Please insert coin. Valuta Tomas

Please insert coin - Valuta Tomas


Скачать книгу
am Missouri River, unterdrückt Ava ihr wütendes grummeln, als sie zu ihrer rechten Seite die Interstate fünfzehn sehen kann.

      »Ja ja, gib mir ruhig diese Ironie. Zuerst muss ich Richtung Arsch der Welt fahren, um dann wieder dieselbe Richtung zurückzufahren, nur weil der Mensch vergessen hat, hier irgendwann eine bekloppte Brücke zu bauen. Schon klar. Gib es mir ruhig.«

      Nachdem sie einige Meilen durchs Nichts gefahren ist, weil sie rechts und links von sich nichts anderes als gähnende Leere erblicken konnte, kurvt sie nun durch ein Waldstück.

      »In zwei Meilen links abbiegen.« Da war das Navi seit ewigen Zeiten still, erschrickt Ava nun aber so sehr, dass sie tatsächlich vor Schreck kurz quiekt.

      »Herrgott, kann es eigentlich noch besser werden?« Murmelnd schaut Ava nach vorne und sucht die Straße, in die sie einbiegen muss. Sie befindet sich zwar schon auf der Sheep Creek Lane, aber das Ziel liegt noch etwas vor ihr.

      »Links abbiegen. Jetzt links abbiegen.«

      »Äh.« Entgeistert blickt Ava auf das Navi, zur Straße und dann wieder auf das Navi.

      »Wo soll ich denn abbiegen? Hier ist nichts.« Suchend schaut Ava um sich. Nichts. Sie sieht nicht den Hauch einer Möglichkeit irgendwo abzubiegen. Hier sind nur Bäume. Keine Straße, kein Nichts. Wo soll sie denn hinfahren?

      Zur Sicherheit blickt Ava nochmal auf das Navi, schiebt die Karte etwas hin und her und schüttelt den Kopf.

      »Hier ist nichts.« Plötzlich beginnt das Navi zu piepen.

      »Kein GPS Signal. Kein GPS Signal.«

      »Och nö, komm schon.« Wie eine Wilde tippt Ava auf dem Display herum, kann die Technik aber nicht dazu überreden, ein Signal zu suchen.

      »Super. Mitten in der Pampa verlassen. Das hat mir jetzt grade noch gefehlt.« Fluchend steigt Ava aus und blickt sich um.

      »Hier ist nichts, Herrgott. Hier ist absolut nichts. Mein Gott, wie kann man bloß in so einer beschissenen Gegend wohnen? Hier will doch keiner begraben sein.« Schimpfend wirbelt Ava einige Male um die eigene Achse, bis sie einen Fluss plätschern hören kann. Oder vielleicht ist es auch nur ein Bach. Sie weiß es nicht. Auf jeden Fall fließt hier irgendwo Wasser.

      Ava nähert sich dem Geräusch und kann zwischen einigen Bäumen Reifenspuren erkennen. Eine kleine Sandspur wurde zwischen den Bäumen auf die Straße getragen. Entgeistert blickt Ava zwischen die Bäume und kann tatsächlich in einiger Entfernung einen Fluss sehen. Eine Brücke läuft dort drüber hinweg, die aussieht, als wenn sie bei der nächsten Windböe sofort zusammenbricht.

      »Da soll ich lang? Ist das echt dein Ernst?« Brüllend blickt Ava zum Himmel hinauf und verflucht ihren Chef.

      »Ich könnte jetzt so schön in meinem Büro, in meinem bequemen Stuhl sitzen und über die Peinlichkeiten der A Promis schreiben. Aber nein, ich muss ja unbedingt diese scheiß Biografie schreiben wollen. Und dann auch noch über eine Person, vor der mich unzählige Menschen gewarnt haben. Super gemacht, Ava, super super super.«

      Stampfend kehrt Ava zum Wagen zurück, wendet und lenkt das Auto vorsichtig zwischen die Bäume. Angespannt richtet sie sich im Sitz auf und behält das Klettergerüst genau im Auge, das eine Brücke darstellen soll. Meter für Meter steuert sie ihren Wagen dort drüber und meint Holz unter dem Gewicht knacken zu hören.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit hat Ava diese Hürde geschafft und fährt ein kleines Stück zwischen Bäume hindurch, bis sie glaubt, in einiger Entfernung das Dach eines Hauses erkennen zu können.

      »Heilige Scheiße, hier wohnt ja tatsächlich jemand.« Plötzlich schüttelt es den Wagen so sehr durch, dass Ava fast aus dem Sitz fällt. Ruckartig bleibt das Auto stehen.

      »Was?« Irritiert schaut Ava um sich und gibt Gas. Der Wagen heult auf, rührt sich aber keinen Millimeter.

      »Nein, nicht.« Der Gedanke, dass sie irgendwo steckengeblieben ist, erwacht in Ava. Sie gibt nochmal Gas, verbleibt aber an Ort und Stelle.

      »Wie scheiße soll der Tag eigentlich noch werden?« Fluchend steigt Ava aus, marschiert um den Wagen und sieht den rechten Hinterreifen bis zur Hälfte in einem Loch versunken. Wenn sie weiter Gas gibt dreht sie sich noch tiefer in das Loch. Sie hat also keine andere Möglichkeit, als das Auto stehen zu lassen und zu Fuß weiter zu gehen.

      »Hervorragend.«

      Mit schlechter Laune ausgestattet, steuert Ava auf ein Gebäude zu, dass ein Haus darstellen soll. Blockhütte trifft es wohl eher.

      Mitten auf einer Lichtung, die Fleckenweise mit Wildblumen überwuchert ist, befindet sich ein Haus … eine Hütte, oder was auch immer es darstellen soll. Dahinter befindet sich eine weitere Hütte. Daneben eine Scheune, oder irgendetwas in der Art. Ava wird im Laufe der Zeit schon noch herausfinden, um was es sich dabei handelt.

      »Ok, bis hierhin hast du es schon geschafft. Den Rest packst du auch noch.« Mit straffen Schultern steuert Ava auf die Hütte zu, betritt die Veranda und blickt auf eine Holztür, die sie bisher so nur in irgendwelchen Filmen gesehen hat.

      Kapitel 2

      Erst nach dem dritten Klopfen, kann Ava Schritte von drinnen vernehmen.

       Na endlich bewegt sich da mal was.

      Die Tür wird quietschend einen kleinen Spalt geöffnet. Zwei bernsteinfarbene Augen mit grüner Umrandung starren Ava an. Ava lehnt sich etwas vor und lächelt freundlich.

      »Guten Abend, Miss Jercy. Mein Name ist Ava Ramirez. Ich bin die Journalistin die die Biogr… .« Die Tür öffnet sich ein weiteres Stück. Ava kann nun mehr von dieser Frau sehen, die sich im Schutz ihrer Hütte befindet.

      Avas Augen gleiten flüchtig über bordeauxfarbene Haare, die in einem unkoordinierten Dutt auf dem Kopf geschlängelt sitzen. Ein ovales Gesicht mit strengen, gradlinigen Zügen und einigen altersbedingten Falten richtet sich auf sie. Der Piercingring im linken Nasenflügel passt irgendwie nicht so recht in dieses etwas ältere Gesicht. Ebenso das gelochte und vollständig gepiercte rechte Ohr.

      Aus der Akte von Miss Jercy, weiß Ava, dass die Doktorin tatsächlich schon stolze neunundvierzig Jahre auf dem Buckel hat. Der ganze Schmuck an ihrem Kopf verdeutlicht allerdings etwas anderes. Ist diese Frau etwa eine von denen, die ihr Alter nicht akzeptieren und sich jünger machen, als sie eigentlich sind?

      Eine umgeschlagene und offensichtlich gehäkelte Couchdecke verhindert einen gänzlichen Blick auf den schlanken Körper der Frau, die sich vor allem zu verstecken scheint, was es zu bieten gibt.

      »Damit eines klar ist«, grunzt Miss Jercy rücksichtslos »ich will Sie nicht hierhaben. Aber mein Boss glaubt, dass diese Idee mit dem scheiß Buch richtig gut wäre.«

       Was für eine nette Begrüßung. Gut, schön, ich will nämlich eigentlich auch nicht hier sein. Dann haben wir ja schon etwas gemeinsam. Kann also nur noch besser werden.

      »Ok, ich ähm«, Ava buttert ihre offensichtlich ungebetene Anwesenheit professionell unter und zeigt über ihre Schulter »ich bin mit meinem Wagen leider stecken geblieben und … .« Miss Jercy reckt den Hals und schaut an Ava vorbei.

      »Man ist ja auch nicht so blöd und fährt mit so einem Wagen über Felder«, kritisiert sie Avas Entscheidung.

       Das habe ich dann auch gemerkt. Man, das kann ja heiter mit der werden.

      Ava schafft es nicht die Aussage von Miss Jercy zu kommentieren, da wird ihr auch schon die Tür vor der Nase zugeschlagen.

      »Ähm, hallo? Miss Jercy?« Stille.

      »Ganz toll.« Fluchend dreht sich Ava um und schaut sich die Gegend an. Sie sucht etwas, womit sie sich und ihren Wagen aus dieser miserablen Lage befreien könnte. Aber bis auf das Haus von Miss Jercy, kann sie im Umkreis von geschätzten tausend Meilen nichts ausmachen, das ihr helfen könnte.

      »Was


Скачать книгу