Der Wüstensklave. J. D. Möckli
sieht er zu, wie sie sich immer noch verlegen umdreht, bevor er die Tür wieder schließt.
Grinsend hat Kai das Schauspiel vom Bett aus beobachtet. Erst als Yari das Tablett auf den Tisch stellt, steht auch er auf und setzt sich auf den zweiten Stuhl. »So wie es aussieht, hast du sie ganz schön aus dem Konzept gebracht. So verlegen habe ich sie nämlich noch nie gesehen, eher misstrauisch, wenn ich mal freundlich zu ihr gewesen bin.«
Schulterzuckend, weil er darauf keine Antwort weiß, will Yari gerade nach der Karaffe greifen, als es noch einmal an der Tür klopft. Fragend sieht er Kai an, der ihn jedoch nur ratlos ansieht.
»Keine Ahnung, wer das sein könnte.«
Neugierig steht Yari wieder auf und öffnet noch einmal die Tür. Wieder steht die junge Sklavin davor, allerdings diesmal ohne Tablett, dafür mit einem leeren Teller, auf dem Besteck liegt, und einem zweiten Glas. »Ich denke, das könnt ihr beide gebrauchen.« Scheu lächelnd hält sie ihm die Sachen hin, die Yari verwirrt ergreift.
»Danke, aber wieso …?« Fragend blickt er sie an.
»Jeder mit Augen im Kopf, der es sehen will, sieht, dass du kein wirklicher Sklave bist und so viel, wie Herr Mutsuo bestellt hat, kann er niemals alleine essen. Meistens schafft er nämlich nicht einmal eine normale Portion. Das weiß ich aus den letzten Jahren, weil ich mir dann immer die Reste genommen habe. Ich heiße übrigens Anna.« Mit einem angedeuteten Winken dreht sie sich um und eilt den Flur hinunter.
Kopfschüttelnd schließt Yari wieder die Tür und geht zurück zum Tisch, wo Kai ihn mit verschränkten Armen dasitzend erwartet.
»Du hast wirklich Eindruck bei ihr hinterlassen. Mir hat sie noch nie ihren Namen gesagt.« Ohne einen Kommentar zu dem Extragedeck nimmt er Yaris Teller und beginnt die Hälfte der Portion auf diesen rüberzuschieben.
»Ich habe doch gar nichts gemacht.« Mit gesenktem Blick greift Yari nach seiner Gabel und beginnt zu essen.
Die Kartoffeln sind beinahe so gut wie die von Ren und auch das Gulasch ist unglaublich lecker, aber da hat er keine Vergleichsmöglichkeit, weil er das auf diese Art zubereitet noch nie gegessen hat. Erst jetzt bemerkt Yari, wie hungrig er wirklich ist, und verputzt seine Portion, ohne mit der Wimper zu zucken. Eigentlich könnte er ja noch mehr essen, aber diesmal kann er sich ja schlecht einen Nachschlag nehmen.
Auf einmal wird ein noch beinahe halb voller Teller auf seinen leeren gestellt.
»Ich habe keinen Hunger mehr und ich sehe dir doch an der Nasenspitze an, dass du noch nicht satt bist.« Schmunzelnd lehnt sich Kai in seinem Stuhl zurück und beobachtet seinen Liebsten, wie dieser nun auch noch den zweiten Teller leert.
»Na, hat’s geschmeckt? War sicher besser als Haferbrei mit Zitronensaft.« Beim Gedanken an dieses scheußliche Essen schüttelt sich Kai regelrecht.
Den letzten Bissen runterschluckend nickt Yari. »Es war wirklich lecker.« Er blickt gedankenverloren aus dem Fenster. »Der Haferbrei schmeckt vielleicht scheußlich, aber immerhin bewahrt er einen vor Skorbut. Wenn man sonst schon kaum Vitamine bekommt, achten sie wenigstens darauf.«
Immer noch das Gesicht verziehend, steht Kai auf und stellt das Geschirr aufs Tablett. Nur die Karaffe und die Gläser lässt er auf dem Tisch stehen. »Was meinst du, sollen wir duschen gehen? Also ich könnte eine Dusche wirklich gebrauchen.« Auffordernd sieht er Yari an, der nickend aufsteht und ihm mit ihren Duschsachen aus dem Zimmer folgt.
Wie von der Sklavin verlangt, stellt Kai das Tablett neben der Tür auf den Boden und steuert dann das Badezimmer an. An dem grünen Zeichen unter der Klinke können sie sehen, dass das Bad gerade frei ist.
Kaum sind sie in dem kleinen Raum, schließt Kai die Tür ab, bevor er sich zu Yari umdreht, der nun plötzlich nervös dasteht. »Willst du zuerst unter die Dusche oder soll ich?« Fragend sieht er seinen Liebsten an, der unsicher seinen Blick erwidert.
»Geh du zuerst. Ich brauche noch einen Moment.«
Verstehend nickt Kai und beginnt, sich in aller Ruhe auszuziehen. Dabei versucht er, Yari so gut es geht zu ignorieren, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern. Sich so verhaltend, als wäre er alleine, steigt er mit der Seife in der Hand in die Dusche und stellt sich die Wassertemperatur auf eine angenehme Wärme ein.
Ruhig beobachtet Yari jede Bewegung seines Shariks, der nun mit geschlossenen Augen unter dem Wasserstrahl steht. Aus einem Impuls heraus zieht er sich aus, bis er nur noch seine Shorts trägt. Nach kurzem Zögern zieht er dann auch diese aus und stellt sich hinter Kai unter die Dusche. Deutlich zitternd greift er nach der Seife in Kais Hand, die ihm dieser mit einem erstaunten Blick überlässt.
»Yari du musst nicht …«
»Ich will aber«, wird er von Yari unterbrochen, der nun mit erstaunlich kräftigen Bewegungen anfängt, Kais Rücken einzuseifen. Mehr macht er nicht und als er mit seiner Arbeit zufrieden ist, gibt er Kai die Seife wieder zurück.
Dieser dreht sich nun mit einem Lächeln zu ihm um. »Na komm, stell dich richtig unter den Wasserstrahl und ich seife dir auch den Rücken ein.« Geduldig wartet er darauf, dass Yari seinem Vorschlag nachkommt, und stellt sich dann so hin, dass er Yari nicht aus Versehen mit seinem Körper berührt. »Wenn ich zu weit runterkomme, dann sag es mir einfach.«
Erst als Yari, sich an der Wand abstützend, nickt, beginnt Kai, mit langsamen Bewegungen den Rücken seines Liebsten einzuseifen. Dabei versucht er, auf jede seiner Regungen zu achten, besonders als er mit der Seife immer tiefer geht. Doch zu seiner Überraschung bleibt Yari relativ entspannt. Sogar als er beim Kreuz angekommen ist, macht sein Liebster keine Anstalten, ihn aufhalten zu wollen. Trotzdem gleitet er mit der Seife wieder nach oben zu den Schultern, ehe er zurücktritt. »So, dein Rücken ist eingeseift. Den Rest musst du aber alleine machen, während ich mir die Haare wasche.«
Erleichtert, dass er Kai nicht stoppen musste, löst Yari seine Hände von der Wand und dreht sich zu seinem Sharik um. In ihm toben die verschiedensten Gefühle. Von Angst bis hin zur Erleichterung und Erstaunen, dass er die Berührungen irgendwie genossen hat, ist alles dabei. Noch bevor er weiß, was er da eigentlich macht, greift er nach Kai und drückt ihm einen harten Kuss auf die Lippen.
Zum Glück erfasst Kai instinktiv, dass er ihn diesmal nicht anfassen sollte, weshalb Yari diesen Kuss erst löst, als die Luft knapp wird.
»Wir sollten uns langsam beeilen, sicher wollen auch noch andere unter die Dusche.« Schief grinsend sieht er Kai an, der seinen Blick ebenfalls grinsend erwidert.
»Dann würde ich sagen, du seifst dich fertig ein, während ich mir die Haare wasche, und dann tauschen wir die Plätze.«
Mit von dem Kuss immer noch kribbelnden Lippen greift Kai nach der Seife, die sie auch für die Haare verwenden und schäumt sich die Hände großzügig ein, bevor er sie Yari zurückgibt.
Schweigend stehen sie nun unter dem Wasserstrahl und tauschen immer mal wieder die Plätze, wenn einer von ihnen etwas mehr Wasser braucht.
Nur mit ihren Hosen bekleidet gehen sie schließlich zurück in ihr Zimmer, wo sie sich für die Nacht umziehen und dann vollkommen erschöpft ins Bett fallen, nachdem Yari die Tür abgeschlossen hat.
Sie sind so müde, dass sie sich nur noch einen Kuss geben und sich dann eng aneinander kuscheln. Kurz darauf sind sie auch schon eingeschlafen.
Kapitel 2: Ankunft in Edo
Hellwach liegt Yari mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Rücken, während sich Kai, noch tief und fest schlafend, an ihn kuschelt. Anders könnten sie auch kaum in dem schmalen Bett liegen, ist es doch nur für eine Person gedacht. Er ist schon seit einer Weile wach, aber da er an der Wand liegt und seinen Sharik nicht aufwecken möchte, ist er bis jetzt noch nicht aufgestanden, um ins Bad zu gehen. Lächelnd sieht er auf den Schlafenden und beginnt, leicht mit der Hand über dessen Seite zu streicheln denn es ist wirklich langsam Zeit, dass auch Kai aufwacht.
Schmunzelnd beobachtet Yari jede Regung seines Shariks, der sich