Damian - Falsche Hoffnung. Madlen Schaffhauser
Damian legt seine Hände um meine Taille und zieht mich sogleich fest an sich. Ich kann seine harten Muskeln unter meinen Fingern spüren, die an seinen Oberarmen Richtung Brust wandern. Er ist gut gebaut. Ziemlich sportlich, was ich sehr anziehend finde.
Seine Hände fahren über meinen Rücken. Sanft, aber mit einem gewissen Begehren. Mir fallen genug Gründen ein, warum ich mich von ihm lösen und das Weite suchen sollte. Aber meine Lust und meine Sehnsucht nach ihm sind stärker, als jedes noch so vernünftige Argument und lassen meine Selbstbeherrschung in sich zusammenbrechen wie ein Kartenhaus.
Ich ziehe seinen verführerischen Duft in meine Nase, als er mir mit seinem Mund leichte Küsse auf meinen Hals haucht und neige meinen Kopf etwas zur Seite, damit er besser meine nackte Haut mit seinen Lippen berühren kann. Meine Augen halte ich geschlossen, während ich in seine Arme sinke und mich ihm völlig hingebe. Seine Hände fahren an den Rundungen meiner Brüste vorbei, hinauf zu meinen Schultern, wo sie kurz innehalten, um sich dann wieder vorsichtig meinem Busen zu nähern.
Mein Verlangen nach ihm steigt schier ins Unermessliche. Ich möchte ihn überall berühren, küssen und halten, aber die Angst vor seiner möglichen Reaktion lässt mich zurückhalten. Statt meine Hände in sein Haar zu vergraben und über seine Brust zu fahren, bleiben sie steif auf seinen Oberarmen liegen.
Wieder wandern seine Finger gefährlich nah an meinen Brüsten vorbei, wobei mir ein leises Stöhnen aus dem Mund kommt und die Stille im Büro durchdringt.
Ich sollte das hier sofort beenden, nur arbeitet mein Verstand gegen mich und überlässt mich vollkommen alleine meinem Schicksal. Sein Mund fährt weiter meine nackte Haut hinab und liebkost dabei mit federleichten Küssen mein Schlüsselbein.
„Wenn du mich nicht gleich aufhältst, kann ich für nichts mehr garantieren.“ Seine Stimme ist rauchig und sein Atem geht schwer.
Ich vergrabe meine Fingernägel in seinen muskulösen Oberarmen. „Wenn du das hier so sehr wünschst, wie ich, warum bist du mir dann aus dem Weg gegangen?“ frage ich ihn flüsternd in sein Ohr.
Seine Hände, die gerade noch liebevoll über meine Brüste gestrichen sind, bleiben wie erstarrt auf meiner Taille liegen. Sein Mund hört augenblicklich auf mich mit seinen warmen Küssen zu verwöhnen. Noch bevor er sich wirklich von mir löst, vermisse ich schon seine unwiderstehliche Wärme. Hätte ich doch nur meinen Mund gehalten. Dann würde ich noch immer von ihm gehalten werden und wir würden immer noch Zärtlichkeiten austauschen. Aber ich musste mal wieder alles zerstören.
Damian schiebt mich etwas von sich, lässt aber seine Hände immer noch an meiner Körpermitte liegen. „Ich mag dich, Jessica.“ Er sieht mich entschieden an. In seinen Augen ist nach wie vor ein Funke der Begierde zu erkennen, nur weicht es immer mehr einer Resignation, die mir nicht gefällt, aber richtig erscheinen sollte.
Ich schlucke einen schweren Klumpen der Enttäuschung herunter, der sich in meinem Hals gebildet hat. „Warum hörst du auf?“
„Oh Mann, Jessica.“ Er atmet tief ein und legt seine Stirn an meine. „Wir dürfen das nicht tun.“ Langsam löst er sich von mir. „Es tut mir leid.“
„Eben gerade hast du gesagt, dass du mich magst.“
„Genau deshalb dürfen wir es nie wieder soweit kommen lassen.“
„Das ergibt keinen Sinn für mich.“ Verwirrt starre ich auf seinen Rücken, während er weiter von mir flieht.
Er bleibt vor seinem Pult stehen und dreht sich zu mir um. Seine Schultern sind angespannt, sowie seine Gesichtszüge. „Ich bin nicht der Richtige für dich.“
Ich habe das Gefühl, als würde ich eben das Gleichgewicht verlieren. Seine Worte treffen mich mehr, als es sollte. Ich blinzle die aufkommenden Tränen weg, aber ich tue ihm nicht den Gefallen, indem ich ihm jetzt eine Szene mache. Ich werde nicht wie eine Furie auf ihn losgehen und ihn auch nicht beschuldigen, er hätte mich verführt oder hätte seinen Spass gehabt. Nein, ich werde nichts dergleichen unternehmen, obwohl ich mich völlig verloren fühle, weil er mich so einfach abserviert. Ich blicke ihn an und sehe meinen Chef. Jedenfalls ist es das, was ich wie ein Mantra in meinem Kopf aufsage und versuche meinen Worten zu glauben. Ich sollte ihn als nichts anderes ansehen, als der Eigentümer dieser Firma. Ein mächtiger Mann Londons. Mein Chef.
„Ich lasse die Unterlagen da. Du kannst sie durchsehen oder auch nicht. Schliesslich handelt es sich um dein Geschäft und du bist der Boss. Ich wollte dich nur über ein paar Unstimmigkeiten in Kenntnis setzen. Über Buchungen, die für mich nicht nachvollziehbar sind.“ Obwohl meine Knie drohen einzuknicken, gehe ich mit festen Schritten auf die Tür zu. Ich muss schleunigst aus diesem Raum, bevor ich noch vor Damian zusammenbreche.
„Jessica.“
Ich drehe mich nicht um, sondern starre auf den verchromten Türgriff, den ich bereits mit meiner Hand umschlossen halte.
„Ist alles in Ordnung zwischen uns?“ Er klingt sanft und einfühlsam, was mein Herz nur noch mehr zerreisst.
„Ja.“ Mehr bringe ich nicht heraus, ohne dass meine Stimme zu beben beginnt und ihm verraten würde, wie ich wirklich empfinde.
„Sieh mich bitte an.“ fordert er mich auf. Doch diesen Gefallen tue ich ihm nicht.
„Es tut mir leid, dass ich dich bei der Arbeit gestört habe.“ Ich öffne die Tür, um gleich darauf fluchtartig aus diesem Raum zu stürmen und bete zu Gott, dass ich nicht auf den Fahrstuhl warten muss.
„Trinkst du noch einen Kaffee mit mir?“
Ich habe schon befürchtet, dass sie sich noch mit mir unterhalten möchte, sobald ich aus Damians Büro trete. Aber ich möchte nicht länger auf diesem Stockwerk bleiben. Ich möchte nicht weiter in seiner Nähe sein und Gefahr laufen, ihm in den nächsten Minuten nochmals unter die Augen zu treten. Ausserdem brauche ich nicht, dass Rose Zeugin meines emotionalen Zusammenbruchs wird. Ich muss hier weg und verfluche den Aufzug, weil er mich im Stich lässt.
„Tut mir leid, Rose. Ein andermal.“ rufe ich ihr über die Schulter zu. „Ich muss dringend nach unten.“
Ich atme tief ein und aus, als ich endlich alleine im kühlen, grauen Kasten stehe und nach unten fahre. Angespannt versuche ich mich von dem Dämpfer zu erholen, der mir Damian soeben verabreicht hat. Wie konnte ich auch nur annehmen, dass ich ihm mehr bedeuten könnte, als die anderen seiner Angestellten? Warum um alles in der Welt musste ich mich in ihn verlieben? Oh Gott. Diese Erkenntnis lässt mein Blut in den Adern gefrieren und halte eine Hand vor meinen Mund, um nicht laut herauszuschreien. Wie konnte mir das nur passieren? Ich hatte mir geschworen, mich nicht mehr auf einen Mann einzulassen. Sicher in nächster Zukunf nicht. Und dann muss ich ausgerechnet eine Schwäche für meinen Chef entwickeln. Genau für den Mann, dem alle Frauen zu Füssen liegen.
Warum muss das mir widerfahren? Ich würde mich gerne ohrfeigen und mir die Haare raufen, wenn ich damit bewirken könnte, mich von meinem jämmerlichen Kummer befreien zu können. Stattdessen schüttle ich schwermütig den Kopf.
Während ich Miras und meinem Büro nähere, weiss ich was ich tun werde. Zwar ist es feige, aber es erscheint mir im Moment als das einzig Richtige.
„Hey Mira. Kannst du mich bei Mr. Baker krank melden?“
Mira hebt verwundert den Kopf von ihren Papieren. „Na klar. Was hast du denn?“
„Nur eine kleine Magenverstimmung. Ich werde mich zu Hause etwas hinlegen. Morgen wird es mir bestimmt wieder besser gehen.“
6.
Es ist eigentlich nicht meine Art, von der Arbeit fern zu bleiben, wenn ich nicht wirklich krank bin. Aber gestern brauchte ich den Abstand zu Damian und seiner Firma. Ich musste über einiges nachdenken und das ging nur, nachdem ich aus dem Wolkenkratzer in Miras Wohnung geflüchtet bin. Leider musste ich mir eingestehen, dass mein Chef mir mehr bedeutet, als dass er sollte. Trotzdem habe ich einen Weg gefunden, wie ich meine Empfindungen für den dunkelblonden