Harry in love. Christina Masch
führen ließen.
„Soll ich noch ein Zimmer für Seine Hoheit, Prinz Harry, fertig machen lassen?“, fragte Thomas Christie eigentlich nur rein rhetorisch.
„Schau mal einer, guck! Unsere Tochter ist ja eine kleine Kupplerin!“, sagte William sichtlich amüsiert. „Ich glaube, das hat sie von ihrer Mutter …“
Jane grunzte. „Na, Hauptsache das geht gut?!“
„Lassen wir uns einfach überraschen. Wer weiß, vielleicht wird aus den beiden nun doch noch ein Paar …“
„Eure Hoheiten, das Abendmahl wird kalt!“, kam es von Thomas Christie.
„Thomas, seit wann bist Du so förmlich? Sonst sprichst Du uns doch auch mit Vornamen an. Ich möchte, dass Du dies beibehältst. Isabel soll sehen, dass wir völlig normale Menschen sind und hier keiner irgendwen beißt!“
„Sehr wohl … William.“
Jane kicherte und lief die Treppe herunter.
William und Thomas folgten ihr. Doch überrascht blieben sie in der Wohnzimmertür wieder stehen, denn Marybeth saß an der Kopfseite des rechteckigen Tisches und hatte links und rechts von sich Isabel und Harry platziert. Dort, wo sonst eigentlich ihre Eltern saßen. William grinste, als er das ergebene Gesicht von Harry sah. Isabel dagegen hielt den Blick gesenkt und hatte noch immer rötlich schimmernde Wangen. Jane setzte sich spontan neben Isabel, während William ihr gegenüber, neben seinem Bruder Platz nahm.
„Tommy, ich hab Hunger! Was gibt es zu essen?“
„Eure Durchlaucht, heute gibt es eine feine Nudelsuppe als Vorspeise“, wandte sich Thomas hingebungsvoll an Marybeth. „Mit vielen zarten Mohrrüben.“
„Iiihh!“, kam es von Klein Marie, die Mohrrüben nicht sonderlich mochte.
Harry musste sich das Lachen verkneifen und blickte krampfhaft zu William, der ebenfalls schmunzelte. Jane derweil fiel gleich der Löffel wieder aus der Hand.
„Aber Marybeth, Mohrrüben sind doch gesund! Sie sind gut für die Augen. Oder hast Du schon einmal einen Hasen mit einer Brille auf der Nase gesehen?“, fragte Isabel mit ernster Miene Marybeth.
Marybeth kicherte. „Nee, gibt’s ja gar nicht!“
„Siehst Du, und was essen die kleinen Hasen am liebsten?“
„Mohrrüben“, kam es mit langgezogenem Gesicht von Marie.
„Mister Christie, gibt es heute auch einen Nachtisch?“, wandte sich Isabel nun an Thomas.
„Ja, Vanillepudding mit Erdbeeren.“ Sofort strahlten Marybeth’ Augen wieder.
„Marybeth, mein Vati hat immer gesagt, wer die Vorspeise nicht isst, kriegt auch keinen Nachtisch …“
„Das ist gemein!“, jammerte Marybeth und war kurz davor, gleich wieder anzufangen zu weinen.
„Ich weiß, ich finde das auch nicht nett. Aber schau mal, der Koch gibt sich so viel Mühe und kocht für uns ganz tolle gesunde Sachen. Und wenn wir jetzt die Vorspeise nicht essen, dann ist er nachher ganz traurig.“
„Oder wütend“, mischte sich Harry mit ein. „Und dann gibt es ab morgen gar keinen Nachtisch mehr.“ Prompt erhielt Harry für diesen Kommentar einen Tritt ans Schienbein. Von William. „Ist ja gut, ich halt ja schon meine Klappe!“
„Geht es nicht noch etwas ausfallender?“, fragte nun auch Jane.
„Nicht streiten!“, kam es von Marybeth. „Ich esse ja die ollen, blöden Mohrrüben …“
„Du musst ja nicht alle essen. Aber ich glaube, so viele sind in einer Nudelsuppe gar nicht drin. Mister Christie wollte Dich sicherlich nur ein wenig necken. Was nicht nett ist!“, sagte Isabel im bestimmten Ton an Thomas Christie gewandt.
Anstandshalber wurde dieser für diese Rüge rot. „Verzeihung! – Durchlaucht, darf ich dann die Suppe auftragen?“
„Aber gern, denn ich habe noch immer Hunger!“, lachte Marybeth schon wieder.
„Geht das immer so zu, Euer Hoheit?“, fragte Isabel Prinzessin Jane.
„Nicht immer. Aber Thomas und Marybeth spielen dieses Spiel des Öfteren ganz gerne. Übrigens, eine Bitte habe ich noch Isabel: Bitte lassen Sie das Hoheit weg; ich bin Jane! Und wir waren doch schon einmal beim Du …“ Isabel wandte sich ohne jeglichen weiteren Kommentar ihrer Suppe zu. Jane seufzte.
Nach dem Essen brachten Isabel und Jane Marybeth wieder nach oben und bereiteten sie für die Nacht vor. „Ich bin aber nicht müde! Ich will nicht ins Bett!“, jammerte auch sogleich Klein Marie. Jane seufzte entnervt.
„Du sollst doch auch noch gar nicht ins Bett!“, schimpfte Jane.
„Aber Du kannst doch schon einmal Dein hübsches Nachthemd anziehen. Dann den Bademantel drüber und dann spielen wir noch ein wenig mit Deinen Kuscheltieren, okay?“, fügte Isabel hinzu.
„Danke, dass Du hergekommen bist“, kam es auf einmal von Jane.
„Schon in Ordnung. Meine Mutter war etwas schneller als ich und so konnte ich nicht mehr absagen“, gestand Isabel ehrlich. Sie wollte so sofort klarstellen, dass sie nicht freiwillig hergekommen wäre.
Jane schluckte. „Isabel, es tut mir leid, dass die Sache mit Dir und Harry gänzlich danebenging. Ich möchte mich auch noch einmal für das unmögliche Benehmen meines Mannes entschuldigen, aber …“
„Reden wir nicht mehr darüber. Ich werde mich die drei Tage wie vereinbart um Ihre Tochter kümmern und dann hoffe ich, trennen sich unsere Wege wieder …“
„Wie Sie wünschen“, antwortete Jane geknickt.
Als ob Marybeth die Abneigung von Isabel ihrer Familie gegenüber gespürt hätte, fing sie just in dem Moment an zu weinen und rannte einfach auf den Flur hinaus, hinunter in das Wohnzimmer zu ihrem Vater und ihrem Onkel. „Hey, kleine Prinzessin, was ist denn los? Magst Du noch nicht schlafen?“, fragte Harry auch prompt und zog seine Nichte in seine Arme.
„Tante Bell und Mama streiten sich!“, antwortete Marybeth. Sofort sprang William auf und machte sich auf den Weg zu den zwei Frauen.
„Was? Das kann ich gar nicht glauben. Warum sollten sich denn Deine Mami und Tante Bell streiten?“, versuchte Harry hinter die Behauptung von seiner Nichte zu kommen.
„Tante Bell mag mich nicht! Sie hat gesagt, sie wollte gar nicht herkommen!“, jammerte Marybeth.
„Ach Marie, da hast Du sicherlich etwas missverstanden. Tante Bell wäre doch sonst sicherlich nicht hier?!“
„Aber sie will wieder gehen!“, weinte Marybeth und warf sich erneut an den Hals ihres Onkels. Harry schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Er hatte das Gefühl, dass Marybeth die Wahrheit gesagt hatte und er mit seinem unangemeldeten Kommen daran schuld war. Tröstend strich er seiner Nichte über den Rücken und wiegte sie.
„Was ist hier los?!“, kam es aufgebracht von William, der den beiden Frauen auf der Treppe direkt in die Arme lief.
„Marybeth hat etwas gehört und missverstanden!“, versuchte Jane zu erklären.
Doch ein Blick in Isabels Gesicht und William wusste, dass seine Frau nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Er griff sich beide und zog sie ins Arbeitszimmer. „Ich glaube, wir sollten uns einmal kurz unterhalten!“ Jane war William dankbar, dass er in dieser brenzligen Situation einen kühlen Kopf behielt.
Isabel derweil hatte ein ganz rotes Gesicht und wusste nicht, wie sie sich für ihren kleinen Aussetzer angemessen wieder entschuldigen sollte.
„Also, Miss Canningham, was ist vorgefallen?“, fragte William ruhig.
Doch Isabel schwieg. Sie kam sich vor wie vor einem Exekutionskommando. Der Kloß in ihrem Hals wollte weder nach unten noch nach oben. Stattdessen musste sie mit ihren Tränen kämpfen. Sie