Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen. Rosette

Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette


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sehr.

      Mit dem Gesicht im Halbdunkeln, einem undeutlichen Profil, das vernehmlich die Nase hochzog, erkannte ich Kyle. Der Mann hatte ein Papiertaschentuch in der Hand geballt und schien nur eine blasse Kopie des Möchtegernplayboys die letzten Tage zu sein. Ich starrte ihn voller Erstaunen einfach an, denn mir fehlten die Worte.

      Er nahm mich plötzlich wahr und trat einen Schritt hervor. „Und, tu‘ ich dir leid? Oder willst du dich über mich lustig machen?“

      Ich fühlte mich wie in Voyeur, der auf frischer Tat ertappt wurde. Ich verdrängte die dringende Versuchung, mich zu rechtfertigen.

      „Mr. Mc Laine sucht nach dir. Er möchte zum Abendessen in sein Zimmer. Aber…. Bist du in Ordnung? Kann ich etwas für dich tun?“

      Seine Wangen waren mit dunklen Flecken bedeckt, und ich spürte, dass er wohl aus Verlegenheit errötete.

      Ich trat einen Schritt zurück, auch im übertragenden Sinne. „Nein, sorry, vergiss, was ich gesagt habe. Alles, was ich tue, ist mich in die Angelegenheiten der Anderen einzumischen.“

      Er schüttelte den Kopf, ungewöhnlich galant. „Du bist zu entzückend, um überzeugend einen Naseweis abzugeben, Melisande. Nein, ich ... Ich bin nur über die Scheidung verärgert.“ Erst dann erkannte ich, dass er nicht ein Taschentuch in der Hand hatte, sondern ein zerknülltes Blatt Papier. „Es ist vorbei. Alle meine Versuche, den Bruch zu kitten, sind gescheitert.“

      Für einen Moment musste ich fast lachen. Versuche? Und wie sahen die aus? Obszöne Vorschläge an die einzige junge Frau weit und breit?

      „Es tut mir leid“, sagte ich voller Unbehagen.

      „Mir auch.“ Er trat einen weiteren Schritt vor und trat aus dem Schatten. Sein Gesicht war tränenüberströmt, was die schlechte Meinung, die ich mir von ihm gemacht hatte, dementierte.

      Ich blieb stehen und sah ihn verlegen an. Was sagen Knigges Anstandsregeln über Personen, die gerade eine Scheidung durchleben? Wie sind sie zu trösten? Was soll man sagen, ohne dass man sie verletzt? Ach ja, zu Zeiten des Freiherrn von Knigge gab es noch keine offiziellen Scheidungen.

      „Ich werde Herrn Mc Laine sagen, dass es dir nicht gut geht“, sagte ich.

      Er schien in Panik zu geraten. »Nein, nein! Ich bin noch nicht reif für die zivilisierte Welt, und ich fürchte, dass Mc Laine nur eine passende Gelegenheit wartet, um mich für immer von Midnight Rose zu verjagen. Nein, ich brauch nur ein bisschen Zeit, um mich zu fassen und dann komme ich.“

      „Dich zu fassen, klar doch“, wiederholte ich ohne jede Überzeugung. Kyle sah wirklich schrecklich aus, zerzauste Haare, das Gesicht von Tränen gerötet, die weiße Uniform zerknittert, als ob er in ihr geschlafen hätte.

      „Wie du meinst. Also dann, gute Nacht“, verabschiedete ich ihn. Ich wollte mich nur noch so schnell wie möglich in mein Zimmer zurückziehen. Es war ein langer Tag gewesen, schrecklich lange, und ich war nicht in der Stimmung jemanden zu trösten, höchstens mich selbst.

      Er nickte mir zu, als ob er seiner eigenen Stimme nicht traute.

      Ich machte einen Abstecher in die Küche, bevor ich nach oben ging. Mir war nicht nach Abendessen und es war meine Pflicht, die nette Mrs. Millian darüber zu informieren. Sie empfang mich mit einem strahlenden Lächeln und deutete auf Topf auf dem Herd. „Ich koche Suppe. Ich weiß, es ist warm, aber wir können uns ja nicht bis September nur von Salat ernähren.“

      Schuldgefühle überkamen mich. Feig änderte ich meine Antwort, die mir bereits auf der Zunge lag. „Ich liebe Suppe, ganz egal, ob warm oder nicht.“

      Bevor sie zu plappern begann, erzählte ich ihr von Kyle, ließ allerdings die peinlichsten Details außen vor.

      „Es scheint wirklich sehr verärgert über seine Scheidung zu sein“, stellte ich fest, während ich am Tisch Platz nahm.

      Sie nickte und rührte weiterhin in der Suppe. „Die Beziehung war zum Scheitern verurteilt. Seine Frau zog vor Monaten nach Edinburgh und es wird gemunkelt, dass sie bereits einen Anderen hat. Sie wissen schon, was böse Zungen so sagen... Er ist sicherlich auch kein Heiliger, aber er ist mit dieser Gegend hier verbunden und wollte das Dorf nicht verlassen.“

      Ich nahm den Krug und schenkte mir ein Glas Wasser ein. „Ist das der Grund, warum er nicht von hier weg will?“

      Die Haushälterin schöpfte die Suppe in die Teller, und ich fing sofort an gierig zu essen. Ich war hungriger, als ich dachte.

      „Kyle tut nichts anderes als ständig rumzumäkeln, dass er von diesem Ort, von dem Haus, von Mr. Mc Laine ordentlich die Nase voll hat, aber vom Weggehen sieht er wohlweislich ab. Wer sonst würde ihm eine Anstellung geben?“

      Ich starrte sie über den Tellerrand hinweg neugierig an. „Ist er nicht ein qualifizierter Krankenpfleger?“

      Die Mc Millian brach ein Brötchen akribisch in zwei Teile. „Das ist er schon, sicherlich, aber er ist mittelmäßig und faul. Sie können sicherlich nicht sagen, dass er sich hier zu Tode arbeitet. Und oft riecht er nach Alkohol. Damit meine ich nicht, dass er ein Trunkenbold sei, aber ...“ Ihre Stimme ließ ihre Ablehnung deutlich werden.

      „Ich liebe dieses Haus“, sagte ich, ohne nachzudenken.

      Die Frau war verblüfft. „Wirklich, Miss Bruno?“

      Ich senkte meinen Blick auf den Teller, meine Wangen brannten. „Ich fühle mich hier zu Hause“, erklärte ich. Und ich erkannte, dass ich die Wahrheit sagte. Trotz der launischen Höhen und Tiefen meines faszinierenden Schriftstellers fühlte ich mich in diesen Wänden wohl, weit weg von dem erdrückendem Leid meiner Vergangenheit.

      Die Mc Millian begann erneut los zu plappern, und erleichtert aß ich den Rest meiner Suppe. Mein Verstand lief zweigleisig und uneben, und das Ziel blieb immer, unvermeidlich, Sebastian Mc Laine. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem unbändigen Drang wieder von ihm zu träumen, und dem Wunsch die Illusionen einfach hinter mir zu lassen.

      Ein paar Minuten später, spähte Kyle herein, grimmiger als je zuvor. „Ich hasse Mc Laine von ganzem Herzen“, sagte er.

      Die Haushälterin unterbrach ihren Satz, um ihn zu rügen. „Schämen Sie sich, schlecht von dem zu reden, der Ihnen zu essen gibt.“

      „Es ist besser vor Hunger zu sterben, als mit ihm zu tun zu haben“, war seine wütende Antwort. Die Bitterkeit in seiner Stimme ließ mich erschaudern. Er war kein treuer Diener, das hatte ich schon erkannt, aber sein Hass war fast fühlbar.

      Kyle öffnete den Kühlschrank und nahm sich zwei Dosen Bier. „Gute Nacht, meine sehr verehrten Damen. Ich gehe auf mein Zimmer und feiere meine Scheidung.“ Ein nervöses Zucken ließ seinen rechten Augenwinkel tanzen.

      Die Haushälterin und ich schauten uns schweigend an, bis er den Raum verlassen hatte.

      „Das war wirklich sehr taktlos gewesen so von dem armen Mr. Mc Laine zu sprechen“, waren ihre ersten Worte. Dann schaute sie mich finster an. „Glauben sie, dass er sich umbringen will?“

      Ich lachte los, bevor ich mich zurückhalten konnte. „Er scheint mir nicht gerade der Typ dazu zu sein“ beruhigte ich sie.

      „Das ist wahr! Er ist zu oberflächlich, um tiefere Gefühle für jemanden zu hegen“, sagte sie mit Abscheu. Die Sorge um Kyle löste sich auf wie Tau in der Sonne, und sie ging dazu aufzulisten, warum es ihrer Meinung nach besser ist auf dem Land statt in der Stadt zu leben.

      Ich half ihr das Geschirr abzuwaschen, und wir zogen uns auf unsere Zimmer zurück. Ich im ersten Stock und sie in einem Raum direkt neben der Küche im Erdgeschoss.

      Ich wälzte mich hin und her und es dauerte ziemlich lange bis einschlief, dann fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Am Morgen fühlten sich meine Wangen von den Tränen gehärtet an, die ich nicht erinnerte in der Nacht vergossen zu haben.

      In dieser Nacht träumte ich nicht von Sebastian.

      Am nächsten Tag war Dienstag und Mc Laine


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