Memoiren einer Favorite. Александр Дюма

Memoiren einer Favorite - Александр Дюма


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er in Paris volle Freiheit genoß, führte Sir Harry in London.

      Bis jetzt hatte er, da er niemanden hatte, der die Honneurs seines Hauses gemacht hätte, keine Gesellschaften empfangen, sobald ich jedoch bei ihm war, versammelte er seine Freunde dreimal wöchentlich. Man legte an diesen Abenden Bank und verlor oder gewann ungeheure Summen. Ich lernte dadurch Geschmack am Spiele finden, eine verderbliche Gewohnheit, von der ich mich niemals wieder vollständig freimachen konnte.

      Der Frühling kam und mit ihm die Wettrennen. Das in Epsom war damals noch etwas Neues und folglich in großer Aufnahme. Ich brauchte Sir Harry nicht erst zu bitten, mich hinzuführen, denn jede Gelegenheit, Ausgaben zu machen, war ihm willkommen.

      Er kaufte einen Wagen und prachtvolle Pferde und an dem bestimmten Tage machten mir uns mitten in dem fürchterlichen Tumult, welcher sich bei dergleichen Gelegenheiten entwickelt, auf den Weg zum Wettrennen.

      Ich werde nicht versuchen das Schauspiel zu schildern, welches zweimalhunderttausend Menschen darbieten, die von allen Gattungen Wagen, Chaisen, Landaus, Kaleschen, Phaëtons usw. nach dem betreffenden Schauplatz befördert wurden. Wer es gesehen hat, bedarf einer solchen Schilderung nicht, denn hätte er es auch nur einmal gesehen, so wird doch dieser Anblick ewig in seiner Erinnerung bleiben, und denen die es nicht gesehen haben, würde doch eine selbst noch so ausführliche Beschreibung kein angemessenes Bild davon gewähren.

      Die Eleganz seiner Equipage, die Livree seiner Diener und sein Name verschafften Harry, sobald er sich nannte, einen Platz in den ersten reservierten Reihen.

      Wir kamen hier zufällig neben eine Equipage, die nicht weniger elegant war als die unsrige.

      Zwei Damen nahmen die Hintersitze dieses Wagens ein oder sie standen vielmehr, wie dies bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich ist, darauf und bedienten sich des niedergeschlagenen Verdecks zum Sitzen. Ich warf die Augen auf sie und zuckte zusammen.

      Es waren zwei Pensionärinnen aus Mistreß Colmans Institut, welche mich zweimal beleidigt hatten, einmal auf dem Pachthofe, wo sie Milch essen wollten, und das zweite mal auf der Wiese, wo ich Mr. Thomas Hawardens Kinder spazieren führte.

      Die Leser dieser Memoiren werden jedenfalls die Namen dieser beiden Personen längst vergessen haben, ich jedoch erinnerte mich derselben sofort. Die eine war Clarisse Dandy, die andere Clara Sutton.

      Ein sehr eleganter Gentleman, der ohne Zweifel der Gatte der einen oder der anderen dieser Damen war, stand auf dem Kutschbock.

      In demselben Augenblicke, wo ich sie erkannte, erkannten sie mich ebenfalls und nachdem sie eine Weile mich angesehen und miteinander geflüstert, stieg Clara Sutton auf den Vordersitz und sagte dem Herrn einige Worte ins Ohr. Der Herr drehte sich nach mir herum, sah mich aufmerksam an und befahl dann seinem Kutscher, diese Wagenreihe zu verlassen und anderswo Halt zu machen.

      Der Kutscher gehorchte sofort und der Wagen entfernte sich, so daß ein leerer Raum entstand.

      Sir Harry hatte von dem, was soeben geschehen, nichts gesehen, weil er aufmerksam nach den Rennpferden ausschaute.

      Als er sich nach mir herumdrehte, sah er, daß mir große Tränen über die Wangen herabrollten. Es war dies seit langer Zeit das erste mal, daß ich weinte. Ich hatte es beinahe verlernt. Dieser Schimpf lehrte mich es wieder.

      Sir Harry liebte mich wahrhaft und aufrichtig. Mit großer Beharrlichkeit fragte er, was die Ursache meines Kummers sei.

      Ich verhehlte ihm denselben so lange ich konnte, endlich aber gab ich seinen Bitten nach und zeigte ihm den leeren Raum.

      Er verstand nicht sogleich, was ich damit sagen wollte, und ich mußte ihm daher das Geschehene näher auseinandersetzen.

      Er wollte wissen, wer die Personen wären, welche mir diese Beleidigung angetan, und ich erzählte ihm, es seien zwei meiner früheren Mitschülerinnen, welche, da sie mich erkannt und ohne Zweifel gewußt, mit welchem Rechte ich mich in Sir Harrys Wagen befände, sich geschämt, in meiner Nachbarschaft zu bleiben.

      »Das ist nicht möglich!« rief Sir Harry erbleichend.

      »Ach,« entgegnete ich, »leider ist es nur allzu wahr.«

      »Das werden wir sogleich sehen,« sagte er.

      Mit diesen Worten setzte er sich auf den Kutschbock, nahm dem Kutscher die Zügel ab und fuhr unsern Wagen wieder dicht neben den, in welchem sich die beiden Damen befanden. Kaum aber hatten wir diesen Platz eingenommen, als auf Befehl des Gentleman, welcher diese Damen begleitete, ihr Wagen sich abermals in Bewegung setzte und wieder den Platz wechselte.

      Sir Harry ward leichenblaß. Er zog sein Notizenbuch aus der Tasche, riß ein Blatt heraus, schrieb auf dasselbe einige Worte mit Bleistift, rief einen seiner Diener und sagte:

      »An Mylord Camberwell.«

      Ich ahnte, daß diese mit Bleistift geschriebenen wenigen Worte nichts anderes als eine Herausforderung seien, und ich bat Sir Harry, das Blatt nicht abzusenden.

      »Liebe Emma,« sagte er zu mir, »haben Sie die Güte, sich nicht in diese Angelegenheit zu mischen. Nicht Sie hat man beleidigt, sondern mich.«

      Er sprach diese Worte in so festem Tone, daß ich einsah, es würde vergeblich sein, auf meinem Verlangen zu beharren.

      Fünf Minuten später brachte der Diener die Antwort.

      »Sehr schön,« sagte Harry, nachdem er gelesen.

      Dann steckte er das Blatt in die Westentasche.

      Ich bat ihn, das Wettrennen zu verlassen und mich nach London zurückzubringen.

      »Nach den ersten drei Rennen soll es geschehen, liebe Emma,« entgegnete er.

      »Ich habe mit Lord Greenville um zweitausend Guineen gewettet und will wissen, ob ich verloren oder gewonnen habe.«

      Ich ahnte, daß dies nicht der eigentliche Grund von Sir Harrys Weigerung sei. Als das erste Rennen beendet war, ging er allerdings nach der Rennbahn; dies tat er aber bloß, um zwei seiner Freunde, von welchen der eine Sir George war, beiseite zu nehmen. Er sprach eine Weile mit ihnen, dann kehrte er mit lächelndem, obschon immer noch ein wenig bleichem Gesicht zu mir zurück und sagte:

      »Nun, das erste Rennen habe ich gewonnen. Sie bringen mir Glück, liebe Emma.«

      Mit diesen Worten nahm er seinen Platz neben mir wieder ein.

      Beim zweiten Rennen verlor er, gewann aber beim dritten wieder, und dies war der Hauptgewinn.

      Zwischen dem zweiten und dritten Rennen hatten seine Freunde sich ihm genähert, um mit ihm zu sprechen. Er hatte rasch einige Worte mit ihnen gewechselt und damit war alles gesagt.

      Als das dritte Rennen vorüber war, befahl Sir Harry seinem Kutscher, uns nach London zurückzufahren.

      Bei der zu diesem Zwecke erforderlichen Bewegung kreuzte Sir Harrys Wagen sich mit dem des Lord Camberwell, und die beiden Herren begrüßten einander mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und mit lächelndem Munde.

      Bangen Herzens kehrte ich nach London zurück.

      Am Abend fanden sich Sir Harrys beide Sekundanten bei ihm ein. Die drei Herren begaben sich in ein Zimmer und hatten bei verschlossenen Türen eine Konferenz, welche beinahe eine Stunde dauerte.

      Als sie fort waren, wollte ich etwas Näheres wissen, Sir Harry aber weigerte sich, mir irgendwelche Aufklärung zu geben.

      Gegen neun Uhr abends schickte ihm Lord Greenville den Betrag der verlorenen Wette zweitausend Guineen, wie Sir Harry mir gesagt hatte.

      »Hier,« sagte er zu mir, »ich habe in Ihrem Namen gewettet und diese Summe gehört daher Ihnen.«

      Und er warf das Geld in das Schubfach meiner Toilette.

      Ich achtete kaum auf das, was Sir Harry zu mir sagte, so sehr waren meine Gedanken mit dem Vorfalle in Bezug auf Lord Camberwell beschäftigt.

      Ein Uhr morgens zog Sir Harry sich in sein Zimmer zurück, indem er mich in dem meinigen ließ. Ich sah ein, daß er der Einsamkeit und des Schlafes bedurfte, da er den nächstfolgenden Tag eine Ehrensache auszumachen hatte.

      Was mich betraf, so machte


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