Ritter von Harmental. Александр Дюма

Ritter von Harmental - Александр Дюма


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heraus; genieren Sie sich nicht.«

      »Das ist sehr schön, mein lieber Capitain;« entgegnete Harmental, »ich habe Ihnen allerdings Dinge mitzutheilen, die höchst wichtig sind und Ihrer ganzen Verschwiegenheit bedürfen.«

      »Sie können fest auf mich zählen, Chevalier. Während ich dem jungen Ravanne eine Lektion gab, beobachtete ich von der Seite Ihr Degenspiel – und ich interessiere mich für die tapferen Kämpfer. Dann haben Sie mir einen kleinen unbedeutenden Dienst, der gar nicht einmal zu nennen ist, durch das Geschenk eines vortrefflichen Pferdes vergolten, das unter Brüdern 100. Louisd’ors werth war; und ich liebe die großmüthigen Leute. Da Sie also zwiefach mein Mann sind, warum wäre ich nicht einmal der Ihre?«

      »Ich sehe, Capitain, daß wir uns leicht mit einander verständigen werden, sprach der Chevalier.

      »Sprechen Sie, ich bin ganz Ohr,« entgegnete der Capitain, indem er eine höchst ernste Miene annahm.

      »Sie werden mich besser sitzend anhören, mein lieber Gast, nehmen wir daher Platz und frühstücken wir.«

      »Sie sprechen goldene Worte, wie der heilige Johannes,« versetzte der Capitain, indem er Hut und Degen auf das Clavier legte und sich dem Chevalier gegenüber setzte, »es ist ganz unmöglich, je andrer Meinung zu seyn, als Sie. So, da sitze ich, jetzt kommandieren Sie, und ich werde einhauen!«

      Prüfen Sie diesen Wein, während ich diese Pastete attaquire

      »Ganz recht!« lachte der Capitain, »theilen wir unsere Macht und greifen wir den Feind von verschiedenen Seiten an; später vereinigen wir uns wieder um seine Ueberreste zu vertilgen.«

      und schnell die Praxis der Theorie folgen lassend, erfaßte der Capitain eine der Weinflaschen, ließ den Pfropfen derselben springen, schenkte sich ein Glas bis zum Rande voll und goß den Inhalt mit einer Geschwindigkeit hinunter, welche glauben machen konnte, die Natur habe ihn mit einem ganz besonderen Verschlingungstalente begabt. Um ihm indes Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, müssen wir berichten, daß der Wein, den er so ohne weitere Verfehlungen hatte, kaum hinunter war, als er auch schon bemerkte, daß dessen ganz ausgezeichnete Qualität eine ganz besondere Beachtung und Behandlung verdiene.

      »Alle Teufel!« rief er, indem er mit der Zunge schnalzte und das Glas langsam wieder auf den Tisch stellte, »was habe ich da gemacht? Ich Unglücklicher! Da gieße ich den köstlichen Nectar hinunter, als ob es Krätzer wäre. Und das zu Anfang des Mahls! Ha,« fuhr er fort, indem er ein Glas aus derselben Flasche aufs Neue füllte, und mit dem Kopfe schüttelte, »Roquefinette, wein guter Freund, Du fängst an alt zu werden. Vor zehn Jahren hättest Du bei dem ersten Tropfen, der deine Zunge berührte, gewußt, mit wem Du es zu thun hattest während Du jetzt mehrere Versuche anstellen mußt, um den Werth der Dinge kennen zu lernen. Ihre Gesundheit, Chevalier!

      Und dieses mal schlürfte der Capitain seinen Wein langsam hinunter, und setzte das Glas, bis er es geleert hatte, dreimal von den Lippen, wobei er beifällig, mit den Augen blinzelte. Als er getrunken hatte, rief er mit einer wahren Kennermiene: »Das ist Eremitage vom Jahre 1702. Wenn Ihr Lieferant von diesem Weine Vorrath hat, und Credit gibt, so geben Sie mir seine Adresse, er soll an mir einen guten Kunden haben.«

      »Capitain, entgegnete der Chevalier indem er eine gewaltige Scheibe der kalten Pastete auf den Teller seines Gastes gleiten ließ, »mein Lieferant gibt nicht nur Credit, sondern er giebt meinen Freunden sogar den Wein umsonst.«

      »O, der unvergleichliche Mann!« rief der Capitain in einem wahrhaft gerührten Tone, und nach einer kurzen Pause, während welcher ein ruhiger Beobachter sich überzeugt haben würde, daß er die Pastete eben so sorgsam prüfe, als vorhin den Wein, stemmte er beide Ellbogen auf den Tisch und sprach zwischen Gabel und Messer durch, zu einem Wirth gewandt: »Wir haben also eine Verschwörung vor, mein lieber Chevalier, und wir möchten, wie es scheint, daß der gute Capitain Roquefinette uns dabei hilfreiche Hand leiste.«

      »Und wer, in aller Welt, hat Ihnen das gesagt?« fragte der Chevalier, indem er unwillkürlich zusammenschauderte.

      »Wer mir das gesagt hat? Zum Teufel, das war kein schweres Räthsel. Ein Mann, der Pferde zu hundert Louisd’ors verschenkt, der Wein trinkt, zu einer Pistole die Flasche, und der in einer Dachstube der Straße du Temps perdu wohnt, was, zum Henker, kann der anders vorhaben als eine Verschwörung?«

      »Wohlan, Capitain,« nahm Harmental das Wort, »ich will nicht länger hinter dem Berge halten, – Sie haben vielleicht grade das Rechte getroffen. Erschreckt Sie eine Verschwörung?« Er füllte das Glas seines Gastes aufs Neue.

      »Ich, ich mich erschrecken? Was in der großen weiten Welt gäbe es wohl, wovor sich der Capitain Roquefinette erschrecken könnte?

      »Ich bin von Ihrem Muthe überzeugt, Capitain. Gleich nach unserm ersten Zusammentreffen, nachdem wir nur einige Worte mit einander gewechselt hatten, beschloß ich auf der Stelle, Sie zu meinem Unterbefehlshaber zu wählen.«

      »Das heißt mit andern Worten: Daß wenn Sie zwanzig Fuß hoch gehängt werden, soll ich nur zehn Fuß hoch baumeln.«

      »Ey zum Henker, Capitain,« rief Harmental, indem er aufs Neue einschenkte, »wenn man, wie Sie jetzt, alle Dinge im schwarzen Lichte sähe, würde man nie etwas unternehmen.«

      »Meinen Sie, weil ich von dem Galgen sprach? wandte der Mann mit dem rothen Achselbande ein, »was ist denn der Galgen in den Augen eines Philosophen? Was ist er anders, als einer von den Millionen Wegen, aus dieser Welt zu gehen, und es ist, meiner Treu, grade keiner der unangenehmsten. Man sieht, Sie haben die Sache noch nicht im rechten Lichte betrachtet, sonst würden Sie nicht so davor zurückschaudern. Uebrigens würde man uns nur den Kopf abschlagen, wie dem Herrn von Rohan. Haben Sie es mit angesehen, wie man dem Herrn von Rohan den Kopf abschlug?« Hier faßte der Capitain den Chevalier von Harmental scharf ins Auge. »Es war ein schöner, junger Mann, wie Sie, auch so ungefähr von Ihrem Alter! Er hatte eine Verschwörung vor, wie Sie eine vorhaben. Aber die Sache mißlang. Was thut’s, man kann sich irren. Man erbauete für ihn ein schönes, erhabenes Schafott; man gestattete ihm das Gesicht nach dem Fenster zu drehen, wo eine Geliebte stand, man schnitt ihm mit der Scheere den Kragen seines Hemdes ab. Der Scharfrichter aber, hören Sie, war ein Tölpel, er war nur an das Hängen, nicht an das Enthaupten gewöhnt, so daß er dreimal zuschlagen mußte, bevor der Kopf fiel, und doch kam er nur zum Zweck mit Hilfe eines Messers, das er aus der Tasche zog und mit dem er so lange hin und her feilte, bis er endlich den Kopf vom Halse geschnitten hatte. – – Ihre Hand, Chevalier, ich sehe jetzt, daß Sie Muth besitzen, fuhr der Capitain nach einer Pause fort, während welcher er den Chevalier forschend betrachtet hatte, der bei der schaudervollen Schilderung keine Miene verzog. »Schlagen Sie ein, ich bin Ihr Mann! Nun aber heraus mit der Sprache, gegen wen wird die Verschwörung gerichtet. Gegen den Herzog von Maine, oder gegen den Herzog von Orleans? Gilt es dem Hinkenden das andere Bein ab, oder dem Einäugigen das andere Auge auszuschlagen? Ich bin zu allem bereit!

      »Nichts von dem Allen, Capitain, mit Gottes Hilfe soll kein Blut vergossen werden.«

      »Wovon ist denn aber die Rede?«

      »Hörten Sie nie von der Entführung des Secretairs des Herzogs von Mantua erzählen?«

      »Des Secretairs Matthioli?«

      »Desselben.

      »Alle Teufel, die Geschichte kenne ich besser als irgend ein Anderer. Ich sah ihn, wie man ihn nach Pignerol brachte die Herren von Saint Mar und Villebois führten den Streich aus: sie empfing jeder dreitausend Livres für sich und ihre Leute.«

      »Das war schlecht bezahlt!« entgegnete verächtlich Harmental.

      »Finden Sie das, Chevalier? Dreitausend Livres sind dennoch viel Geld.«

      »Würden Sie denn die Sache für Dreitausend Livres übernommen haben, Capitain?«

      »Ich hätte sie für diese Summe über mich genommen,« antwortete Roquefinette.

      »Wenn es nun aber statt der Entführung Secretairs, der des Herzogs gegolten hätte?«

      »Dann hätte man freilich mehr zahlen müssen.«

      »Aber die Sache, Sie hätten sie doch gewagt.«

      »Warum


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