ACRIM. Roland Braxmaier

ACRIM - Roland Braxmaier


Скачать книгу
Gesicht von vorne eher etwas schiefer aussah als bisher.

      Aber das hätte sie ihm nie gesagt.

      Seit sie verheiratet war wurde es mit seinen Annäherungsversuchen besser, aber er konnte es nie ganz sein lassen.

      „Du könntest auch mit mir die Erholphase verbringen!“

      „Witzbold Lip, du wirst es wohl nie lassen. Wir haben das Jahr 0051 der neuen Zeitrechnung, was schon einige Veränderungen mit sich brachte, aber Ferien mit dir, das wird wohl auch in der neuen Zeitrechung nichts mehr werden.“

      Sie war so gut gelaunt und lachte ihn an.

      „Laß’ uns wenigstens noch etwas trinken gehen.“

      „Warum nicht.“ Einerseits hatte Joe keine rechte Lust dazu und wollte ihren Weg nach Hause gehen, andererseits fühlte sie sich geschmeichelt.

      Weshalb sie ausgerechnet heute seiner Einladung nachgab konnte sie sich nicht erklären. Er wirkte irgendwie traurig, fast mitleiderregend auf Joe.

      Sie fanden in den Grünanlagen des Syracus einen Tisch.

      „Wie geht es Bion?“ Unbekümmert und nichts ahnend trat Joe mitten und tief in den Fettnapf.

      Ein nie beachtetes Zucken ging durch Lips Gesicht und seinen linken Arm, er blickte zur Seite und murmelte unverständliche Worte, aber die Botschaft war klar.

      Von einer Kollegin wusste Joe, dass die beiden zusammen waren – das heißt, dass Lip Bion anmachte, aber scheinbar mit bescheidenem Erfolg.

      „Was ist los?“

      Lip erzählte ihr von dem verpatzten Abend. Seine drastische Wortwahl ließ keinen Zweifel, dass er mehr als sauer auf Bion war.

      „Diese blöde Schlampe, was glaubt die eigentlich. Ich reiße mir hier den Arsch auf und sie glaubt ein Anruf genügt. So läuft das aber nicht. Ich lasse mich doch nicht so abspeisen.“

      „Ich, ich, ich .... Lip, so geht es auch nicht, ist dir das schon einmal aufgefallen?“ Sie erschrak über ihre Direktheit. Joe wählte in solchen Fällen lieber den diplomatischen oder hygienisch-neutralen Weg. Sie bezog nicht so gerne Position.

      Lip war in keiner Form mehr zu beruhigen und Joe hatte schon längst entschieden, dass es ein Fehler war, auf die Einladung einzugehen.

      Sie bezahlte und erhob sich.

      „Nun sei doch nicht beleidigt, es tut mir leid.“

      Das war seine übliche Masche, wenn er über die Stränge geschlagen hatte.

      „Sorry, aber ich muss los.“ Sie ließ ihn einfach sitzen.

      Erleichtert trat sie aus dem Garten und bog in ihre ursprünglich eingeschlagene Richtung ab.

      Sie war noch keine fünf Minuten unterwegs, als Lip wieder neben ihr lief.

      „Déjà vu, wir können ja noch mal von vorne anfangen: Hi Joe...“

      „Nein, können wir nicht.“

      Es entging ihr nicht, dass Lip einen nervösen, unruhigen Eindruck machte.

      Er war anders als sonst und er wurde plötzlich viel zu schnell zu direkt. „Du könntest wenigstens mal mit mir schlafen.“

      „Du tickst wohl heute nicht ganz richtig!“ Wütend blieb sie stehen und baute sich vor ihm auf.

      „Ich habe dir immer Spielräume für deine armseligen Scherze und Wortspielereien gelassen, aber jetzt überziehst du deinen Kredit bei weitem. Wenn dir irgendwas an unserer Freundschaft, ich betone es gerne noch einmal: - Freundschaft - liegt, dann höre mit dem Scheiß auf.“

      „Ok, ok, ich lasse es schon sein.“

      Er hatte offensichtlich verstanden. Und er wusste ganz genau, dass sie das nicht leiden konnte.

      „Du kannst gerne alleine weiterlaufen.“

      Ihr Ton war kühl geworden. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging eine Weile neben ihr.

      Unwohlsein machte sich breit. Irgendwie musste sie so schnell wie möglich raus aus der Nummer.

      Ohne Vorwarnung riss er seine Hände aus den Taschen, schob sie stolpernd in eine Seitengasse und drückte sie hinter einem Vorsprung an die Wand. Mit einer Hand hielt er ihr dem Mund zu, mit der anderen presste er sie an die Wand.

      „Was ist, wenn ich mir einfach mal hole, was ich will?“

      Zur Unterstützung seiner dummen Frage legte er den Kopf schief und sah sie von der Seite an. Er sah aus wie ein Idiot. Vorsichtig lockerte er die Hand vor ihrem Mund.

      „IDIOT“ Sie blieb erstaunlich kühl. „Du weist ganz genau was passiert, wenn du das tust!“

      Er lachte und es klang das erste Mal dreckig.

      „Du glaubst den Mist doch nicht etwa?“

      Mit seinem Knie drückte er ihr den Oberschenkel an die Wand, dass es sie schmerzte. Dadurch bekam er seine rechte Hand frei und er schob sie langsam nach oben, bis er ihre Brüste berühren konnte.

      Massiver Ekel rührte sich in ihr. Durch die dünne Bekleidung drang die feuchte, schwitzige Wärme seiner unruhigen Finger, mit denen er die Form ihre Brüste nachzeichnete. Zitternd hielt er mit allen Fingern noch einen Abstand von einem halben Millimeter, dann legte er seine Hände auf ihre Brust.

      Sie versuchte sich zu winden, aber ihr Oberschenkel schmerzte entsetzlich. Die Wand, an die sie gepresst wurde war nicht glatt, sondern hatte lauter kleine Betonpyramiden auf der Oberfläche. Eine dieser Pyramidenspitzen drückte bereits tief in ihren Oberschenkel.

      „G-u-t“ Er zog es schrecklich in die Länge. “Wenn du den medizinischen Schwachsinn mit der Ansteckungskrankheit gerne glauben willst, dann ficke einfach freiwillig mit mir!“

      Niemals hätte sie geglaubt, dass er nach dem jahrelangen saloppen Gerede einmal Ernst machen würde. Fieberhaft suchte sie nach Möglichkeiten, die Katastrophe noch abzuwenden. Freiwillig um das Allerschlimmste zu verhindern - das würde unter diesen Voraussetzungen niemandem gelingen.

      „Ich will nicht und damit Schluss!!“ Sie wollte es hinausschreien, aber ihre Worte zischten nur zwischen ihren Zähnen hindurch. Er ließ es nicht zu, dass sie ihren Mund öffnen konnte.

      Irgendwie war sie sich sicher, er würde noch von ihr ablassen, soweit war es noch nie gekommen.

      Panisch bemerkte sie, wie er die oberen Knöpfe ihrer Bluse öffnete und ungeniert nach ihren Brüsten grabschte. Voller Verzweiflung wand sie sich hin und her ohne Rücksicht auf die Schmerzen in ihrem Bein, das durch den Druck zu bluten begonnen hatte. Aber sie wusste, wenn sie sich nicht heftiger wehren würde, dann wären dies noch die geringsten Schmerzen, die sie ertragen musste.

      Seine feuchten Hände drückten ihre Brust unkontrolliert und fast mechanisch. Er ertastete ihre Brustwarze und rieb sie hart und brutal. Als Ihr rechtes Bein etwas mehr Platz bekam zog sie es instinktiv so heftig wie möglich an. Die Wucht des Aufpralls war nur gering, trotzdem sackte der Kopf von Lip nach vorn auf ihre Schulter.

      Sie nutze den kurzen Moment seiner Schmerzen, stieß ihn mit Wucht von sich weg und rannte in die Gasse hinein.

      ‚War das klug, in diese Richtung zu laufen?’ In ihrem Kopf hämmerten alle Zellen scheinbar gegen die Schädeldecke. Schon nach einigen Metern wurde der Schmerz in ihren Lungen und auch in ihren Beinen brennend. Trotzdem ließ sie nicht nach als sie erkannte, dass sie mit dem Spurt etwas Abstand schaffen konnte. Sie hörte seinen Schritt hinter sich, aber er klang unregelmäßig.

      Ohne eine Sekunde zu überlegen bog Joe in die nächste Abzweigung, voller Hoffnung, ihr Verfolger war weit genug entfernt um ihr Manöver nicht sehen zu können.

      Aber sie hatte sich getäuscht. Nach kurzer Pause erklangen seine Schritte von neuem hinter ihr, diesmal scheinbar dichter.

      Schweiß rann ihr am Körper hinab und die brennenden Schmerzen


Скачать книгу