Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов
nach einer Zeitmessung die metrischen Daten in verbale Angaben oder Kategorien überführt werden).
Als Beispiel für eine zweitsprachdidaktische mixed-methods-Studie sei an dieser Stelle die Arbeit von Ricart Brede (2011) zur Sprachförderung in Kindertagesstätten kurz vorgestellt. Es handelt sich um zwei sequentielle Teilstudien, die in einer groben Annäherung dem VertiefungsdesignVertiefungsdesign (quan -> QUAL) zugeordnet werden können. In der ersten Teilstudie nimmt die Forscherin niedrig- bis mittelinferente Kodierungen von 48 Videoaufnahmen von Sprachfördereinheiten vor. Dabei werden Aktivitäten (wie Begrüßung/ Verabschiedung, Organisatorisches, Aufgabe mit bzw. ohne Spielcharakter, motorisch bestimmte Tätigkeit, Lied/ Vers, Arbeit mit Text/ Bild, mündliche Kommunikation und Sonstiges), Sozialformen (Gesamtgruppe-Dialog, Gesamtgruppe-Monolog, Partner-/ Kleingruppenarbeit und Einzelarbeit) sowie auch Sprachbereiche (phonologische Bewusstheit, Wortschatz, Grammatik, Gespräch, Erklären, Erzählen, Vorlesen/ Rezitieren) kodiert (s. Ricart Brede 2011: 124). In dieser ersten Teilstudie kann die Forscherin u.a. den chronologischen Ablauf einer typischen Sprachfördereinheit herausarbeiten. Für die zweite Teilstudie erfolgt aus den 625 auf diese Weise gebildeten Handlungssequenzen eine Stichprobenziehung von 40 Sequenzen, die einer hochinferenten (also stärker interpretativen) Analyse in Bezug auf bestimmte Qualitätsmerkmale von Sprachförderung wie sprachlicher Input der Sprachförderperson (z.B. wie Äußerungsfunktionen oder Umgang mit Fehlern), Intake der Kinder (z.B. Aufmerksamkeit) und sprachlicher Output der Kinder (z.B. Komplexität der Äußerungen) unterzogen werden. Mit Blick auf den mixed-methods-Charakter dieser Studie ist weiterhin anzumerken, dass diese Untersuchung in beiden Teilstudien mit der Quantifizierung von qualitativen (genauer gesagt videographischen) Interaktionsdaten arbeitet, sodass beide Teilstudien jeweils auch ein Transferdesign beinhalten.
Dieser kurze Überblick deutet die vielfältigen Möglichkeiten an, die sich für fremdsprachendidaktische mixed-methods-DesignsDesign aus den unterschiedlichen Kombinationen von zeitlicher Anordnung, Gewichtung und Mischung ergeben. Zentrale Bedeutung hat bei Entscheidungen auf Designebene die Forschungsfrage, die vor dem Hintergrund des erreichten Forschungsstands in einem (oder an der Schnittstelle mehrerer) Forschungsfeld(er) formuliert wurde. Gerade bei Qualifikationsarbeiten und bei begrenzten Ressourcen sollte die Vielfalt der Möglichkeiten aber keinesfalls dazu verleiten, das Design allzu komplex zu gestalten.
3.3.6 Fazit und Ausblick
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass eine breitere methodologische Diskussion zu empirischen Fragen in der Fremdsprachendidaktik ab den 90er Jahren zu beobachten ist, in der die empirischen Erfahrungen wichtiger Bezugsdisziplinen verstärkt zur Kenntnis genommen werden. In der Auseinandersetzung mit diesen beginnt die Fremdsprachendidaktik in dieser Zeit verstärkt, erfolgreich um die Eigenständigkeit fremdsprachendidaktischer Forschung zu ringen (z.B. Müller-Hartmann/Schocker-von Ditfurth 2001). Trotz zahlreicher wichtiger Studien, die auf quantitativen Daten und statistischen Auswertungen beruhen, haben die Erhebung von qualitativen Daten und die interpretative Auswertung in der fremdsprachendidaktischen Empirie bisher deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren. Dies bedeutet mit Blick auf die Ausbildung von Nachwuchsforscher_innen für die Fremdsprachendidaktik zweifellos eine Herausforderung, die ebenfalls für die Weiterentwicklung des mixed-methods-Zugangs grundlegend ist.
Das aktuelle Interesse der Fremdsprachendidaktik bzw. ihre intensive Beschäftigung mit empirischen Forschungsmethoden zeigt sich – nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Verankerung entsprechender Ausbildungsangebote der Fremdsprachendidaktik im Zuge der mit der Bologna-Reform verbundenen Revision der entsprechenden Studiengänge – auch in zahlreichen aktuellen Publikationen zur Methodenlehre (s. die Einführungen von Doff 2012 und Settinieri et al. 2014 oder die Sammelbände mit spezifischerem Fokus von Aguado/Schramm/Vollmer 2010 und Aguado/Heine/Schramm 2013).
› Literatur
Forschungsarbeiten, in denen die hier erläuterten Verfahren angewendet werden, sind mit einem Sternchen markiert.
Aguado, Karin/Heine, Lena/Schramm, Karen (Hg.) (2013). Introspektive Verfahren und Qualitative Inhaltsanalyse in der Fremdsprachenforschung. Frankfurt a.M.: Peter Lang.
Aguado, Karin/Schramm, Karen/Vollmer, Helmut Johannes (Hg.) (2010). Fremdsprachliches Handeln beobachten, messen, evaluieren. Neue methodische Ansätze der Kompetenzforschung und der Videographie. Frankfurt a.M.: Peter Lang.
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*Biebricher, Christine (2008). Lesen in der Fremdsprache. Eine Studie zu Effekten extensiven Lesens. Tübingen: Narr. [Referenzarbeit, Kapitel 7]
Doff, Sabine (Hg.) (2012). Fremdsprachenunterricht empirisch erforschen. Grundlagen – Methoden – Anwendung. Tübingen: Narr.
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Europarat/Rat für kulturelle Zusammenarbeit (2001). Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: Lernen, lehren, beurteilen. München: Langenscheidt. [http://www.goethe.de/z/50/commeuro/deindex.htm] (3.12.2015)
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Müller-Hartmann, Andreas/Schocker-von Ditfurth, Marita (Hg.) (2001). Qualitative Forschung im Bereich Fremdsprachen lehren und lernen. Tübingen: Narr.
*Özkul,