Damian - Falsche Hoffnung. Madlen Schaffhauser
Hände zittern leicht, als ich nach seinem Hemd greife, es aus den Hosen ziehe und meine Finger unter den Stoff gleiten lasse. Seine nackte Haut fühlt sich warm und weich unter meinen Händen an. Ich schiebe sie weiter über seinen glatten Oberkörper und ertaste ausgeprägte, harte, feste Muskeln.
„Zieh es aus!“ befiehlt er mir mit heiserer Stimme.
Ich richte mich auf, um mir meine Bluse über den Kopf zu ziehen. Während ich mich von meinem Oberteil befreie, öffnet Damian mit flinken Bewegungen sein Hemd und wirft es dann achtlos zur Seite.
Mit nackten Oberkörpern sitzen wir uns gegenüber und betrachten einander mit gierigen Blicken. Seine Augen wirken beinahe so dunkel wie die Nacht, als er mich von oben bis unten mustert. Ein leises Kribbeln durchflutet meinen Körper und ich verziehe die Lippen zu einem verlegenen Lächeln.
Ich strecke meine Hände nach ihm aus. Er zuckt ein klein wenig zusammen, als meine gespreizten Finger seine nackte Haut berühren und über seinen breiten, muskulösen Oberkörper fahren. Ich ertaste jeden Muskel und lasse schliesslich eine Hand auf seinem Herzen liegen, das mit schnellen Schlägen dagegen hämmert.
Mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln sieht er mir vielsagend in die Augen, bevor er ein weiteres Mal seinen Blick über meinen Körper gleiten lässt. Noch nie hat mich jemand so betrachtet, wie Damian es soeben tut und noch nie hat mich jemand so begehrt, wie er es in diesem Moment macht.
„Du bist wunderschön.“ Schon liegt sein Mund auf meinen Lippen und verschliesst sie mit einem hungrigen Kuss, bevor ich etwas darauf erwidern kann.
Er drückt mich behutsam zurück auf das Ledersofa. Endlich liegen wir Haut auf Haut. Oh wie sehr ich mir diesen Augenblick herbeigesehnt habe. Aber noch mehr wünsche ich mir, ihn tief in mir. „Ich brauche dich. Ich will dich in mir, Damian.“ keuche ich schwer atmend.
Seine Muskeln spannen sich plötzlich an und ich kann förmlich spüren, wie er mit sich kämpft. In seinen Augen widerspiegelt sich das gleiche ungeschminkte Verlangen, wie das, was ich für ihn empfinde.
Er greift zwischen unsere Körper und schiebt meinen Rock bis zur Taille hoch. Nur noch mein kleiner, schwarzer Slip bedeckt meine Vagina.
„Was tust du mit mir?“ stöhnend nimmt er eine hart aufgerichtete Brustwarze in den Mund und saugt gierig daran, während seine Hände an meinen Schenkeln auf- und abwandern.
Plötzlich knistert etwas im Raum, bevor ich eine Stimme höre. „Damian. Ich unterbreche dich nur ungern, aber dein nächster Termin ist hier.“
Wie von einem Stachel gestochen fahre ich hoch und blicke mich in Damians Büro um. Schon dachte ich Rose neben uns stehen zu sehen und grosse Erleichterung durchströmt mich, als ich feststelle, dass ausser Damian und mir niemand anwesend ist.
„Verdammter Mist!“ Verärgert schliesst er seinen Gurt und holt meine Kleidungsstücke, bevor er sein Hemd wieder anzieht. „Bist du in Ordnung?“ fragt er mich, während er seine Kleidung in makellosen Zustand bringt. Unsere Blicke treffen uns.
„Alles Bestens.“ antworte ich.
Erschrocken darüber, was beinahe passiert wäre, wenn uns Rose nicht unterbrochen hätte, fühle ich mich trotzdem ausgezeichnet gut. Denn in seinem Blick erkenne ich das gleiche Feuer, das auch in mir brodelt. Und als ich meine Haare wieder zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammenbinden möchte, nimmt er mein Gesicht in die Hände und drückt einen zärtlichen, vielsagenden Kuss auf meinen Mund.
„Es ist noch nicht vorbei.“ Das Glitzern in seinen Augen ergänzt sich durch sein verführerisches Lächeln. Ich nicke voller Vorfreude mit meinem Kopf. Dann küsst er mich noch einmal leidenschaftlich.
Ich blicke an mir hinunter und überprüfe, ob alles an seinem Platz ist.
„Es sitzt alles perfekt.“ Er schmunzelt mich an. „Ich habe den ganzen Tag Termine. Aber sehen wir uns heute Abend?“
„Ja.“ flüstere ich mit krächzender Stimme.
„Ich hole dich um fünf ab.“
8.
Rose nimmt mich natürlich genauestens ins Visier, als ich kurz nach ihrer Ansage, die sie durch die Gegensprechanlage gemacht hat, aus Damians Büro komme. Und obwohl sie mit grosser Wahrscheinlichkeit ahnt, was hinter der grossen Tür vor sich gegangen ist, verliert sie kein Wort darüber. Sondern hält mich nur kurz auf, um sich mit mir für die Mittagspause zu verabreden.
Sie ist eine wunderbare Freundin, die niemanden verurteilt oder absichtlich verletzt. Sie stellt keine Fragen, sondern hört still und geduldig zu. Seit wir uns kennen, betrachte ich sie wie eine Mutter. Aber das habe ich ihr nicht erzählt. Es ist mein alleiniges Geheimnis.
Manchmal wünsche ich mir, wir wären uns schon viel früher über den Weg gelaufen. Vielleicht wäre mein Leben etwas anders verlaufen, als es leider nun mal ist. Ich hätte sie gebrauchen können, darüber lässt sich nicht diskutieren und darum geniesse ich ihre Freundschaft und Fürsorge jetzt umso mehr.
„Auf was hast du Lust?“ fragt mich Rose.
„Thai.“
„Gute Wahl.“
Wir wickeln uns die Schäle um den Hals, ziehen Handschuhe über und kämpfen gegen den kalten Wind an, der draussen vor dem Meyer Empire tobt und machen uns auf den Weg. Nur ein kleiner Fussmarsch liegt zwischen unserem Büro und dem feinen, asiatischen Restaurant.
„Wie geht es deinem Vater?“ Sie fragt fast täglich nach dem Befinden meines Vaters, was ich sehr aufmerksam von ihr finde.
„Er vermisst mich.“
Wir treten durch eine schwere Eingangstür und sofort umfängt uns eine angenehm ruhige Atmosphäre. Das Restaurant ist in dezenten Braun- und Rottönen gehalten, die eine gemütliche Wärme ausstrahlen. Fast alle Tische sind besetzt, an denen unterschiedlichste Menschen ihr Essen geniessen. Ich entdecke einen kleinen, freien Tisch in einer Ecke und steuere geradewegs darauf zu.
„Seht ihr euch über die Feiertage?“ fragt sie mich, als wir unsere Mäntel ausgezogen und über die Stuhllehnen gelegt haben.
„Wohl kaum.“
Zwar zieht Rose bei meiner Antwort ihre Augenbrauen hoch und rümpft die Stirn, aber sie fragt vorläufig nicht weiter.
„Weisst du, was ich als erstes mache, wenn ich in der Schweiz ankomme?“ Sie hat mir schon einmal gesagt, dass sie mindestens einmal im Jahr in die Schweiz reist. Allem Anschein nach hat sie dort Bekannte.
„Nein.“
„Ich gehe in einen Laden und kaufe mir tonnenweise Schweizer Käse. Der ist einfach unbezahlbar.“
Ich muss lächeln und setze mich.
„Warum seht ihr euch nicht?“
„Er hat Flugangst.“
„Dann gehst du eben zu ihm. Ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu sehen, wie sehr dir dein Vater fehlt.“
Wenn das nur so einfach wäre, wie es eben aus ihrem Mund geklungen hat. Ich würde fast alles tun, um meinen Vater und meine beste Freundin Sandy zu besuchen. Doch die Angst meinem Ex-Freund über den Weg zu laufen, überschattet alles andere. Er wird wissen, falls ich in die Schweiz einreise. Michael würde meine Abflugzeit, wie auch meine exakte Ankunft kennen. Und dieses Wissen würde er erbarmungslos ausnutzen. Das spüre ich.
„Mal sehen.“ entgegne ich ihr ausweichend, nehme die Menükarte zur Hand und lese sie durch, obwohl ich wahrscheinlich schon die ganze auswendig kenne. „Hast du schon mal das Grüne Curry mit Tofu probiert? Es schmeckt wunderbar.“ wechsle ich das Thema.
Sie kennt mich mittlerweile gut genug, um nicht weiter nachzubohren. Sie würde nur das Gegenteil erreichen. Ich würde mich verschliessen, in mich zurückziehen und unsere friedliche Mittagspause mit meiner miesen Laune