Memoiren einer Favorite. Александр Дюма

Memoiren einer Favorite - Александр Дюма


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man erfahren, wo er wohnt?«

      »Nichts leichter als dies. Ich werde mich bei seinem Onkel erkundigen, der sein Hotel auf dem Haymarket hat.«

      Ich weiß selbst nicht, warum ich den Worten, welche der Admiral und Sir Georg gewechselt, mit der größten Aufmerksamkeit, ja sogar mit einem gewissen Herzklopfen zugehört hatte.

      Der Admiral drehte sich nach mir herum. »Und,« fragte er, »wenn man nun Featherson ausfindig macht, werden Sie sich dann dazu verstehen, mit ihm die beiden Szenen zu spielen?«

      »Jawohl, sehr gern,« antwortete ich. »Aber,« setzte ich lächelnd hinzu, »warum wollen Sie dieselben nicht selbst lernen?«

      »Ach,« antwortete Sir John mit einem Seufzer, »ich könnte mich fast versucht fühlen, es zu tun. Harry wird sich jedoch dieser Aufgabe jedenfalls besser entledigen als ich.«

      »Harry!« rief ich. »Wer ist dieser Harry?«

      »Harry, meine liebe Emma, ist Feathersons Taufname.«

      »Ich bitte um Entschuldigung,« sagte ich.

      »Haben Sie vielleicht einen Harry gekannt?« fragte mich Sir John mit einer gewissen Neugier.

      »Allerdings habe ich diesen Namen einmal nennen gehört,« antwortete ich; »es war nicht der eines vornehmen Lord, sondern der eines armen Künstlers, und mein Harry,« setzte ich lachend hinzu, »hatte sicherlich mit Sir Harry Featherson nichts gemeinsam.«

      Man kam überein, daß Sir Georg Sir Harry ausfindig machen und daß man, wenn man ihn fände, die Aufführung der beiden Szenen aus »Romeo und Julia« mit ihm arrangieren sollte.

      Drittes Capitel

      George hatte sich nicht getäuscht. Lord Featherson war nach einer Reise von fünf oder sechs Monaten auf dem Kontinent nach London zurückgekehrt.

      Sir George hatte seine Adresse durch seinen Onkel erfahren. Er wohnte in einem prachtvollen Hause in Brook Street an der Ecke von Grosvenor Square.

      Zu Hause getroffen hatte er ihn jedoch nicht, aber ohne zu sagen, wovon die Rede war, ihn für den nächstfolgenden Abend zu Sir John oder vielmehr zu mir bestellt.

      Ich nahm an allem, was diesen Unbekannten betraf, ein eigentümliches Interesse, welches ich mir selbst nicht erklären konnte.

      Mit Ungeduld erwartete ich den Abend des nächstfolgenden Tages. Ich verwandte auf meine Toilette mehr Sorgfalt als gewöhnlich und wäre, ich weiß selbst nicht warum, außer mir gewesen, wenn ich Sir Harry nicht einnehmend erschienen wäre.

      Zwischen neun und zehn Uhr fanden sich unsere ersten Gäste ein. Jedesmal, wenn die Tür sich öffnete, drehte ich mich rasch herum, es war aber schon halb elf, als der Diener endlich Sir Harry Featherson meldete.

      Meine Unruhe war Sir John nicht entgangen. Ebenso wie meine Blicke wendeten auch die seinigen jedesmal, wenn die Tür sich öffnete, sich nach derselben, und als man Sir Harry Featherson meldete, fühlte ich, wie Sir John mich scharf ins Auge faßte.

      Sir Harry trat ein. Es war ein allerliebster junger Mann von drei- bis vierundzwanzig Jahren mit blauen Augen, prachtvollen Zähnen und zartem, frauenhaftem Teint. Er hatte während der sechs Monate, die er in Frankreich verlebt, sich einen hohen Grad französischer Ungezwungenheit angeeignet und schien auf der Überfahrt über den Kanal jene britische Steifheit abgestreift zu haben, welcher sich zu entledigen meinen Landsleuten so schwer wird.

      Die erste Person, die er mit den Augen suchte, war Sir John. Er ging sofort auf ihn zu, unterwegs aber richteten sich seine Augen mit einem Ausdruck seltsamen Erstaunens auf mich, während seine Füße am Boden zu wurzeln schienen.

      Ich errötete, ohne zu wissen warum.

      Sir John sah Harrys Erstaunen und mein Erröten.

      Sein Blick schweifte von ihm zu mir und von mir zu ihm.

      Dieses Gefühl war aber für mich allein bemerkbar.

      Nachdem er seinem Freund, den er lange nicht gesehen, die Hand gedrückt, führte er mir ihn zu, um mir ihn vorzustellen.

      Sir Harry machte mir mit bewegter Stimme einige Komplimente und ich antwortete darauf, doch ich weiß nicht was für unzusammenhängende Worte. Seine Stimme machte einen gewaltigen Eindruck auf mich, denn sie besaß eine unglaubliche Ähnlichkeit mit der des unbekannten jungen Künstlers, welcher in Miß Arabellas Garten mit mir die Rolle des Romeo gespielt hatte.

      Nachdem Sir Harry mich begrüßt, ging er, um seinen andern Freunden die Hand zu drücken. Der Admiral blieb allein bei mir.

      »Sie kennen wohl Sir Harry?« fragte er mich im Tone sanften Vorwurfs, indem er mir die Hand drückte.

      »Ich schwöre Ihnen,« antwortete ich, »daß ich ihn heute zum erstenmal sehe.«

      »Sie wissen, Emma, daß ich alles glaube, was Sie mir sagen.«

      »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«

      Er betrachtete mich mit zärtlichem Blick.

      »Mit solchen Augen und mit einem solchen Munde lügt man nicht,« murmelte er, wieder mit sich selbst sprechend.

      »Besonders,« setzte ich hinzu, »wenn man kein Interesse am Lügen hat.«

      Ich war selbst fest überzeugt, daß ich die Wahrheit spräche und alles war in mir wahr, Ton sowohl als Blick.

      Sir John ward dadurch vollständig beruhigt.

      Sir George brachte nun das Gespräch auf den Gegenstand, wegen dessen man sich versammelte, und fragte Sir Harry, ob er immer noch so große Vorliebe für das Theater habe und ob er seinen Shakespeare immer noch auswendig wisse.

      Sir Harry lächelte wie bei einer Erinnerung.

      »Ich habe,« sagte er, »seit sechs Monaten viel vergessen, oder ich bin vielmehr bemüht gewesen, viel zu vergessen. Dennoch gibt es gewisse Dinge, die ich nicht vergessen kann.«

      »Wissen Sie noch die beiden Liebesszenen zwischen Romeo und Julia?« fragte Sir John Payne.

      Sir Harry lächelte wehmütig.

      »Diese beiden Szenen,« sagte er, »gehören eben zur Zahl derjenigen, welche ich vergessen möchte, aber nicht vergessen kann.«

      Ich sah ihn an, wie um ihn zu befragen, seine Physiognomie sagte aber durchaus nichts mehr, als was sein Mund gesagt hatte.

      »Nun dann, Emma,« sagte Sir John, »setzen Sie meinen Freund Harry Featherson von unserem Wunsche in Kenntnis. Ganz gewiß wird er den Bitten einer schönen jungen Dame eher Gehör schenken als den unsrigen.«

      »Um was handelt es sich?« fragte Sir Harry.

      »Um eine Bemühung, der Sie sich hoffentlich unterziehen meiden, um dem Wunsche des Admirals und seiner ehrenwerten Freunde zu genügen,« antwortete ich. »Ich bin eine leidenschaftliche Verehrerin, ich will nicht sagen des Theaters, denn die Bühne werde ich wahrscheinlich niemals betreten, wohl aber der Deklamation. Neulich spielte ich einmal abends vor diesen Herren die Szene Ophelias aus dem vierten Alte von »Hamlet«, und ich machte mich verbindlich, die beiden Liebesszenen zwischen Romeo und Julia zu spielen, wenn jemand die Rolle des Romeo übernehmen wollte. Keiner dieser Herren wußte diese Rolle auswendig und man nannte Ihren Namen als den eines vollendeten Künstlers. Man beklagte Ihre Abwesenheit, versicherte aber dann, Sie seien wieder da. Sir George übernahm es endlich, Ihnen eine Einladung zum Tee bei uns zu überbringen, und alle nahmen sich für den Fall, daß Sie in die Ihnen gelegte Schlinge gingen, vor, Sie nicht eher wieder fortzulassen, als bis Sie sich verbindlich gemacht, wenigstens auf einen Abend mein Romeo zu, sein. Sie haben jetzt gehört, was Sir John Payne gesagt hat, und welche Hoffnung er auf die von mir Ihnen vorgetragene Bitte baut. Ich hoffe, daß Ihre Galanterie Sie bewegen wird, ihn nicht in seiner Erwartung zu täuschen.«

      Sei es nun, daß meine Worte gut gewählt schienen, oder daß meine Stimme einen Ausdruck von sanfter Überredung angenommen, kurz, die sämtlichen Herren zollten mir lauten Beifall, als ob ich eine förmliche Tirade losgelassen hätte.

      Nach einem solchen Erfolg bei dem Publikum wäre es sehr


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