Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ich erst bei der Polizei war«, meinte Falk besorgt.

      »Wir wollen doch hoffen, daß die Beamten auf Zack sind und ihn gleich dingfest machen können.«

      Ludwig war erstaunt über seinen Sohn. So zurückhaltend kannte er ihn gar nicht.

      »Es gibt wahrscheinlich keinen Grund, Welser sofort festzunehmen. Und da sind auch noch seine Freunde. Vielleicht war er es ja nicht selbst, der Hand an mein Auto angelegt hat«, sinnierte Falk. »Ich frage mich nur, warum er es um jeden Preis vermeiden will, daß ich zur Polizei gehe. Womöglich hat er noch mehr Dreck am Stecken, als wir ahnen. Zuzutrauen wäre ihm alles.«

      »Scheinbar hattest du heute nacht wirklich viel Zeit, nachzudenken«, bemerkte Ella anzüglich.

      Doch ihr nett gemeinter Kommentar fand kein Gehör.

      »Trotzdem mußt du es riskieren und zur Polizei gehen. Es ist wichtig, nicht erpreßbar zu sein und sich zu wehren. Wo kommen wir denn da hin, wenn wir uns alles gefallen lassen!« ereiferte sich Ludwig. Er hatte einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und konnte das Verhalten seines Sohnes nicht nachvollziehen.

      »Du kennst ihn nicht«, erklärte Falk jedoch nur und beendete ohne ein weiteres Wort sein Frühstück. Trotz aller Bedenken mußte er seinem Vater recht geben. Sein Entschluß stand fest, als er sich endlich erhob.

      »Soll ich nicht mitkommen?« rief Leslie ihm angstvoll hinterher.

      »Diesen Weg muß ich allein gehen«, gab er abweisend zur Antwort, bevor die Tür ins Schloß fiel. Das war eine Ausrede, denn tatsächlich hatte er Angst, beobachtet zu werden und Leslie dadurch unnötig in Gefahr zu bringen.

      *

      Es dauerte lange, bis Isabel an diesem Tag wieder richtig wach wurde. Daniel hatte die gute Nachricht an Falk und ihre beste Freundin Gaby weitergegeben, und Falk ließ ihr ausrichten, daß er am Abend vorbeikommen würde. Gaby jedoch war vor Freude ganz aus dem Häuschen und ließ es sich nicht nehmen, die Freundin sofort zu besuchen. Gegen Mittag betrat sie erwartungsvoll das Krankenzimmer, doch da war Isa noch gar nicht ansprechbar. Sie öffnete zwar die Augen und begrüßte sie mit einem Lächeln, war jedoch nicht fähig, auch nur ein Wort zu sprechen. Kurz darauf schlief sie wieder tief und fest, und Gaby verließ die Klinik dennoch beruhigt.

      Am frühen Nachmittag versuchte Jenny Behnisch ihr Glück, und da ging es Isabel schon merklich besser. Sie war zwar blaß, hatte die Augen aber geöffnet und blickte mit großem Interesse auf die Ärztin.

      »Was ist mit mir?« flüsterte sie mühsam, denn das Sprechen fiel ihr noch schwer.

      »So wie es aussieht, ist alles in Ordnung!« konnte Jenny die gute Nachricht überbringen.

      Ein Strahlen erhellte Isabels Gesicht, und dann strömten die Tränen der Erleichterung über die Wangen. Lange konnte sie sich nicht beruhigen, und Frau Dr. Behnisch reichte ihr geduldig ein Papiertuch nach dem anderen, mit denen sie sich das Gesicht trocknete.

      »Vielen Dank für alles«, stieß sie krächzend hervor, als die Tränen endlich versiegt waren. »Sie müssen denken, daß ich verrückt bin! Bekomme ich eine gute Nachricht und heule mir die Augen aus.«

      »Ich kann das gut verstehen«, erklärte Jenny nachsichtig. »Irgendwohin muß der Druck ja entweichen, der sich über lange Zeit aufgebaut hat. Dr. Norden hat erzählt, daß Sie sich schon länger nicht gut gefühlt haben.«

      Isabel nickte bestätigend und deutete auf ihren Hals, um Frau Dr. Behnisch klarzumachen, daß das Sprechen mühsam war.

      »Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Stimme. Die wird mit jedem Tag besser werden.« Die Ärztin konnte sie auch dahingehend beruhigen, bevor sie sich verabschiedete.

      Erleichtert lehnte sich Isabel in die Kissen zurück. Es war ein herrliches Gefühl, von dieser Last befreit zu sein, und zuversichtlich blickte sie jetzt in die Zukunft. Was auch immer ihren schlechten Allgemeinzustand verursacht hatte, es war keine bösartige Krankheit. Die Ärzte würden alles tun, um sie wieder gesund zu machen. Sie verspürte ein unendliches Vertrauen in die Ärzte und Schwestern dieser Klinik, die sich so rührend um sie gekümmert hatten. Schließlich wanderten ihre Gedanken zu dem jungen Anästhesisten, der sie mit seinem Blick so verzaubert hatte, daß sie um ein Haar nicht eingeschlafen wäre. Isabel versuchte mühsam, sich an das Gespräch zu erinnern, das sie mit ihm geführt hatte. Stück für Stück gelang es ihr, sich die Worte ins Gedächtnis zurückzuholen. Hatte er ihr nicht einen Besuch versprochen? Die Augen fielen ihr schon wieder zu, und sie verlor sich in ihren Gedanken an Chris.

      Isa wußte nicht, wie lange sie so gelegen hatte, doch auf einmal vermeinte sie, eine zarte Berührung zu spüren. Träumte sie, oder war da eine Hand, die ihr über die Wange streichelte? Jetzt glitt sie sanft an ihrem Hals herab, und Isabel streckte sich wohlig. Mit geschlossenen Augen verfolgte sie die zarte Berührung und fühlte das Streicheln auf ihrer Schulter. Doch als sich die Hand jetzt ihrer Brust näherte, schlug sie erschrocken die Augen auf. Würde Christoph so etwas wagen?

      Isabels Kehle entwand sich ein heiserer Schrei, als sie blitzartig erkannte, wer sie da gestreichelt hatte. Angstvoll drückte sie sich in die äußerste Ecke des Bettes, doch es gab kein Entrinnen. Kein anderer als Achim Welser hatte sich unbemerkt ins Zimmer geschlichen und saß nun mit seinem kalten Lächeln vor ihr, während er seine Hand an ihr herabgleiten ließ.

      *

      Der Polizeibeamte Hubert Gröschel nahm Falk von Langens Aussage sehr ernst, doch erst nachdem er Welsers Namen in den Computer eingegeben hatte und ein langes Vorstrafenregister erschien, läuteten bei ihm die Alarmglocken. Äußerlich blieb er jedoch völlig ruhig.

      »Offenbar haben wir da einen dicken Fisch an der Angel«, erklärte er stirnrunzelnd und blickte auf den Bildschirm.

      Falk horchte auf. »Wie meinen Sie das?«

      »Herr Welser wird bereits seit einiger Zeit wegen mehrerer Eigentumsdelikte mit Haftbefehl gesucht.«

      »Das ist ja ein Ding!« entfuhr es Falk. »Er wollte ja unbedingt verhindern, daß ich zur Polizei gehe. Ich vermutete bereits, daß da mehr dahinterstecken muß.«

      »Allerdings«, fuhr der Beamte fort. »Wenn wir ihn erwischen, drohen ihm mehrere Jahre Haft. Sein Strafregister ist lang, Diebstahl, Betrug, versuchte Vergewaltigung... Ist Ihnen nicht gut?« unterbrach er sich, als er bemerkte, wie blaß Falk mit einem Mal geworden war.

      »Alles in Ordnung«, beeilte sich dieser zu versichern. »Ich dachte nur gerade daran, was alles hätte passieren können, wenn ich Isabel neulich nachts nicht gefolgt wäre.« Er berichtete dem Beamten auch von diesem Vorfall, und dieser hörte aufmerksam zu und machte sich Notizen.

      »Sehr gut. Meine Kollegen und ich sollten uns jetzt aber auf den Weg machen, bevor Welser Verdacht schöpft. Sie bleiben fürs erste hier, um sicherzugehen, daß Ihnen niemand gefolgt ist. Welser ist durchtrieben, da ist Vorsicht geboten.« Mit diesen Worten ließ er Falk allein in seinem Büro, und eine Sekretärin brachte ihm die Tageszeitung und eine Tasse Kaffee, um ihm die Wartezeit zu verkürzen. Doch Falk war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu lesen. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab und malte sich aus, was wohl gerade in Welsers Wohnung vor sich gehen mochte.

      Zitternd wie Espenlaub saß Isabel in ihrem Bett und sah Achim Welser mit schreckgeweiteten Augen an.

      »Was wollen Sie von mir?« flüsterte sie, und ihre Stimme drohte zu versagen.

      »Neulich nachts war ich so nah an dir dran...«, erklärte er mit zynischem Lächeln. »Ich lasse mir ungern ins Handwerk pfuschen. Aber das wird dein Freund bald zu spüren bekommen. Wenn ich erst einmal mit dir fertig bin...« Während er sie von oben bis unten musterte, verengten sich seine Augen zu engen Schlitzen.

      »Was habe ich Ihnen denn getan? Ich kenne Sie doch gar nicht«, sagte Isabel verzweifelt, und ihre Stimme war nicht mehr als ein klägliches Krächzen.

      »Du gefällst mir, so einfach ist das. Ich beobachte dich schon seit Monaten. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo du mir gehören wirst. Obwohl du schon einmal begehrenswerter warst!« Welser


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