Handbuch IT-Outsourcing. Joachim Schrey
des Zielunternehmens, zum anderen ist es ggf. möglich, nicht mehr notwendiges IT Asset dem Markt wieder zugänglich zu machen. Die Maßnahmen zur Migration von Daten und der IT-Infrastruktur wurden bereits bei der Durchführung des Closing erläutert.
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Zur Optimierung des Bereichs der übernommenen IT-Service-Gesellschaft sind folgende Maßnahmen denkbar, welche ggf. nach der M&A-Transaktion Anwendung finden:
– | Standardisierung und Verbesserung der IT-Prozesse |
– | Outsourcing/Offshoring von Nicht-IT-Services (z.B. HR-Outsourcing) |
– | IT-Key-Supplier-Strategie |
– | Aufbau einer CIO-Organisation |
– | Restrukturierung beim Personal |
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Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, nicht mehr benötigtes IT Asset zu verkaufen. Bei der Software sollten sich dabei keine Besonderheiten ergeben.
cc) Beispiel für ein strategisches Outsourcing durch eine M&A-Transaktion
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Als ein Beispiel für ein strategisches Outsourcing durch eine M&A-Transaktion kann die Übernahme von Siemens IT-Service und Solutions (SIS vormals: Business Services, Kurzform SIS) durch Atos IT Solutions and Services aus dem Jahre 2010 gesehen werden. So hat Siemens die IT-Sparte SIS für eine Gesamtsumme von 850 Millionen EUR an Atos IT Solutions and Services veräußert. Mit der Übernahme der SIS wurde zwischen der Siemens AG und Atos IT Solutions and Services ein Outsourcing-Abkommen über mindestens 5,5 Milliarden EUR und einer Laufzeit von sieben Jahren vereinbart. Im Zuge dieses Abkommens betreibt der französische IT-Provider nahezu die komplette zentrale und dezentrale IT des Dax-Konzerns und stellt im wesentlichen Integrationsleistungen zur Verfügung. Atos IT Solutions and Services übernimmt dazu sämtliche Verträge, die der Konzern mit der IT-Tochter abgeschlossen hat.[263] Nach der Übernahme hat Atos IT Solutions and Services weitreichende Optimierungsprozesse bei der ehemaligen SIS durchgeführt, die typisch für eine Post Merger Integration Phase einer M&A-Transaktion sind.
c) Generelle Beispiele für strategisches Outsourcing
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Die Firmen Novartis und IBM schlossen einen Outsourcing-Vertrag für ein strategisches Outsourcing des IT-Betriebes von Novartis. Gleichzeitig wurde ein Joint Venture gegründet, die ITpro, an der die IBM 70 % erhielt. Nach einer Übergangszeit von sieben Jahren ging die ITpro vollständig in den Besitz der IBM über.[264]
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Der Pharmakonzern Novartis war im Jahre 1996 aus dem Zusammenschluss der Unternehmen Sandoz und CibaGeigy entstanden. Die Firmen Sandoz und CibaGeigy verfügten zu diesem Zeitpunkt über völlig unterschiedliche IT-Infrastrukturen, was für das Outsourcing eine besondere Herausforderung darstellte.
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Weitere Beispiele für ein totales Outsourcing:
– | Carl Schenk AG (Darmstadt) und die IBM Deutschland GmbH; hierbei wurde die SIS GmbH, eine IT-Service-Gesellschaft der Carl Schenk, im Sinne eines Strategischen Outsourcings von der IBM übernommen. |
– | Joint Venture zwischen Deutsche Bank (20 %) und Siemens Business Services (80 %): Sinius GmbH[265] |
– | GKI war ein Public Private Partnership (PPP) zwischen der IBM Deutschland GmbH (51 %) und der Stadt Ludwigshafen, welche 1997 gegründet worden ist. Im Jahr 2001 wurde das Outsourcing-Projekt beendet.[266] |
– | Joint Venture zwischen Henkel KGaA und dem debis Systemhaus (heute T-Systems): debis IT Services GmbH (dits) |
– | Joint Venture zwischen IBM Deutschland GmbH (49 %) und Stadt Ludwigshafen (51 %): Gesellschaft für kommunale Informationsverarbeitung (GKI) |
– | Joint Venture zwischen IBM Deutschland GmbH (51 %) und Continental AG (24,5 %) und der Salzgitter AG (24,5 %) ICG Informationssysteme Consulting- und Betriebs-Gesellschaft mbH |
– | Joint Venture zwischen IBM Deutschland GmbH (74,9 %) und Continental AG (25,1 %) ICA Informationssysteme Consulting und Anwendungsgesellschaft |
– | Siemens IT Solution und Services (SIS), heute Atos IT Solutions and Services, hat zum 1. Juli 2002 das PreussagSolution Systemhaus (PSH) übernommen[267] |
– | Joint Venture zwischen IBM Deutschland GmbH (74,9 %) und Deutschen Babcock AG (25,1 %) DVO Datenverarbeitungs-Service-Oberhausen GmbH |
– | Joint Venture zwischen Lufthansa Systems (50 %) und Siemens IT Solution und Services (SIS), heute Atos IT Solutions and Services (50 %): Synavion, Ziel des gemeinsamen Unternehmens war die Bereitstellung von Kommunikations- und Informations-Services an Airport-Gesellschaften, Beförderungsagenturen und anderen Servicegesellschaften weltweit. |
– | IS4 ist ein Joint Venture von Melitta (49 %) und Syskoplan (51 %), welches 2002 gegründet worden ist. Dabei bietet IS4 vor allem Betriebs- und Implementierungsdienste an.[268] |
– | Joint Venture zwischen IBM Deutschland GmbH und FAG Kugelfischer: Informationssysteme Beratungs- und Betriebsgesellschaft mbH (IBB), seit Anfang 2003 ist IBB im Rahmen der Konsolidierung der IBM Tochterunternehmen in die IBM Business Services GmbH aufgegangen. |
– | Public Private Partnership (PPP)[269] zwischen der Stadt Leipzig (51 %) und IBM Deutschland GmbH (49 %): Leipziger Computer und Service Gesellschaft GmbH (LeCoS); Das Projekt ist gescheitert und die Stadt Leipzig ist heute zu 100 % in Besitz der Gesellschaftsanteile der LeCoS.[270] |
– | Hewlett Packard übernimmt im Wege der Direktübernahme die Thyssenkrupp IT-Tochter Triaton (Spin-off) für 340 Mio EUR im Februar 2004. Die Triaton soll nach der Übernahme als Dienstleistungsgesellschaft der HP weiter betrieben werden. Bei der Triaton arbeiten ca. 2200 Mitarbeiter. |
– | Atos Origin, heute Atos IT Solutions and Services hat im Wege der Direktübernahme zum 1. Oktober 2004 das Spin-off Itellium, die IT-Dienstleistungstochter des Karstadt-Quelle-Konzerns mit 930 Mitarbeiter übernommen. |
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Public Private Partnership (PPP) zwischen der Stadt Wiesbaden (49,9 %) und Siemens IT Solution und Services (SIS), heute Atos IT Solutions and Services (50,1 %): Wivertis Gesellschaft für Informations- und Kommunikationsdienstleistungen mbH. In das Joint Venture Wivertis wechseln 64 Personen, die zuvor in der städtischen IT-Abteilung tätig waren. Wivertis soll vorerst für die nächsten zehn Jahre die gesamte ITK-Infrastruktur Wiesbadens betreiben. Das Vertragsvolumen beläuft sich auf 82 Millionen EUR.[271]
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