Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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von Villefort,« antwortete Dantes, »sehen Sie ihn und verständigen Sie sich mit ihm.«

      »Herr von Villefort ist seit einem Jahr nicht mehr in Marseille, sondern in Toulouse.«

      »Ah! dann wundere ich mich nicht mehr,« murmelte Dantes; »mein einziger Beschützer ist entfernt.«

      »Hatte Herr von Villefort irgend einen Grund des Hasses gegen Sie?« fragte der Inspector.

      »Keinen, mein Herr, er benahm sich sogar sehr wohlwollend gegen mich.«

      »Ich kann mich also auf die Noten verlassen, die er über Sie gemacht hat oder mir geben wird.

      »Vollkommen, mein Herr.«

      »Es ist gut. Warten Sie.«

      Dantes fiel auf die Knie und murmelte ein Gebet, worin er Gott diesen Mann empfahl, der in sein Gefängnis herabgestiegen war, wie der Heiland um die Seelen aus der Hölle zu erretten.

      Die Thüre schloß sich wieder; aber die Hoffnung welche mit dem Inspector herabgekommen war, blieb ebenfalls im Kerker von Dantes eingeschlossen.

      »Wollen Sie das Gefangenen-Register sogleich sehen,« fragte der Gouverneur, »oder zuerst den Kerker des Abbé? besuchen?«

      »Endigen wir vollends mit den Kerkern,« antwortete der Inspector; »wenn ich an das Tageslicht zurückkehrte, hätte ich vielleicht nicht mehr den Mut, meine traurige Sendung zu vollenden.«

      »Oh! dieser ist kein Gefangener wie der Andere, und seine Narrheit ist minder betrübend, als die Vernunft seines Nachbars.«

      »Worin besteht seine Narrheit?«

      Er hält sich seltsamer Weise für den Besitzer eines ungeheuren Schatzes. Im ersten Jahre seiner Gefangenschaft ließ er der Regierung eine Million anbieten, wenn sie ihn in Freiheit setzen wollte, im zweiten Jahre zwei Millionen, im dritten Jahre drei, und so fort. Er ist jetzt im fünften Jahre seiner Gefangenschaft, wird Sie bitten, insgeheim mit Ihnen sprechen zu dürfen und Ihnen fünf Millionen anbieten.«

      »Oh, das ist sonderbar,« sprach der Inspector, »und wie heißt dieser Millionär?«

      »Abbé Faria.«

      »Nro. 27?« fragte der Inspector.

      »Es ist hier. Öffne Antoine.«

      Der Schließer öffnete, und der Inspector warf einen neugierigen Blick in den Kerker des närrischen Abbé.

      So nannte man allgemein den Gefangenen.

      Mitten im Zimmer in einem mit einem Stücke von der Mauer abgelösten Kalk auf der Erde gezogenen Kreise, lag ein beinahe nackter Mensch, so sehr waren seine Kleider in Lumpen zerfallen. Er zeichnete in den Kreis sehr eifrig eine geometrische Linie und schien eben so sehr mit der Lösung seines Problems beschäftigt, als es Archimed war, da er von einem Soldaten des Marcellus getötet wurde. Er rührte sich nicht bei dem Geräusche, welches das Öffnen des Kerkers veranlaßte, und schien erst zu erwachen, als das Licht der Fackeln mit einem ungewohnten Glanze den feuchten Boden übergoß, auf welchem er arbeitete. Dann wandte er sich um und sah mit Erstaunen die zahlreiche Gesellschaft, welche in seinen Kerker herabgestiegen war.

      Sogleich stand er lebhaft auf, nahm eine Decke welche am Fuße seines elenden Bettes lag, und wickelte sich darein, um in einem schicklicheren Zustande in den Augen der Fremden zu erscheinen.

      »Was wünschen Sie?« sprach der Inspector ohne, seine Formel zu verändern.

      »Ich mein Herr?« »versetzte der Abbé mit erstaunter Miene, »ich wünsche nichts.«

      »Sie verstehen mich nicht,« erwiderte der Inspector, »ich bin Agent der Regierung und habe den Auftrag, die Forderungen der Gefangenen anzuhören.«

      »Oh! dann ist es etwas Anders, mein Herr,« rief der Abbé, »und ich hoffe, wir werden uns verständigen.«

      »Sehen Sie,« sagte leise der Gouverneur, »fängt es nicht an, wie ich gesagt habe?«

      »Mein Herr, fuhr der Gefangene fort, ich bin der Abbé Faria, geboren zu Rom; ich war zwanzig Jahre Sekretär des Cardinal Rospigliosi; wurde, ohne zu wissen warum, am Anfange des Jahrs 1811 verhaftet. Seit dieser Zeit reclamire ich meine Freiheit von den italienischen und französischen Behörden.«

      »Warum von den italienischen Behörden?« fragte der Gouverneur.

      »Weil ich in Piombino verhaftet worden bin und annehme, daß Piombino, wie Mailand und Florenz, der Hauptort eines französischen Departement geworden ist.«

      Der Inspector und der Gouverneur schauten sich lachend an.

      »Teufel, mein Lieber,« sagte der Inspector, »Ihre Nachrichten aus Italien sind nicht ganz neu.«

      »Sie datieren von dem Tage meiner Verhaftung,« erwiderte der Abbé Faria, »und da Seine Majestät der Kaiser das Königreich Rom für den Sohn, den ihm der Himmel geschenkt, geschaffen hatte, so nehme ich an, daß er den Lauf seiner Eroberungen fortsetzend, den Traum von Macchiavell und Cesare Borgia verwirklicht hat, der darin bestand, daß aus ganz Italien ein einziges Königreich gemacht werden sollte.«

      »Mein Herr,« sagte der Inspector, »die Vorsehung hat glücklicher Weise einige Veränderungen an diesem Riesenplane bewerkstelligt, dessen warmer Parteigänger Sie zu sein scheinen.«

      »Es ist das einzige Mittel, um aus Italien einen starken, unabhängigen und glücklichen Staat zu machen,« erwiderte der Abbé.

      »Das ist möglich,« versetzte der Inspector,« aber ich bin nicht hierher gekommen, um mit Ihnen einen Cursus ultramontaner Politik durchzumachen, sondern um Sie zu fragen, ob Sie irgend etwas in Beziehung auf Ihre Kost und Wohnung wünschen?«

      »Die Kost ist die aller Gefängnisse,« antwortete der Abbé!« »das heißt, sie ist sehr schlecht. Was die Wohnung betrifft, so sehen Sie, daß sie feucht und ungesund aber nichtsdestoweniger ziemlich anständig für einen Kerker ist. Es handelt sich aber jetzt nicht um dieses, sondern um Mitteilungen von der höchsten Wichtigkeit, und dem höchsten Interesse, die ich der Regierung zu machen habe.

      »Jetzt kommen wir zu der Sache,« sprach leise der Gouverneur zu dem Inspector.

      »Deshalb bin ich so glücklich, Sie zu sehen, obgleich Sie mich in einer sehr wichtigen Berechnung gestört haben, in einer Berechnung, welche, wenn sie gelingt, vielleicht das System von Newton verändert. Können Sie mir die Gunst einer geheimen Unterredung bewilligen?«

      »Was sagte ich?« sprach der Gouverneur zu dem Inspector.

      »Sie kennen Ihr Personal,« antwortete der Letztere lächelnd.

      Dann sich gegen Farin umwendend:

      »Mein Herr, was Sie von mir verlangen, ist unmöglich.«

      »Wenn es sich jedoch darum handelte,« versetzte der Abbé, »Die Regierung eine ungeheure Summe gewinnen zu lassen, fünf Millionen zum Beispiel?«

      »Meiner Treue,« sprach der Inspector zu dem Gouverneur, »Sie haben Alles sogar bis auf die Summe vorhergesagt.«

      »Es ist nicht notwendig,« versetzte der Abbé, als er bemerkte, daß der Inspector eine Bewegung machte, um sich zu entfernen, »es ist nicht notwendig, daß wie allein sind. Der Herr Gouverneur kann unserer Unterredung beiwohnen.«

      »Mein lieber Herr,« sagte der Gouverneur, »leider wissen wir zum Voraus und auswendig, was Sie uns sagen wollen; es handelt sich um Ihre Schätze, nicht wahr«

      Faria schaute diesen spöttischen Mann mit Augen an, worin ein unbeteiligter Beobachter den Blitz der Vernunft und der Wahrheit hätte leuchten sehen.

      »Allerdings,« sagte er, »wovon soll ich sprechen, wenn nicht von diesen?«

      »Herr Inspector,« fuhr der Gouverneur fort, »ich kann Ihnen diese Geschichte ebenso gut erzählen, als der Herr Abbé selbst; denn seit vier oder fünf Jahren muß ich immer und ewig dasselbe hören.«

      »Das beweist, mein Herr,« sagte der Abbé, »daß Sie wie die Menschen sind, von denen die Schrift spricht, welche Augen haben und nicht sehen, welche Ohren haben und nicht hören.«

      »Mein


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