Neuanfang im Schmuckkästchen. Carmen Sommer

Neuanfang im Schmuckkästchen - Carmen Sommer


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      „Ein paar Tage? Hier? Wo soll ich hin? Ich arbeite hier schließlich. Meine ganzen Sachen habe ich hier eingeräumt.“

      „Sie können bleiben. Wir werden uns schon arrangieren. Ich störe sie schon nicht. Und ich werde auch nicht in ihr Bett hüpfen. Das heißt, es ist ja mein Bett.“

      „Das ist nett. Ich hoffe, sie halten sich auch daran. Sie werden also weiter auf dem Sofa schlafen?“

      „Ja, wo sonst. Mein Bett ist ja belegt.“

      Kurzes Schweigen entstand. Heimlich und unbeobachtet betrachtete Sanna Daniel. Was will er hier?

      „Wollen sie jetzt einen Kaffee? Vielleicht setzen sich endlich mal an den Tisch?“

      Sanna nickte und setzte sich.

      „Wo ist ihre Freundin?“

      Sie hielt es einfach nicht aus. Sie wollte wissen, warum er hier ist.

      „Meine Freundin? Meine Eltern haben ihnen also von ihr erzählt.“

      „Ja. Ich habe zufällig ein Foto von ihnen und ihr gefunden und wollte wissen, wer darauf zu sehen ist.“

      „Neugierig sind sie wirklich nicht. Sie ist zu Hause. Mehr müssen sie nicht wissen.“

      „Ok. Ich nehme an, eine kleine Krise?“, grinste sie.

      David antwortete darauf nicht.

      „Sie haben also den Laden übernommen? Einen Blumenladen in diesem kleinen Ort? Sie wollen also nichts von der Welt sehen oder warum haben sie sich hier versteckt?“

      „Ich habe mich nicht versteckt. Es gefällt mir hier sehr gut. Hab schon einiges von der Welt gesehen. Sie war mir zu laut und zu hektisch. Deshalb kam ich hierher. Einfach mal was ganz anderes machen.“

      David schaute sie interessiert und fragend an.

      „Was hatten sie denn vorher gemacht?“

      „Interessiert sie das wirklich?“

      „Nein, eigentlich nicht.“

      Beide saßen sich schweigend gegenüber und tranken ihren Kaffee.

      „Es ist nicht nur ein Blumenladen. Es ist vielmehr.“, sagte sie plötzlich leise.

      „Vielmehr als ein Blumenladen?“, schaute er sie an.

      „Ja.“

      „Aber sie verkaufen doch Blumen?“, fragte er nochmal nach.

      „Schon. Aber in diesem Laden gibt es eine kleine Leseecke. Viele kommen immer wieder, treffen sich hier, lesen ein Buch, unterhalten sich darüber oder tauschen Neuigkeiten aus. Dabei trinken sie Kaffee und essen von meinem Gebäck. Wenn sie gehen, kaufen sie sehr oft noch einen Blumenstrauß. Sie sehen also, dass der Laden viel mehr als nur ein Blumenladen ist.“, schwärmte sie.

      „Wow. Dann muss ich ihn mir unbedingt mal ansehen. Das wäre in einer großen Stadt unmöglich und würde nicht funktionieren. Das geht nur in einem kleinen, verschlafenen Ka… Ort.“

      „Sie wollten gerade Kaff sagen? Sie sind hier aufgewachsen. Hatten Freunde hier. Es ist kein Kaff. Dieser Ort ist wunderschön und die Menschen, die hier leben, sind sehr nett und freundlich.“

      „Entschuldigung. Ich weiß, dass war dumm von mir.“

      „Das war es.“

      Sanna stand auf, ging ins Schlafzimmer und kleidete sich an.

      Was bildet er sich denn eigentlich ein? Nur weil er jetzt in einer Millionenstadt lebt, redet er so

      über seinen Heimatort. Sie konnte es nicht verstehen.

      „Zeigen sie mir jetzt den Laden?“, rief er.

      „Er interessiert sie doch gar nicht.“

      Sanna kam in die Küche zurück.

      „Wow, sie sehen ja richtig gut aus, wenn sie wütend sind.“

      „Lassen sie die blöden Sprüche.“

      „Ich entschuldige mich nochmal, für alles. Ich weiß auch nicht, was mich da gerade geritten hat. Bitte. Ich bitte sie, zeigen sie mir ihren Laden.“

      Dabei schaute er sie lächelnd an.

      „Na gut. Kommen sie.“

      Sanna öffnete die Tür zu ihrem Laden und blieb stehen.

      „Das ist er.“

      Der Laden sah so ganz anders aus, als bei seinen Eltern. Auch die Sträuße waren etwas besonderes, wie der ganze Laden. Die kleine Ecke mit den Bücherregalen, lud zum Verweilen ein. Es roch immer

      noch nach frischem Gebäck, nach Kaffee und der wundervolle Blumenduft erfüllte den Raum.

      „Wow. Du hast nicht zu viel versprochen. Hier kann man sich niederlassen und die Zeit vergessen.“

      Es fiel ihm gar nicht auf, dass er du zu ihr gesagt hatte.

      „Ja, dass war die Idee und mein Ziel. Und es funktioniert. Gut sogar.“, schaute sie verträumt.

      „Warum haben sie den Kontakt zu Sascha und Doreen abgebrochen?“

      „Oh, da ist sie wieder. Die Neugierige.“

      Beide verließen den Laden.

      „Ihr kennt euch?“, war David erstaunt.

      „Ja, sie sind beide super nett. Also warum?“

      „Hartnäckig ist sie auch noch.“

      „Weil ich einfach wissen will, warum sie so geworden sind.“

      „Wie geworden?“

      „Die Eltern sind ihnen egal und nach den Freunden fragen sie auch nichts mehr.“

      „Das stimmt nicht. Meine Eltern sind mir nicht egal, deshalb bin ich ja hier. Und was meine Freunde betrifft, ich hatte wenig Zeit. Das tut mir auch leid. Es stimmt, ich hätte mich melden sollen.“

      „Ja, das hätten sie.“

      „Aber, wissen sie was. Ich muss mich nicht rechtfertigen vor ihnen. Damit ist die Unterhaltung beendet.“

      David nahm seinen Mantel und verließ die Wohnung.

      Inzwischen hatte es zu schneien begonnen. Es war bitterkalt.

      Er wird frieren, dachte sie.

      Sie feuerte den Kaminofen an und es wurde bald wunderbar warm und gemütlich. David blieb lange weg.

      Sie bereitete das Mittagessen zu. Zuerst wollte sie nur für sich kochen, dann aber kochte sie für zwei. Wenn er zurückkommt, hatte er bestimmt Hunger und ist durchgefroren.

      Das Essen war fertig. David war immer noch nicht zurück. Sie hielt das Essen im Ofen warm.

      Endlich hörte sie die Tür.

      „Wo waren sie so lange. Es ist kalt und schneit. Sie sind bestimmt durchgefroren. Ich habe uns etwas zu Essen gemacht. Haben sie Hunger?“

      „Sind sie besorgt um mich?“

      „Oh, hätte ich nur den Mund gehalten.“, verdrehte sie die Augen.

      „Ja, ich bin durchgefroren und habe Hunger. Etwas warmes zu Trinken wäre auch schön.“, rieb er sich

      die Arme.

      „Ich habe Tee gemacht. Setzen sie sich an den warmen Ofen.“

      „Ich werde morgen meine Eltern besuchen und Kontakt mit Sascha und Doreen aufnehmen. Dann fliege ich wieder zurück.“

      „Sie wollten doch länger bleiben? Warum so schnell?“

      „Ich bin hier einfach nicht mehr zu Hause.“

      „Das denke ich nicht. Sie erinnern sich wieder, wie gerne sie hier gelebt hatten. In ihrer


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