damit ich alle Sicherheitssperren umgehen kann.“
„Sie schaffen das in einer Stunde?“
„Ja, Sir.“
„Na dann wollen wir mal hoffen, dass wir vor der Ankunft der Carter wieder weg sind. Clausen, haben Sie sie schon gefunden?“
„Nein, sie wird durch den Jupiter verdeckt. Vielleicht sind sie ja auch schon da und verstecken sich nur vor uns...“
„...um uns die Überraschung zu bereiten, die wir für sie vorgesehen haben. Wo war die Carter, als wir die Erde verlassen haben?“
„Im Erdorbit, zur Inspektion.“
„Sie kann die Strecke zum Jupiter in knapp 9 Tagen schaffen. Dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie erst jetzt hier auftaucht.“ Er wandte sich an den Computerexperten. „Michaels, können Sie Ihr Programm auch von einer Fähre aus senden?“
„Ja, Sir.“
„Gut. Vielleicht kriegen wir Sie doch unbemerkt in die Nähe der Station. Wenn die uns sehen, werden sie auf die Fähre wahrscheinlich gar nicht achten.“
„Captain“, Clausen wirkte missmutig, „wir sind der Carter völlig schutzlos ausgeliefert.“
„Ja, ich weiß.“ Er dachte einen Moment nach. „Sagen Sie dem Chefingenieur, er soll die Nutzlast bei drei unserer Sonden durch Sprengkapseln ersetzen. Das ist im Moment alles, was wir tun können.“
Fünf Stunden vor ihrem angekündigten Erscheinen schwenkte die Petronia in einen Orbit um Jupiter ein. Der Orbit war so berechnet, dass sie in die Nähe des Mondes Europa kamen, in dessen Schutz die Raumfähre das Schiff verlassen konnte. Dann entfernte sich die Petronia wieder, gut sichtbar für die Sensoren der Station.
„Captain, die Station meldet sich.“
„Wie erwartet.“
„Captain MacAllister, hier spricht Commodore...“
„Ich weiß, was wollen Sie?“
„Wir haben Sie im Ziel. Wenn Sie nicht beidrehen und Ihr Schiff übergeben, werden wir Sie vernichten!“
„Auf die Entfernung?“
„Wir sind mit den neusten Betastrahlern ausgerüstet.“
MacAllister warf Dr. DuValle einen fragenden Blick zu, doch der schüttelte nur beschwichtigend den Kopf.
„Mein lieber Murray, Ihnen ist der Begriff Laserprojektor doch sicher ein Begriff. Wir haben zwei Stück davon an Bord und wir hatten genügend Zeit, die inzwischen zu installieren.“ Warum hatten sie es nur nicht getan? „Sollte es also zu Kampfhandlungen kommen, dann ziehen Sie den Kürzeren.“ Er kappte die Verbindung. „Beidrehen und auf Rendezvouskurs mit der Fähre gehen. Die sollten langsam mit ihrer Übertragung fertig sein.“
„Treffen mit der Fähre in... 23 Minuten.“
„Gut.“
„Da nähern sich mehrere Raumfahrzeuge von 38 Grad.“
„Nicht so gut. Identifizierung?“
„Die USS Carter, die USV Brodski, die USS Lincoln und die STM Pisa. Die haben wohl alle auf uns gewartet.“
„Freundlicher Empfang. Die schnellsten Schiffe des Sonnensystems. Wir sollten Rennen veranstalten.“
„Dazu wird es kommen.“
„Ja, das fürchte ich auch. Verbindung mit der Fähre.“
„Hier ist Harris, Sir.“
„Wie weit sind Sie?“
„Wir sind fertig, Sir.“
„Sehr gut.“
„Aber wir haben zwei Schiffe auf dem Radarschirm. Die USS Denham und USV Belgrad.“
„Weniger gut. Geben Sie vollen Schub und verschwinden Sie vom Planeten.“
„Verstanden, Sir.“
„Es wird knapp werden. Treffen mit der Fähre?“
„Elf Minuten.“
„Zeit für das Eindocken?“
„Drei Minuten.“
„Wann sind die Schiffe in Schussweite?“
„Zwölf Minuten.“
„Sehr eng.“ Der Captain hatte eine Idee. „Harris, fragen Sie Michaels, ob er in der Station einen… Feueralarm auslösen kann.“
„Welchen Sinn hat das?“ fragte DuValle.
„Nun,