Leblos im Schnalser Stausee. Kh Beyer

Leblos im Schnalser Stausee - Kh Beyer


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passen die Fälle auch zusammen", sagt sie zu Toni. Toni überlegt etwas. "Du könntest Recht haben." Er gibt Monika ein Küsschen dafür. Marco applaudiert.

      "Gehen wir einkehren oder zum Imbiss am Turm?"

      "Wenn der noch auf hat, gehen wir dorthin."

      Der Imbiss hat noch geöffnet. Menschenschlangen, wie in der Saison, stehen nicht davor. Die Drei müssen nicht warten und werden sofort bedient. Gerade fährt ein Bus auf den Parkplatz. Die Türen öffnen sich und scheinbar alle Fahrgäste rennen gleichzeitig in Richtung Toiletten. Monika lacht.

      "Bei zwei Toiletten und einer Sitzungszeit von zwei Minuten pro Benutzer, stehen die Letzten genau zwei Stunden."

      Die Drei amüsieren sich darüber.

      "In der Zeit, müssen die Ersten schon wieder", sagt Monika.

      Marco lacht sich krumm. "Ende der Reise wegen Toilettenstau."

      Die Kollegen in Landeck wollen nach Meran kommen. Heute haben sie keine Zeit. Sie stecken wegen dem Todesfall voll in ihren Ermittlungen. Es gibt mehrere Anzeichen von Bandenkriminalität. Am Ausgang der Täler sind viele Kontrollposten eingerichtet worden.

      Die Drei entscheiden sich, ein wenig am Reschensee zu wandern. Die Wanderung brauchen sie, um ihre Gedanken zu ordnen. Es weht ein schöner, beharrlicher, frischer Wind aus einer Richtung. Die etwas längeren Haare von Marco bekommen am Hinterkopf einen neuen Scheitel.

      "Zu Hause bist du schuppenfrei"; sagt Toni zu ihm.

      Marco leidet, wegen der trockenen Luft bei uns, etwas an Schuppenbildung. Vor allem, im Winter. Toni trägt deshalb sehr kurzes Haar, das bisweilen fast wie eine Glatze aussieht.

      Er schneidet seine Haare selbst. Jetzt hilft ihm Monika beim Haarschnitt.

      Die Drei wollen sich im Büro treffen. "Mal sehen, wer zuerst da ist", sagt Marco.

      "Dann können wir hier noch getrost ein Panino mit Schnitzel essen", scherzt Toni. Monika lacht darüber.

      Im Büro angekommen, muss Toni über eine Stunde warten bis Marco kommt. Monika hat inzwischen Kaffee gefiltert und vom Laden um die Ecke, einen Rührkuchen mitgebracht.

      Die ersten Spurenprotokolle sind angekommen.

      Soltan hat mehrere Brüche an den Rippen und am Becken. Marco schätzt, er ist entweder gefallen oder wurde angefahren. Von entsprechenden Druckstellen, ist im Protokoll die Rede. Fotos liegen dabei. Es scheint, Soltan wurde nachträglich ins Wasser geworfen. Toni müsste den Tatort finden. Die Spuren fehlen ihm. Das macht die Aufklärung des Falles schwieriger. Den ganzen See jetzt wegen der Spurensuche sperren, wäre zu viel Aufwand.

      Es muss andere Spuren geben.

      Monika hat sich in den Briefen fest gelesen.

      "Ich lese von einer Scheidung", sagt sie den zwei Kommissaren.

      "Das ist eine Spur", sagt Toni zu ihr. Marco stuft das als nebensächlich ein. Scheidungen im Umfeld von Saisonkräften, findet er normal und logisch.

      "Ja. Aber sie haben in einigen Hotels zusammen gearbeitet. Wir müssen dort nachfragen. Ich bin mir sicher, wir bekommen Hinweise", sagt Toni. Monika fängt an zu schwärmen. "Wir fahren auf die Seiser Alm? Das ist ja selbst für uns schon wie eine Auslandsreise. Müssen wir dort auch Eintrittsgeld bezahlen?"

      "Ich versuche, das mit dem Ausweis zu verhindern", antwortet Toni.

      "Privilegierter Südtiroler", sagt Marco und lacht laut. "Fast wie zu Hause. Die Südtiroler dürfen ihre eigenen Berge nicht besuchen."

      "Psst", zischt Toni. "Nicht so laut! Das ist unser Land. Wir haben das so gewollt."

      Die Drei verabreden sich auf Morgen zu dem Ausflug.

      Marco geht heute sofort nach Hause. Er wird abgeholt von Veronika und Matteo. "Geb mir mal bitte ein paar Handschellen mit für deinen Kollegen", sagt Veronika zu Toni. "Der ist nie zu Hause. Hat der etwa eine neue Freundin?"

      "Der hat ja selbst für dich und Matteo keine Zeit. Wann soll er dann eine neue Freundin bespringen? Ich glaube eher, er fährt gern Motorrad mit mir."

      Veronika lacht. Selbst Matteo hat das begriffen und lacht mit.

      "Willst du etwa auch ein Motorrad?", fragt Veronika ihren Marco. Marco wird etwas rot dabei. Er würde gern. Traut es sich aber nicht, zu sagen. "Eine Motorradstaffel mit Toni zusammen, wäre schon von Vorteil für uns."

      "Wir gehen morgen bei Markus fragen, ob er dir ein Motorrad verkaufen kann."

      Die Fünf verabschieden sich und fahren nach Hause.

      Die Seilbahn am Morgen, fährt erst gegen Sieben. Ein Transport für Milch fährt etwas eher. Mit dem wollen Monika und Toni nach Unten. Die Aschbacher Bauern warten bereits auf die Seilbahn als die Zwei kommen. Die Bauern wissen Bescheid über die Ermittlungen Toni. Ein paar neugierige Fragen möchte Toni noch nicht beantworten. Die Bauern zeigen Verständnis. Die anderen Fragen betreffen eher das familiäre Glück der zwei frisch Verheirateten. Die Bauern wollen wohl eher ein rotes Gesicht sehen, um sich später am Stammtisch darüber zu amüsieren. Monika küsst Gerhard, einen der Bauern, auf die Wange und fragt ihn, wie sich das anfühlt. Jetzt wird der knallrot und Alle amüsieren sich über ihn. Der Tag scheint hier Oben, auf alle Fälle gerettet.

      Unten in Meran wartet Marco mit einer Überraschung auf. Er sitzt tatsächlich auf einem Motorrad. Es ist auch noch fast das gleiche, wie es Toni fährt. Marcos Suzuki SV hat dreihundert und fünfzig Kubik weniger. "Für den Anfang reicht das", sagt er lächelnd. 'Wo hat der so schnell das Motorrad her?', fragt sich Toni. Marco sagt nichts dazu.

      Die Drei radeln jetzt auf die Seiser Alm. Zum Erstaunen Tonis, fährt Marco fast wie ein Profi. 'Der ist sicher schon gefahren', denkt er sich. Die Straße nach Völs ist für die Drei fast schon eine Zumutung. Trotzdem ein recht brauchbarer Tunnel gebaut wurde. Damit sind zumindest die gefährlichsten Stellen weg. Den Dreien kommen zwei Busse entgegen. Und die haben es in sich. An der falschen Stelle, würde diese Begegnung sicher im Krankenhaus enden.

      Selbst Toni bekommt an manchen Stellen feuchte Hände. Monika nimmt das bedeutend lockerer.

      In Richtung Kastelruth, wird es bedeutend entspannter. Die feine Waldluft und die etwas feuchten Straßen, zwingen die Drei zu einer Spazierfahrt. Monika öffnet extra das Visier für diesen Duft.

      Ab der Auffahrt zur Seiser Alm, wird es erheblich steiler. Auch dort kommen ihnen Bauern mit Edelstahlbehältern für frische Alpenmilch entgegen.

      Auf der Straße zur Alm kommen sie an einen Kontrollpunkt. Eine weniger freundliche Frau empfängt sie hinter einer Glasscheibe. "Haben Sie einen Passierschein für die Alm?"

      Toni zeigt seine Marke. Das beeindruckt die Dame wenig. "Sie müssen ein Tagesticket ziehen."

      "Wir sind hier für eine Ermittlung."

      "Das können Alle sagen."

      "Rufen Sie bitte die Polizeipräfektur in Bozen oder Meran an."

      "Ich sitze hier nicht, um Irgendwo anzurufen."

      Marco muss anrufen. Die Präfektur verlangt, mit der Frau sprechen zu dürfen. Marco übergibt ihr das Telefon. Ab jetzt hören sie nur noch: "Ja, ja, aber…ja, ja, ist gut."

      Sie dürfen für drei Euro je Kopf passieren. Kopfgeld. Es reicht für eine stark ermäßigte Durchfahrt. Toni verlangt dafür eine Quittung. Für dieses Verlangen erntet er finsterste Blicke. Es scheint, das dieses Kassenhäuschen den inneren Zusammenhalt, nachhaltig beschädigt. "Hier fahre ich nie wieder hin", sagt Toni. Der Weg nach Oben bekräftigt seine Ablehnung. Die Straße liegt voller Steinschläge. Nichts ist geputzt oder geräumt.

      Oben angekommen, stehen sie anfänglich auf einem leeren Riesenparkplatz. "Für wen wurde dieser Parkplatz geteert?"

      "Für die Radfahrer", sagt Marco.

      "Ich hab nicht gedacht, das Fahrräder so viel Platz benötigen."

      "Die Fahrräder nicht. Aber die Autos, mit denen die Räder bis hier her gekarrt werden."

      Am Hotel Turmtaube angekommen, stellen die Drei fest, die Saison ist schon zu Ende


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