Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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damals ziemlich schlecht, und antworteten mir als ein unzufriedener Mann. Ah! die Royalisten waren zu jener Zeit sehr hart gegen die Bonapartisten!«

      »Mein Heer,« antwortete Villefort, der mit seiner gewöhnlichen Behendigkeit und.Kaltblütigkeit zu einer geschickten Parade gelangte, »ich war damals Royalist, weil ich die Bourbonen nicht allein für die gesetzlichen Erben des Thrones, sondern auch für die Auserwählten der Nation hielt. Aber die wunderbare Rückkehr, deren Zeugen wir gewesen sind, hat mir bewiesen, daß ich mich täuschte. Das Genie Napoleons hat den Sieg davon getragen: der gesetzliche Monarch ist der geliebte Monarch.«

      »Vortrefflich!« rief Morrel mit seiner plumpen Offenherzigkeit, »es freut mich unendlich. daß Sie so sprechen, und ich sehe darin ein gutes Vorzeichen für das Schicksal von Edmond.«

      »Warten Sie doch,« versetzte Villefort, in einem neuen Register blätternd, »ich habe es. Es ist ein Seemann, nicht wahr, der eine Catalonierin heiratete? Ja, ja; oh, ich erinnere mich jetzt, die Sache war sehr ernster Natur.«

      »Wie so?«

      »Sie wissen, daß er, als er von mir wegging, in das Gefängnis des Justizpalastes geführt wurde.«

      »Ja; und dann?«

      »Und dann habe ich meinen Bericht nach Paris gemacht und die Papiere, die man bei ihm fand, abgeschickt. Es war meine Pflicht, und acht Tage nach seiner Verhaftung wurde der Gefangene weggeführt.«

      »Weggeführt!« rief Morrel. »Aber was konnte man mit dem armen Jungen machen?«

      »Oh! beruhigen Sie sich. Man wird ihn nach Fenestrelles, nach Pignerol oder auf die Sainte-Marguerite-Inseln transportiert haben, und an einem schönen Morgen werden Sie ihn zurückkehren und das Commando seines Schiffes übernehmen sehen.«

      »Er mag kommen, wann er will, seine Stelle bleibt ihm vorbehalten. Doch warum ist er noch nicht zurückgekehrt? Es scheint mir, es hätte die erste Sorge der bonapartistischen Gerechtigkeit sein müssen, diejenigen in Freiheit zu setzen, welche die royalistischen Gerichte eingekerkert hatten.«

      »Keine vermessene Anschuldigung. mein lieber Herr,« erwiderte Villefort; »man muß in allen Dingen auf gesetzlichem Wege verfahren. Der Einkerkerungsbefehl war von oben gekommen, der Freilassungsbefehl muß auch von oben kommen. Napoleon aber ist erst seit vierzehn Tagen zurückgekehrt, und die Begnadigungsbriefe können kaum ausgefertigt sein.«

      »Gibt es denn kein Mittel,« fragte Morrel, »um die Förmlichkeiten zu beschleunigen, jetzt, da wir triumphiren? Ich habe verschiedene Freunde und einigen Einfluß; ich vermag die Aufhebung des Spruches zu erlangen.«

      »Es fand kein Spruch statt.«

      »Aber es muß doch eine Gefangenen-Liste geben.«

      »Bei politischen Dingen gibt es keine Gefangenen-Listen. Die Regierungen haben oft ein Interesse, einen Menschen verschwinden zu lassen, ohne daß eine Spur von seinem Vorhandensein übrig bleibt.«

      »Dies war unter den Bourbonen so, doch jetzt . . . «

      »Das ist zu allen Zeiten so, Herr Morrel, Die Regierungen folgen sich und gleichen sich. Die unter Ludwig XIV. in Thätigkeit gesetzte Strafmaschine ist noch heutigen Tages beinahe bis auf die Bastille im Gang. Der Kaiser war stets strenger in Beziehung auf die Vorschriften seiner Gefängnisse, als es der große König selbst gewesen ist, und die Zahl der Eingekerkerten, von denen die Register keine Spur bewahren, ist unberechenbar.«

      So viel Wohlwollen würde auch von einer Gewißheit abgebracht haben, und Morrel hegte nicht den geringsten Verdacht mehr.

      »Aber, Herr von Villefort,« sagte er, »welchen Rath würden Sie mir zum Behuf der Beschleunigung der Rückkehr des armen Dantes eben?«

      »Einen einzigen, mein Herr: machen Sie eine Bittschrift an den Justizminister.«

      »Oh! mein Herr, wir wissen, was die Bittschriften bedeuten. Der Minister empfängt zweihundert täglich und liest keine vier.«

      »Ja,« erwiderte Villefort, »aber er wird eine von mir abgeschickte, von mir mit Randglossen versehene, und unmittelbar durch mich adressierte lesen.«

      »Und Sie wollen es übernehmen, diese Bittschrift an ihre Stelle gelangen zu lassen?«

      »Mit dem größten Vergnügen. Dantes konnte damals schuldig sein, heute ist er unschuldig, und es ist meine Pflicht, demjenigen die Freiheit wiederzugeben, welchen ich in das Gefängnis zu setzen verpflichtet war.«

      Villefort kam auf diese Art der Gefahr einer nicht sehr wahrscheinlichen, aber doch möglichen Untersuchung zuvor, die ihn zu Grunde gerichtet haben müßte.«

      »Doch wie schreibt man an den Minister?«

      »Setzen Sie sich hierher, Herr Morrel,« sprach Villefort, dem Reeder seinen Platz abtretend, »ich will Ihnen dictiren.«

      »Sie wollten diese Güte haben?«

      »Allerdings, Verlieren wir keine Zeit, wir haben bereits zu viel verloren.«

      »Ja, mein Herr, wir müssen bedenken, daß dieser junge Mann wartet, leidet, und vielleicht verzweifelt.«

      Villefort bebte bei dem Gedanken an den in der Stille und Finsternis ihn verfluchenden Gefangenen; aber er war zu weit gegangen, um zurückweichen zu können: Dantes sollte in dem Räderwerke seines Ehrgeizes zermalmt werden.

      »Ich warte, mein Herr,« sprach Herr Morrel, in dem Fauteuil von Herrn von Villefort sitzend und eine Feder in der Hand.

      Villefort dictirte nun eine Bittschrift, in welcher er in einer vortrefflichen Absicht, woran sich gar nicht zweifeln ließ, den Patriotismus von Dantes und die von ihm der bonapartistischen Sache geleisteten Dienste übertrieb. In dieser Bittschrift war Dantes einer der thätigsten Agenten für die Rückkehr von Napoleon geworden; wenn der Minister dieses Papier in die Hände bekam, mußte er ihm notwendig sogleich Gerechtigkeit widerfahren lassen, war diese Gerechtigkeit nicht bereits eingetreten.

      Sobald Villefort die Bittschrift zu Ende dictirt hatte, überlas er sie mit lauter Stimme.

      »So ist es gut,« sagte er, »und nun verlassen Sie sich auf mich.«

      »Und diese Eingabe wird bald abgehen, mein Herr.«

      »Noch heute.«

      »Mit meinem Beiberichte von Ihnen?«

      »Der beste Beibericht, den ich anzufügen im Stande bin, mein Herr, besteht darin, daß ich Alles, was Sie in dieser Bittschrift sagen, bestätige.«

      Villefort setzte sich nun ebenfalls und schrieb auf eine Ecke der Eingabe sein Certificat.

      »Was soll ich nun weiter tun, mein Herr?« sagte Morrel.

      »Warten,« versetzte Villefort, »ich stehe für Alles.«

      Diese Versicherung gab Morrel die Hoffnung wieder. Er verließ den Substitut des Staatsanwaltes entzückt von ihm, und kündigte dem alten Vater von Dantes an, er wurde seinen Sohn bald wiedersehen.

      Villefort aber, statt diese Bittschrift nach Paris zu schicken, behielt sie in seinen Händen. Er verwahrte sorgfältig ein Papier, das, um Dantes in der Gegenwart zu retten, ihn so furchtbar für die Zukunft gefährdet haben würde, wenn man Eines voraussetzte, was das Angesicht von Europa und die Wendung der Ereignisse bereits vorauszusehen gestatteten, das heißt, eine zweite Restauration.

      Dantes blieb also gefangen, verloren in der Tiefe seines Kerker, hörte er nicht das furchtbare Geräusch von dem Sturze des Thrones von Ludwig XVIII. und das noch furchtbarere von dem Zusammenbrechen des Kaiserreiches.

      Villefort aber hatte Alles mit wachsamem Auge verfolgt, Alles mit aufmerksamem Ohre gehört. Zwei. mal war während dieser kurzen kaiserlichen Erscheinung, die man die hundert Tage nannte, Morrel, auf die Freilassung von Dantes dringend, zu ihm gekommen, und jedes Mal hatte ihn Villefort durch Versprechungen und Hoffnungen beschwichtigt. Endlich trat Waterloo ein. Morrel zeigte sich nicht mehr bei Villefort. Der Reeder hatte für seinen jungen Freund Alles getan, was Menschen zu tun möglich war. Neue Versuche unter dieser zweiten Restauration machen hieß sich vergeblich gefährden.

      Ludwig XVIII. bestieg wieder den Thron. Villefort,


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