ZU-GA-BE!. Willi Armbröster

ZU-GA-BE! - Willi Armbröster


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Wirtschaftsfaktor sehr gefragt.

      In jedem Baumarkt bin ich zu Haus.

      In der Hobbyabteilung, da kenn ich mich aus.

      Erst gestern noch bin ich da durchgelaufen,

      wollte eigentlich nur en Nägelchen kaufen.

      Ich bin dann bei ´ne junge Spund,

      der grade an der Auskunft stund.

      Ich sage: Hallo, junger Mann,

      so‘n Einzelnagel muss ich han,

      so zwei ein halb bis drei Zoll Länge

      für dat Bild von der Oma drahn opzehänge.

      Da sagt mir die gebrannte Mandel,

      die gibt es nur im Einzelhandel.

      Zum Glück kam der Abteilungsleiter,

      der war so nett und half mir weiter.

      Einzelnägel? Dat triff sich joot,

      die ham mer heut im Angebot.

      Und wenn se viele davon kaufen,

      dann sparen se ´nen ganzen Haufen.

      Da gibt et jede Menge Zinse,

      je mehr dat sie kaufen, desto billiger sin se.

      Mit 4 Kilo Nägel – marschier ich zur Kasse –,

      da staut sich in Schlangen die breite Masse.

      Die kürzeste Schlange, die such ich mir aus,

      und denk mir, hier bis du am schnellsten raus.

      Doch wenn ich dann merke, et jeht nicht voran,

      probier ich et mal in der Schlang nebenan.

      Doch ich weiß et nicht, ich kann tun was ich will,

      da wo ich mich anstell, die Schlange steht still.

      Dagegen ist die, die ich eben vertauscht,

      im Nullkommanix durch die Kasse gerauscht.

      Aber irgendwann hab ich den Stau überwunden,

      hinter mir lauern jetzt zwei Dutzend Kunden.

      Ich – mit 4 Kilo Nägel – zum Zahlen bereit,

      natürlich mit Bank-Card – man geht mit der Zeit.

      Doch immer wieder hab ich Kummer

      mit der geheimen Zahlennummer.

      Die ist mitunter so geheim,

      die fällt mir einfach nicht mehr ein.

      Nach drei vergeblichen Versuchen,

      die 19 Euro abzubuchen,

      versuch ich´s auf die alte Masche

      mit Kleingeld aus der Hosentasche.

      Die Kassendame unter Quälen

      hilft mir derweil beim Kleingeldzählen,

      und hinter mir drei Dutzend Minsche

      sehn aus, als wollten se mich lynche.

      Nach 5 Minuten stell ich fest:

      Es fehlt nur noch ein kleiner Rest.

      Doch die Kassandra will mitnichten

      auf die sieben Cent verzichten,

      nimmt mir stattdessen – zappzarapp,

      die schönen Nägel wieder ab,

      drückt mir mein Kleingeld in die Hände

      und wünscht ein schönes Wochenende.

      Total frustriert, wie ein Karnickel,

      schwing ich mich auf mein „Mountenbickel“

      und schwör beim Barte des Propheten,

      den Laden nie mehr zu betreten.

      Doch hundert Meter vor daheim

      fällt mir meine Glückszahl wieder ein.

      Ich – schnell zurück im Affenzahn,

      schweißgebadet komm ich ahn,

      verkündet mir ein Zerberus:

      Feierabend – Ladenschluss.

      Wenn du dir das so überlegs:

      drei Stunden war ich unterwegs,

      ohne Nagel in der Hand

      komm müdgestrampelt ich an Land.

      Mein Adelheid macht mich zur Schnecke,

      wo ich den ganzen Tag rumstecke,

      und was ich mir dabei gedacht –,

      die Betten wären noch nicht gemacht –,

      kein Mittagessen auf dem Tisch,

      ich wär ein müder Heinerich,

      ein richtig fauler Bummelant.

      Und sowas nennt sich Ruhestand.

       Prophylaxe

      Als Rentner lebt man allgemein

      frischfröhlich in den Tag hinein.

      Doch irgendwann kommt mal die Stunde,

      do jeht et höösch de Berg erunder.

      Heh jück dich jet, do deit jet wieh,

      jet anderet – funktioniert nit mieh,

      den halven Daach söök mer de Brill,

      und vieles klapp nit, wie mer will.

      Auch kommt es bei den grauen Zellen

      von Zeit zu Zeit zu Stromausfällen,

      dann stehste da wie ein Stück Holz,

      weißt nicht mehr, wat du sagen wollst.

      So zeigt sich täglich überall

      en Spur von Haltbarkeitsverfall.

      Jetzt han die in Berlin jesacht,

      für Rentner wär et anjebracht,

      wenn die auf Kosten von den Kassen

      sich öfters untersuchen lassen.

      Das Herz, die Leber und die Lunge,

      und wat mer suns noch hätt – do unge.

      Das heißt vom Kopf bis an die Haxe,

      den Vorgang nennt man Prophylaxe.

      Jetzt fehlt nur noch en Institut,

      wo mer dat machen lassen tut.

      So war ich gestern in der Stadt,

      wo ich wat zu besorgen hat.

      Da sehn ich do e so ´ne Lade,

      ein rotes Herz auf der Fassade,

      en Leuchtreklame fiel mir auf,

      stand „Dr. Müller-Sexshop“ drauf.

      Bei Doktor Müller viel mir ein,

      das könnte DIE Adresse sein.

      Wahrscheinlich so ´n Gemeinschaftspraxis

      für Herzund Leber-Prophylaxis.

      Do daach ich mir: Ist wohl am besten,

      da jehste rein und lässt dich testen.

      Doch su en Praxis wie bei dem,

      das hat die Welt noch nicht gesehn.

      Am Eingang zu dem Reservat

      ein roter Vorhang aus Brokat.

      Dann


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