ACRIM. Roland Braxmaier

ACRIM - Roland Braxmaier


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nach rechts und links um weitere Fluchtmöglichkeiten abzuchecken.

      Erneut bog sie ab und sie hatte Glück. Vor ihr eröffnete sich ein wahres Labyrinth von Abzweigungen. Im Augenwinkel erspähte sie eine schmale dunkle Öffnung. Eine Öffnung von der Art, die ihr signalisierte, dass sie diese tunlichst nicht benutzen sollte.

      Joe hatte keine andere Wahl mehr. Sie zwängte sich in den senkrechten Spalt hinein, der in einer abgedunkelten Ecke lag.

      Kaum war sie darin verschwunden hörte sie Lip schnaufend an ihrem Versteck vorbeirennen.

      Hoffnung keimte in ihrer dunklen Ecke auf. Hätte Hoffnung leuchten können, so wäre sie bereits verloren gewesen.

      Sie konnte nicht sagen in welcher Entfernung, aber sie hörte, dass Lip offensichtlich stehen geblieben war und schnaubend wie ein Ross nach einem Galopp nach Luft rang. Ihr allzu plötzliches Verschwinden hatte ihn veranlasst anzuhalten.

      Um ihn nicht auf sich aufmerksam zu machen bemühte sie sich, trotz des Schreies ihrer Lunge nach Luft nur ganz zart und flach zu atmen. Es war schwer, sehr schwer, dem Drang nach mehr Sauerstoff nicht einfach unvermittelt nachzugeben. Sie brauchte dringend mindestens einen tiefen Lungenzug Sauerstoff, aber ihr war klar, dass dieses Geräusch sie sofort verraten hätte.

      Ihr Herz pochte nicht, es raste nicht, es schien zu explodieren. Hart und schnell schlug es und schien dabei das Volumen eines Fußballs zu haben.

      Sie spürte das Herz vom Hals bis zum Bauch.

      Und jeder Schlag war so hart wie eine Explosion. Der Abstand von Schlag zu Schlag erschien ihr unendlich groß, der Schlag selbst so heftig wie noch nie. Ihr begann übel zu werden.

      Sie versuchte sich selbst etwas zu beruhigen, aber ihr Herzschlag war so präsent und dominant, als würde ihr ganzer Oberkörper schlagen. Nur ganz langsam schien das Herzvolumen wieder kleiner zu werden.

      Draußen hörte sie, dass Lip auf dem Weg in ihre Richtung war. So eng wie möglich zwängte sie sich in den Spalt. Mit zunehmender Dauer nahm sie einen leichten Modergeruch in ihrem Versteck wahr, aber Gedanken an Spinnen oder Ratten hatten im Augenblick keinen Platz in ihren Kopf. Es ging ums Überleben.

      Obwohl sie seit einiger Zeit in der Gasse niemanden mehr hörte war sie viel zu vorsichtig, um sich bereits wieder aus der Deckung zu wagen.

      Auch eine Verbindung herzustellen um Hilfe zu holen ging nicht.

      Akustisch hätte sie es nie riskiert, ihre Kommunikations-Einheit anzusprechen und ihr Versteck war so eng, dass sie ihre Hände nicht ausreichend bewegen konnte, um manuell anzuwählen.

      Unvermittelt zwang sie allerdings ein extremer Schmerz in der Wade, das Bein etwas zur Seite zu drehen. Sie versuchte den Zwang, das Bein zu bewegen, zu bekämpfen, aber der Krampf war unerträglich. Bis in die entlegensten Winkel ihres Körpers schrie der Schmerz. Ohne den Fuß anheben zu können zog sie den Schuh schlurfend über den Untergrund. Das scharrende Geräusch, verursacht durch die vielen kleinen unter ihrem Schuh verschobenen Steinchen, wurde durch die Enge ihres Verstecks wie von einem Lautsprecher verstärkt.

      Draußen blieb es ruhig.

      Sie wartete weiter eine halbe Ewigkeit bis sie sich vorsichtig aus dem Versteck zwängte und auf die Gasse trat.

      Mit unglaublicher Wucht wurde Joe unerwartet an ihren Haaren nach hinten gerissen und um ihre eigene Achse gedreht. Ungebremst prallten ihre Körper aufeinander.

      Lip, das verfluchte Aas war wieder schneller.

      Er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle, sein Körper trennte sich von ihrem und bevor sie etwas realisieren konnte spürte sie den Blitzschlag im Gesicht. Er schlug sie so heftig mit der Faust, dass sie taumelte und nach drei Schritten zu Boden fiel. Blitzschnell war er über ihr und drückte sein Knie in ihren Unterleib.

      Gelassen wie beim Urinieren öffnete Lip seine Hose und entblößte sein aufgerichtetes Glied. Wie ein auf dem Rücken liegender Käfer strampelte sie, erfolglos. Seine Masse, ihrer weit überlegen, drückte sie auf den Boden.

      „Bitte .... Lip ....wir können ....wir können ....warte ...freiwillig.“ Sie stammelte wirre Wortfetzen.

      ‚Reiß’ dich zusammen, versuche – reden – vernünftig – formuliere – sätze – unterdrücke – schmerzen – überlege – schnell – was – pure – tun – angst – schweiß – sonne – ich sehe keine Sonne.’

      Sie fasste innerhalb einer Sekunde so viele Gedanken wie noch niemals zuvor.

      „Lady, zu spät.“ Lip hatte einen solchen abgrundhässlichen Tonfall, dass Joe nochmals letzte Kräfte aktivierte und ihren Körper aufzurichten versuchte. Es half nichts.

      Er riss ihr die Strümpfe und den Slip herunter, begab sich über sie und drang brutal in ihre trockene Scheide ein.

      Im selben Augenblick wurde sie völlig willenlos, ihre Gegenwehr erstarb. Sie wollte schreien, aber es ging nicht. Die erste Träne lief ihr über die Wange, dann begann sie hemmungslos zu weinen. Nicht der Schmerz im Intimbereich führte dazu, auch nicht die psychischen Schmerzen lösten das aus. Eine andere Gewissheit ließ sie verzweifeln.

      Über ihr keuchte Lip und führte seine stumpfen Bewegungen aus. Sie spürte und wusste, dass das ihr Ende war.

      Als Lip sich in sie ergoss wurde ihr Weinen zu einem Krampf.

      Warum? Wo hätte sie den Kreislauf unterbrechen müssen?

      Im selben Moment spürte sie eine eigenartige Kraft, die durch die erzwungene intime Verbindung zu Lip zurückzufließen schien – beinahe hatte sie das Gefühl, ihm seinen Samen zurückzugeben. Trotz aller Pein erfüllte sie dieses Gefühl mit ungeheuerer Genugtuung. Sie wusste, was es bedeutete, obwohl niemand jemals über dieses Gefühl berichten konnte.

      Lip erhob sich, verstaute das was von seinem Geschlecht übrig geblieben war in seiner Hose und versuchte sich möglichst lässig durch die Haare zu fahren.

      Im selben Augenblick krampfte er sich bis auf die halbe Körpergröße zusammen und presste einen entsetzlichen Laut hervor. Obwohl sie die Gewissheit des eigenen Endes vor Augen hatte erhob sie sich triumphierend.

      „Wunderbar! Nicht wahr?“

      Sie versuchte ein Lächeln.

      „Genauso wolltest du es doch haben, Schwachkopf?“

      Er richtete sich auf, seine Augen quollen bereits hervor und er war offensichtlich bemüht, etwas zu sagen, aber seine Zunge war schon dick geschwollen.

      „Hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht, aber es ist schön, dich so zu sehen.“

      Wie ein warmer Schauer durchlief sie ein Gefühl von Zufriedenheit. Ohne Kontrolle schlurfte er auf sie zu und versuchte, die Hände in Richtung ihres Halses zu bringen, aber so weit kam er nicht mehr.

      Völlig gerötet am ganzen Körper mit Blut versetztem Schweiß auf der Stirn brach er zusammen.

      Lip war innerhalb einiger Minuten nach seinem Orgasmus gestorben.

      Schockiert vom Vergangenen und dem Wissen, was kommen würde blieb sie wie gelähmt stehen.

      Joes’ Atem wurde kürzer.

      Sie versuchte, so ruhig wie möglich langsam und tief Luft zu holen. Es gelang ihr nicht mehr. Maximal die Hälfte der üblichen Luftmenge strömte noch in ihre Lungen. Und mit jedem Atemzug wurde es weniger.

      Auf ihrem Handrücken sah sie es zum ersten Mal. Blut, das aus den Poren trat.

      Sie musste husten, spuckte bereits jede Menge Blut und rang immer intensiver nach Luft.

      Weinend sank sie auf den Boden, denn sie wusste, kein Arzt der Welt würde ihr jetzt noch helfen können.

      Es dauerte fast noch fünf Minuten, dann war Joe erstickt.

      0083/010 Der Würfel

      Schwarzes Schwarz.

      Durch


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