Sea and Fall. Svea Dunnabey

Sea and Fall - Svea Dunnabey


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Sehr spät. Ich saß schon lange in einer Rettungsinsel und blickte auf das Flugzeug, das nur noch zu einem winzigen Teil aus dem Wasser ragte, als plötzlich jemand aus dem Wasser auftauchte und verzweifelt nach Luft schnappte. Ich rief immer wieder ihren Namen, weil ich hoffte, dass sie es geschafft hätte, aber ich konnte nicht erkennen, ob sie es war. Ich glaubte zwar, dass sie Tod wäre, aber ich wollte es einfach nicht wahr haben.<<

      >> Wie haben Sie dann gewusst, dass sie es war?<<

      >> Sie schwamm kurze Zeit später an unserer Insel vorbei und da erkannte ich sie, aber sie schien mich nicht zu hören und unbeirrt auf ein Ziel in der Ferne zuzusteuern.<<

      >> Verstehe. Hat sie während ihrer ganzen Unterhaltung ihren Verlobten, Mr Thatcher, erwähnt?<<

      >> Als wir abstürzten, ja. Sie sagte, dass er an ihrer Stelle in dem Flugzeug sitzen sollte, damit er seinen eigenen Geiz spüren würde. Sie wollte eigentlich mit seinem Flugzeug fliegen, aber er wollte es ihr nicht geben. Sie meinte, dass sie ihn nie wiedersehen wolle, dass sie ihn hassen würde und er sich zum Teufel scheren solle. Deshalb war sie froh, dass ich ihr beistand.<<

      >> Also war ihre Beziehung zu Mr Thatcher nicht so harmonisch, wie es immer aussieht?<<

      >> Nein, sie haben wohl Probleme in ihrer Beziehung und sie wollte sich von ihm trennen.<<

      >> Was für Probleme?<<

      >> Das sagte sie nicht ganz genau, aber wenn sie mich fragen, muss sie wohl ständig zurückstecken, steht immer an zweiter oder dritter Stelle bei ihm.<<

      >> Aber sie gab ihm die Schuld dafür, dass sie in dem Flugzeug saß?<<

      >> Richtig.<<

      >> Was wollte sie denn in Christchurch?<<

      >> Das weiß ich nicht, da hatten wir wichtigere Themen.<< sagte er mit einem hinterhältigen und schmierigen Grinsen, das mir eine Gänsehaut verschaffte.

      >> Gibt es etwas, dass Sie Ms della Rossa noch sagen möchten?<<

      >> Nur, dass ich immer für sie da bin, wenn sie jemanden braucht, der ihr zuhört. Immerhin sind wir Leidensgenossen. Ich lade sie nur zu gern zum Essen ein, das ich auch bezahle. Ich bin nämlich nicht geizig und bei mir würde sie immer an erster Stelle stehen.<<

      >> Gut. Dann danke ich Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen alles Gute. Meine Damen und Herren, das war Mick Bold, der beim Flugzeugabsturz letzte Woche neben Sarah della Rossa, der Verlobten von Ethan Thatcher, saß.<<

      Ethan klappte die Hülle des Tablets zu, als ich mich angeekelt wegdrehte. Mick war also genau so ein Schwein, wie ich es mir gedacht hatte. Das, was er gesagt hatte, konnte ich nicht so auf mir sitzen lassen. Ich musste mich dazu äußern und ich wusste auch schon, wen ich dafür anrufen sollte.

      Ich öffnete meine Clutch und wählte die Nummer eines Vaters von der Krebsstation, der ebenfalls Journalist war und dem ich vertraute. Seine Nummer konnte ich zum Glück auswendig, weil wir öfter wegen seines Sohnes telefoniert hatten. Jim war inzwischen wieder gesund, sodass sich das Leben der Familie normalisiert hatte und ich sie seit drei Monaten nicht mehr gesehen hatte.

      >> Wen rufst du an?<<

      Ethan sah mürrisch und wütend zu mir herüber, als Stan sich am anderen Ende schon meldete.

      >> Ja?<<

      >> Stan?<<

      >> Ja, wer ist da?<<

      >> Hier ist Sarah von...<<

      >> Sarah! Hi. Was für eine Überraschung.<< unterbrach er mich und klang dabei so offen und herzlich wie ich ihn in Erinnerung hatte.

      >> Hi, wie geht es Jim?<<

      >> Sehr gut. Er genießt wieder das Leben.<<

      >> Das freut mich und bei euch ist auch alles soweit in Ordnung?<<

      >> Wenn es Jim gut geht, dann geht es uns auch gut. Es ist wirklich schön mit anzusehen, wenn das Kind wieder gesund ist.<<

      >> Das glaube ich gern und ich gönne es euch vom ganzen Herzen.<<

      >> Danke. Wie geht es dir denn? Ich habe das im Fernsehen mit dem Absturz gesehen.<<

      >> Sagen wir mal so, ich hatte schon bessere Wochen. Aber sag mal, könntest du mir helfen?<<

      >> Klar, das habe ich dir doch damals gesagt. Geht es um diesen Mick Bold?<<

      >> Richtig. Ich möchte mich gerne dazu äußern. Das, was er geäußert hat, ist einfach nur lächerlich, widerlich und abstoßend.<<

      >> In Ordnung. Ich bin gerade auf dem Rückweg aus Sydney. Hast du morgen Abend Zeit?<<

      >> Das passt gut.<<

      >> Dann morgen Abend. Wo sage ich dir dann noch, ok?<<

      >> Gut, danke.<<

      Wir beendeten das Telefonat und ich legte das Telefon zurück in die Clutch. Da wir schon in der Tiefgarage waren, stiegen wir aus und gingen zum Fahrstuhl.

      >> Ich weiß zwar, dass wahrscheinlich alles gelogen ist, was dieser Mick gesagt hat, aber bitte erzähl mir noch einmal alles.<<

      Ich seufzte, lehnte mich an die kalte Wand hinter mir und ging noch einmal in Gedanken zurück an den Ort von vor einer Woche.

      >> Ich bin ins Flugzeug eingestiegen, wo ich ihn sofort sah. Ich fand Mick abstoßend, irgendwie schmierig, weswegen ich mich schnell hinsetzte und ihn nicht ansprach, damit er mich in Ruhe ließ. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich mit seinen Augen schon auszog und sich in Gedanken ausmalte, wie wir... Naja, du weißt schon was. Also ignorierte ich ihn und schloss die Augen, um zu schlafen. Als ich aufwachte, fragte ich ihn nur, was los wäre, dann sollten wir unsere Rettungswesten anziehen, was ich selbst gemacht habe. Zwar zitterten meine Hände wirklich, dennoch habe ich es allein geschafft. Das einzige Gespräch was wir hatten, war, als er mich fragte, ob ich Familie hätte und ich ihm sagte, dass ich zwei Kinder hätte und einen Verlobten. Er berichtete mir, dass er ebenfalls zwei Kinder hätte und eine Frau namens Amy. Da ich Angst hatte allein zu sterben und irgendjemanden beim Namen kennen wollte, fragte ich ihn danach. Daraufhin nahm er meine Hand und bestärkte mich, indem er mir versicherte, dass wir es schaffen würden. Das war alles. Du glaubst doch nicht, dass ich auf jemanden wie ihn stehen würde. Und erst recht nicht habe ich gesagt, dass du in dem Flugzeug hättest sitzen sollen. Du wolltest ja, dass ich mit deinem fliege, aber ich wollte es nicht. Damit hat er sich doch schon verraten.<<

      >> Ich weiß und wer ist dieser Stan?<<

      >> Der Vater eines ehemaligen Patienten. Er ist Journalist und bei ihm weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann. Ich treffe mich morgen mit ihm und stelle diesen ganzen Mist richtig.<<

      >> Das bringt eh nichts.<<

      >> Es bringt mir etwas. Er zieht nicht nur mich in den Dreck, sondern auch dich!<<

      >> Das ist mir egal. Sollen sie sagen, was sie wollen.<<

      >> Mir ist es aber nicht egal und jetzt lass uns aufhören darüber zu reden, ich will den Abend genießen. Bis eben hatten wir noch so gute Laune. Es war unser Abend und nun schafft dieser schmierige Widerling, dass wir uns fast streiten und über ihn nachdenken, anstatt unsere Hochzeit zu feiern und...<<

      Plötzlich öffneten sich die Aufzugtüren zu Ethans Wohnung, weswegen ich aussteigen und weiterreden wollte, doch dann packte Ethan mich und trug mich über die Schwelle des Fahrstuhls bis ins Schlafzimmer. Vorsichtig legte er mich aufs Bett und beugte sich zu mir herab, als er mich zärtlich küsste.

      >> Fühlst du dich noch fit genug für unsere Hochzeitsnacht?<<

      Lockend


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