Louisianas Eskorts. Georg von Rotthausen
Nun wußte sie es. Doch im nächsten Moment war das Staunen wieder an ihm.
„Ich möchte Sie sehen.”
Konstantin riß seine Augen groß auf. Bisher hatte er seine Gespielinnen entkleidet. Das Kommando drohte ihm zu entgleiten, aber hatte er es in diesem Raum je besessen?
„Helfen Sie ihm.” Das galt Louisiana. „Ein Fürst der Liebe entkleidet sich nicht selbst. Und dann warten Sie in der Bibliothek, bis ich Sie rufe.” Madame war es offenbar gewohnt, Anweisungen zu geben.
Lou trat heran. Konstantin ging einige Schritte zurück, damit Lou sich vor ihm bewegen konnte. Sie sah ihn lächelnd an und legte den Zeigefinger zum Zeichen des Schweigens auf ihre Lippen. Madame blieb stehen und legte die Hände ineinander.
Konstantin fand, man hätte ihr nur noch eine Handwaage und ein Schwert in die Hände zu geben brauchen und sie wäre das perfekte Abbild der Justitia gewesen, deren Urteil er nun abzuwarten und wehrlos entgegenzunehmen hatte.
Louisiana nahm Konstantin als erstes den Binder ab. Danach entkleidete sie ihn in aller Ruhe, Stück für Stück, und legte alle Teile fein säuberlich zusammen auf einen Stuhl am Fenster. Konstantin hatte wortlos genossen was mit ihm geschah. Nun trug er nur noch seinen Slip.
„Warum zögern Sie, meine Liebe? Ich will ihn in seiner ganzen Schönheit sehen.”
Louisiana lächelte verschmitzt, kniete vor Konstantin nieder, befreite Monsieur Bouchon und begrüßte ihn auf ihre ganz eigene Art. Konstantin holte tief Luft, sagte aber nichts. Mit einem neckischen Fingertippen auf seine Lippen verabschiedete Louisiana sich von ihm, nachdem sie sich erhoben hatte. Als das Türschloß klickte, wurde Konstantin aufgefordert, wieder näherzutreten.
„Nascht Ihre Herrin immer von Früchten, die ihr nicht wirklich gehören?”
„Nein, das hat sie noch nie getan.”
Konstantin wollte gar nicht erst leugnen, daß Lou ihn zum allerersten Mal so intim geküßt hatte. Darüber würde er noch mit ihr zu reden haben.
Er wunderte sich, daß seine Gastgeberin Lou wiederholt als seine „Herrin” bezeichnet hatte, aber er fand, es stand ihm nicht zu, korrigierend zu widersprechen. Es wäre ihm auch keine Zeit dazu geblieben, denn Madame begann, ihn zu erkunden.
Sie trat hinter ihn, berührte vorsichtig seine Arme, strich mit den Oberseiten ihrer Zeige- und Mittelfinger über seine gebräunte Haut, fuhr mit ihren Händen über seine kräftigen Schultern, kraulte im Nacken seinen Haaransatz, was ihm einen wohligen Schauer nach dem anderen den Rücken herunterjagte. Noch atmete er ruhig, doch als er zwei Fingernägel seine Wirbelsäule entlanggleiten spürte, holte er unwillkürlich tief Luft.
„Magst Du das?” Ihre Stimme nahm eine sinnliche Klangfarbe an, die er berauschend fand. Er verführte nicht, er wurde verführt! Von einer schönen Frau, die ihn nicht sehen konnte, die ihn lediglich fühlte und ahnte.
„Ja, mach’ weiter. Ich liebe es.”
Die Antwort war ein kräftiger Klaps auf seinen Arsch. Er zuckte zusammen und spürte ein leichtes Brennen. Madame hatte Kraft. Er staunte. Klavierspielerhände, die derart zulangen konnten.
„Habe ich Dir schon erlaubt, mich zu duzen? Erst, wenn Du den Süden erfolgreich attackiert und erobert haben wirst, werde ich es Dir vielleicht gestatten, mein Rittmeister.”
Sie ließ ihren rechten Zeigefinger zwischen seinen festen, wohlgeformten Pobacken hin- und her gleiten. Einen Moment lang fürchtete Konstantin, sie könnte in ihn eindringen. Doch entschloß er sich, Madame ihren Willen zu lassen, sollte sie Gefallen daran finden, aber sie tat es nicht.
„Strecke Deine Arme zur Seite.”
Er gehorchte. Madame begann, seinen Oberkörper zu erkunden. Konstantin spürte ihren warmen Atem an seinem Rücken, wie sich ihre Brüste gegen seine Haut drückten. Es waren feste Brüste. Vermutlich hatte seine Herrin auf Zeit keine Kinder, aber das war in jener Stunde ohnehin belanglos. Sie massierte vorsichtig seine Brustwarzen, suchte den Weg zu seinem Bauchnabel, spielte mit ihm. Sie begann, mit ihrer rechten Hand seinen schwarzen Pelz zu kraulen, während ihre linke immer noch seinen flachen Bauch liebkoste. Dann bemerkte sie, daß Monsieur Bouchon erwacht und hartnäckig geworden war. Konstantin atmete tief und ruhig. Noch sah er dabei zu, was mit ihm geschah, doch bald würde er vor Lust und Genuß die Augen schließen und alles mit sich machen lassen.
Monsieur Bouchon befand sich ganz in der Hand von Madame. Er war wehrlos und ließ es geschehen. Und es tat ihm gut.
Einen Moment ließ sie von ihm ab. Madame trat vor Konstantin hin, glitt an ihm herab und küßte Monsieur Bouchons lustnassen, hochroten Kopf. Er zuckte, und das übertrug sich auf Konstantin. Ein tiefes Brummen des Wohlbefindens entrang sich seiner Kehle und Brust, die sich in zunehmend schwerem Atmen hob und senkte. Madame liebte Monsieur Bouchon, sie mochte nicht mehr von ihm lassen. Tief nahm sie ihn auf, nur um, plötzlich und unvermittelt, das anfängliche Verwöhnprogramm zu unterbrechen.
Alles in Konstantin schrie, sie solle weitermachen, er sei dem ersten Höhepunkt nahe. Jedoch, sie kannte kein Erbarmen.
„Findest Du es schön, wenn ich Dich quäle? − Ich liebe es, Deine Qual zu erkennen und zu steigern. Du bist ein edler Hengst, und Du verdienst es, gut geritten zu werden, aber zuvor mußt Du daran leiden, Deine Erfüllung nicht sofort zu bekommen. Dann wirst Du es umso mehr genießen können, wenn der Höhepunkt, den ich Dir schenken werde, Dich heiß durchströmt und auf mich überspringt.”
Konstantin konnte es nicht fassen. Binnen kurzem hatte die Frau, die er verwöhnen sollte, ihn fest in der Hand. Monsieur Bouchon tat, was von ihm erwartet wurde: er war hart und ragte, in seiner fein geschwungenen Linie leicht gebogen, steil empor. Er war heiß. Konstantin fühlte eine Erregung und Hitze, wie er es mit Renata nie erlebt hatte. Sie liebte nicht das feine Spiel der Erwartungssteigerung und Erfüllungshoffnung. Immer hatte sie verlangt, daß er sie wild nehme. Renata wollte niedergemacht werden. Das war durchaus in seinem Sinne gewesen.
Nun aber war Konstantin einer offenbar erfahrenen Frau begegnet, die es auskostete, ihn bei sich zu haben, wehrlos gemacht durch Gehorsam, den sie verlangte und bekam. Und daß er gehorchte, lag sicher nicht nur an der bereits gewährten pekuniären Bezahlung. Konstantin fand Gefallen daran. Er fühlte sich erotisch-sinnlich bezahlt. Eine Währung, über die nur wenige Menschen verfügen. In vulgären Münzen und Banknoten war das nicht darstellbar. Konstantin begann, jegliches Zeitgefühl zu verlieren. War er nicht gerade erst vor wenigen Minuten gekommen? Oder war er schon eine halbe Ewigkeit bei dieser geheimnisvollen Frau, deren Namen er nicht kannte, den er vermutlich nie erfahren würde. Lou hatte ihn nicht genannt. Daß sie sich in diesem Raum aufhielt, mußte nicht zwingend bedeuten, daß sie die Herrin dieses Hauses war. Eine reiche Freundin konnte es ihr für den Genuß seiner Dienste zur Verfügung gestellt haben. Er wollte gerade den Gedanken denken, ob es wohl sein könnte, daß sie beide beobachtet würden, unsichtbaren Gästen als erotisches Theater dienten, als er leicht zusammenzuckte, denn Madame berührte ihn wieder und sprach ihn wohltuend leise an.
„Wie ich sehe, mein schöner Freund, kannst Du warten und Dein treuer Assistent steht Dir in nichts nach. Ich werde Dir nun einen weiteren Teil Deiner Belohnung geben. Du wirst nichts tun, als es Dir nur gefallen zu lassen, daß Du mir gefällst, und Du wirst Dir nicht einfallen lassen, Dir ohne meine Erlaubnis Entspannung zu gestatten. Schließe Deine Augen und genieße.”
Konstantin tat, wie ihm geheißen. Es wurde erneut Besitz von ihm ergriffen. Monsieur Bouchon leitete ein so unglaubliches Gefühl von Wonne und Glückseligkeit an sein Gehirn und von dort in seinen Körper weiter, daß Konstantin glaubte, er müsse den Verstand verlieren. Er war noch nie so meisterlich verwöhnt worden. Und gerade, als er im Begriff war, auf dieser Woge einfach davonzuschwimmen, so wunderbar leicht und berauscht fühlte er sich, da brach es unvermittelt wieder ab. Konstantin ahnte, er würde bald die Beherrschung verlieren, wenn sie das noch einmal machte. Es war kaum noch auszuhalten. Ihm war, als schwankte er bereits, als ihre schöne Stimme ihn erreichte.
„Du darfst die Augen wieder öffnen.”
Er tat