Sea and Fall. Svea Dunnabey

Sea and Fall - Svea Dunnabey


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sie sich begrüßten.

      >> Schön dich mal wiederzusehen Sarah und vor allem außerhalb des Krankenhauses.<<

      >> Das stimmt. Ist wirklich schon lange her. Wie geht es deiner Frau?<<

      >> Super. Sie ist im Moment in den USA für eine Reportage und kommt nächste Woche wieder.<<

      >> Wow. Also arbeitet sie wieder?<<

      >> Seit sich alles wieder ein wenig eingespielt hat und wir endlich wieder einen Alltag haben, ja. Wobei sie es sich sehr schwer gemacht hat, da sie immer noch Angst hat, dass es wieder losgehen könnte und sie sich dann Vorwürfe machen würde.<<

      >> Aber es geht ihm gut und sie muss auch mal an sich denken.<<

      >> Ich weiß. Trotzdem ist es sehr schwer.<<

      >> Und ich bewundere euch für eure Stärke und euren Zusammenhalt.<<

      >> Sarah!<< schrie plötzlich eine Stimme, weshalb ich mich umsah, woher sie kam, als ich Jim sah.

      >> Jim, hey.<<

      Ich bückte mich und breitete meine Arme aus, damit er in sie hineinlaufen konnte, als er mich umrannte und wir zusammen hinfielen. Ich spürte kurz meine Wunde, doch dann stand Jim schon wieder auf und setzte sich neben mich.

      >> Meine Güte bist du stark geworden.<<

      >> Ich esse ja auch ganz viel Gemüse, weil Dad immer sagt, dass das wichtig ist und ich sonst niemals so stark werde wie er.<<

      >> Da hat er Recht. Vielleicht muss ich auch mal mehr Gemüse essen.<<

      >> Würde ich auf jeden Fall unterstützen.<< murmelte Ethan und sah mich schmunzelnd an, was mir ein Grinsen ins Gesicht zauberte.

      >> Und so riesig bist du geworden. Dir geht’s ja richtig super.<<

      >> Ja, ich spiel jetzt sogar Basketball.<<

      >> Wirklich? In einer Mannschaft?<<

      >> Mhm. In der Schule. Seit vier Wochen und ich bin richtig gut hat der Coach gesagt.<<

      >> Der muss es wissen. Macht es dir denn Spaß?<<

      >> Es ist total cool.<<

      >> Und wirfst du viele Körbe?<<

      >> Ich werde immer besser. Gestern habe ich fünf Stück geschafft.<<

      >> Das musst du mir mal unbedingt zeigen.<<

      Sofort strahlten seine Augen, was so wundervoll aussah und mir das Herz öffnete. Allein dafür hatte es sich gelohnt herzukommen. Vergessen waren die Tage, an denen Jim krank, matt und ausgelaugt im Bett lag und zu schwach war, um auch nur einen Schluck Wasser zu trinken. Wie oft hatte ich dann neben ihm gesessen und ihm etwas vorgelesen oder vorgesungen, damit er abgelenkt war und hoffentlich einschlief. Doch nun sprühte er förmlich vor Energie und war kaum zu bändigen, was mich unglaublich glücklich machte.

      >> Ich habe bald ein Spiel. Kommst du?<<

      >> Natürlich. Sag mir nur wann und wo.<<

      >> Es ist noch vor Weihnachten glaube ich.<<

      >> Dein Dad hat meine Nummer, dann kannst du mich anrufen, wenn du genau weißt, wann es stattfindet und dann schmeiße ich meinen gesamten Kalender für dich um. In Ordnung?<<

      >> Perfekt.<<

      Wir klatschten uns ab, als Jim von jemandem gerufen wurde und er wegrannte. Schnell stand ich wieder auf und sah ihm nach.

      >> Er sieht wirklich gut aus und scheint sehr viel Energie zu haben. Ein kleiner Floh.<<

      >> Auf jeden Fall. Den kriegen wir abends kaum ins Bett.<<

      >> Er hat ja auch viel aufzuholen.<<

      Stan nickte zustimmend, während er ernster wurde und wir alle nach hinten zu seinem Sohn blickten.

      >> Er hat dich wirklich sehr vermisst, sogar so schlimm, dass er Symptome simulierte, nur damit er wieder auf die Station käme und dich wiedersehen würde.<<

      >> Wirklich?<<

      >> Mhm. Wir sind zu etlichen Ärzten gelaufen, da wir große Angst hatten und uns nicht vorstellen konnten, dass er lügen würde. Wir haben den Ärzten nicht geglaubt und alle für inkompetent gehalten, bis wir irgendwann einsehen mussten, dass unser Sohn andere Probleme hatte.<<

      >> Das wusste ich nicht.<<

      >> Woher auch.<<

      >> Aber jetzt geht es wieder?<<

      >> Ja. Wir hatten ein ziemlich langes Gespräch mit ihm und einem Therapeuten.<<

      >> Sogar ein Therapeut?<<

      >> Kate hatte darauf bestanden, da sie Angst hatte, dass es etwas mit ihr zu tun haben könnte.<<

      >> Das ist doch Quatsch. Sie ist eine tolle und liebevolle Mutter.<<

      >> Ich weiß, aber sie war vollkommen unsicher. Wenn dein Kind so lange krank war, du immer bei ihm warst oder halt so oft es ging und dann ist er endlich gesund und darf nach Hause, wo Kate wirklich ununterbrochen bei ihm war und dann wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder krank zu sein und ins Krankenhaus zu kommen. Das kann einen verdammt unsicher und verrückt machen.<<

      >> Wahrscheinlich weil er das Krankenhaus in und auswendig kannte. Er hatte dort über ein Jahr verbracht, Freundschaften aufgebaut. Vermutlich hatte er es als sein zu Hause angesehen. Seine gewohnte Umgebung, aus der er dann herausgerissen wurde.<<

      >> So was ähnliches hat auch der Therapeut gesagt.<<

      >> Sag Kate, dass sie eine tolle Mutter ist, ok? Dass es nichts mit ihr zu tun hat.<<

      >> Mache ich.<<

      >> Gott, wenn ich das gewusst hätte...<< seufzte ich und bekam ein schlechtes Gewissen. Sobald die Kinder das Krankenhaus verließen, verließ auch ich sie. Manche traf ich anschließend zufällig in der Stadt, wo man sich kurz austauschte, wie es demjenigen ging, aber ansonsten erfuhr ich nichts mehr von ihnen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es eventuell besser wäre, wenn ich sie auch danach noch weiter begleiten würde, damit sie nicht in so ein großes Loch fielen, aber wie konnte ich das umsetzen?

      Ich konnte nicht jeden einzelnen weiterhin besuchen. Diese Zeit hatte ich einfach nicht. Außerdem war nicht nur ich es, die sie vermissten, sondern auch ihre Freunde von der Krebsstation im Krankenhaus und eventuell auch die Ärzte. Vielleicht könnte man einmal im Monat einen Nachmittag einrichten, an dem alle Kinder, die dort einmal waren, wieder vorbeikommen könnten, um sich wiederzusehen und auszutauschen. So eine Art Ehemaligen-Café.

      >> Wir hatten überlegt dich anzurufen, aber dann hätte er seinen Willen bekommen und hätte das nächste Mal vielleicht wieder so reagiert. Er musste verstehen, dass er uns keine Symptome vortäuschen durfte und das du dich um die anderen Kinder kümmern musstest, die noch krank waren, dass er dich nicht mehr bräuchte, aber das war ein hartes Stück Arbeit.<<

      >> Das verstehe ich.<<

      >> Und als er vor ein paar Tagen die Berichte im Fernsehen gesehen hat..... Das war schlimm.<<

      >> Es tut mir Leid Stan.<<

      >> Da kannst du nichts für. Aber ich habe ihn nicht vom Fernseher wegbekommen. Den ganzen Tag über sah er die Nachrichten. Direkt morgens nach dem Aufstehen bis abends vor dem Schlafen und als er sah, dass sie dich gefunden hätten und du am Leben wärst, hat er laut geschrien.<<

      Stan machte eine kurze Pause und lachte leise in sich hinein bei dem


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