Für Immer mit Dir . Sophie Love
heruntergekommenen Scheunen hinter dem Haus gefunden und war von herunterfallenden Gebäudeteilen erdrückt worden; sie war dem Weg hinunter zur Küste gefolgt und war vom Meer verschluckt worden. Doch noch bevor Emily die Chance hatte, nach Daniels zu rufen, hörte sie ein Lachen von draußen.
Emily rannte zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Dort im Hinterhof spielte Chantelle mit Mogsy und Rain. Sie lachte, während die Hunde an ihr hochsprangen und aufgeregt um sie herumrannten. Chantelle trug immer noch das große T-Shirt, das Emily ihr am Abend zuvor zum Schlafen angezogen hatte. Ihre Füße waren komplett nackt.
Schnell eilte Emily zur Tür hinaus und rannte nach unten. Sie wollte Chantelle keine Angst einjagen, aber ebenso wenig hielt sie es für eine gute Idee, das kleine Mädchen alleine draußen spielen zu lassen und noch dazu, wenn es kaum angezogen war. Obwohl sie Sunset Harbor für einen sicheren Ort hielt, so war sie selber doch in New York City aufgewachsen und würde wegen der schrecklichen Dinge, die sich Menschen gegenseitig antun konnten, für immer eine gewisse Nervosität in sich tragen.
Emily streckte den Kopf zur Hintertür hinaus und rief nach Chantelle. Das kleine Mädchen schaute mit einem breiten Grinsen auf. Ihre Füße waren von dem Rennen auf dem feuchten Gras schon ganz grün.
„Komm rein, Schätzchen“, rief Emily. „Es ist Zeit für Pfannkuchen.“
„Ich will aber spielen!“, antwortete Chantelle.
„Das kannst du auch gleich“, erwiderte Emily, die sich immer noch Mühe gab, ruhig und nett zu klingen. „Zuerst brauchst du ein Frühstück. Dann, wenn du angezogen bist, können wir mit den Hunden zum Strand gehen und dort spielen. Wie hört sich das an?“
Chantelle schaute Emily mit zusammengezogenen Augenbrauen an und ihr Gesicht wurde immer röter. Zum ersten Mal bekam Emily einen kleinen Teil von den Problemen zu sehen, denen Chantelle begegnet war. In ihrem finsteren Gesicht sah sie Wut und Bitterkeit. Sie wusste, dass diese Emotionen nicht direkt gegen sie, sondern gegen diese schreckliche Welt, die schrecklichen Menschen, die das Mädchen gekannt hatte, und die schrecklichen Ereignisse, die es unglücklicherweise hatte durchleben müssen, gerichtet waren. All das kam wahrscheinlich erst jetzt, da Emily und Daniel Chantelle ein sicheres Umfeld gegeben hatten, in dem sie all die verschiedenen Seiten ihrer Persönlichkeit ohne Angst vor den Folgen entdecken konnte, aus dem Mädchen heraus.
Plötzlich neigte Chantelle ihren Kopf zur Seite und begann, laut zu schreien. Emily holte tief Luft. Unwillkürlich musste sie an die Tausenden Mütter denken, die sie schon in ihrem Leben gesehen hatte, deren Kinder einen Wutanfall bekamen. Ihre Gedanken kehrten zu dem erschöpften Ausdruck, einer Mischung aus Verlegenheit und Wut, zurück, der stets auf den Gesichtern der Mütter gelegen hatte. Doch sie wusste, dass sie auf keinen Fall die Fassung verlieren durfte, wenn sie wollte, dass Chantelle ihr vertraute und glücklich und ausgeglichen aufwuchs.
Deshalb schlenderte sie in den Garten und nahm Chantelles Hand. „Komm mit, Schätzchen“, sagte sie, so als ob ihr Trommelfell durch die Schreie des Mädchens nicht kurz vor dem Platzen stünden.
In diesem Moment bemerkte Emily jemand die Einfahrt entlangkommen. Trevor. Natürlich. Wie typisch für ihn, sich genau diesen Augenblick auszusuchen, um sie heimzusuchen.
„Was gibt es, Trevor?“, zischte Emily, die keinerlei Skrupel hatte, vor ihm die Fassung zu verlieren.
„Was denken Sie denn, dass los sein könnte?“, murmelte Trevor. „Es ist noch nicht einmal sieben Uhr morgens und dieses Kind veranstaltet hier draußen ein Theater. Sie beschneidet mein Recht auf Ruhe.“
Sofort verstummte Chantelle und griff nach Emilys Hand, fast schon wie eine Art Entschuldigung dafür, dass sie sie in Schwierigkeiten gebracht hatte.
„Wir sind noch in der Eingewöhnungsphase“, erwiderte Emily mit einem Seufzen, überrascht, wie wenig ihr Trevors Sticheleien in letzter Zeit ausmachten. „Und Chantelle geht ab morgen zur Schule. Es wird also nicht wieder vorkommen.“
„Es bleibt immer noch das Wochenende“, gab Trevor spöttisch zurück.
„Wir werden dafür sorgen, dass sie Sie nicht mehr vor sieben Uhr weckt“, seufzte Emily. „Nicht wahr, Chantelle?“
Doch als sie zu dem kleinen Mädchen hinabblickte, sah sie, dass Chantelle Tränen über das Gesicht liefen und sie vor lauter Angst zitterte. Sie in solch einem bekümmerten Zustand zu sehen, löste in Emily einen plötzlichen mütterlichen Instinkt, ihr Kind zu beschützen, aus.
Deshalb wandte sie sich plötzlich voller Wut und mir geröteten Wangen an Trevor. „Wissen Sie was, Trevor? Chantelle kann hier draußen spielen, wann immer sie will. Mein Haus, mein Kind, meine Regeln.“
Im ersten Moment schien Trevor von ihrem Gefühlsausbruch überrascht zu sein. Doch er fasste sich schnell wieder und kehrte zu seinem gewöhnlichen, spöttischen Ausdruck zurück. „Aber es ist nicht Ihr Kind, nicht wahr?“
„Sie steht unter meiner Betreuung“, schrie Emily. „Ich bin ihr Vormund und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie vor solch niederträchtigen Menschen wie Sie zu schützen.“
Zum ersten Mal seit sie ihn kannte, sah Trevor gedemütigt aus. Emily hatte keine Lust mehr, Trevor noch weiter zuzuhören, weshalb sie Chantelle an deren Hüfte packte und sie hochhob. Das kleine Mädchen zitterte so sehr, dass es Emily vor Kummer den Magen umdrehte. In ihrem kurzen Leben hatte Chantelle schon so viel durchgemacht und das letzte, was sie jetzt brauchte, war das Ungeheuer Trevor Mann zu erleben.
Emily trug Chantelle nach drinnen und schlug die Hintertür mit Schwung zu. Noch nie zuvor hatte sie solch eine starke Gefühlsexplosion, ein Verlangen, das unter ihrem Schutz stehende, kleine Mädchen zu lieben und zu beschützen, verspürt.
„Es tut mir leid!“, schluchzte Chantelle, sobald sie drinnen waren. Dabei drückte sie Emily so fest, dass diese Angst hatte, ihr Hals könnte brechen.
„Chantelle, es ist schon in Ordnung“, erwiderte Emily mit sanfter Stimme. „Trevor regt sich wegen allem auf. Und du wusstest ja schließlich nicht, dass du ihn aufwecken würdest. Frage uns in Zukunft aber besser um Erlaubnis, bevor du hinausgehst, ja? Ist das in Ordnung?“
Chantelle nickte überschwänglich, so als ob sie dadurch zeigen wollte, wie sehr sie alles wiedergutmachen wollte.
„Meine Mommy wollte immer, dass ich draußen spiele“, erklärte Chantelle schluchzend. „Sie mochte es nicht, wenn ich im Weg war.“
Emilys Herz zog sich zusammen. Das arme Mädchen muss so verwirrt gewesen sein, als Emily ihr befohlen hatte, rein zu kommen. Sie fühlte sich schlecht, solch gemischte Signale zu senden.
„Nun ja, Daniel und ich wollen immer mit dir spielen“, sagte Emily. „Okay?“
Chantelle nickte. Schließlich hörte sie auf zu weinen und Emily stellte das kleine Mädchen wieder auf ihre Füße.
Dann gingen sie zusammen in die Küche, die Daniel gerade betrat. „Was ist los?“, wollte er wissen. „Ich habe jemanden weinen gehört. Hast du dir wehgetan, Chantelle?“
Das kleine Mädchen schüttelte den Kopf.
„Ich sagte Chantelle gerade, dass du oder ich mit ihr spielen wollen, wenn sie hinausgeht, weshalb sie einen von uns fragen soll, um sie zu begleiten“, erklärte Emily, während sie im mit ihrem Blick zu verstehen gab, nicht weiter nachzubohren.
Er schien zu verstehen, was sie ihm sagen wollte, und nickte. „Nun ja, ich bin froh, dass alle wieder glücklich sind“, sagte er. „Soll ich uns Frühstück machen?“
Chantelle nickte begeistert und setzte sich zusammen mit Emily an den Tisch, um auf ihr Essen zu warten.
„Also“, meinte Daniel, als er sich kurze Zeit später mit einem Stapel Pfannkuchen zu ihnen setzte. „Was sollen wir heute machen, die Schule fängt ja erst morgen an?“
Emily