Machtspiel. Madlen Schaffhauser

Machtspiel - Madlen Schaffhauser


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den Überwachungskameras?“ wollte Raul wissen.

      „Zum Glück habe ich dich hier. An die habe ich vor lauter Gedanken an Dana ganz vergessen. Die angeschlossenen Bildschirme befinden sich in meinem Arbeitszimmer.“

      „Lass uns nachsehen, ob wir auf den Bändern irgendetwas erkennen können.“ und Raul erhob sich aus der Couch.

      Zusammen liefen sie ins Büro und versammelten sich vor den vier Bildschirmen, die an der Wand gegenüber der Tür hingen.

      „Wo habt ihr überall Kameras montiert?“ wollte Raul wissen.

      „Am Gartentor, bei der Garage, bei der Terrasse und an der Eingangstür.“ äusserte sich Finn und sah auf die Bildschirme. Die Terrasse und Garage konnte man auf den Monitoren gut erkennen. Jedoch flimmerten die bei der Eingangstür und die vom Gartentor schwarz, weiss.

      „Als ich ins Bett ging, funktionierten alle noch.“

      „Warum ging die Alarmanlage nicht los? Die ist doch mit den Kameras verbunden oder?“

      „Das ist eine gute Frage. Ich hätte schwören können, dass ich sie eingeschaltet habe. Es ist reine Gewohnheitssache, dass ich die Anlage einschalte, bevor ich ins Bett gehe. Ich könnte es aber auch vergessen haben. Denn wie ihr sehen könnt, ist sie ausgeschaltet.“ und zeigte auf das Display an der Wand neben sich.

      „Kannst du bitte die Bänder zurückspulen?“ bat Raul.

      Finn setzte sich an das Pult und spulte alle vier um fünf Stunden retour und drückte auf Schnelllauf Modus. Nichts geschah. Immer die gleichen Bilder. Doch plötzlich sahen sie eine Gestalt über die Mauer beim Gartentor klettern. Sie war ganz in schwarz gekleidet und trug eine Maske über dem Gesicht. Auf dem Rücken erkannte man eine kleine Tasche. Kaum war sie auf dem Rasen in den Gebüschen gelandet, flimmerte die erste Kamera bereits schwarz, weiss auf. Chloe, Raul und Finn starrten auf die noch übrigen Displays. Man sah wie sich die Person dem Haus näherte und schon war auch diese Überwachungskamera bei der Eingangstür ausser Betrieb gesetzt.

      Chloe stöhnte leise auf. Aus purem Reflex, trat Raul hinter sie und drückte leicht ihre Schultern. Er konnte es sich nicht erklären warum, aber er hegte das Gefühl, als müsse er diese Frau beschützen. Er spürte, wie ihr Körper sich versteifte und leicht zitterte. Wahrscheinlich vor Angst um ihre Schwester, ging es ihm durch den Kopf. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, erschien ihm dann doch als falsch, da er ihr erst vor ein paar Minuten zum ersten Mal begegnet war.

      Chloe starrte auf die noch laufenden Monitore und konnte sich nicht konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften ständig zu ihrer Schwester, die sich weiss Gott wo befand. Wo war sie nur? Fragte sich sie ununterbrochen. Die Hände auf ihren Schultern beruhigten sie auf eine seltsame Art und Weise. Sie musste sich eingestehen, dass sich die Nähe und Wärme von diesem fremden Mann hinter ihr, gut anfühlte.

      Ein Klingeln unterbrach die Stille zwischen den Anwesenden.

       „Das wird Eileen Banz meine Kollegin sein.“ meinte Raul. „Ich gehe schon.“ und löste sich somit von Chloe, um die Tür zu öffnen.

      „Hallo Eileen, danke dass du so schnell gekommen bist.“ erklang Rauls Stimme nach kurzer Zeit vom Eingang her.

      Eileen ist seit über sechs Jahren beim kriminaltechnischen Dienst. Da sie mit viel Enthusiasmus und Ehrgeiz an ihre Arbeit geht, wird sie von den meisten Kollegen sehr geschätzt, so wie auch von Raul Lunardi.

      „Hast du all deine Instrumente dabei?“

      „Hei Raul. Was ist denn los, dass du mich um diese Zeit, aus dem Bett holen lässt?“

      „Es geht um die Frau von Finn Winter.“

      „Der Anwalt Finn Winter?“

      „Ja genau der. Dana Winter ist vor wenigen Stunden spurlos verschwunden. Wir wissen nicht, ob ihr etwas zugestossen ist, oder ob sie sich irgendwo amüsiert. Jedoch tippe ich auf Ersteres.“

      „Wie meinst du das?“

      „Ich glaube, dass Dana nicht aus freien Stücken von zu Hause fern bleit. Herr Winter hat einen Umschlag vor der Tür gefunden.“

      Raul lief vor Eileen in den Wohnbereich um ihr den besagten Brief zu zeigen.

      „Kannst du diesen bitte ins Labor bringen, um ihn auf jegliche Fingerabdrücke zu untersuchen? Ausserdem wurden zwei der vier Überwachungskameras funktionsuntüchtig gemacht. Vielleicht finden wir da irgendwelche Spuren.“

      In der Zwischenzeit sind Chloe und Finn zu ihnen gestossen und hörten gebannt zu, wie Raul und Eileen sich organisierten. Frau Banz streifte sich Handschuhe über und steckte den Brief in einen Beweissicherungsbeutel, um ihn später im Labor zu inspizieren. Lunardi wollte

      sich soeben auf den Weg zur Eingangstür machen, als er bemerkte, wie Chloe bleich und niedergeschlagen im Flur stand.

      Chloe stellte mit einem gemischten Gefühl fest, wie der Polizist auf sie zukam und sie eindringlich bemusterte. Sie wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte, als er dicht vor ihr stehen blieb. Glücklicherweise kam er ihr zuvor.

      „Geht es ihnen gut Frau Kramer?“ fragte Raul mit berührter Stimme.

      „Ich fühle mich ziemlich am Boden zerstört. Ich frage mich ständig, wo meine Schwester sein könnte und ob mit ihr alles in Ordnung ist.“

      „Wir werden sie finden, Frau Kramer, das schwöre ich Ihnen.“ er machte noch einen Schritt auf sie zu, dass sie seine Wärme schon fast körperlich spüren konnte. Mit einem Finger den er unter ihr Kinn legte, hob er ihr Gesicht ein wenig an, um sie genau betrachten zu können. Sie konnte dem Mann ihr gegenüber kaum in die Augen schauen, da liefen ihr bereits die Tränen. Im nächsten Atemzug lag sie auch schon in den Armen von diesem starken, gutaussehenden Polizisten. Sie prägte sich jeden Muskel von diesem Typen ein. Nach einigen Augenblicken löste sie sich langsam von ihm und rang um ihre Fassung.

      „Ich werde mal nachsehen, wie es meinem Schwager geht.“ sie wollte sich schon in Bewegung setzten, als Raul sie am Arm zurückhielt.

      „Geht es Ihnen auch wirklich gut?“

      „Nein. Aber das spielt momentan keine Rolle.“ und ging davon.

      Raul stand im Flur und schaute, verwundert über sich selbst, Danas Schwester nach, die mit hängenden Schultern den Flur entlang lief. Er schüttelte leicht seinen Kopf, um die Gedanken an diese Frau zu zerstreuen und wandte sich von neuem seiner eigentlichen Arbeit zu. Er musste wissen, warum die Kameras vor dem Haupttor und Haustür nicht mehr ordnungsgemäss liefen. Er holte aus seinem Auto eine Stablampe und eine Stufenleiter. Als erstes kontrollierte er das Gerät am Tor. Um an die heran zu kommen, kämpfte er sich an mehreren Dornenranken vorbei. Man musste Acht geben, dass man sich die Haut an den grossen Stacheln nicht verletzte. Es war nicht gerade einfach, um die Kamera im Halbdunkeln zu finden. Aber dafür musste man kein Profi sein, um festzustellen, warum das Gerät nicht mehr funktionierte. Es waren lediglich die Kabel durchgeschnitten. Bei beiden Kameras der gleiche Vorgang. Wenn man das richtige Werkzeug dabei hatte, war es kein Problem diese zu kappen. Gerade als er wieder ins Haus gehen wollte, traf er auf die Spurenexpertin.

      „Hast du irgendwas gefunden?“ fragte Raul sie.

      „Noch nicht. Ich werde bei Tageslicht nochmals herkommen. Im Moment ist es zu dunkel, um etwas finden zu können. Ich werde den Rasen hier.“ und zeigte von der Haustür bis zum Gartentor hinunter „absperren, damit niemand die Spuren verwischen kann. Danach bringe ich den Umschlag ins Labor.“ und machte sich an die Arbeit.

      Zurück im Haus folgte Raul dem Kaffeeduft, der sich im Haus verteilte. Schliesslich traf er in der Küche auf Finn und Chloe, die stillschweigend einander vis-à-vis sassen und jeder eine Kaffeetasse in den Händen hielt.

      „Möchten Sie auch eine Tasse?“ fragte Chloe, als sie ihn entdeckte.

      „Ja, gerne.“ und nahm ebenfalls am Küchentresen


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