THE BLACK - Der Tod aus der Tiefe. Paul E. Cooley

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einem bösen Blick ab. »Und trotzdem braucht ihr noch eine Mutter, die aufpasst, dass ihr euch benehmt.«

      Catfish kicherte. »Das ist auch wieder wahr.« Er klappte den Computer zu. »Ehe wir hinaufgehen: Ist Thomas sehr schlecht gelaunt?«

      Sie zuckte mit den Achseln. JP setzte gerade den oberen Teil der Verkleidung zurück auf die Sonde. »Das ganze Gezeter und Gemecker von Vraebel hat ihn nicht gerade zu Luftsprüngen animiert.«

      »Großartig«, stöhnte Catfish. »Der Mann ist wirklich ein beschissener Spielverderber.«

      »Diese Ausdrucksweise.« Shawna hielt einen mahnenden Zeigefinger hoch. Dass Catfish rot wurde, erkannte man trotz seines zotteligen Bartes. »Ja, er ist sehr anstrengend, aber wir müssen mit ihm zusammenarbeiten.«

      JP setzte Drehschrauben in die vorgesehenen Löcher. »Das wissen wir«, meinte er, während er den Bohrer ansetzte. »Einfach zu dumm, dass er so ein übergenauer Penner ist.«

      Als er den Bohrer per Fingerdruck einschaltete, wurde es laut auf der Ebene. Der Einsatz rotierte und versenkte die Schraube in kürzester Zeit. Als er an die Grenzen seines Drehmoments gelangte, rutschte die Spitze ab und klickte. JP schaltete ihn aus, und ging zur nächsten Schraube über.

      »Schon klar«, entgegnete Shawna, »doch wir müssen noch mindestens sechs Wochen mit diesen Typen hier hausen. Ihr zwei tut vielleicht gut daran, eure Scharte auszuwetzen, bevor wir uns gegenseitig an die Gurgel springen.«

      Catfish verdrehte die Augen. »Ja, Mama

      Sie nickte. »Wird echt Zeit, dass wir die Kiste zumachen, damit wir endlich essen können. Ich habe schon ein richtiges Loch im Bauch.«

      Kapitel 2

      Als Calhoun wieder wach wurde, war der Himmel blaurot. Er lächelte, während er aus dem Rundfenster seiner Gästekoje schaute. Am Horizont erstreckten sich dicke Wolken, doch die aufgehende Sonne tränkte sie in dunkle Pastelltöne. Nach solchen Morgen verzehrte er sich förmlich.

      Auf der Förderinsel stank es nach Dieselkraftstoff, Schmiermittel und Metall – oder anders gesagt: genauso wie auf jeder dieser Anlagen überall auf der Welt. Der Wind fügte dem Geruchscocktail noch den Duft von Salzwasser hinzu. Als die violetten Abstufungen langsam zu Orange ausbleichten, zog sich Calhoun an und kehrte auf das obere Deck zurück, allerdings nicht ohne sich vorher eine Tasse Kaffee besorgt zu haben.

      Aus der Höhe blickte er auf den Ozean und in die Ferne. Inmitten der rumorenden, brummenden Maschinen der Plattform hörte er die Besatzung am Führungsschacht der Schraube arbeiten. In etwa einer Stunde würde man damit beginnen, ihn zum Bohrlochkopf hinunterzulassen.

      Schon bevor JP und Standlee vor knapp einer Woche auf die Insel gekommen waren, hatten Vraebel und seine Männer mit dem Prozedere angefangen, die Stelle vorzubereiten. Die Leinen, ein Notfallverschluss und andere Gerätschaften waren bereits versenkt; alles lag nun tiefer als dreißigtausend Fuß unter der Oberfläche. Abgesehen von M2 besaß der Graben keinen richtigen Namen, doch aus frühen seismischen und magnetischen Untersuchungen ging hervor, dass sie in der Lage sein sollten, an jeder Stelle im Bett zu bohren und auf Öl zu stoßen.

      Catfish hatte seine Drohnen tauchen lassen, um den Boden zu filmen und sich zu vergewissern, dass ihr Rüstzeug dort platziert war, wo es hingehörte. Laut Simpson, dem stellvertretenden Projektleiter von PPE, handelte es sich bei Vraebels Crew um die Beste der Branche. Sie hatte es ohne jegliche Hilfe durch elektronische Überwachungsgeräte geschafft, die Sachen genau richtig zu positionieren. Catfish gestand es zwar nur ungern, aber er war wirklich beeindruckt. Der Aufseher mochte einen Stock im Arsch haben, verstand aber offensichtlich eine Menge von seinem Metier.

      Die Mannschaft hatte über vier Stunden gebraucht, um das Versorgungsschiff zu entladen. Die Kräne arbeiteten zügig und leistungsstark. PPE hatte eine Stange Geld dafür bezahlt, um zu gewährleisten, dass jeder Aspekt des Unterfangens vom bestmöglichen Personal betreut wurde. Allein schon die ganzen Betriebsmittel auf die Plattform zu schaffen, hätte normalerweise mindestens sieben Stunden gedauert, doch Vraebels Mannschaft hatte es relativ kurzfristig bewerkstelligt.

      Hinterher hatten sie insgesamt sechs Stunden lang Pause machen dürfen, ehe sie zum Frühstück und schließlich wieder zur Arbeit angetreten waren. JP, Catfish und Shawna hatten sich ebenfalls hingelegt, sobald die Crew fertig gewesen war. Calhoun hingegen war noch zwei Stunden länger aufgeblieben, um alle Berichte und Aufnahmen der AUVs und des ROVs durchzugehen.

      Vier Stunden Schlaf? Völlig ausreichend für den ersten Tag, fand er. Falls er Glück hatte, würde er sich sehr lange ausruhen können, wenn die Bohrung erst einmal in die Wege geleitet und im Gange war, zumindest nach den ersten paar Stunden.

      Wenn das Team die Testbohrung lancierte, wollte Thomas wach sein und über jede Kleinigkeit in Kenntnis gesetzt werden. Falls etwas schiefging, musste er es schließlich so früh wie möglich erfahren. Der Unterschied, den perfekten Punkt zu erwischen oder einen gefährlichen Gaseinschluss aufzubohren war schwindend gering. Geologen und Schichtenanalysten behielten die Auslesebögen ununterbrochen im Auge, damit ja nichts passierte, auch wenn von zeitnaher Kontrolle nur schwer die Rede sein konnte.

      Einige Bauunternehmen hatten Millionen und Abermillionen Dollar investiert, um Werkzeuge, Sensoren und Software für den Echtzeiteinsatz zu entwickeln, um die Entscheidungsfindung zu vereinfachen, doch diese waren auch nicht idiotensicher. Shawna hatte gelernt, stärker auf ihre Instinkte zu vertrauen als auf irgendein Computerprogramm oder technischen Apparat, und Thomas verließ sich auf sie. Im Rahmen ihrer gemeinsamen Arbeit hatten die beiden beim Bohren noch nie einen Patzer gemacht, jedenfalls keinen folgenschweren.

      Schrauben konnten brechen, Maschinen Fehlfunktionen erleiden und Teile verschleißen. So sah es in der Realität aus. Geschah dies, besserte man sie aus und fuhr fort. Solange die Anlage und der Plan stimmten, konnte man sich jedem Problem stellen und es überwinden – außer natürlich, wenn es vor Ort kein Öl gab.

      Aus den seismischen und magnetischen Abtastungen ging allerdings deutlich hervor, dass hier welches vorhanden war.

      Die beiden einzigen Fragen lauteten: Wie viel Wasser befand sich noch unter dem Gestein, und wie hochwertig war das Rohöl?

      Die Echolote stießen nirgendwo auf Wasser, und das war gelinde gesprochen äußerst merkwürdig – das eine, winzige Detail, das die Neugier von PPE und Calhoun geweckt hatte. Denn sollte sich unter dem Bett des Grabens kein Wasser, geschweige denn Salzwasser abgelagert haben, war dies ein beispielloser Fund auf hoher See; das Rohöl würde sich so einfach und kostengünstig raffinieren lassen.

      Calhoun zog kräftig an seiner Zigarre und behielt den Qualm einen Augenblick im Mund. Die Stumpen waren abgesehen von einem guten Single Malt Whiskey sein einziges Laster. Verbrachte man die meiste zeit seines Lebens mit dem Ölfördern, wurde Rauchen zu einem Privileg. Er hatte vor langer Zeit erkannt, dass es auf jeder Bohrinsel mindestens einen Fleck für Raucher gab.

      Auf größeren sogar noch mehr, doch auf einer kleinen wie Leaguer musste er eben mit der höchsten Deckebene vorlieb nehmen. Bei Sturm war das suboptimal, aber immer noch handhabbar. Er musste seinem Drang also gezwungenermaßen sparsam nachhängen. Dieser Monat mochte sich lange hinziehen – und noch länger dauern, falls sie nicht sofort fündig wurden und den Idealpunkt suchen mussten.

      Shawna hatte jedoch ein gutes Gefühl und er auch. Dies sollte ihr großer Coup werden – der Riesenfund, nach dem er sich zur Ruhe setzen konnte. Dann würden Catfish und er für den Rest ihres Lebens nur noch immer bessere AUVs und ROVs entwerfen, während Shawna tun durfte … na ja, wozu auch immer sie Lust hatte. Und JP? Der Pfundskerl würde sich voraussichtlich in die Keys zurückziehen oder vielleicht auf Hawaii, um dort bis ans Ende seiner Tage zu tauchen.

      Als Calhoun einen Ruf von der unteren Ebene hörte, musste er grinsen. Die Roughnecks verrichteten ihre Arbeit. Der Führungsschacht würde am frühen Mittag bereit sein, und dann würde der Spaß losgehen.

      ***

      Selbst hoch


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