Für Immer mit Dir . Sophie Love
sollte sie heute bald ins Bett gehen?“, schlug Emily vor. „Sie war sehr früh wach. Und da morgen die Schule beginnt, würde es ihr nicht schaden, gut ausgeruht zu sein.“
Daniel stimmte zu und zusammen gingen sie hinauf in Chantelles Zimmer, brachten sie ins Bett und lasen ihr eine Geschichte vor, bis sie eingeschlafen war.
Sobald sie das Zimmer verlassen und die Tür leise hinter sich geschlossen hatten, dachte Emily über die vergangenen zwei Tage nach, die sie nun schon Eltern waren. Sie hatten ihr mehr Spaß gemacht als angenommen. Doch Vanessas Worte schwirrten immer noch in ihrem Kopf umher und ließen Zweifel in ihr aufkommen.
Daniel und Emily schlichen leise nach unten, denn sie wollten Chantelle nicht durch die quietschenden Dielen wecken.
„Ich würde unglaublich gerne mit dem Boot in den Sonnenuntergang fahren“, sagte Daniel. „Was meinst du dazu? Wie wäre es mit einem Date?“
Emily runzelte die Stirn. „Wir können Chantelle nicht einfach alleine lassen.“
Daniel begann zu lachen. „Dann ist es ja nur gut, dass Serena auf dem Weg hierher ist.“
Emilys Stirnrunzeln vertiefte sich. „Wie bitte?“
Daniel grinste nur. „Nun ja, während du nicht zuhause warst, habe ich mir die Freiheit genommen, einen Babysitter zu organisieren. Sie ist um sieben Uhr hier.“
Emilys Stirnrunzeln verwandelte sich in ein Grinsen. „Wirklich?“ Sie platzte fast vor Aufregung. Seit ihrem letzten richtigen Date mit Daniel war schon so viel Zeit vergangen und ihr war gar nicht klar gewesen, wie sehr sie sich eigentlich danach gesehnt hatte. Sie warf ihm die Arme um den Hals und drückte einen dicken Kuss auf seine Lippen.
„Ich sollte mich besser fertigmachen“, verkündete sie strahlend, während sie die Treppe hinaufeilte, um sich umzuziehen.
Serena kam um Punkt sieben Uhr in einer Wolke aus süß duftendem Parfum und künstlerischem Flair an.
„Jemand schaut zum Anbeißen aus“, sagte sie, als sie Emilys Outfit erblickte.
Emily wurde rot. Sie hatte noch nie sonderlich gut mit Komplimenten umgehen können. „Danke, dass du das hier machst“, meinte Emily. „Wir wissen es wirklich sehr zu schätzen, dass wir ausgehen können.“
„Kein Problem“, erwiderte Serena. „Ich freue mich schon darauf, mich zu entspannen und einen schnulzigen Roman zu lesen.“
Emily und Daniel gingen zur Tür, doch noch bevor sie hinaustreten konnten, stießen sie auf der Türschwelle mit jemandem zusammen. Es war Cynthias Freund Owen, der junge, schüchterne Klavierspieler, der schon einmal in der Pension gewesen war, um den antiken Flügel ihres Vaters zu stimmen, und Emily hatte ihm angeboten, vorbeikommen und spielen zu dürfen, wann immer er wollte.
„Oh, äh, tut mir leid. Wenn ihr gerade ausgeht, kann ich ein anderes Mal wiederkommen“, sagte Owen stotternd und mit unruhigen Händen, mit denen er seine Noten festhielt.
„Auf gar keinen Fall“, entgegnete Emily. „Du kannst reinkommen und spielen. Serena ist hier, du kannst also so lange spielen, wie du willst.“
Owen lächelte schüchtern und bedankte sich bei Emily, bevor er ins Wohnzimmer trat.
Als Emily und Daniel die Verandastufen hinabgingen, hörten sie Owens wunderschöne und gleichzeitig traurige Klaviermusik, die sie hinausbegleitete.
*
Das Wasser schlug gegen den Hafen, während Daniel Emily ins Boot half. Der Himmel war trotz der sich schnell nähernden Abenddämmerung immer noch blau.
„Wo geht’s denn hin?“, wollte Emily wissen, sobald sie sicher saß.
„Ich wollte eine weitere Insel erkunden“, antwortete Daniel.
Das erinnerte Emily an das letzte Mal, als sie dies vorgehabt und den gleichen Leuchtturm entdeckt hatten, der auf den Gemälden abgebildet war, die ihr Vater gesammelt hatte. Sie war sich sicher gewesen, dass sich in den Gemälden eine Art Hinweis befand, was es mit dem Verschwinden ihres Vaters auf sich haben könnte, doch wie die meisten anderen Spuren, denen sie gefolgt war, hatte auch diese in eine Sackgasse geführt. Sie hatte lediglich den Namen der bereits verstorbenen Künstlerin herausgefunden.
Daniel startete den Motor und das Boot löste sich mit einem Ruck von der Anlegestelle. An diesem Abend war das Wasser ruhig und die Fahrt ausgesprochen sanft. Das Boot durchschnitt das Wasser ohne großen Widerstand. Emily hielt sich gut fest, es fühlte sich aufregend an, den Wind durch die Haare streifen zu spüren. Gleichzeitig war sie froh, kein Makeup aufgetragen zu haben.
Als sie das Ufer der Insel erreichten, die Daniel erkunden wollte, färbte sich der Himmel bereits rosa. Daniel sprang vom Boot und half Emily beim Herausklettern, dann spazierten die beiden Hand in Hand den Strand entlang. In der Ferne glitzerten die Lichter Sunset Harbors.
„Es ist so wunderschön“, sagte Emily verträumt. Sie hatte sich in den Ort mit ihrer Pension und dem kleinen Mädchen, das tief und fest darin schlief, verliebt.
„Glaubst du, Serena kommt zurecht?“, fragte Daniel.
„Solange Chantelle durchschläft, müssen wir uns keine Gedanken machen“, erwiderte Emily.
Daniel zögerte einen Augenblick. „Ich wollte dir danken“, sagte er dann mit zarter Stimme.
„Wofür denn?“, wollte Emily wissen.
„Dafür, dass du so wunderbar mit Chantelle umgehst. Und auch für alles andere. Ich habe dir einiges aufgelastet, das weiß ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir an deiner Stelle so schnell verzeihen würde.“
Emily schluckte hart. Die Erinnerung an jene harten Wochen ohne Daniel schmerzte sie immer noch sehr, doch dass er nun anerkannte, was er ihr da angetan hatte, war aufbauend.
„Ich glaube nicht, dass ich wirklich eine Wahl hatte“, entgegnete Emily. Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme hören. „Sobald ich dich mit ihr sah…das war alles, was ich jemals wollte, Daniel. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut.“
Sie blieben stehen und Daniel drehte sie zu sich um, sodass sie sich ansahen. Dann wischte er mit seinem Daumen eine Träne von ihrer Wange und nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände.
„Ich liebe dich auch, Emily“, sagte er.
Dann drückte er seine Lippen auf ihre. Emily schmolz dahin, endlich fühlte sie wieder diese rohe Leidenschaft, die nur Daniel in ihr entzünden konnte. Sie schlang ihre Arme um ihn herum und strich mit ihren Händen über seinen ganzen Körper, wobei sie die gespannten Muskeln unter seinem Hemd spüren konnte. Endlich diese drei Worte, nach denen sie sich so gesehnt hatte, aus Daniels Mund zu hören, feuerte Emily Körper auf eine Weise an, wie es seit Jahren nicht mehr der Fall gewesen war. In ihrer Beziehung mit Ben war die Leidenschaft schon von Jahren verschwunden und trotz der wunderbaren Nächte, die sie mit Daniel verbracht hatte, verspürte sie nun zum ersten Mal solch ein Verlangen, solch ein Verzehren.
Als sie sich von ihm löste, brannten seine Augen vor Verlangen. Auf diese Weise hatte sie ihn noch nie zuvor geküsst.
„Ich will dich, Emily“, sagte Daniel atemlos. „Für jetzt und für immer.“
Emily streckte ihre Hand aus und zog Daniel an den Schlaufen seines Gürtels wieder zu sich heran. Sie wollte ihn neben sich, nahe bei sich haben. Sie wollte jeden Zentimeter von ihm spüren. Auf dieser einsamen Insel mitten im Sonnenuntergang konnte Emily an nichts denken, das sie mehr wollte als Daniel. Nur Daniel, komplett.
*
Die Sterne glitzerten über ihnen. Die Wellen des Meeres brachen sich sanft an der Küste. Emily lag in Daniels Armen, ihr Kopf ruhte auf seiner warmen, nackten Brust. Sie konnte seinen Herzschlag hören, der von ihrem Liebespiel noch immer kräftig schlug.