Tödliches Verlangen. Madlen Schaffhauser

Tödliches Verlangen - Madlen Schaffhauser


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mir leid.“ flüstere ich.

      „Oh nein. So war es ganz und gar nicht gemeint. Ich wollte dir keine Schuldgefühle machen. Ich möchte dir nur sagen, wie wichtig du für uns bist.“ Sascha drückt mich kurz und lässt mich gleich wieder los, als er merkt, dass ich mich vor Schmerzen anspanne. „Komm meine Süsse. Wir lassen deine Mami und Zoe einen kurzen Moment alleine.“ wendet er sich an seine Tochter.

      Caroline erhebt sich müde aus dem Bett und sieht mich mit tränenreichen Augen an, als sie sich zu mir umdreht.

      „Es wird alles wieder gut, meine Liebe.“ Ich drücke die Hand meines Patenkindes, während ihr Blick auf mich geheftet ist. „Kommst du mich bald wieder besuchen?“

      „Ja.“ Sie beugt sich vor und gibt mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie mit ihrem Vater verschwindet.

      Die Tür war kaum geschlossen, als meine Schwester einmal tief Luft holt und die unausweichliche Frage stellt. „Was ist passiert, was ich noch nicht weiss?“ Ganz die Art meiner Schwester. Wie immer kommt sie direkt auf den Punkt.

      „Ich bin gestürzt und habe mich ziemlich übel verletzt. Reicht das nicht?“

      „Mir wäre es lieber, wenn du gar nicht hier liegen würdest, aber ich sehe dir an, dass dich noch etwas beschäftigt. Nur weiss ich nicht, was es ist. Hat es mit Noah zu tun?“

      „Warum mit Noah?“

      „Hast du endlich mit ihm gesprochen?“

      „Ja, ich habe mich endlich von ihm getrennt. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“

      „Wenn ich die Rosen hier ansehe, bin ich mir da aber nicht so sicher.“ Valerie dreht ihren Kopf zu den vielen Blumensträussen und macht eine Handbewegung darüber. „War er hier?“

      „Ja. Gestern. Aber ich habe ihm für allemal gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll. Es ist alles geklärt zwischen uns.“

      „Also was ist es dann. Rück endlich mit der Sprache heraus. Warum machst du so einen niedergeschlagenen Eindruck?“

      Ich weiss, dass ich meine Schwester nicht länger hinhalten kann. Vielleicht tut es mir sogar gut, wenn ich mit jemandem darüber sprechen kann.

      „Ähm.“ versuche ich verzweifelt den Anfang zu machen und starre auf meine linke Hand, die auf meiner rechten bandagierten Hand liegt . Ich ringe nach den richtigen Worten, doch die scheinen nicht erscheinen zu wollen „Ich war in der achten Woche schwanger.“ so, jetzt ist es endlich heraus.

      Meiner Schwester hat es doch tatsächlich die Stimme verschlagen. Sie sitzt mit offenem Mund da und starrt mich fassungslos an. Als sie sich wieder gefangen hat, schaut sie mir tief in die Augen.

      „Das ist wahrhaftig ein Schock. Und wie geht es dir dabei?“

      Ich zucke vorsichtig mit meinen Schultern. „Wenn ich das wüsste.“ In ihren Augen schimmern Tränen, was mich dazu veranlasst, meine Eigenen nicht länger zurückhalten zu können. Valerie setzt sich zu mir aufs Bett und hält mich fest an sich gedrückt. Meine zurück gestauten Tränen suchen ihren Weg nach draussen und es dauert lange, bis sie wieder verebben. Ich fühle mich gleich ein klein wenig besser, nachdem ich meinen Gefühlen endlich freien Lauf gelassen habe. Nur leider hält dieses Gefühl der Befreiung nicht lange an.

      Sie löst sich von mir und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. „Kannst... kannst“ ich spüre, wie die nächste Frage in ihrer Kehle stecken bleibt und ich denke, ich weiss, über was sie sich den Kopf zerbricht. Zögernd spricht sie weiter. „du noch Kinder bekommen?“

      Da ist es. Natürlich musste sie mir diese Frage stellen. Wieder starre ich ins Leere und versuche meine Gedanken zu sammeln. Es fällt mir schwer darüber zu sprechen, aber früher oder später kann ich dieser Situation nicht mehr ausweichen.

      „Mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht. Das Baby wurde durch den Sturz getötet und ich habe anscheinend dadurch ziemliche schlimme Verletzungen zugezogen.“ Ich schlucke ein paar Mal leer, bevor ich weiter reden kann. „Aber es ist schlimmer als es klingt. Ich war ja sowieso nicht bereit für ein Kind. Das ist wohl jetzt die Bestrafung dafür, dass ich nicht mal gespürt habe, dass ein kleines Wesen in mir herangewachsen ist.“

      „Hörst du dir eigentlich selber zu? Wem willst du etwas vorgaukeln? Dir oder mir?“ Meine Schwester fährt wie vom Blitz getroffen auf und ist sichtbar aufgebracht. „Hast du dir selbst zugehört? Du vergötterst Kinder und liebst meine Caroline, als wäre sie dein Eigen. Warum nur...“ Abrupt hört sie auf, mich zu verurteilen und setzt sich wieder langsam auf den Stuhl neben meinem Bett. „Es tut mir leid, Zoe. Ich wollte nicht an dir herumnörgeln oder dich kritisieren.“

      „Ist schon gut. Ich denke, wenn ich mir nur genug oft einrede, dass ich sowieso keine Kinder wünsche, ist es vielleicht irgendwann nicht so schlimm. Es war immer so selbstverständlich, dass ich zu irgendeinem Zeitpunkt Kinder haben werde.“ Meine Stimme versagt kläglich und wieder brennen Tränen in meinen Augen, die ich kaum zurückhalten kann.

      „Weiss sonst schon jemand Bescheid darüber?“

      „Nein und ich möchte es auch nicht an die grosse Glocke hängen.“

      „Wirst du es Noah erzählen.“

      „Ich denke nicht. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und diese Geschichte würde ihm nur einen Grund geben, um sich um mich sorgen zu wollen.“

      „Ach meine Süsse. Irgendwie wird schon alles wieder gut werden. Es wird sich schon eine Lösung finden, wenn du bereit dazu bist. Ich bin immer für dich da. Das weisst du hoffentlich, oder?“

      „Danke Valerie. Ich bin froh, dass ich mit dir darüber reden konnte.“

      Meine grosse Schwester drückt mir sanft die gesunde Hand und gibt mir einen Kuss auf die Wange, nachdem sie sich erhoben hat.

      „Ich werde jetzt mal nachsehen gehen, wo Caroline und Sascha sind. Er muss nachher noch zur Arbeit. Wenn du irgendwas brauchst, ruf mich an. Ich werde sofort kommen.“ Sie dreht sich nochmals um, bevor sie aus dem Zimmer verschwindet. „Ach übrigens. Ich habe deinen Chef angerufen und ihm mitgeteilt, dass du hier bist und dass er in den nächsten Tagen wohl nicht mit dir rechnen muss.“

      „Danke. Du bist ein wahrer Schatz. Grüss Caroline von mir und sag ihr, dass wieder alles in Ordnung kommt. Ich möchte nicht, dass sie sich irgendwelche Horrorgeschichten zusammenreimt.“

      Nach einem etwas weniger beschwerlichen Gang ins Bad, als beim letzten Mal, tat mir anfangs die Stille in meinem Krankenzimmer gut, nachdem meine Schwester gegangen ist und ich in aller Ruhe meinen Gedanken nachgehen konnte. Aber nun fühle ich mich leer in diesem Zimmer und wünschte es wäre jemand hier.

      Mein Wunsch bleibt nicht lange in der Luft liegen. Zwar kommt niemand von meinem Bekanntenkreis ins Zimmer, aber ich bin dennoch froh, dass nun eine Ärztin mit weissem Kittel und einem Stethoskop vor mir steht.

      „Guten Tag Frau Berner. Ich bin Frau Dr. Christensen.“ Die schöne, rothaarige Mittdreissigerin lächelt mich mit einem warmen Blick an und reicht mir die Hand.

      „Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.“

      „Das ist doch selbstverständlich. Nun erzählen Sie mir zuerst einmal, was vorgefallen ist. Ich habe zwar durch Dr. Stevens von Ihrem Unfall erfahren, aber ich möchte von Ihnen wissen, an was Sie sich noch erinnern können.“

      „Nun...“ ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe aus dem Fenster, als ich an den besagten Abend denke und der Ärztin neben mir, alles zu schildern versuche. „Ich war endlich wieder einmal mit meiner Freundin Pam verabredet. In letzter Zeit haben wir uns ziemlich selten gesehen und ich freute mich über den gemeinsam Abend. Nachdem ich etwas früher von der Arbeit gegangen bin, habe ich mich zu Hause zurecht gemacht. Gerade als ich mich anzog, klingelte es an der Tür. Und nun liege ich hier. Ich habe keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin. Pam teilte mir mit, dass sie mich am Ende der Treppe gefunden und sofort den Notruf gerufen hat.“

      „Sie müssen


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