Harry in love. Christina Masch
und können uns wieder ehrlich in die Augen sehen und uns vertrauen?“
„Ja!“, kam es todernst von ihrer Mutter.
Isabel seufzte. „Dann werde ich jetzt mal langsam meine Sachen packen. Außerdem muss ich gestehen: Ich freue mich sogar auf Marybeth. Sie ist nämlich eine ganz Süße! Sie war übrigens einen Dienstag und die letzten zwei Freitage für ein paar Stunden bei mir in der Kita.“
„Was?!“, kam es überrascht von Lindsay. „Und warum erzählst Du mir das erst jetzt?“
„Na, eben aus Angst, dass meine kleine Flunkerei aufgeflogen wäre …“, erwähnte Isabel.
Lindsay fing prompt an zu lachen. „Tja, Lügen haben bekanntlich kurze Beine!“ Isabel fiel ebenfalls in das Gelächter ein und Mutter und Tochter lagen sich wieder friedliebend in den Armen.
Kapitel 10
Am frühen Donnerstagnachmittag wurde Isabel mit einer Limousine abgeholt, die sie direkt zum Flughafen fuhr. Von dort aus ging es dann mit dem Flugzeug direkt nach Wales. Anschließend wurde sie in den kleinen, verschneiten Ort Abergarenny gebracht. Mit gemischten Gefühlen stand Isabel um Punkt sechs Uhr abends dann vor der Villa, in dem die Windsors ihren kleinen Familienurlaub verbringen wollten. Zaghaft klopfte sie an die Tür. Prompt wurde ihr von einem Bediensteten die Tür geöffnet. Fragend schaute der Mann älteren Semesters auf Isabel herunter. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Abend, mein Name ist Isabel Canningham, ich bin …“
„Das Kindermädchen! Kommen Sie herein. Sie werden bereits erwartet. Und sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich ruhigen Gewissens an mich, mein Name ist Thomas Christie; Butler und Sicherheitsbeauftragter in einem“, erwiderte Thomas freundlich lächelnd.
Isabel errötete und trat ein. Vor ihr präsentierte sich ein gewaltiges Foyer. Rechterhand ging eine breite Treppe ins obere Stockwerk und vor ihr befanden sich drei große Flügeltüren, die in angrenzende Zimmer führten. Auf der linken Seite waren große Fenster, die den Blick auf die schneebedeckte Landschaft freigaben. Isabel kam sich mal wieder völlig fehl am Platz vor und sie erinnerte sich prompt an das Treffen mit Harry in seinem Arbeitszimmer im Buckingham Palast. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre gleich wieder davongerannt. Doch da musste sie jetzt durch!
„Darf ich Ihnen Ihren Mantel abnehmen?“, fragte Mister Christie höflich und zuvorkommend.
„Danke. Gerne“, stammelte Isabel und blieb danach weiterhin wie angewachsen stehen. Thomas musste schmunzeln. Irgendwie erinnerte ihn die Situation an das erste Aufeinandertreffen von William und Jane auf Balmoral.
„Kommen Sie, meine Dame, ich zeige Ihnen erst einmal Ihr Zimmer.“
Isabel atmete tief durch und folgte dann Mister Christie in die obere Etage. Gleich das erste Zimmer rechterhand war ihres. Es war ein ganz gewöhnliches Gästezimmer im pompösen Stil der königlichen Familie: Viele Sitzmöglichkeiten, antikes Mobiliar, verschnörkelte Lampen und ein großes, dickes Federbett. Isabel musste unweigerlich lächeln. Ihr gefiel das Zimmer, sie kam sich vor wie in einem Traum statt in der Realität. Doch in diese rief sie Mister Christie schnell wieder zurück: „Miss Canningham, darf ich Ihnen nunmehr Ihren Arbeitsbereich zeigen.“
„Natürlich“, kam es kleinlaut von Isabel. Gleich rechts neben ihrem Zimmer blieben sie vor der verschlossenen Tür stehen.
„Ich melde Sie bei den Herrschaften an“, erklärte Mister Christie kurz. Unweigerlich musste Isabel schlucken.
Doch schon öffnete sich die Tür wieder und Marybeth kam auf den Flur gelaufen. „Tante Bell! Bist Du jetzt mein Kindermädchen? Au ja!“, strahlte Marybeth.
Rein reflexartig hockte sich Isabel hin und nahm Marybeth in ihre Arme. „Hallo, kleine Maus.“
William lächelte. Prompt wurde Isabel knallrot. William übersah dies wissentlich und begrüßte Isabel freundlich: „Guten Abend, Miss Canningham. Schön, dass Sie es einrichten konnten. Meine Frau wird auch gleich zu uns stoßen, sie sieht nur gerade in der Küche nach dem Rechten.“
„Guten Abend, Euer Hoheit“, gab Isabel mit brüchiger Stimme von sich und machte einen etwas verunglimpften Hofknicks.
„Würden Sie mich bitte kurz entschuldigen?“, entgegnete William daraufhin.
„Natürlich, Euer Hoheit.“
„Mister Christie wird die weitere Einweisung vornehmen.“
Doch bevor Mister Christie überhaupt dazu Gelegenheit bekam, zog Marybeth an Isabels Ärmel. „Tante Bell, schau mal, was ich gerade gemalt habe!“, rief Marybeth und zeigte zu dem Tisch herüber. Isabel stand unschlüssig da und wusste nicht, was sie jetzt machen sollte.
Thomas Christie schmunzelte. „Gehen Sie ruhig, ich zeige Ihnen später die anderen Räumlichkeiten.“
„Das kann ich doch machen!“, kam es prompt von Marybeth.
Mister Christie und Isabel mussten lachen. „Du kannst nachher mitkommen, ja. – Ich lasse Sie dann jetzt erst einmal mit Ihrer Hoheit allein?! Sie kommen soweit klar?“
„In Ordnung“, kam es gequält von Isabel. Innerlich stöhnte sie, worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Doch weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn Marybeth nahm Isabels Aufmerksamkeit sogleich wieder in Beschlag. Denn nun sollte sich Isabel all die vielen und vor allem schon recht alten Spielsachen und Kuscheltiere angucken. Am Ende saßen beide auf dem Fußboden und blätterten in einem Märchenbuch mit vielen bunten Bildern.
Derweil klopfte es im Untergeschoss erneut an der Tür. Mister Christie erwartete niemanden und verfiel gänzlich in seine Funktion als Leibwächter. Mit ernster, angespannter Miene riss er die Tür auf. Doch schon ließ er die Schultern wieder sinken und verzog das Gesicht zu einer Fratze.
„Hallo Thomas, nette Begrüßung: Erst wird die Tür fast aus ihren Angeln gerissen und dann machst Du ein Gesicht, als sei ich nicht willkommen. Und dabei dachte ich, es wird noch ein Kindermädchen gesucht? Aber anscheinend nicht. Na, dann kann ich ja wieder gehen!“, kam es lapidar von Prinz Harry, während er einfach eintrat.
Thomas war gänzlich verwirrt und verstand im Moment nur Bahnhof. „Wieso Kindermädchen? Du?!“, war auch sogleich seine erste Frage daraufhin.
„Na klar, wer denn sonst?!“, kam es völlig irritiert von Harry.
„Aber …“ Doch weiter kam Thomas nicht, denn just in dem Moment kam Jane aus der Küche und lief hocherfreut ihrem Schwager in die Arme. „Hey Babe, was ist das denn für eine stürmische Umarmung?“
„Oh Harry, sage mir jetzt aber nicht, dass Du nur wegen mir Deine Reise nach Klosters abgesagt hast?!“, fragte Jane verzweifelt.
„Irgendwie schon! Aber nicht ich habe abgesagt, sondern Mitch und Kevin: Sie haben doch glatt ’ne Reise nach Amerika von Kevins Großmutter spendiert bekommen. Als Dankeschön für den riesigen Umzug, den sie ihr vor kurzem gestemmt haben. Tja, und da dachte ich mir: Helfe ich meiner Lieblingsschwägerin aus der Patsche!“
„Danke, Du bist ein Schatz!“, kam es breit lächelnd von Jane.
Thomas Christie stand daneben und war sich unschlüssig, was dies alles zu bedeuten hatte, denn anscheinend wusste Jane nichts von Miss Canningham. Doch diesen Schuh zog er sich nicht an, das sollte mal schön sein Auftraggeber selber seiner Frau erklären. Und schon machte sich Thomas auf die Suche nach William. Er ahnte, dass es sonst noch zu einer bösen Überraschung kommen könnte.
„Wo ist denn eigentlich meine kleine Prinzessin?“, fragte Harry währenddessen.
„Na, wo wird sie wohl sein? Oben im Kinderzimmer! Sie ist völlig begeistert von dem ganzen alten Spielzeug. Geh ruhig hoch, ich komme gleich nach. William ist auch oben.“
Doch William war nicht oben. Hektisch kam er aus der Wohnstube.
„Was machst Du denn hier unten,