Die Regulierung innovativer Finanzinstrumente. Thomas Weck

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ABS können so dazu beitragen, zusätzliche Investorenkreise zu erschließen. Denn beispielsweise bei grenzüberschreitenden Sachverhalten sind die Kosten der ausländischen Investoren zur Überprüfung der Kreditwürdigkeit der Darlehensnehmer höher als die Einschaltung einer vertrauenswürdigen heimischen Bank im Rahmen einer ABS-Transaktion.168 Allerdings erhöhen ABS auch die informationelle Intransparenz und erhöhen das Risiko von Fehlbewertungen, da es für Investoren beim Erwerb von ABS wesentlich schwieriger ist als z.B. beim Erwerb von Unternehmensanleihen, die zugrundeliegenden Kreditrisiken selbst zu überprüfen. Dies kann grundsätzlich dazu führen, dass Investoren ungewollt Ausfallrisiken übernehmen. Sofern sich die Investoren dieser Möglichkeit gewahr werden, hat dies zur Folge, dass die ABS aus ihrer Sicht den Vorteil eines genau definierten Risikoprofils verlieren und als Anlageprodukt unattraktiv werden.

      In Bezug auf die bei der Transaktion zwischengeschalteten Banken und sonstigen Dienstleister ist mit Blick auf die Interessenlage zwischen ihren Interessen an der Durchführung der Transaktion als Kundendienstleistung und ihren davon abgesehen bestehenden Eigeninteressen zu unterscheiden.

      

       III. Risiken beim Einsatz

      Die Risiken beim Einsatz von ABS sind schwieriger als bei sonstigen Fremdkapitalinstrumenten einzuschätzen, soweit es um die Risiken im bilateralen Verhältnis und die Möglichkeit von Risikoexternalisierungen geht (Abschn. 1). Die komplexe Struktur, bei der verschiedene Marktteilnehmer zusammenwirken, erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Risiken sogar marktübergreifend auswirken können (Abschn. 2). Dagegen ist die Möglichkeit, dass es zu Risikoverkettungen oder Risikobeziehungen aufgrund von gleichförmigen Anlagen kommt, ähnlich wie bei sonstigen Fremdkapitalinstrumenten einzuschätzen.

       1. Risiken im bilateralen Verhältnis und Risikoexternalisierung

      Die in den vorigen Abschnitten beschriebenen Interessen der Beteiligten einer ABS-Transaktion wirken sich auf die Möglichkeit und die Anreize für die Transaktionspartner aus, Zugang zu relevanten Informationen über die Transaktion zu erhalten oder weiter zu gewähren. Probleme können entstehen, wenn Beteiligte eine Informationsasymmetrie zu ihren Gunsten ausnutzen können, etwa weil eine weitergehende Informationsverschaffung für andere Marktteilnehmer mit Kosten verbunden oder aus anderen Gründen nur eingeschränkt möglich ist (z.B. durch das Bankgeheimnis bei schuldnerrelevanten Informationen). Eine Risikoexternalisierung ist dann entweder durch Negativauslese der verbrieften Kreditrisiken (Negativauslese; Abschn. a)) oder wegen eines auf die Verbriefung folgenden Aufbaus weiterer Risiken zum Nachteil sonstiger Marktteilnehmer (moralisches Risiko; Abschn. b)) möglich.

       a) Negativauslese

      Hinsichtlich der Möglichkeiten zur Negativauslese ist vor allem auf die Informationsasymmetrie zwischen den an der ABS-Emission beteiligten Banken und anderen Dienstleistern (Anbieterseite) und den Investoren (Nachfragerseite) zurückzukommen (Abschn. aa)). Ein weiteres Informationsgefälle besteht im Verhältnis der Kreditnehmer zu den Kreditgebern der verbrieften Kredite und auch noch darüber hinaus innerhalb der Produktions- und Vertriebskette für ABS-Produkte (Abschn. bb)).

      aa) Verhältnis: Emittenten – Investoren


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