Promise. Sarah L. R. Schneiter

Promise - Sarah L. R. Schneiter


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wandte sich vorsichtig um und konnte den älteren Mann mit breitkrempigem Hut in einer Gruppe Einheimischer ausmachen. Er schien sich von ihnen zu entfernen, daher ließ sie von ihrer Waffe ab. Stattdessen beobachtete sie angespannt, wie er gemächlich die Marktstände entlangschlenderte, bis er schließlich um eine Ecke verschwand.

      „Um ein Haar am Blutbad vorbei“, murmelte sie etwas entspannter, als sie ihr Fladenbrot vom Teller aufhob. Bevor sie einen Bissen nahm, fügte sie hinzu: „Schauen wir zu, dass wir hier rasch fertig werden, so was kann einem echt die Laune vermiesen.“

      „Was hat es denn mit dem Typen auf sich?“, wiederholte Nani ihre Frage.

      Natala schluckte eben den letzten Bissen herunter. „Nun, er ist der Boss von einer lokalen Gangsterbande und wir hatten mit ihm mal unsere Differenzen. Ich denke mal, er brächte uns liebend gern um. Und um ehrlich zu sein, ich möchte mich nicht mit ihm anlegen, er hat einen ganzen Haufen Handlanger.“

      Stanley verzog etwas das Gesicht, als er sich an Nani wandte. „Er will uns tot sehen, weil wir seine Ladung in den Raum geworfen haben, da eine Zollkontrolle an Bord kam. Hätten wir das nicht getan, wären wir nun im Gefängnis, also ist es bei ihm einfach eine Frage des Prinzips, denn die Ware hätte er so oder so verloren. Er will wohl ein Exempel statuieren.“

      „Na großartig, ich bin froh, wenn wir endlich von dem verdammten Planeten runter sind“, stöhnte Nani. „Übrigens, wenn wir schon davon sprechen, wollen wir zum Schiff zurückkehren?“

      Die Promise stand in der verlassenen Landebucht und schimmerte matt im grellen Sonnenlicht, das vom wolkenlosen Himmel auf die Stadt herunterbrannte. Svens Schwebebühne war verschwunden, die Laderampe geschlossen und das Triebwerk sah aus, als ob es wieder gut befestigt war. Natala konnte weder Sven noch Dan verübeln, dass sie nach getaner Arbeit im Schiff verschwunden waren, die Hitze war wirklich unangenehm und sie schwitze selbst schon ziemlich. Eben als die drei auf die Promise zugehen wollten, konnten sie hinter sich das Summen eines Hovercrafts hören. Natala wandte sich um und erkannte, wie ein kleiner, schmuddeliger Hovertruck in die Landebucht tuckerte, bis er neben ihr anhielt. Die Fahrerin, eine verfilzte Frau in ihren Vierzigern, lehnte sich aus dem Fenster der Führerkabine. „Ladung von Marco für eine gewisse Natala Mastow.“

      „Das bin ich. Stellen Sie einfach alles vors Schiff, den Rest erledigen wir.“

      „Klar“, entgegnete sie gelangweilt, bevor sie bis zur Rampe der Promise vorfuhr. Sie machte sich nicht einmal die Mühe auszusteigen, sondern ließ die Frachtkisten automatisch mit dem Kran von der Ladefläche heben. Zuletzt hob sie kurz die Hand, winkte den Schmugglern demotiviert zu und fuhr von dannen.

      Die Frachtboxen lagen im Sand und sahen aus wie metallene Würfel mit etwas mehr als anderthalb Metern Kantenlänge. Stanley trat vor eine, kickte dagegen und beschwerte sich: „Wir hätten die Truckerin einfach das ganze Zeug einladen lassen sollen, jetzt müssen wir es machen.“

      „Du weißt genau, was ich von fremden Gaunern, die in meinem Schiff herumlaufen, denke, sogar wenn sie bloß in der Ladebucht sind. Da schiebe ich die Dinger lieber selbst rein“, brummte Natala, griff nach ihrem Com und tippte den Befehl ein, die Laderampe zu öffnen. Wahrscheinlich hatte Dan sie geschlossen, damit er nicht aufpassen musste, ob sich jemand auf das Schiff schlich; es wäre keineswegs das erste Mal, dass sie mit blinden Passagieren an Bord abhoben. Insbesondere auf den schäbigen Randwelten taten manche Menschen fast alles, um vom Planeten wegzukommen und sich anderswo ein neues Leben aufzubauen, denn die meisten Bewohner solcher Planeten waren arm und hatten wenig Aussicht auf gute Arbeit.

      Die Rampe öffnete sich mit dem üblichen gequälten Summen der Hydraulik. Die drei traten auf das Schiff zu und Natala rief: „Dan? Sven? Könnt ihr mal kommen, wir müssen was verladen.“

      Niemand antwortete und Stanley machte einen Schritt die Rampe hoch. „Wahrscheinlich haben sie sich hingelegt, die Reparatur ist sicher ziemlich anstrengend gewesen.“

      „Falsch gedacht“, erklang eine fremde Stimme aus dem Frachtraum. Stanley war intuitiv von der Rampe gesprungen und hinter die nächste herumliegende Kiste gehastet, wo er seinen Blaster zog, die beiden Frauen taten es ihm gleich. Zuerst konnte Natala nichts ausmachen, da es im Inneren der Promise viel dunkler war als draußen, bis sich die Umrisse von zwei Gestalten abzeichneten. Im einen erkannte sie rasch Dan, als die beiden langsam nach draußen traten. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt, er humpelte und hatte Blutergüsse im Gesicht, der andere stand hinter ihm, dem wesentlich zierlicheren Piloten einen Blaster an die Schläfe haltend. Als sie in dem Gegner Nate erkannte, begriff sie sofort, wie übel die Situation war.

      Der Gangsterboss hatte sonnengegerbte Haut, sein ergrauendes Haar wirkte schlecht gekämmt. Er trug einen hellen, leichten Umhang und hatte einen breitkrempigen brauen Hut auf, um sich vor der Sonne zu schützen. Auf seinem Gesicht spielte ein überhebliches Grinsen, das es Natala schwerer machte, den Impuls zu unterdrücken, aufzustehen und ihm in den Kopf zu schießen; da er hinter Dan stand, hätte sie den Piloten ebenfalls erwischt. Hinter Nate traten weitere Leute aus seiner Bande aus dem Laderaum, die alle ihre Blaster auf sie angelegt hatten. Natala ging fieberhaft ihre Optionen durch; sie machte sich keine Illusionen, Nate wollte sie alle tot sehen, komme, was wolle.

      Der Gangster ließ Dan los, der sich nicht selbst auf den Beinen halten konnte und vor ihm in die Knie ging. Weiterhin den Blaster auf den Kopf des Piloten richtend, begann er mit einer rauen Stimme zu sprechen. „Natala und Stan, schön dass ich euch mal wieder treffe.“

      „Die Freude ist kein bisschen unsererseits“, konterte sie trocken im Versuch, eine möglichst ruhige Fassade zu wahren. „Was willst du?“

      „Na was wohl? Ich will, was mit zusteht. Ihr habt damals meine Fracht abgeworfen und schuldet mir dafür noch zwölftausend Lipos.“

      „Wir hatten keine Wahl, das weißt du genau! Ein Kreuzer der Systeme war hinter uns her und wir riskierten, bei einer Durchsuchung aufzufliegen.“

      „Das ist euer Berufsrisiko, nicht meins“, gab er ungerührt zurück. „Entweder ich kriege mein Geld, den ganzen Betrag, oder ich bringe die beiden Typen um, die für dich arbeiten, bevor ich dein Schiff und deine Fracht nehme. Ich fange mit dem Blonden hier an, ihr habt bis Sonnenuntergang, eure Schulden zu bezahlen. Den Dunkelhaarigen erledige ich morgen früh.“

      Ehe Natala etwas erwidern konnte, packte Nate seine Geisel an den Haaren und zerrte Dan gewaltsam ins Schiff. Als sich die Rampe hinter ihm schloss, herrschte über der Landebucht wieder Ruhe, die Luft in der Hitze flimmerte über dem staubigen Boden.

      „Wir haben ein Problem“, zischte Stanley frustriert. „Was nun?“

      Nani überlegte kurz. „Offenbar ist Anaata noch frei, er hat nur von Sven und Dan gesprochen. Wenn sie bald auftaucht, sind wir immerhin zu viert. Dafür sah Dan ziemlich übel aus, wir können also kaum darauf zählen, dass er sich wehren kann, falls wir sie rauszuholen versuchen. Keine Ahnung, wie es Sven geht, er ist wesentlich taffer.“

      Natala trat wütend gegen eine Frachtkiste, die ein tiefes, metallisches Hallen von sich gab. Sie atmete durch, um sich zu sammeln. „Das ist egal, wir können die Promise nicht stürmen. Die Typen haben die besseren Waffen als wir, sind in der Überzahl und haben zwei von uns als Geiseln. Flüchten könnten wir nur, wenn wir unsere Kameraden und die Promise zurücklassen, ich will verdammt sein, wenn ich auch nur eins von beidem tue. Plus: Wie sollten wir ohne Schiff überhaut weit kommen?“

      „Auch wenn mich das zur Miesmacherin macht: Wir haben keine zwölftausend Lipos“, ergänzte Nani.

      „Ich bin nicht bereit dazu, zwei meiner Leute im Stich zu lassen. Wir arbeiten zusammen, wir leben zusammen und sind schon fast sowas wie eine kleine Familie. Ich bin Captain der Promise, also bin ich verantwortlich dafür, ob es allen gut geht und ich bin verdammt nochmal loyal zu meiner Crew. Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie, aber ich werde alles dafür tun, Sven und Dan zurückzuholen. Niemand zwingt euch, mitzukommen, wenn ihr aussteigen wollt, nur, ich werde nicht aufgeben, bevor wir unsere Leute von diesen Drecksäcken befreit haben oder dabei sterben!“ Natala starrte grimmig-entschlossen auf die Silhouette ihres Sternenschiffs. Dem Captain


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