Empörung, Revolte, Emotion. Группа авторов
mit dem Danken als sog. sekundärer Illokution nur soweit zu tun, als die Äußerung indirekt auf die mangelnde Bereitschaft des Sprechers zur emotionalen Einstellung der Dankbarkeit verweist. Die letztere müsste eventuell wie z.B. in (15) ausgedrückt werden. Das Danken in (14) kann also wütend, verärgert, tadelnd, missmutig, sich distanzierend, aber kaum noch dankend gemeint sein, so dass (16) unmöglich gesagt werden kann, denn in der Äußerung würde es sich um zwei kontradiktorische Evaluationen derselben Situation handeln wie in (5).
(15) | Danke trotzdem. |
(16) | # Vielen Dank, dass Sie mir so freundlich Auskunft erteilt haben, ich danke Ihnen trotzdem. |
Die Rolle des Konventionellen bei einer ironischen Danksagung kann man wie folgt zusammenfassen: Auf der lokutionären Ebene werden sprachliche Konventionen eingesetzt, während auf der illokutionären die konventionelle, kulturell bedingte Bewertung einer Auskunftsverweigerung stattfindet. Die sekundäre Illokution in (14) fällt mit der lokutionären Bedeutung des geäußerten Satzes zusammen, aber bedankt hat man sich mit dem Satz nicht einmal annähernd.
5 Fazit
Searle (1969) verweist im Zusammenhang mit seiner Auseinandersetzung mit der pragmatischen Bestimmung des Bedeutungsbegriffs von Grice (1957) darauf, dass eine Analyse illokutionärer Sprechakte sowohl die von Grice hervorgehobenen intentionalen als auch die von ihm heruntergespielten konventionellen Aspekte des Sprechens mit berücksichtigen muss. Die illokutionäre Kraft einer Äußerung bestimmt denjenigen Aspekt ihrer Bedeutung, der als sog. illokutionäre Bedeutung auf soziale Konventionen zurückzuführen ist. Eine illokutionäre Bedeutung bezieht sich auf individuelle Einstellungen, insofern die letzteren eine Bedingung für aufrichtige Illokutionen darstellen. Die wesentliche Bedingung bezieht sich aber nicht auf die Einstellungen selbst, sondern auf ihren Ausdruck.
Gerade im Falle von emotionalen Einstellungen wird ihr sprachlicher Ausdruck weitgehend von sprachlichen und anderen sozialen Konventionen geregelt. Auf solche Konventionen bezieht sich die kollektiv geteilte Bewertung einer vorgefundenen Situation, auf deren Grundlage sich emotionale Einstellungen herausbilden, die in expressiven Sprechakten ausgedrückt werden. Sprachlich ausgedrückt werden also in diesen Sprechakten nicht beliebig entstandene, sondern durch die sozialen Regeln geförderte Emotionen. Sie sind vor allem evaluative Reaktionen auf Sachverhalte, deren affektive Komponente mit den jeweils individuellen Intensitätsgraden letztendlich nicht mehr als eine Variante des gewählten sozialen Handlungsmusters darstellt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Anzahl expressiver Sprechakttypen durch die Anzahl konventionell ausdrückbarer Emotionen und nicht durch die Anzahl individueller Empfindungen bestimmt wird.
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